9-1-1: Lone Star - Review Staffel 5

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Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass das Ende von "9-1-1: Lone Star" abzusehen gewesen wäre. Auch wenn FOX für viele Überraschungen in den letzten Jahren gesorgt hat (u. a. mit der Absetzung von Mutterserie "9-1-1 Notruf L.A.", wenn wohl auch wissend, dass ABC zuschlagen würde), aber ich hatte eher vermutet, dass das Spin-Off nun zum neuen Zugpferd des Senders wird. Stattdessen mehrten sich aber die Gerüchte, dass die fünfte Staffel auch die letzte sein wird. Dazu die Nachricht, dass Sierra McClain nicht mehr Teil des Casts sein wird, ja, die Stimmung war doch arg getrübt, in diese finalen zwölf Episoden einzutauchen. Wie ist letztlich mein Gesamteindruck?

Foto: 9-1-1: Lone Star - Copyright: 2024 Disney. All rights reserved.
9-1-1: Lone Star
© 2024 Disney. All rights reserved.

Ich musste von Episode zu Episode mehr daran denken, dass das Schicksal von "9-1-1: Lone Star" arg an "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" erinnert. Beide Serien sind eigentlich gerade erst so richtig warm gelaufen, dann kommen Ereignisse, die offenbar eine höhere Bestimmung sind und zack, das Urteil des Endes ist gefällt. Auch bei der FOX-Produktion ist es schwierig abzuschätzen, wann das Produktionsteam Bescheid wusste. Da die Serie im Grunde eine ganze TV-Season ausgesetzt hat, können sich die Dreharbeiten durchgezogen haben oder sie sind erst sehr spät erfolgt. In jedem Fall merkt man aber deutlich, dass irgendwann die Nachricht bekannt war, weil immer mehr Fäden gesponnen wurden, um Weichen für die Zukunft zu stellen, die die Serienfiguren dann ohne uns erleben müssen. Bevor ich aber zum Serienfinale komme, gehen wir erstmal vorab ein paar Aspekte durch, wobei ich natürlich bei McClains Ausstieg anfangen muss, weil er den Staffelstart am meisten beeinflusst hat. Auch wenn ich der Schauspielerin applaudiere, dass sie für sich selbst eingestanden ist, so ist es gleichzeitig so unfassbar bedauerlich, dass es noch zu solchen Diskrepanzen im Gehalt kommt, was bei einer Woman of Color im Speziellen sauer aufstößt. Weil man ihr offenbar nicht entgegenkommen konnte (und ich denke nicht, dass sie Absurdes gefordert hat), wurde damit das konstanteste Paar der ganzen Serien gesprengt: Grace und Judd (Jim Parrack). Auch wenn ihre Missionierungsarbeit sicherlich etwas ist, was charakterlich zu der Rolle passt, aber es passt ganz sicherlich nicht zu ihr, ihre Familie und vor allem so eine kleine Tochter zurückzulassen. Es war ein fauler Kompromiss und so werde ich immer im Hinterkopf haben, wie diese Staffel wohl ausgesehen hätte, wenn McClain bekommen hätte, was sie verdient hat.

Für Grace mag es am Ende nicht ideal gepasst haben, aber dafür hat ihr Weggang für Judd und Wyatt (Jackson Pace) eine sehr interessante Staffel eingeläutet. Letzterer ist für die finale Staffel in den Hauptcast befördert worden und hat ganz geschmeidig Graces Position in der Notrufzentrale eingenommen. Dieses Verbindungsglied ist sicherlich kein Muss, macht aber "9-1-1: Lone Star" und auch die Mutterserie aus, weswegen ich es hier sehr positiv sehe, dass die Idee mit Wyatt aufgekommen ist. Auch von seiner Persönlichkeit und seinem bisherigen Werdegang her passt es erstaunlich gut. Da er seinen Traum des Feuerwehrmannes nach dem Unfall begraben musste, ist Koordinator in der Notrufzentrale ein würdiger Ersatz und Wyatts sensible und einfühlsame Art ist ideal dafür. Auch wenn ich Grace vermisst habe, aber ihn immer wieder im Ohr zu haben, daran war ich schnell gewöhnt. Für diese Figur also wirklich ein Abgang auf dem Höhepunkt. So sehr Wyatt also in der finalen Staffel floriert, so sehr wird Judd vorher nochmal durch die Hölle geschickt. Es war aber auch wirklich das, was nahe gelegen hat. Ohne Frau, ohne Job, wer wäre da nicht erstmal in die Abwärtsspirale gerutscht? Ich fand es dabei dann auch echt schön, wie viele ein Auge auf Judd hatten. Vor allem natürlich Wyatt, aber auch Owen (Rob Lowe). Wenn man bedenkt, wo die beiden Männer begonnen haben, dann haben sie es extrem weit geschafft. Als bei Judd der Alkoholismus aufgedeckt wurde, da war es großartig gespielt, aber es waren auch echt schöne Szenen, wie Owen ihm wortlos unter die Arme gegriffen hat. Auch wenn ich lieber Happy Family Ryder gesehen hätte, aber die Vorlage für Judd ist wie ein Schuss in den Winkel genutzt worden.

