Bewertung

Review: #3.05 Der Weg ins Glück

Foto: Sam Palladio, Nashville - Copyright: 2012 Andrew McPherson/ABC/Lionsgate
Sam Palladio, Nashville
© 2012 Andrew McPherson/ABC/Lionsgate

"Nashville" führt eine etwas verhalten startende dritte Staffel aktuell mittelmäßig fort. Avery erfährt endlich von Juliettes Schwangerschaft, Rayna hat eine schwere Zeit mit ihrer Megatour und der Entfernung von ihren Kindern und auch bei den anderen Charakteren passiert so einiges, von dem man aktuell nicht wirklich beurteilen kann, ob es zu interessanten Geschichten oder klischeehaften Standard-Storylines führen wird.

"I'm pregnant. It's yours."

Erst dachte ich schon, Juliette will Avery ihre Schwangerschaft gar nicht mitteilen und dann haut sie es auf so eine seltsame Art und Weise urplötzlich heraus. Kann man wohl aufs "pregnancy brain" schieben, aber das fand ich schon etwas krass. Ich habe ja schon oft gehört, dass man über SMS Schluss macht, aber nun darüber eine ungeplante Schwangerschaft zu verkünden, ist auch mal was Anderes. Avery macht ihr dann auch eine ziemliche Szene, aber ganz ehrlich, wer kann es ihm verdenken? Ich fand jedenfalls das Verhalten von Juliettes Manager ihm gegenüber auch nicht unbedingt fair. Gut, er weiß offensichtlich auch nicht wirklich über die Hintergründe Bescheid und er sieht es als seine erste Aufgabe an, Juliette zu schützen. Aber letztlich hat Avery hier auch Rechte. Und dass Juliette für ihn "nothing" sei, hat er so auch nicht gesagt und wird nun von ihr etwas falsch dargestellt. Man kann seine verletzten Gefühle schon nachvollziehen und in ihrer typischen Juliette-Art gibt sie ihm halt gerade auch nicht wirklich eine Chance. Ich denke aber nicht, dass Avery langfristig bei seiner Überlegung bleiben wird, sich fern zu halten. Besonders nach Juliettes Absturz am Ende wird er sich sicher Sorgen machen. Wie sich Noah dabei an Juliette heranmacht, gefällt mir irgendwie gar nicht. Das stinkt schon zehn Meilen gegen den Wind und so eine ausgelutschte Story braucht die Serie nun echt gar nicht. Es werden eh gerade schon genügend Klischees bedient und etwas Originelleres wäre echt mal angebracht. Was übrigens auch krass war, war Zoeys Blitzreaktion, einfach spontan Juliette zu ersetzen, als die hinter die Bühne gehen muss. Das wird sicherlich noch ein Nachspiel haben. Selbst wenn Zoey es hinterher so darstellen will, als wollte sie die Show retten, hat das schon einen bitteren Beigeschmack und wirkt nicht wirklich freundschaftlich sondern eher Show-stehlend. Und wir wissen ja, wie Juliette auf Menschen reagiert, die ihr die Show stehlen wollen. Zoey wird sich also wohl bald einen neuen Job suchen müssen.

"Good guys are hard to find..."

Und wo wir schon gerade bei ausgelutscht waren, ich finde es schon extrem merkwürdig, muss ich sagen, dass die Serie die "Hauptcharakter erfährt überraschend Jahre später davon, dass er Vater ist"-Story echt innerhalb weniger Folgen glatt zwei Mal durchziehen. Gehen nach zwei Staffeln echt schon die Ideen aus? Zwar ist es prinzipiell schon eine andere Situation und Gunnar kann sicher eine interessantere Storyline, die nichts mit Scarlett zu tun hat, mehr als gebrauchen, aber irgendwie betrachte ich das Ganze schon auch etwas skeptisch. Das Mädel wirkt auch etwas flatterhaft und ich frage mich, wohin das noch führen soll bei Gunnar. Jedenfalls wird es sicherlich zu größeren Problemen mit Zoey führen, die bald zurückkehren sollte. Naja, es heißt wohl erstmal abwarten, was die Serie mit dieser Story wirklich vorhat. Am Ende lügt sie vielleicht nur, um endlich einen guten Vater für Micah zu finden, denn es ist schon sehr seltsam, dass sie plötzlich aus dem Nichts auftaucht, dann direkt wieder verschwinden will und plötzlich doch gesteht, dass sie einen Sohn von Gunnar hat. Wir werden es erleben.

Family Photo

Warum haben wir Lukes Tochter eigentlich noch nie gesehen? Will man den ohnehin enormen Cast nicht noch weiter vergrößern oder welchen Sinn soll das haben, dass sie oft erwähnt wird, aber man nur den Sohn sieht? Denn es ist schon irgendwie seltsam, dass die beiden bald heiraten, aber sie noch nicht mal die Tochter untereinander vorgestellt haben. BTW, 1500-Dollar-Kopfhörer? What the... Aber nun gut, zurück zur Story: Nachdem zuletzt nur Maddie Probleme gemacht hat, zeigt nun auch mal Daphne ihre Unzufriedenheit mit der Situation. Absolut verständlich, aber ich finde, Rayna geht mit allem schon ziemlich optimal um. Mother of the year, anyone? Auch wie sie mit Maddies Zeitungsartikel umgeht, war toll. Kann mich Connie Britton bitte auch adoptieren? Erst Mrs. Coach und jetzt auch hier wieder die perfekte Mommy.

