Bewertung

Review: #4.05 Vergeben und vergessen

Foto: Connie Britton, Nashville - Copyright: 2012 Andrew McPherson/ABC/Lionsgate
Connie Britton, Nashville
© 2012 Andrew McPherson/ABC/Lionsgate

Machen wir uns nichts vor, seit dem Staffelauftakt läuft leider Gottes einiges schief in "Nashville". Insbesondere bei der Charakterentwicklung liegt bisher einiges im Argen. Zu Beginn meiner Review will ich aber gleich auch einmal etwas lobend erwähnen. Dass es dabei ausgerechnet um Layla geht, überrascht wahrscheinlich nicht nur mich. Ich konnte mit ihrem Charakter lange Zeit überhaupt nichts anfangen, aber nach und nach blitzte immer wieder einmal ihre verletzliche Seite auf. Das machte sie in meinen Augen zwar nicht unbedingt liebenswerter aber immerhin menschlicher. Dummerweise wollten sich die Autoren in Bezug auf ihre Figur aber nie so richtig festlegen, ob sie nun einfach nur ein junges, naives Ding sein soll oder doch etwas mehr Tiefe bekommen sollte. Daher soll nun auch positiv ihre Offenbarung Rayna gegenüber in Sachen ihrer Beziehung zu Jeff hervorgehoben werden. In ihren Erläuterungen zeigt sie sich doch überraschend selbstkritisch und ihrer eigenen Fehler bewusst. Das wusste zumindest mich in ihrer unverblümten Offenbarung ebendieser zu beeindrucken und es verleiht ihrem Charakter eine neue Facette, die sie in dieser Art und Weise gerne öfter zeigen darf. Einen nicht ganz unbedeutenden Anteil daran hatte sicher auch Rayna, die in ihrer Fürsorge um Layla durchaus glaubhaft wirkte und mir dabei wieder einmal zeigte, welches Potential doch auch in dieser Figur eigentlich steckt und von Connie Britton doch viel zu selten abgerufen oder besser gesagt, gezeigt und interpretiert werden darf. Im Kontrast steht dazu einmal mehr der Umgang mit ihren eigenen Töchtern. Es ist zwar nachvollziehbar, dass sie Maddie nach deren Bühnenauftritt aufgrund ihres noch jungen Alters von den Mühlen der Country Music Szene fernhalten will. Es würde Rayna jedoch gut zu Gesicht stehen, wenn sie im Dialog mit ihrer Tochter einen ähnlichen Ton wie gegenüber Layla anschlagen würde, anstatt einmal mehr einen Streit mit Maddie vom Zaun zu brechen. Dass Maddie dann erneut den bockigen Teenager spielt, macht die Sache dann aber auch nicht besser.

Wenn ich es mir so recht überlege, dann war der Handlungsstrang mit Layla aber bereits alles an Positivem in dieser Episode. Da hilft es auch nicht, dass Deacon endlich zur Vernunft gekommen ist und erkennt, dass auch Scarlett eine schwere Last mit dem Tod ihrer Mutter, den sie mit ihrer Entscheidung, die lebenserhalten Maschinen abzuschalten, auch mit zu tragen hat. Sein ganzes Verhalten der letzten beiden Folgen war einfach per se absolut unnötig und so bin ich einfach nur dankbar, dass man dem jetzt zumindest ein Ende bereitet und Onkel und Nichte wieder versöhnt hat. Die in diesem Zusammenhang eingebauten Rückblenden mit Beverly hätte ich allerdings nicht gebraucht. Das hat jetzt auch gar nichts mit meiner persönlichen Abneigung gegen diese Figur zu tun, als vielmehr damit, dass diese Szenen mir keinen entscheidenden Mehrwert geboten hätten, diesen Charakter in einem anderen Licht als bisher erlebt zu haben.