Foto: 9-1-1: Lone Star - Copyright: 2024 Disney. All rights reserved.
9-1-1: Lone Star
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Da ich Owen schon angesprochen habe, mache ich mit ihm gerne weiter. Im Grunde habe ich in jeder Staffelreview beschrieben, wie sehr diese Rolle doch im Zentrum ist und wie viele andere Figuren dadurch zu wenig Bildschirmzeit erhalten. In dem Sinne war es schon etwas überraschend, dass es die wenigste Owen-Staffel war. Er war natürlich durchgängig da, aber ich hatte mehr den Eindruck, dass es nicht mehr darum ging, ihm zig neue Steine in den Weg zu legen, stattdessen hatte er sich auf das besinnt, was er beruflich ist: Captain. Als solcher hat er ein Auge auf alle, kümmert sich um alle und verarbeitet dadurch auch seine eigene Schuld wegen seines Bruders Robert (Chad Lowe). In dem Sinne passt auch das Jobangebot mit New York. Ich habe gelesen, dass es immer im Kopf war, damit den Kreis für Owen zu beenden. Das ist sehr nachvollziehbar. Auch wenn er die 126 in Austin, Texas und darüber hinaus die Leben vieler anderen ordentlich durchgewirbelt hat, aber seine Wurzeln und seine Opfer liegen in New York. Also zum letzten Mal für alle da zu sein, gibt ihm auch die Gewissheit, sie gut sich selbst überlassen zu können.

Traditionell eine starke Figur der Serie ist auch Tommy (Gina Torres). Da ich parallel den Rewatch-Podcast "Sidebar" zu Suits gehört habe, war es quasi immer die doppelte Dosis an Bestätigung, welche Wucht sie doch ist. In dem Sinne ist es dann auch bezeichnend, dass McClain die Krebs-Diagnose für Tommy angeregt hat und die wusste wohl, was Torres daraus machen wird. Auch wenn es schade war, dass das Kapitel mit Trevor (D.B. Woodside) beendet wurde, aber es hat eine neue Seite aufgeschlagen für diesen dramatischen Handlungsbogen. Es war erschütternd, gerade weil die Zwillingsmädchen Isabella (Kelsey Yates) und Evie (Skyler Yates) ihren Vater Charles (Derek Webster; großartig, ihn nochmal zu sehen, sein Serientod war sooo schockierend!) schon verloren haben. Aber jede Szene war schauspielerisch ein Kunstwerk. Dazu haben wir auch hier ganz deutlich den Zusammenhalt gemerkt, denn auch um Tommy haben sich immer wieder Figuren geschart, vor allem Nancy (Brianna Baker), die zu ihrem Boss wirklich eine beneidenswerte Beziehung aufgebaut hat. Auch Marjan (Natacha Karam) hat sich immer wieder eingebracht, ist aber eigentlich eine Rolle, die eher unter dem Radar läuft, dabei sticht sie, wenn sie mal Material bekommt, immer raus. Nach ihrem amüsanten Kleinkrieg mit Paul (Brian Michael Smith) um den Posten des Lieutenants, war ich dann sehr überrascht, wie weit ihre Beziehung zum Physiotherapeuten Joe (John Clarence Stewart) schon gewachsen war. Das war dann auch die Storyline, bei der ich am deutlichsten gemerkt habe, dass die finale Staffel nun in den Köpfen aller war, denn die Hochzeit kam sehr ad hoc. Aber es war schön gemacht und war DIE Feierstunde der Staffel. Da Karam dann auch noch verraten hat, dass sie mit Stewart im echten Leben zusammen ist, haben sich Realität und Fiktion da wohl auch die Hand gegeben. Da Marjans Reise mit ihrem Glauben und ihrer doch modernen Lebensweise immer wieder ihren Weg geprägt hat, war es echt schön, sie so in Frieden mit allem zu erleben.

