Bewertung

Review: #2.03 Auge des Sturms

Foto: Walton Goggins, Justified - Copyright: Sony Pictures Television
Walton Goggins, Justified
© Sony Pictures Television

Als ein Bus, mit dem Medikamente geschmuggelt werden, überfallen wird, gibt es Ärger in Harlan und sofort richtet sich der Verdacht auf Boyd Crowder. Die Frage ist: hat er sich tatsächlich geläutert oder ist er rückfällig geworden? Auch für Raylan geht es um alte Gewohnheiten: Wie wird es mit Winona und ihm weitergehen?

"Dafür, dass du dich angeblich so verändert hast, klingt das, was du sagst, ganz genau wie früher."

Dass der plumpe Dewey Crowe mal so einen Satz über die Lippen bringen würde, hätte ich nie im Leben geglaubt. Vor allem deswegen, weil er damit durchaus den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Gleichzeitig war ich aber auch überrascht, dass Dewey in der Lage ist, einen Plan zu schmieden. Bislang habe ich ihn immer nur für einen minderbemittelten Mitläufer gehalten. Sein Auftritt im Gemischtwarenladen zeigte ihn als siegessicheren Mann. Sich allerdings mit der Bande anzulegen, die hinter dem Schmuggel der Drogen steckt, zeugt dann wieder von seiner Naivität. Dass er sich als Raylan Givens ausgibt, kam wiederum völlig unerwartet und brachte auch eine Prise Humor in die Szene.

Boyd hat in der ersten Hälfte der Episode eine gute Figur gemacht. Er gab sich aufrichtig und arbeitsam. Außerdem versucht er glaubwürdig, an Deweys Gewissen und Intelligenz zu appellieren. So eine Seite an Boyd zu sehen, hat mir gut gefallen, denn er hat nicht sein übertriebenes gottesfürchtiges Verhalten gezeigt. Auch sein Gespräch mit Raylan verläuft erstaunlicherweise recht nüchtern und ohne Zwischenfälle. Die Freundschaft zwischen den beiden ist mehr als außergewöhnlich und selten hat man so eine Kombination zuvor im Fernsehen bei anderen Serien erlebt. Seine Besorgnis um Dewey scheint echt zu sein, selbst wenn er diesen durch einen Anruf bei Raylan in die Pfanne haut. Doch natürlich kann es nicht angehen, dass der ehemalige Bad Boy nun zu den Guten übergelaufen ist.

Eindrucksvoll entledigt er sich am Ende der Folge des aufdringlichen Kyle, nimmt ihn in den Schwitzkasten, während er selbst am Steuer des Wagens sitzt und lässt diesen bei voller Fahrt dann los. Ohne eine Spur der Reue fährt er dann davon. Manche Dinge ändern sich eben nie. Zum Glück.

"Noch einer." - "Nein, nicht noch einer. Ich bin der einzig echte US Marshal."

Doyle Bennetts Auftritt war recht kurz, aber aufschlussreich. Zuerst glaubt er, dass Raylan Dreck am Stecken hat und reibt es diesem auch unverzüglich unter die Nase. Unterschwellig deutet er an, dass im Fall des Falles eine Hand die andere wäscht. Als sich dann aber der Irrtum aufklärt, rudert er sofort zurück. Es wird klar, dass er nur auf seinen eigenen Vorteil aus ist und dass er das Gesetz auf seine Art auslegt, wenn es sein muss. Was er auch später unter Beweis stellt, als er zwei Männer aus dem Weg räumt, die seine Brüder Dickie und Coover als Drahtzieher hinter dem Überfall auf den Bus nennen.

Dass eine Folge von "Justified" ohne Schießerei auskommt, ist eher selten, daher war es nicht überraschend, dass sich Raylan im Kugelhagel mit zwei Komplizen des Überfalls wiederfindet. Im Vergleich zu anderen Folgen war dieser Schusswechsel aber recht kurz und einseitig.

Dann bleibt noch die Frage: Was ist mit Winona und Raylan? Wieso haben sich die beiden denn überhaupt getrennt? Das scheint keiner der beiden mehr zu wissen. Stattdessen verhalten sie sich wie ein verheiratetes Ehepaar oder verliebte Teenager. Sie lieben und streiten sich. Und versuchen alle Welt glauben zu machen, dass sie nichts mehr miteinander haben. Selbst Ava weiß wie der Hase läuft und macht Raylan gegenüber eine klare Aussage. Er hat sie hintergangen und daher will sie nichts mehr mit ihm zu tun haben. Und er soll sich aus ihrem Privatleben heraus halten. Ob er sich daran halten wird, steht in den Sternen. Solange Ava mit Boyd zusammen wohnt, werden sich zwangsläufig Spannungen zwischen ihr und Raylan ergeben. Denn ich glaube nicht, dass Raylan bereit ist, einen Schlussstrich zu ziehen. Dass sie sich immer wieder auch wegen Boyd über den Weg laufen, macht die Sache natürlich nicht einfacher und wird bestimmt immer wieder für neuen Zündstoff zwischen den beiden sorgen.

Fazit

In dieser Folge richtet sich das Augenmerk wieder auf das Altbekannte: Gut gegen Böse. Der Fall mit den geschmuggelten Medikamenten wurde gut vermittelt und bestach durch kluge Einfälle und Wendungen. Es ist bekannt, dass der Bennett-Clan in üble Machenschaften verwickelt ist, doch bisher hielt sich das in Grenzen. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Ganze noch entwickeln wird. Eins ist jedoch sicher - langweilig wird es Raylan sowohl in beruflicher als auch in privater Hinsicht ganz gewiss nicht werden.

Melanie Berl - myFanbase

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