Bewertung

Review: #3.09 Wer ist tot?

Wir sind von den letzten beiden Winterfinalen großartige Twists, erschreckende Erkenntnisse und emotionale Entwicklungen gewohnt. Doch dieses Winterfinale toppt in meinen Augen alles.

Ab der ersten Sekunde ist klar, dass diese Folge eine emotionale Achterbahnfahrt wird, denn man nimmt die Story dort wieder auf, wo man letzte Woche einen Cut gezogen hat. Wird sich Frank erschießen? Auf der Stelle verfällt man in Anspannung, da Viola Davis, Liza Weil und Charlie Weber ihre Rollen so fantastisch spielen, dass man sich sofort wieder am Sofa festkrallt. Annalise sinnt nach Rache und Frank ist der einzige, den sie bestrafen kann, obwohl sie ihre Wut sicher viel lieber an Sam auslassen würde, da jener ihr Mann war und sie jahrelang belogen hat. Nicht weniger authentisch zeigt uns Frank wie reumütig er ist und in seinen Augen steht die pure Verzweiflung geschrieben. Bonnie ist indes den Tränen nahe, da sie zwischen den Fronten steht. Natürlich ist sie Annalise gegenüber loyal, doch Frank stellt in ihrem Leben eine wichtige Bezugsperson dar, was mit ihrem One-Night-Stand in Episode #3.05 It's About Frank noch einmal untermauert wurde. Es ist ergreifend, wie Bonnie Frank unter Tränen dazu bewegen kann, die Waffe sinken zu lassen und nicht weniger mitgenommen als von Bonnies Flehen ist man von Annalises entsetztem Gesichtsausdruck. Einerseits will sie, dass Frank für seine Taten bezahlt, andererseits sieht sie, wie sehr Bonnie um ihn kämpft. Damit erschafft man einen packenden Start in eine Episode, deren größte Schockmomente erst noch bevorstehen.

"Who's dead?"

In den letzten Wochen haben wir gerätselt, wie es zu dem Feuer kommt, wer dabei sein Leben lassen muss und seitdem wir wissen, dass Wes Annalise in den Rücken gefallen ist, stellt sich natürlich auch die Frage, was die Ursache dafür war.

Ich habe ehrlich gesagt damit gerechnet, dass Annalise und Wes ein abgekartetes Spiel spielen, ein wenig wie beim Mord an Emily Sinclair, wobei man den Tatort manipuliert, um die eigenen erschreckenden Taten zu verwischen. Das ist jedoch nicht der Fall und die Auflösung könnte nicht erschreckender sein. Denn als Wes den beiden Detectives gegenübersitzt, schlägt die Hoffnung, dass Wes mit Annalise unter einer Decke steckt, in einem Sekundenbruchteil um, als man das Foto von Rebecca erblickt. Denn genau das stellt die Achillesferse in der Beziehung von Annalise und Wes dar.

Erinnern wir uns nur zurück an #2.09 Wer Wind säht. Vor genau einem Jahr versuchte Annalise, Wes dazu zu bewegen, auf sie zu schießen, indem sie gestand, Rebecca sei tot. Nachdem die Krise ausgestanden war, läuterte Annalise diese erschreckender Wahrheit und konnte somit langsam wieder ihre Freundschaft zu Wes kitten. Jener hat sich seit #1.15 Nichts als die Wahrheit und dem plötzlichen Verschwinden Rebeccas jedoch keinesfalls mit der Situation angefunden und sogar den Großteil von Staffel 2 damit verbracht, seine Freundin zu suchen.

Die Szene ist wunderbar geschrieben und Wes, der Annalise treu ergeben sein wollte, steht das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, als er vom Fund von Rebeccas Leiche hört. Man erkennt, wie hinter seinem starren Blick die Rädchen zu rotieren beginnen und schließlich kommt er zu dem einzig logischen Schluss, den er bisher aber nicht wahr haben wollte: Rebecca ist tot. Und was für ihn noch viel erschütternder ist: Annalise wusste es die ganze Zeit.

Es ist großartig, wie Alfred Enoch seine Rolle spielt und nun trifft den Zuschauer die Erkenntnis: Wenn Wes Bescheid weiß, dann ist er Annalises tatsächlich in den Rücken gefallen. Es fügt sich nun alles zusammen und die Autoren von "How to Get Away with Murder" beweisen, dass sie auch in Staffel 3 noch einiges in Petto haben.