Auch die inzwischen x-te Wendung in Juliettes Verhalten wusste mich kein bisschen zu berühren. Die ständigen Rückfälle in alte, eigentlich doch längst überwundene Verhaltensmuster langweilen einfach nur noch. Inzwischen ist es mir wirklich egal, ob sie noch einmal den Weg zu Avery und ihrer Tochter Cadence zurückfinden wird. Ich kann Avery sogar fast verstehen, dass er seiner Frau kein Wort mehr glauben mag und daher die Scheidung inklusive des Kampfs um das Sorgerecht seiner Tochter durchziehen will. Ich bin nicht besonders angetan davon, dies in den nun folgenden Episoden mit ansehen zu müssen, aber früher oder später rechne ich ohnehin mit einer Versöhnung der beiden. Dann könnte man das auch schnell durchziehen und beiden wieder eine sinnvolle Handlung geben. Immerhin konnte Juliette noch mit einigen gemeinsamen Szenen mit Maddie punkten. Die Rolle der großen Schwester steht ihr weiterhin gut und Luke behält tatsächlich Recht, diese Verhaltensweise sollte sie vielleicht einmal bei ihrer eigenen Tochter an den Tag legen. Unabhängig davon will ich die Autoren aber auch einmal dafür loben, dass sie die Freundschaft von Juliette und Maddie wieder aufgreifen und nicht im Sande verlaufen lassen. Ich mag es, wenn in Serien auf Kontinuität gesetzt wird.

Avery hat unterdessen auch abseits seiner Handlung mit Juliette keine besonders spannende Geschichte vorzuweisen. Die Paarung mit Marcus Keen war jedenfalls ziemlich unglücklich und offenbarte vielmehr, dass diese neue Figur nach den wenigen ersten Szenen schon jetzt ein besonders hohes Nerv-Potential besitzt. Der ach so coole Rocker, der nun in der Country Musik Fuß fassen soll, bleibt bislang einfach zu oberflächlich und klischeebeladen. Da ist einfach nichts, was an diesem Charakter auch nur annähernd interessant sein könnte. Von daher kann man eigentlich nur froh sein, dass Avery aus dieser Nummer bereits wieder draußen ist. Hoffentlich.

Überhaupt nicht gefallen will mir auch die Entwicklung bei Will und Kevin. Ich zumindest finde es sehr gut nachvollziehbar, dass Will seine eigenen Songs nach seinem bisherigen Werdegang lieber weiterhin selbst veröffentlichen will, anstatt wie in diesem Fall, Luke den Vortritt zu lassen. Dass Kevin als erfolgreicher Songschreiber eine andere Einstellung dazu hat, will ich ihm auch gar nicht absprechen. Dennoch hätte ich mir von ihm etwas mehr Verständnis für Will gewünscht, als ihn persönlich gekränkt alleine stehen zu lassen. Im Grunde genommen wissen wir eigentlich nicht viel über Kevins Vergangenheit. Dass er aber selbst Bühnenambitionen mit seinen Songs gehabt hätte, wäre mir zumindest neu. Daher sehe ich schon einen gewissen Unterschied darin, ob man sich schon immer mit dem Erfolg im Hintergrund zufrieden geben konnte oder diesen nach öffentlichem Erfolg erst lernen muss zu akzeptieren. Ich finde es einfach schade, dass man, in diesem immer noch frühen Stadium ihrer Beziehung, die so schöne Phase der Verliebtheit gleich wieder mit solchen Problemen zerstören will.

Über Gunnar will ich eigentlich nicht mehr viele Worte verlieren. Dessen Story in dieser Episode war einfach nur überflüssig. Die zwanghafte Verkupplungsaktion, um sich über Scarlett hinwegzutrösten, erzeugte bei mir nur ein müdes Gähnen. Ich finde es jedenfalls wenig glaubhaft, dass er bereits über sie hinweg sein soll und daher macht ihn so ein Abenteuer auch nicht wirklich sympathischer oder gar glaubhafter in seinen Gefühlen zu seiner Ex-Freundin.

Fazit

Es liegt weiterhin Einiges im Argen in dieser vierten Staffel. Richtig zu überzeugen wusste eigentlich nur Layla im Zusammenspiel mit Rayna. Immerhin wurde bei Deacon eine Kehrtwende in Sachen Scarlett vollzogen, so dass man sich nun hoffentlich auf spannendere Geschichten konzentrieren kann. Für alle Juliette und Avery Shipper war die Folge einmal mehr eine Enttäuschung und der beste Beweis dafür, wie man eine über einen langen Zeitraum behutsam aufgebaute Beziehung so richtig gegen die Wand fahren kann.

Jan H. – myFanbase

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