Review: #2.09 Schwarzwasser
Diese Folge unterscheidet sich von allen bisherigen. Hatte man bisher immer einen gut ausgeglichenen Location-und Charakterwechsel, konzentriert sich #2.09 Blackwater einzig und allein auf den Krieg um die Herrschaft in Königsmund. Insgesamt war die zweite Staffel mehr auf die Ereignisse in dieser Stadt mit viel Screentime für das Haus Lannister angelegt. Jetzt bekommen sie in dieser Episode ganze 60 Spielminuten für sich, alle unbeteiligten Charaktere außer Acht gelassen. Aber diese Entscheidung hat sich gelohnt, und wie sich das gelohnt hat.
"Game of Thrones" hat diesen Moment lange auf sich warten lassen, doch nun ist er da, die riesige Schlacht um den eisernen Thron zwischen zwei Königen. Die ultimative Konfrontation zwischen Stannis Baratheon und den Lannisters hätte man auch nicht länger hinauszögern sollen, denn das wäre nicht im Sinne der Zuschauer gewesen, die nun endlich keinen einzelnen Schwertkampf, sondern einen ganzen Krieg zu sehen bekommen. Die Vorbereitung der einzelnen Charaktere auf die Schlacht, der Moment, als die Rüstungen aufeinanderknallen und die Sieger und Verlierer - von Anfang bis zum Ende ist die gesamte Folge auf den Krieg konzipiert. Dass es bei der ein oder anderen Szene sehr gewalttätig zugeht, dürfte bei "Game of Thrones" selbsterklärend sein. Zwar mag besonders in dieser Episode der Schwerpunkt auf dem Gemetzel liegen, aber das Tolle an der Serie ist, dass nichts ohne Sinn und Verstand passiert. Man bekommt einen tiefen Einblick in die Charaktere und wie sie mit dieser Situation umgehen, daraus wachsen oder Schwäche zeigen. Und das ist der wahre Trumpf dieser Folge.
"Those are brave men knocking at our door. Let's go kill them!"
Zum wiederholten Male sticht Tyrion besonders heraus. In dieser Folge aber zeigt er neben seinem scharfsinnigen Verstand und cleveren Sprüchen wahre Größe. Es wurde einem schon flau im Magen, als er seine Rüstung wie selbstverständlich anzog, bereit, wie alle anderen Männer auch, Königsmund zu verteidigen. Auch Lord Varys war sichtlich beeindruckt und bot ihm überraschenderweise seine Hilfe an. Varys ist seit der ersten Staffel ein stets undurchschaubarer Charakter, bei dem man sich wie so oft fragt, auf welcher Seite er steht. Jedes Mal, wenn diese beiden Charaktere aufeinandertreffen, kommen tolle Dialoge dabei heraus. Richtig Gänsehaut hat man in vielen Momenten in dieser Episode gehabt, aber der größte war meiner Meinung nach die Rede von Tyrion an die entmutigten Männer. Es gelingt Tyrion, sowohl die Männer als auch die Zuschauer ganz auf seine Seite zu ziehen, obwohl er anfangs auf Grund seiner Statur verlächelt wurde. Peter Dinklages Präsenz ist unglaublich und ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster heraus, wenn ich behaupte, dass er zu den besten Charakteren der zweiten Staffel gehört, wenn nicht sogar der beste ist. Deshalb war es für mich auch ein extremer Schockmoment, als Tyrion frontal angegriffen wird und zu Boden geht. Wie man George R. R. Martin kennt, ist in diesem Augenblick jeder Ausgang möglich. Hoffen wir nur, dass es Tyrion nicht erwischt hat, denn diesen Charakter würde sicherlich jeder in "Game of Thrones" vermissen. Außerdem lässt das unerwartete Auftauchen von Tywin Lannister viel Raum für eine verzwickte Vater-Sohn-Storyline. Als Retter in letzter Minute stiehlt Tywin vor allem Tyrion die Show, der sich aufopferte und sogar bereit war, sein eigenes Leben zu geben.
"Fuck the kingsguard, fuck the city, fuck the king."
