Bewertung

Review: #2.06 Das Szenario

Auch nachdem ich mir die Episode zwei Mal angesehen habe, bin ich mir nicht sicher, alles verstanden oder einen roten Faden erkannt zu haben. Wenn ich die neuesten 42 Minuten "Quantico" mit einem Wort zusammenfassen müsste, dann wäre es wohl: verwirrend.

"Today we're going to find out who among us is strong enough to face themselves."

Schon in den letzten Episoden war die Gegenwartshandlung auf der Farm nicht wirklich packend, da man bereits ahnen kann, wie sich die Geschichte entwickelt. Diese wenig aufregende Handlung wurde nun auch noch mit einer Übung der Woche gepaart, die in meinen Augen völlig am Ziel vorbei schoss, obwohl man gleichzeitig noch versuchte, auf die Tränendrüse zu drücken, indem man uns an Simons Ableben erinnert. Der größte Störfaktor war in meinen Augen Owen, der seinen Rekruten auf der einen Seite etwas beibringen will, ihnen dabei allerdings keinerlei Hilfestellung gibt und als Fazit dann auch noch die Entscheidung der zukünftigen CIA-Agenten auf den Kopf stellt. Jede Faser in meinem Körper hat das ganze Herangehen als eigenartig empfunden. Die Rekruten werden in sieben Gruppen eingeteilt und müssen sieben Entscheidungen treffen, die zunächst einstimmig ausfallen. Wenn man sie dann aber darauf hinweist, dass dies keine Übung ist, schalten sie ihr Gehirn plötzlich ein und entscheiden sich anders. Dabei wurde jeder in eine Schublade gesteckt, zeigte nicht den Funken von Rückgrat und konnte durch ein winziges Argument einer anderen Person sofort umgestimmt werden. Leigh Davis ist dagegen, doch Dayana bringt ihre Kinder ins Spiel, wodurch Leigh nun doch dafür ist. Sebastian ist dagegen, Léon zieht ihn mit Religion auf und Sebastian ist plötzlich doch dafür. Ryan ist dafür, Alex jedoch dagegen, weshalb er auch seine Meinung ändert. Harry ist dagegen, will sich aber mit Ryan und Alex gut stellen, weshalb er seine Meinung ändert. Wem außer mir ging das Ganze noch gewaltig auf den Senkel? Die Krönung des Ganzen war dann allerdings Owen, der den mutmaßlichen Terroristen dennoch in die Luft sprengen lässt. Bravo. Wo ist hier die Moral der Geschichte? Nicht vorhanden.

Wenn ich mich schon über Owen aufrege, kann ich gleich mit der Entwicklung zwischen ihm und Lydia weiter machen. Ich habe keine Ahnung, was für einen Eiertanz die beiden veranstalten. Hilft Lydia ihrem Vater nun oder nicht? Traut Owen seiner Tochter oder nicht? Wenn Owen Lydia um einen Gefallen bittet, reagiert diese eingeschnappt und lügt Owen später an. Der hat das bereits geahnt und die Namen auf der Liste selbst überprüft, obwohl er aber nicht die nötige Sicherheitszulassung bei der CIA hat. Auch dieses ganze Hin und Her wirkt wahnsinnig unstimmig und schafft es damit nicht, bei mir Interesse an Owen und Lydia zu entfachen.

"Why? Why compromise the entire mission for sex?"

Genau so haarsträubend ist die sich anbahnende Geschichte zwischen Shelby und Léon. Ich verstehe durchaus, dass man Shelby auch in der Gegenwartshandlung mehr in den Fokus rücken möchte, doch die Art und Weise lässt einfach zu wünschen übrig. Mittelsmann für Alex sein? Das ist Schnee von gestern. Shelby ist nun die heimliche Geliebte von Léon (kennt er überhaupt ihren Namen oder hat nur Léon alle seine Geheimnisse vor Shelby ausgebreitet und selbst nicht eine Frage gestellt?), der wegen des vielen Sex keine Zeit mehr für die CIA hat und seine Hausaufgaben von Sebastian erledigen lässt. WTF?!? Seit wann sind Léon und Sebastian Freunde? Warum fällt es niemandem auf, dass Léon nun schlechter abschneidet als Dayana zu Beginn? Gibt es das Murder-Board noch oder haben es die Ausbilder gleich aufgegeben, die schlechtesten auszusortieren, da sonst niemand mehr übrig bleibt?

Während Shelby ihre Aufgabe schlicht und einfach sein lässt, legt Nimah dieses Mal gewaltig los und erkennt natürlich sofort, dass Shelby nicht in Kontakt mit Caleb steht, sondern Léons Nummer unter Calebs Namen eingespeichert hat. Im Ernst? Ist Shelby nichts Besseres eingefallen? Und Nimah hat nichts anderes zu tun als im Telefon ihrer Freundin rumzuschnüffeln? Mit diesem Gedanken tut sich bei mir die Frage auf, ob es in "Quantico" überhaupt noch echte Freundschaften gibt? Ich wüsste kein Beispiel, bei dem nicht etwas gehörig faul zu sein scheint. Harry und Sebastian? Offenkundig hat Harry in dieser Episode entweder Ryan oder Sebastian angelogen, was den Selbstmord seines Freundes angeht und ich sehe keinen Grund, weshalb Harry Sebastian das Herz ausschütten sollte. Harry, Alex und Ryan? Auch die drei wirken keinesfalls wie Freunde, auch wenn Harry seinen Feldzug gegen Ende der Übung einfach aufgibt, da er wohl bemerkt hat, dass Alex und Ryan Gefühle für einander haben. Alles wirkt auf mich so gezwungen und es macht keinen Spaß die unehrlichen Figuren einander permanent anlügen zu sehen.

