Bewertung

Review: #2.06 Liebesbeweis

Foto: How to Get Away with Murder - Copyright: 2017 ABC Studios; ABC/Tony Rivetti
How to Get Away with Murder
© 2017 ABC Studios; ABC/Tony Rivetti

Zum ersten Mal zeigt man und etwas mehr über Frank, was dazu führt, dass man ihn gleichzeitig mehr verstehen kann, andererseits aber umso mehr zu fürchten weiß.

"You're all garbage."

Wir sind es von "How to Get Away with Murder" bereits gewohnt, dass viele Intrigen gesponnen werden und man nie ganz sicher sein kann, wem überhaupt zu trauen ist. Genau dieses Gefühl verstärkt sich in dieser Episode noch mehr, da sowohl Annalise als auch Frank äußerst manipulativ sind und mit allen Mitteln versuchen, die Studenten unter ihrer Fuchtel zu behalten.

Besonders Annalise war in dieser Woche wieder ganz in ihrem Element, nachdem sie sich zuvor doch sehr in die Enge getrieben fühlte. Im Fall der Woche zeigte sie gleich in den ersten Minuten, dass sie einen klaren Kopf bewahren und die Dinge so biegen kann, wie sie es gerade braucht. Dabei schimmerte zwar auch das Mitgefühl durch, das Annalise für Jill empfindet und man zieht ein paar Parallelen zu Annalises unglücklicher Ehe mit Sam, im Vordergrund stand für mich jedoch Annalises starker Wille, auf jeden Fall zu triumphieren, was ihr schlussendlich auch gelang. Dabei legt sie sich allerdings vielleicht selbst Steine in den Weg, da Annalise nun Familie Millstone quasi den Krieg erklärt und nicht davor zurückschreckt, deren Geheimnisse auf den Tisch zu packen, um ihre eigenen zu verscharren. An dieser Stelle habe ich mich unwillkürlich gefragt, ob man hier einen Bogen zum Hapstall-Fall schlägt und ob es möglich ist, dass Annalises Verrat an Asher dazu führt, dass sie selbst und Emily Sinclair Opfer eines Verbrechens werden. Ich fände es sehr interessant, wenn Asher oder Bill auf diese Weise in den Hapstall-Fall verstrickt wären und Annalise sich mit der Auslieferung ihrer Geheimnisse vielleicht ihr eigenes Grab schaufelt.

Ebenso gewieft war Annalises Gespräch mit Wes, den sie verzweifelt wieder auf ihre Seite ziehen möchte. Zu Beginn der Staffel schien es kurzzeitig so, als wäre Wes bereit, Annalises Worten zu Rebeccas Verschwinden Glauben zu schenken, doch mittlerweile weiß Wes nicht, wem er überhaupt noch trauen kann. Dadurch kam es zu einer sehr intensiven Szene zwischen den beiden, in der man ein Fünkchen mehr über Wes' Vergangenheit und den Tod seiner Mutter erfahren hat. Schon zuvor gab es in dieser Richtung immer mal wieder Andeutungen und Annalise verhält sich seit Beginn der Serie Wes gegenüber äußerst mütterlich und beschützerisch, wodurch ich mich schon häufig gefragt habe, ob es irgendein familiäres Band zwischen den beiden gibt. Auf diese Frage bekommen wir keine Antwort, man verdeutlicht uns aber, dass Annalise in ihrem Vorgehen sehr skrupellos ist. Sie spricht vor Wes das Schlimmste an, was ihm jemals passiert ist: der Selbstmord seiner Mutter. Damit versucht sie, Wes wieder an sich zu binden und dafür zu sorgen, dass er seine Nachforschungen bezüglich Rebecca einstellt. Man weiß nie, ob man Annalise bewundern, fürchten oder bedauern soll, da sie einem in einer einzigen Episode so viele Facetten zeigt, dass man die Frau niemals in eine Schublade stecken kann.