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Auch das liebste Fan-Couple der Serie darf nicht fehlen: TK (Ronen Rubinstein) und Carlos (Rafael L. Silva). Ich fand es ein bisschen schade, dass so eine typische unbeschwerte Phase nach der Hochzeit hier ausgeblieben ist, um gleich zig neue Konflikte zu schaffen. Auch wenn es wegen des Tods des Vaters durchaus verständlich ist, aber gerade für die finale Staffel war der Gedanke doch schade, nicht mehr positive Langeweile zu den beiden zu erhalten. Abseits davon war Carlos' Fokussierung darauf, den Mörder seines Vaters zu finden, eine der am besten ausgestalten Storylines der Staffel. Mit der Cast-Ergänzung durch Ranger Campbell (Parker Young) ist zunächst eine interessante Arbeitsdynamik aufgebaut worden, die dann auch für einiges an Rätselraten gesorgt hat, wer denn nun tatsächlich der Täter ist. Für Carlos war es auf jeden Fall wichtig, dieses Kapitel abzuschließen. Dann haben wir noch kurze Gastauftritte von Henry Ian Cusick als Gwyns zweiten Babydaddy Enzo gehabt. Zunächst waren seine Begegnungen mit Owen echt lustig, aber es hat auch eingeleitet, dass TKs Halbbruder Jonah (Theodore Marc Simard) ein neues Zuhause braucht. Damit waren wir dann bei der Kinderthematik angekommen und es wäre auch seltsam gewesen, wenn beide Männer sofort an Bord gewesen wären. Obwohl gerade zum Ende hin einiges gehetzt wirkte (beispielsweise auch Mateos (Julian Works) bedrohter Aufenthaltsstatus), aber hier hat man es doch organisch hinbekommen, die Uneinigkeit ins Gegenteil umzukippen und dass man Carlos Gedanken dazu nachvollziehen konnte.

Foto: Gina Torres & Ronen Rubinstein, 9-1-1: Lone Star - Copyright: 2024 Disney. All rights reserved.
Gina Torres & Ronen Rubinstein, 9-1-1: Lone Star
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Auch wenn sich "9-1-1: Lone Star" zu Beginn schon einem Zugunglück angenommen hat, aber diesmal wurde die doch größere Katastrophe für das Serienfinale aufgespart, was ich sehr sinnig finde. Wir haben schon in der vorletzten Episode mit der Prognose zu tun, dass bald ein Asteroid auf die Erde, konkreter auf Austin, einschlagen wird. Im Finale ging es dann richtig rund und ich muss doch gestehen, dass ich an einigen Stellen arg die Augen verdrehen musste, vor allem in einer Szene, als eigentlich nahezu alle dem Tod geweiht sind. Aber sofort hatte ich auch den Gedanken, es fängt perfekt die DNA der Serie ein. Ryan Murphy und seine diversen Teams in seinen Shows waren immer schon für pure Übertreibung bekannt, in dem Sinne hat man deutlich gemerkt, dass noch einmal alles rausgehauen wurde. Abseits der angebotenen Spannung durch eine drohende Nuklearkatastrophe hat es mir am Ende aber gut gefallen, welche Andeutungen für die Zukunft gemacht wurden. Auch wenn wir noch ein wenig in die Irre geführt wurden, aber am Ende fühlt sich alles nach wohligem Happy End an und für niemanden wurden falsche Entscheidungen getroffen. Showrunner Rashad Raisani hat auch Einblicke in anderweitige Pläne gegeben und dabei wurde für mich auch deutlich, dass es vor allem darum gegangen wäre, bei mehr Zeit die vorhandenen Handlungsbögen weiter auszubauen. Das trifft eigentlich meinen Kern für diese Staffel gut auf den Punkt. Es stimmte wieder sehr, sehr viel und diesmal wirkten die Schwerpunkte unter den Figuren auch besser verteilt. Es musste durch das Ende alle etwas im Tempo angezogen werden, aber beispielsweise im Vergleich zu "Superman & Lois" wirkte es dennoch viel besser.

Fazit

"9-1-1: Lone Star" ist durch den Ausstieg von Grace-Darstellerin Sierra McClain und das angekündigte Serienende getrübt in die finale Runde gestartet, aber die Wirkung der Serie hat für mich sehr schnell positiv zugeschlagen. Alle Figuren haben nochmal ihre Momente bekommen, es war zwar einiges etwas übereilt, aber der schauspielerischen Wucht hat das nichts genommen. Mit einem Ausrufzeichen-Serienfinale belegt man dann endgültig, warum es eine weitere Serie ist, die ich sehr vermissen werde.

Die Serie "9-1-1: Lone Star" ansehen:

Lena Donth - myFanbase

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