Review: #4.10 Der Antrag
Um es gleich vorweg zu nehmen, das Winterfinale war in meinen Augen öde und spannungsarm und damit eine einzige Enttäuschung. Wo sind die packenden Geschichten, die überraschenden Wendungen oder die spannenden Cliffhanger, die uns Zuschauer vor der langen Pause bei der Stange halten sollen? Ich hoffe doch wirklich sehr, dass die Autoren die Zeit nun sinnvoll nutzen und mit neuen, packenden Geschichten für die zweite Staffelhälfte aufwarten können. Aber was genau lief in der Episode eigentlich schief?
Rayna, Deacon & Marcus
Die Story um Marcus Keen als Retter von Highway 65 ist mir persönlich schon seit Beginn ein Dorn im Auge. Dabei ist es gar nicht die Handlung an sich, die in Bezug auf Raynas prekäre Situation ja durchaus interessant ist. Doch mein Interesse war eigentlich schon mit dem ersten Auftritt von Marcus dahin. Das liegt vor allem an zwei Faktoren: erstens ist Riley Smith in meinen Augen einfach kein begnadeter Schauspieler (sorry, Riley) und zweitens ist die Figur einfach derart klischeebehaftet und in seinem Verhalten vorhersehbar von den Autoren angelegt worden, dass einem beim Zuschauen nicht nur die Freude vergeht, sondern auch Langeweile überkommt. Da ist einfach jedes Klischee dabei von zickiger und eigensinniger Rockstar bis hin zur unvermeidlichen Liebesgeschichte mit seinem weiblichen Pendant, in diesem Fall verkörpert von Rayna. Da ist es den Autoren fast noch zu danken, dass sie Rayna auf diese Avancen nicht auch noch haben eingehen lassen. In der Folge trafen nun jedenfalls alle genannten Kritikpunkte auf einmal zu und machten daher den gesamten Folgenverlauf einfach nur langweilig und letzten Endes auch noch nervtötend, weil natürlich auch noch Deacon den eifersüchtigen Freund spielen musste. Also bitte, glaubt er denn wirklich ernsthaft, Rayna würde sich für Marcus interessieren? Und so machohaft ist sein Charakter ja nun auch nicht angelegt, als dass er Marcus für seinen Annäherungsversuch gleich zur Prügelei um den Hauptpreis Rayna herausfordern müsste. Nein, dass war von Anfang bis Ende eine Qual beim Zusehen und da rettete auch der Heiratsantrag am Ende nichts mehr. Das war wohl wirklich einer der miesesten Cliffhanger in einem Winterfinale seit Langem. Wer hatte dieses Ende nicht kommen sehen und was genau soll daran jetzt noch spannend sein und uns Zuschauern den Atem verschlagen, denn spätestens durch die Annahme des Antrags durch Rayna ist ja nun auch das letzte Fünkchen an Spannung verloren gegangen. Nun bleibt noch meine Hoffnung, dass wir Marcus zum letzten Mal gesehen haben und Rayna ihr angeschlagenes Label möglicherweise schon durch seine Plattenverkäufe retten kann oder zumindest eine andere Lösung finden muss, die sich dann weitaus spannender zum Zuschauen gestaltet.
Scarlett und Caleb
Endlich, so muss ich wirklich sagen, hat auch das Kapitel Scarlett und Caleb ein Ende gefunden. Auch das war eigentlich seit Beginn dieser Geschichte vorhersehbar. Es ging eigentlich nur noch um den Zeitpunkt. Ein schockierender Moment für ein Midseason Finale war das aber auf keinen Fall. Ich habe ehrlich gesagt zu keinem Zeitpunkt einen Zugang zu Caleb gefunden. Die Autoren gaben sich auch nicht wirklich Mühe, ihm auch nur ansatzweise ein interessantes Profil zu verleihen. Und selbst seine von ihm weitgehend belächelte Einstellung zur Musikkarriere seiner Freundin war kaum ein Streitpunkt, dem man sich wirklich intensiv gewidmet hat. Das war ähnlich oberflächlich, wie die Beziehung der beiden, die oft den Anschein hatte, als wäre Scarlett mehr aus Dankbarkeit für Calebs Hilfe als Arzt von Deacon mit ihm zusammen, während man bei Caleb vergeblich die tiefe Zuneigung zu Scarlett suchte und eher den Eindruck hatte, sie sei lediglich die vorzeigbare "Trophy Wife" an seiner Seite. Der Weg ist also nun wieder frei für die Paarung Scarlett und Gunnar. Und da wären wird dann auch wieder bei der Vorhersehbarkeit und Langeweile, denn dass die beiden sich wohl wieder annähern werden, steht nach dem Umgang der beiden in den letzten Wochen und den jeweiligen Blicken auf die Beziehung des jeweils anderen für mich außer Frage. Alles andere wäre wirklich mal eine Überraschung. Grundsätzlich sehe ich Gunnar und Scarlett ja durchaus gerne zusammen. Aber nach dem ständigen Hin und Her, hätte man das auch einfacher haben können.