Ähnlich wie Annalise gegenüber Wes verhält sich Frank in dieser Episode bei Laurel. Es ist dem Zuschauer durchaus klar, dass Frank etwas für Laurel empfindet, was er dadurch unterstreicht, dass er den Schritt wagt, Laurel seiner Familie vorzustellen. Doch dieser Schritt ist nicht wie bei anderen Pärchen einzig ein Zeichen von Zuneigung, sondern dient Frank gleichzeitig dazu, Laurel an sich zu binden und sie davon abzuhalten, ihn länger bei dem Verschwinden von Rebecca in Verdacht zu haben. Es ist äußerst gerissen, wie die Autoren damit aufzeigen, dass Frank eine schwierige Person ist und trotz seiner dunklen Machenschaften nach Geborgenheit strebt.

Mit den Flashforwards unterstreicht man das Gefühl, Frank trotz seiner sanften Seite nicht trauen zu können, noch einmal, denn offenbar spielt auch er eine zentrale Rolle in der Attacke auf Annalise und Emily. Schon allein der erste Teil, in dem Frank im Krankenhaus eine Szene abliefert, wirkt äußerst verdächtig und man stellt seine Loyalität Annalise gegenüber in Frage, da er scheinbar nicht wirklich besorgt um sie ist. Als er am Ende dann Catherine in den Wald bringt, werfen die Autoren noch mehr Fragen auf, die den ohnehin undurchsichtigen Frank noch geheimnisvoller machen.

"It's a list of bad things you could have done."

Man bringt den Hapstall-Fall in dieser Episode etwas voran, indem man uns einen neuen Hauptverdächtigen präsentiert und auch gleich eine Verbindung zu den Keating Five schafft, indem man Oliver näher in die Geschehnisse verwickelt. Ich finde es durchaus gut, dass Oliver einen größeren Part in der Geschichte einnimmt, bin aber von der Logik des Ganzen nicht ganz überzeugt. Oliver ist offenbar ein äußerst guter Hacker, der Annalise und ihren Mitarbeitern schon in einigen Fällen unter die Arme gegriffen hat, indem er sich auf unzugängliche Datenbanken und auf private Computer Zugriff verschafft hat. Doch wenn er so clever ist, weshalb bemerkt er dann nicht, dass nicht nur er Philip sondern auch Philip ihn bespitzelt? Leider wollen es die Autoren an dieser Stelle unnötig spannender machen, was mir dann aber ein bisschen zu viel Zufall ist.

Nicht nur bei Olivers Hacker-Künsten läuft nicht alles glatt, auch Nate muss in dieser Episode einen herben Schlag einstecken, nachdem er seiner Frau Sterbehilfe geleistet hat. Billy Brown konnte mich von der tiefen Trauer, die Nate Nias Verlust beschert, vollkommen überzeugen. Dies spiegelte sich darin wieder, dass Nate nicht weiß, wohin mit seinen Gefühlen und dadurch die Brücken zu den Menschen abbricht, mit denen er sich in der letzten Zeit umgeben hat. Sowohl von Wes als auch von Annalise will Nate nichts wissen, da beide ihm mit ihren Plänen und Machenschaften Zeit geraubt haben, die Nate mit seiner totkranken Frau hätte verbringen können. Es ist herzzerreißend, wie Nate nun feststellt, wie wenig er die Zeit mit Nia geschätzt hat und gleichzeitig fragt man sich, was Annalise ihm eigentlich bedeutet. War sie nur eine Ablenkung, mit der er sich über Nias voranschreitende Krankheit hinwegtrösten wollte? Oder hat Nate tiefe Gefühle für Annalise, die er sich aber nun nicht länger eingestehen will, da er sich selbst Vorwürfe macht, weil er Nia vernachlässig hat?

Fazit

Mit einem großen Fokus auf Frank und Annalise konnte diese Episode an vielen Stellen punkten, da man uns auf die Gerissenheit beider Charaktere hinweist. Der Fall der Woche war für mich hingegen eher schwach und auch der Versuch, Oliver mehr zu integrieren, erscheint mir etwas halbherzig durchdacht.

Marie Florschütz - myFanbase

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