Wo es manchen an Mut und Ehre nicht mangelt, zeigt sich die feige Seite anderer Charaktere. Allen voran, wie hätte es anders auch sein können, Joffrey. Als hätte er sich nicht schon genug als grauenvoller König erwiesen, lässt er seine Männer im entscheidenden Augenblick stehen und bringt sich selbst in Sicherheit. Hier wird deutlich, dass er noch ein ängstlicher Junge ist und in keinerlei Hinsicht erwachsen genug für den Thron. Sandor Clegane, den man von seiner herzlosen und brutalen Seite kennt, sorgt für einen anderen großen Moment, als er von seiner Angst vor dem Feuer eingeholt wird und sich für sein Leben und gegen seinen Eid entscheidet. Das Zitat wird noch lange im Gedächtnis bleiben und vielleicht sogar Konsequenzen für den Bluthund haben. Dass er ausgerechnet Sansa aufsucht und ihr seine Hilfe anbietet, war der Höhepunkt der etlichen Szenen zwischen den beiden. Wie es für sie weitergeht, ist ebenso ungewiss wie die Zukunft anderer Charaktere. Stannis Baratheon musste eine verlustreiche Niederlage hinnehmen und es bleibt spannend, wie und ob er sich davon erholen kann.
"The gods have no mercy, that’s why they’re gods."
Ein anderer, immer wieder extremer Charakter, ist Cersei Lannister. Als Frau kann sie nicht in der Armee mitkämpfen, aber sie kämpft für ihr Leben und das ihres Sohnes. In einem tollen Gespräch zwischen ihr und Sansa erfährt man, zu was diese Frau alles bereit wäre, wenn es hart auf hart kommt. Die Frauen in "Game of Thrones" nehmen eine besondere Position ein, denn sie müssen sich in einer von Männern regierten Welt durchsetzen und allen voran als Mutter auch für die Kinder sorgen. Dass Cersei sogar bereit wäre, ihren Sohn zu vergiften, damit er nicht in die Hände des Feindes fällt, ist ein verstörender und extremer Charakterzug von Cersei, den Lena Headey glänzend herüberbringt. Sie verkörpert diesen Charakter der depressiven Königin und fürsorglichen Mutter perfekt und obwohl Cersei durch ihre vorangegangen Taten nicht unbedingt ein Lieblingscharakter ist, kommt immer mehr Verständnis und Sympathie für den Charakter auf. Erneut muss man die brillante Arbeit des gesamten Casts loben, welche die Fülle und Komplexität der Charaktere vollends erfassen und es jedes Mal ein Genuss ist, ihnen beim Agieren zuzusehen.
Trotz des großen Anteils an Kriegsszenen und der Screentime der Hauptcharaktere war Platz genug, auch den Nebenfiguren ihre Augenblicke einzuräumen. Sei es Lancel, der durch seine trottelige Art für Auflockerung sorgt oder Loras Tyrells grandioser Gesichtsausdruck am Ende, der seinen Schmerz und die Genugtuung über die Rache an Stannis wegen Renlys Tod verrät. Auch Bronn hat sich im Laufe der zweiten Staffel zu einem beliebten Charakter gemacht und erhält eine tolle Freundschaftsszene mit Tyrion und weitere unterhaltsame Szenen.
Fazit
Man hätte den dargestellten Krieg nicht in weniger Screentime geschafft, weshalb es absolut legitim war, die anderen Charaktere auszublenden und sich allein auf den Kampf um den eisernen Thron zu fokussieren. Die hervorragend koordinierten Schlachtszenen haben genau so viel Unterhaltungswert wie ein Blockbuster. DER große Wow-Moment und was man mit dieser Folge immer verbinden wird, ist die gewaltige Explosion durch das Wildfire. Dieses Farbenspiel ist wahrlich was fürs Auge und stellt die hervorragenden Special Effekte von "Game of Thrones" unter Beweis. Das Wort "groß" kommt sehr häufig in dieser Review vor und das auch aus gutem Grund. Diese Episode war grandios in jeder Hinsicht und macht große Lust auf das Finale.
Tanya Sarikaya - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: BlackwaterErstausstrahlung (US): 27.05.2012
Erstausstrahlung (DE): 10.03.2013
Regie: Neil Marshall
Drehbuch: George R. R. Martin
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