Avery und Emily
Äußerst anstrengend empfand ich in dieser Episode auch Averys Verhalten. Wenn er so weiter macht, dann ist all die inzwischen für ihn aufgebaute Sympathie schnell wieder Vergangenheit. Ich kann ja verstehen, dass er nach all den Egotrips von Juliette seine Tochter beschützen will, aber das alles dann noch an Emily auszulassen, die ihm ja nun wirklich wohlgesonnen ist, war zu viel des Guten. Auch die Vehemenz und Lautstärke, mit der er dieses Thema jedes Mal anging, war einfach eine Spur drüber. Dankenswerterweise hatten Gunnar und Will dazu eine wesentlich gelassenere Einstellung und Distanz, so dass sie Avery letzten Endes wieder etwas erden konnten. Die gute Freundschaft dieses Dreiergespanns ist übrigens ein starkes Plus. Inzwischen schaut hier jeder nach jedem und bietet Hilfestellungen an, die schlussendlich auch angenommen werden. Das führt in der Regel zu schönen und durchaus auch emotionalen Szenen. Juliette bzw. Hayden Panettiere ist zwar aus bekannten Gründen derzeit gar nicht als Person präsent, dennoch wird die Beziehungsproblematik beständig weiter gespielt. Grundsätzlich finde ich es zwar richtig, ihre Abwesenheit nicht völlig zu ignorieren, dennoch tritt die ganze Geschichte meines Erachtens kräftig auf der Stelle. Anstatt hier einen unnötigen Konflikt mit Emily zu inszenieren, würde es der Sache auch einfach gut tun, wenn man ihr in den Folgen ohne Hayden einfach etwas weniger Raum zukommen lassen würde. Letzten Endes, und da wären wir wieder bei der Vorhersehbarkeit, wird es ohnehin auf eine Versöhnung von Avery und Juliette hinauslaufen. Oder ist hier jemand anderer Meinung?
Will und Wade Cole
Geht es eigentlich noch plumper? Auch in diesem Handlungsstrang war bereits in den letzten Folgen abzusehen, worin dies am Ende gipfeln wird. So konnte also der, und da wiederhole ich mich gerne, wirklich plumpe und unbeholfene Annäherungsversuch von Wade weder überraschen noch schockieren, wie es wohl von den Autoren eigentlich beabsichtigt war. Es war einfach nicht anzunehmen, dass man sich dieser Geschichte wochenlang annimmt, nur um am Ende einen erzkonservativen Musiker davon zu überzeugen, dass auch bekennend schwule Männer Erfolg in der Country Music Szene haben können. Am Ende bin ich auch hier dankbar, dass Will, analog Rayna bei Marcus, sich nicht auf Wade eingelassen hat. Das wäre nun wirklich der Gipfel des Ganzen gewesen. Für Will wünsche ich mir jedenfalls ganz schnell eine neue und vor allem deutlich interessantere Story.
Luke, Gabrielle & Colt
Völlig aus dem Nichts kamen Lukes Steuerschulden und genauso schnell, wie sie kamen, waren sie auch schon wieder verschwunden. Da muss man einfach nur mal eben schnell einen Teil seines Vermögens veräußern und schon sind läppische 40 Millionen Steuerschulden Vergangenheit. Ja, es wurde ein Zahlungsplan vereinbart, aber das Problem war ruckzuck wieder vom Tisch. Als angenehmer Nebeneffekt ist immerhin noch das Verschwinden von Gabrielle zu verbuchen, die nach einem Streit mit Luke das Weite suchte. Das ist nun wirklich kein großer Verlust, denn im Grunde genommen war ihr Rollenprofil noch unschärfer als das von Caleb. Sympathisch war sie mir eh noch nie und mehr als eine Affäre habe ich in ihrer Beziehung zu Luke auch nie gesehen. Sie war letztendlich auch für den Keil zwischen Luke und Colt verantwortlich. Nun hätte es natürlich ebenso einfach sein können, auch Colt schnell wieder in die Arme seines Vaters zu treiben, aber hier ging es dann ausnahmsweise mal nicht ganz so glatt. Das empfinde ich als durchaus positiv für die Entwicklung dieser Geschichte, auch wenn mir Luke in diesem Moment tatsächlich Leid tat, als er von seinem Sohn so brüsk an der Tür abgewiesen wurde. Überraschenderweise ist das tatsächlich eine der wenigen Stories, der ich im weiteren Staffelverlauf gespannt entgegenblicke.
Keinen Extra-Punkt aufmachen will ich für Maddie, was aber nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass ich Ihr Verhalten, nicht nur gegenüber ihrer Schwester Daphne, einfach nur noch anstrengend, um nicht zu sagen nervtötend empfinde. Auf dieses stereotype Teenie-Gehabe kann ich in "Nashville" gut und gerne verzichten.
Jan H. – myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: We've Got Nothing but Love to ProveErstausstrahlung (US): 09.12.2015
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Erstausstrahlung (Pay-TV): 23.08.2016
Regie: Arlene Sanford
Drehbuch: Debra Fordham
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