Bewertung

Review: #3.05 Engel und Monster

Foto: Jack Coleman &, Zachary Quinto, Heroes - Copyright: 2010 Universal Pictures
Jack Coleman &, Zachary Quinto, Heroes
© 2010 Universal Pictures

Was ist passiert? Was ist mit den Charakteren passiert? Was ist mit den Storylines passiert? Was ist mit dieser Serie passiert? Wie kann es sein, dass ein harmloser Wissenschaftler zu einem Spidey-Mohinder wird? Dass ein gutmütiger Krankenpfleger plötzlich seine Mutter umbringen will? Dass eine Cheerleaderin auf einmal zu Bitch-Claire wird? Sind wir in einer alternativen Realität gefangen oder will man einfach so lange schocken, bis alle Fans den Punkt erreicht haben, dass sie gar nicht mehr darüber nachdenken, was sie sehen?

Zugegeben, ganz so schlimm war die Episode nicht. Aber sie war auch keinesfalls gut. Und jedem Fan dieser Serie tut es in der Seele weh, wenn er sieht, wie Stück für Stück fast jeder der Charaktere der Serie so komplett transformiert wird, dass man sie kaum wieder erkennt. Wo soll das hinführen?

"Suresh? He's harmless."

Die katastrophalste Storyline hat definitiv Mohinder abgekriegt, der nun komplett zu Spidey-Mohinder geworden ist und Menschen in Kokons einspinnt. Das kann doch nicht wahr sein, wer hat sich denn bitte das einfallen lassen? Während der neu erstarkte Mohinder, der noch halbnackt in der Wohnung herumgesprungen ist, wenigstens nett anzusehen war, ist Spidey-Mohinder einfach nur lächerlich. Fähigkeiten hin oder her, aus dem moralischen Standbein der Serie einen mörderischen Spinnenmann zu machen, das geht nicht. Und das klappt nicht. Und es wird unerträglich, wenn auch noch Maya dazukommt.

Als Maya das Atelier betritt und der Blutspur folgt, hatte ich tatsächlich die Hoffnung, dass dieser Charakter nun erstmals nach 12 Folgen etwas Sinnvolles tun und den armen Nachbarn befreien wird. Kurzweilig hatte ich sogar die Hoffnung, dass sie Spidey-Mohinder mit ihren Todestränen töten wird, denn mal ganz ehrlich, zu diesem Zeitpunkt wäre es eh nicht mehr schade um ihn. Doch was tut sie? Nichts! Und so landet auch Maya in Spidey-Mohinders Kokon. Na super.

"Am I an angel or a monster? A hero or a villain?"

Viel besser ist da schon, was mit Nathan passiert. Er ist einer der wenigen Charaktere, die in dieser Staffel bislang ein gutes Los gezogen haben. Obwohl seine plötzliche Religiosität anfangs etwas befremdlich war, hat man es geschafft, seiner Figur noch mehr Tiefe zu verleihen und die Kombination mit Tracy war goldrichtig: Adrian Pasdar und Ali Larter haben einfach eine großartige Chemie.

Im Gegensatz zu fast allen anderen Handlungssträngen, wird die um Nathan und Tracy mehr oder weniger konsequent vorangetrieben: Nach einer gemeinsamen Nacht reden Nathan und Tracy über den Selbstmordversuch und gehen auf ihrer Suche nach Antworten zu Mama Petrelli. Die zeigt ihnen nicht nur einen im künstlichen Koma liegenden Peter, sondern auch Akten, die beweisen, dass sowohl Tracy als auch Nathan (!) synthetische Fähigkeiten besitzen und als Versuchskaninchen dienten. Wow! Mal wieder bleibt einem nichts anderes zu sagen, als dass Mama Petrelli BÖSE ist, aber gleichzeitig muss Cristine Rose erneut ein Lob dafür ausgesprochen werden, dass sie es schafft, dass man tatsächlich Mitlied mit ihr hat, als ihr Sohn sie wütend im Büro zurücklässt. Mama Petrelli ist einfach ein so wahnsinnig ambivalenter Charakter, dass man selten weiß, woran man ist. Sie klaut Socken, plant aber gleichzeitig die Auslöschung von 0,07 Prozent der Erdbevölkerung. Sie will die Ausbreitung eines tödlichen Virus verhindern, hat aber kein Problem damit, ihren psychopathischen Sohn mit Menschen zu füttern. Mit dieser Dame legt man sich besser nicht an.

"Rehabilitation doesn't happen overnight. I'm trying."