Ihren Ausraster gegenüber Teddy fand ich dann leicht übertrieben, auch wenn man ihre Gefühle natürlich nachvollziehen kann. Man muss dabei auch noch berücksichtigen, dass Teddy nicht nur gegenüber dem superreichen Luke anstinken muss, der den Kindern alles bieten kann, was sie sich nur erträumen können, sondern auch noch gegen Deacon, der droht eine emotionale Distanz zwischen ihm und Maddie aufzubauen. Selbstverständlich nicht absichtlich, aber natürlich ist das, was unweigerlich passiert, auch wenn alle Beteiligten sich noch so bemühen, alles möglich richtig zu machen. Was mir dann wiederum nicht wirklich gefallen hat, war weiterhin Teddys recht fremdschamauslösenden Flirtversuchen beizuwohnen sowie Sadie, die als Raynas neues Labelmitglied eingeführt wurde, um Scarlett zu ersetzen, jedoch bisher mehr wie Raynas Schoßhündchen wirkt. Ich weiß nicht, ob man vorhat, ihr noch einen Charakter zu verpassen, oder ob sie so zahm und lieb und nichtssagend bleiben soll, weil sie lediglich glaubhaft machen soll, dass Rayna mit ihrem Label Erfolg haben wird. Am Anfang der Serie hatte die Musik irgendwie einen größeren Platz und derzeit steht der Kommerz so stark wie nie im Mittelpunkt der Show, was natürlich auch irgendwie der Realität entspricht, aber wodurch eben auch die vielen tollen musikalischen Glanzpunkte aus der ersten und den Anfängen der zweiten Staffel unterzugehen drohen, was ich etwas schade finde.

"It ain't love, it's business."

Genauso wirken irgendwie auch manchmal Ruke, um ehrlich zu sein, aber okay, es gab natürlich auch noch ein paar andere Handlungsstränge in dieser Episode. Will vergrault zum Beispiel seinen Fitnesstrainer, als er ihn einen Vertrag unterschreiben lassen soll, der ihn zur Verschwiegenheit verpflichten soll. Das an sich finde ich nicht mal unbedingt so schlimm, aber es führt dann eben dazu, dass Will ihm recht klar macht, dass es nur um Sex geht. Dass da mehr im Spiel gewesen sein soll, war bisher aber ohnehin in der Show nicht wirklich durchgedrungen. Von daher ist es von Zuschauerseite nicht wirklich verständlich, warum der Coach so ausflippt. Sehr traurig wird es dann, als Will zusammengeschlagen und beklaut wird. Das hat mich durchaus etwas mitgenommen. Aber ich frage mich, wie viel weiter man noch gehen will als den versuchten Selbstmord von Will vor Kurzem, wenn es um seinen Absturz geht, der unweigerlich kommen wird, wenn – vermutlich durch Layla – alles ans Licht kommen wird. Nett fand ich es, dass Deacon ihm helfen möchte. Aber eventuell war das auch nur wieder ein Moment, der eingeschoben wurde, da er gerade selbst recht wenig storytechnisch her gibt und der recht große Cast ja auch irgendwie Verwendung finden muss. Deacons aktuelle Beziehung, die ohnehin so vorhersehbar war wie sonstwas, lässt mich auch vollkommen kalt. Aber wie soll man als Zuschauer sowas auch noch ernst nehmen? Spätestens in dieser Staffel sollte es wirklich eine Entscheidung für Deacon geben dürfen, damit er endlich Rayna bekommt oder sein Leben eben wirklich selbst anfängt zu leben. Ansonsten wird es nämlich dahingehend nicht nur langweilig, sondern auch langsam irgendwie unfair gegenüber ihm, wobei man natürlich immer bedenken muss, dass er seine eigenen Entscheidungen trifft und selbst dafür verantwortlich ist, wenn er sich von Rayna hinhalten lässt.

Wunderschön war es hingegen, Scarlett wieder mal singen zu hören. Leider wurde sie ja ständig unterbrochen, aber die Story mit dem Obdachlosen war dann doch ganz nett. Süß war es auch, wie er ihren Song endlich beendet hat. Mit Layla geht es derweil den Bach herunter, aber mich lässt ihre Story ehrlich gesagt ziemlich kalt. Ihr Charakter ist einfach nichtssagend und unsympathisch und mir ist es auch recht egal, was mit ihr passiert. Jeff ist natürlich das Allerletzte, wie er sich ihr gegenüber verhält, aber das ist langsam auch nichts Neues mehr und ich finde es generell sehr schlimm, zu welchen Mitteln er bereit ist zu greifen (siehe Raynas Töchter, die ganz sicher sehr bald mit hineingezogen werden, noch offensichtlicher kann man eine Storyline ja nun wirklich auch nicht aufbauen).

Fazit

Diese Episode bewegte sich auch mal wieder eher im Mittelfeld. Es gab ein paar gute Szenen, aber auch wieder viel, was Kopfschütteln oder Schulterzucken bei mir hervorrief. Vor allem war es aber eine Episode, die wirkte, als würde viel aufgebaut, das in den kommenden Episoden dann zu einigen dramatischen Momenten führen könnte. Ein bisschen mehr Schwung und ein bisschen mehr (gute) Musik täten "Nashville" derweil aber wieder gut.

Nadine Watz – myFanbase

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