Die Idee, Simon etwas gebührender zu verabschieden (wenn auch reichlich spät) als man es bei Natalie getan hat, ist an sich ganz nett, hat für mich aber nicht mit der Übung der Woche unter einen Hut gepasst. Alex hat noch immer Albträume (wovon wir bisher nichts gehört haben) und die Vorstellung, einen potentiellen Terroristen an Simons Todestag zu opfern macht ihr zu schaffen? Warum? Sinnvoller wäre es doch, ein Menschenleben zu opfern, das unschuldig ist, wie es bei Simon der Fall war. Auch die Szene auf dem Friedhof wirkte auf mich unstimmig. Warum ist Nimah, die Simon nie leiden konnte, dabei und Raina fehlt? Wo ist Raina überhaupt?

"I wasn't kicked out, Lydia, you threw me out."

Kommen wir nun zur Zukunftshandlung, die phasenweise nicht weniger verwirrend war. Sofort gestört hat es mich, dass Alex nicht lange hinterfragt, wie sich Lydia befreien konnte. Und während noch nicht einmal dies geklärt ist, spazieren die beiden fröhlich durch die Gegend und niemand wird auf sie aufmerksam? Dass Alex Lydia (warum können eigentlich alle Swahili?) dann just vertraut, wirkt wahnsinnig unstimmig, besonders weil wir in dieser Episode erfahren, dass sich die beiden auch später nicht grün sind und dass Alex wegen Lydia die Farm verlassen musst (Warum sagt Alex, dass sie nicht rausgeflogen ist, sondern von Lydia rausgeschmissen wurde? Was ist da der Unterschied?). Und Lydias Lieblingsschüler war die ganze Zeit über Ryan? Habe ich was verpasst? Diese kurze Unterhaltung wirft unglaublich viele Fragen auf, die das durch die Gegenwartshandlung bereits schon sehr unstimmige Bild noch abstruser wirken lassen. Eine weitere Frage ist die, weshalb Owen durch eine Tat von Alex verhaftet wurde beziehungsweise in der Gegenwartshandlung erst noch verhaftet werden wird. Was hat es damit wiederum auf sich? Das sich Lydia im Endeffekt nicht als Alex' Unterstützerin herausstellt, hat sicherlich niemanden überrascht. Fragwürdig ist für mich aber noch immer, ob sie mit den Terroristen zusammen arbeitet.

Codewort Jakarta

Überraschender kam da der Tod von Leigh und die Zusammenarbeit von Nimah mit den Terroristen. Ich habe nicht den Funken einer Ahnung, wie das Ganze zusammen gehört, aber hier wurde wenigstens ein Schritt nach vorn gemacht, der nicht vollkommen Fehl am Platz wirkt. Dass wir uns dadurch von Leigh (deren Tod wirklich äußerst eklig war) verabschieden müssen, finde ich schade, da ich die durchorganisierte Hochzeitsplanerin garnicht so übel fand. Ich hoffe sehr, dass man hier nicht an Erzählweisen aus Staffel 1 anknüpft und die Person plötzlich in beiden Zeitebenen aus der Geschichte tilgt, sondern dass Leigh uns auf der Farm noch ein wenig erhalten bleibt. Außerdem möchte ich gern mehr über Sebastian erfahren, der in dieser Episode mehr gesagt hat, als in den vorangegangenen zusammengezählt. Er wirkt auf mich zwar ein wenig befremdlich, da er nach der sonst sehr zurückhaltenden Art nun plötzlich ins Aggressive überschlägt, dennoch hat man uns ein kleines Detail über ihn verraten, das vielleicht wichtig sein könnte: Sebastian ist verheiratet. Mit wem? Ist die Person anwesend? Spielt sie eine wichtige Rolle?

Fazit

In meinen Augen war diese Folge ein Schuss in den Ofen. Nichts wirkt stimmig. Die alten Hauptcharaktere fallen vollkommen aus dem Bild und die neuen schlagen teilweise unglaubwürdige Richtungen ein. Nachdem man Harry in der letzten Episode als MI6 geoutet hat, hätte ich mir einen etwas logischeren Ansatz für diese Folge gewünscht, doch man verstrickt sich nur noch mehr in wirren Mustern. Glaubwürdig war für mich lediglich der Fakt, dass die Terroristen nun tatsächlich wieder einmal jemanden töten und dass Raina und Nimah wieder einmal auf verschiedenen Seiten stehen.

Marie Florschütz - myFanbase

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