Apropos psychopathisch: Unser neues Dreamteam Sylar und Noah begibt sich diesmal auf seine zweite gemeinsame Mission. Es ist absolut herrlich, wie Sylar einen Apfel mampft und mit dem Radio herumspielt, während die beiden im Auto auf dem Weg zu Canfield sind. Eine Szene, die gelungen zeigt, wie Sylar sich langsam auf den Weg zurück in die Normalität bewegt – oder es zumindest versucht.

Mit Stephen Canfield hat man einen Hero mit einer extrem interessanten Fähigkeit ausgestattet und zudem mit Andre Royo einen der bislang besten Gaststars an Bord geholt. Royo und Panettiere agieren schön zusammen, nur leider nervt Claire diesmal einfach nur tierisch. Aus dem Nichts ist sie plötzlich selbstbewusst und überheblich und glaubt, Canfield in einen Kerker sperren zu müssen, ohne auch nur irgendeine Ahnung zu haben. Es ist zwar klar, dass die Autoren Claire langsam zu Bitch-Claire aus der Zukunft mutieren lassen wollen, aber ich habe ein schlechtes Gefühl dabei.

Kaum sind jedoch Sylar und Noah zur Stelle wird die ganze Situation sehr spannend: Canfield erzeugt einen Megavortex und verschwindet, während Sylar, Noah und Claire verzweifelt versuchen, nicht gestaubsaugt zu werden... und Onkel Sylar rettet Claire! Dass Claire nun ihrem Peiniger ihr Leben schuldet, ist eine bizarre, aber gelungene Wendung und genauso gelungen ist die Szene am Karussell, wo Hornbrille vergeblich versucht, Canfield dazu zu bewegen, Sylar zu staubsaugen. Das Vertrauen zwischen Noah und Claire dürfte hiermit endgültig brach liegen, nicht nur, weil sie einen erneuten Beweis für die Skrupellosigkeit ihres Vaters bekommen hat, sondern auch, weil er mit Onkel Sylar zusammenarbeitet. Eine neue Claire-Daddy-Vertrauenskrise? Sieht ganz so aus.

"We are badasses now."

Die Review begann mit der Analyse der katastrophalsten Storyline, so soll sie nun auch mit einer fast genauso miserablen Storyline enden. Auch wenn die Rückkehr von David Anders einfach göttlich ist, so ist er hier der einzige Lichtblick. Während Anders es einfach genial macht, seinem eigentlich bösen Charakter einen Schuss Komik zu verleihen, ist der arme Masi Oka nicht mehr in der Lage, seine Figur des Hiro zu retten, denn dafür ist das Drehbuch einfach zu grausam. Wie kann es sein, dass Hiro keinerlei Probleme damit hat, sich dem Mörder seines Vaters gegenüber zu stellen? Wie kann es sein, dass er einem unsterblichen 400-jährigen, der 93 Prozent der Welt mit einem Virus ausrotten wollte, blind vertrauen kann? Wie kann es sein, dass Hiro und Ando so pathetisch sind nach all dem, was sie durchgemacht haben?

Wie schon in der letzten Review erwähnt, ist die Problematik ganz klar, dass die Charaktere total außer Rand und Band sind: Der Zuschauer empfindet für einen potentiellen Massenmörder mehr Sympathie als für einen japanischen Nerd, da kann doch was nicht stimmen. Die Show platziert dort Komik, wo sie nicht hingehört und zu wenig Ernsthaftigkeit, wo sie angebracht wäre. Das Feingefühl stimmt nicht mehr. Und im Fall von Hiro stimmt eigentlich fast alles nicht mehr.

"Whatever you say goes, Mr. Petrelli."

So bleiben wir mit vielen offenen Enden zurück: Nathan und Tracy wollen zu Spidey-Mohinder, Daphne soll Matt aus der Wüste retten, Meredith sitzt bei einem schaurigen Abendessen fest, Angela hat eine schreckliche Vision der Zukunft und – jetzt kommt's – Maury Parkman steckt hinter den Linderman-Visionen und arbeitet für niemand anderen als Arthur Petrelli. Doch auch diese außerordentliche Enthüllung ändert nichts daran, dass #3.05 Engel und Monster eine durchwachsene Folge ist. Hoffen wir auf Besserung.

Maria Gruber - myFanbase

Die Serie "Heroes" ansehen:


Vorherige Review:
#3.04 Tödlicher Hunger
Alle ReviewsNächste Review:
#3.06 Marionetten

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Heroes" über die Folge #3.05 Engel und Monster diskutieren.