Bewertung

Review: #5.21 Nur drei Worte

Zum Finale hin werden die Episoden tatsächlich immer besser. Merediths sehr persönliche Auseinandersetzung mit einer dysfunktionalen Familie wurde nur von Izzies Mutter übertroffen, die geradewegs vom Wohnwagenpark ins Seattle Grace hereinweht. Nur Callies Probleme konnten mich mal wieder nicht überzeugen.

Eine Familie ist in Ordnung, wenn man den Papagei unbesorgt verkaufen kann

Eltern, Kinder und Geschwister, oder kurz Familien, stehen im Mittelpunkt dieser Episode. Die sechsjährige Maddie mit einem so süßen Engelsgesicht, das man sofort loslaufen und einen Teddybären für sie kaufen möchte, hat ihren Vater niedergeschossen – siebzehn Mal! Dafür zunächst ein dickes Kompliment an die Castingabteilung von "Grey's Anatomy". Meredith erkennt sofort, dass der schwerverletzte Vater seine Tochter und seine Frau regelmäßig misshandelt und stellt sich schützend vor Maddie, was die Mutter, Karen, bislang versäumt hat. Wie leider viele misshandelte Ehefrauen hat Karen ihren Mann immer nur verteidigt, so dass ihre kleine Tochter schließlich zur Waffe gegriffen hat. Nicht nur Karen realisiert durch Meredith, dass sie ihr Kind vor deren Vater und einem Leben in Angst retten muss, auch Richard Webber wird klar, dass er nach seiner zerstörerischen Affäre mit Ellis Grey nichts getan hat, um die damals noch so kleine und hilflose Meredith zu schützen. Er entschuldigt sich dafür. Ellen Pompeo zeigt uns in dieser Folge eine starke, wütende und entschlossene Meredith und weiß auf ganzer Linie zu überzeugen. Meredith verlangt auch von Derek, sie zu unterstützen und er setzt sich tatsächlich bei Webber für sie ein, ohne ihre Motive in irgendeiner Weise zu hinterfragen. So soll es sein. Genau so. Hoffentlich bleibt uns dies nun endlich auf lange Sicht erhalten.

Auch Thatcher Grey taucht nach langer Zeit mal wieder auf und entschuldigt sich als Teil seines 12-Schritte-Programms der Anonymen Alkoholiker bei seinen Töchtern Meredith und Lexie. Während Meredith sehr kühl und abweisend reagiert, umarmt Lexie ihren Vater und stellt ihm Mark vor. Die Reaktionen beider Schwestern sind nachvollziehbar. Thatcher war vor seiner Alkoholsucht ein guter Vater für Lexie, so dass ihre Bereitschaft, ihm zu verzeihen, verständlich ist. Für Meredith dagegen war Thatcher nie ein guter Vater, er hat sie schon lange vor seinen Alkoholproblemen verlassen, um eine neue Familie zu gründen. Wenn er sich bei ihr für seine Alkoholsucht entschuldigt, ist dass in etwa so, als würde sich ein Einbrecher bei seinem Opfer entschuldigen, dass er den Teppich schmutzig gemacht hat. Thatchers Versagen bei Meredith liegt weiter zurück und ist tiefer verwurzelt.

Ein wirkliches Highlight ist das Auftauchen von Izzies Mutter Robbie. Die Dame aus dem Wohnwagenpark, oder Trailer Park, wie es in den USA heißt, wird uns als typische Vertreterin der so genannten White Trash-Gesellschaft, der weißen Unterschicht in den USA, vorgestellt: schrill, ordinär, von geringer Bildung, aber auch voller Liebe für ihre Tochter. Sie kann nicht mit der Vorstellung umgehen, dass Izzie sterben könnte, das überfordert sie geistig und emotional, so dass Bailey sie anlügt und ihr eine So-gut-wie-Heilung von Izzie vorgaukelt. Gaststar Sharon Lawrence überzeugt in der Rolle der Robbie Stevens, auch hier haben die Verantwortlichen für das Casting ganze Arbeit geleistet.

Callies Probleme mit ihrer Familie begannen bereits in der vorherigen Episode und setzen sich nun damit fort, dass Callie Mühe hat, ihre Miete zu zahlen, nachdem ihr Vater ihren Treuhandfond gesperrt hat. Ich könnte mich ja irren, aber ist Callie nicht die führende Orthopädin in einem großen, modernen Krankenhaus? Womit wird sie bezahlt, mit Schokoladenplätzchen und Pokemon-Sammelkarten? Auch wenn sie jetzt vielleicht nicht mehr reich ist, dürfte sie doch wohl genug verdienen, um einen guten Lebensstil zu pflegen. Cristina kann ihre Miete ja auch zahlen und steht in der Rangfolge unter Callie. Das ist ein bisschen unglaubwürdig und wird hoffentlich kein Dauerthema.

Drei Worte

"Take care now" statt "I love you". Owen hat sich als therapeutische Wie-komme-ich-von-Cristina-los-Maßnahme einen Zettel mit Sätzen aus drei Worten zurechtgelegt, die er Cristina sagen kann, statt ihr seine wahren Gefühle zu gestehen. Dass das nicht funktioniert, ist klar, denn ein Satz wie "Take care now " (was soviel wie "Pass von jetzt an besser auf" heißt) kommt nicht wirklich gut an. "I am sorry" ("Tut mir Leid") hat übrigens auch drei Worte, wie wärs denn einfach damit? Dass Owen im Zuge der Beziehungsproblematik Cristina im OP an den Rand drängt und als Laufburschin einsetzt, statt sie mithelfen und etwas lernen zu lassen, ist das gefühlte 1000ste Puzzlestück zur Erklärung, warum das Seattle Grace ein so unterdurchschnittliches Lehrkrankenhaus geworden ist. Nicht zum ersten Mal sehen wir, wie ein Oberarzt des Seattle Grace Hospitals ein Nachwuchstalent aus Liebesfrust bei der Arbeit bestraft.

Maret Hosemann - myFanbase

Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:


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