Man strickt die Geschichte weiter und zeigt uns, dass Annalise tatsächlich alle in die Kanzlei bestellt hat, wodurch man seine liebgewonnenen Charaktere in Sicherheit wiegt. Denn es sieht ganz so aus, als wären es Nate und Laurel, die sich im Haus befinden, als dieses in Flammen aufgeht. Doch die Autoren haben uns für ihren Geschmack noch nicht genug in Aufregung versetzt und ziehen ein weiteres Ass aus dem Ärmel. Im Leichenschauhaus diktiert die Ärztin gerade die Details zu dem Mann, der in der Kanzlei tot aufgefunden wurde, als jemand auf sie zugeht. Die Szene wurde stilistisch super umgesetzt, da man nicht sieht, welche Person sich gerade durch die Gänge bewegt. Und dann ein weitere Schock: es ist Nate.

Doch wenn Nate nicht tot ist, wer ist dann im Feuer gestorben? Es bleibt nur noch eine Möglichkeit und diese ist so unwahrscheinlich, dass ich überhaupt nicht daran gedacht hätte. Denn bei dem Toten dieser Staffel handelt es sich um keinen geringeren als Wes.

Das muss man erst einmal sacken lassen.

Unter den Keating Five hat Wes in meinen Augen immer einen Sonderposten eingenommen. Er hatte eine besondere Bindung zu Annalise, er war der erste Mörder. Kann "How to Get Away with Murder" ohne Wes funktionieren? Ich weiß es nicht. Er stellt ein wichtiges Bindeglied zwischen den Fronten dar.

Der Tod von Wes lässt viele Fragen offen, um die sich die zweite Staffelhälfte drehen wird. Wie gehen die Keating Five (Four) mit dem Verlust aus den eigenen Reihen um? Wird Laurel und Meggy der Tod von Wes enger zusammen bringen? Wird Annalise noch immer angeklagt, auch wenn Wes nicht mehr gegen sie aussagen kann? Nate hat gesagt, dass Wes bereits vor dem Feuer tot war. Wie ist er ums Leben gekommen? Und viel wichtiger: Wer ist der Mörder?

Die Zeitebenen sind nicht ganz eindeutig und so fragt man sich, wer das Haus nun in die Luft gejagt hat. War es Frank, der auf Anweisung von Bonnie die Schuld auf sich nimmt und somit Beweise gegen Annalise vernichten wollte? Wenn ja, wusste er, wer sich noch im Haus befindet? Ich fand es sehr verdächtig, wie er vor der brennenden Kanzlei steht, mit Bonnie telefoniert und sich dann abwendet. Auch die Tatsache, dass Laurel im Krankenhaus ist, scheint Frank nicht weiter beunruhigt zu haben. Hat er das Ganze so arrangiert, um Wes aus dem Weg zu räumen?

Randnotizen

  • Oliver scheint nicht mehr auf der Wartebank sitzen zu wollen und recherchiert in dieser Episode fleißig über den Tod von Sam und die Nacht des Freudenfeuers. Erkennt er bald, wie beides zusammenhängt? Wird er dann Wes in Annalises Gruppe ersetzen?
  • Die konfliktreiche Beziehung zwischen Michaela und ihrer Mutter hat mir gut gefallen und zeigt, weshalb Michaela enorme Bindungsängste und kaum Selbstwertgefühl hat. Sie hat sich in ihrer Pflegefamilie nie verstanden und geborgen gefühlt. Ich fände es gut, wenn die Beziehung mit Asher nicht daran scheitert, dass jener ihre Mutter nach Philadelphia gebracht hat, denn Asher und Michaela geben ein gutes Team ab.
  • Staatsanwältin Rene Atwood wurde einem zu Beginn als charakterstarke Frau präsentiert, doch dass sie sich nun so sehr auf ihren Rachefeldzug gegen Annalise versteift, macht sie sehr unsympathisch. Auch die Art, wie sie mit Nate umgeht, wirkt auf mich etwas ungewöhnlich. Mag sie ihn tatsächlich? Ist er nur Mittel zum Zweck?

Fazit

Das Winterfinale ist schockierend und mit dem Tod von Wes hätte ich nicht gerechnet, da er eine sehr wichtige Position in "How to Get Away with Murder" einnimmt. Es ist daher ein wahnsinnig gelungener Cliffhanger, wirft aber die Frage auf, ob die Serie auch ohne Wes funktionieren kann.

Marie Florschütz - myFanbase

Die Serie "How to Get Away with Murder" ansehen:

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