Bewertung

Review: #2.18 Die weiße Tulpe

Foto: Fringe - Grenzfälle des FBI - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Fringe - Grenzfälle des FBI
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#2.18 White Tulip reiht sich erneut in das starke Bild dieser zweiten Staffelhälfte ein. Zwar wird darauf verzichtet, die Haupthandlung der Serie in den Vordergrund zu rücken, denn man setzt auf einen Fall der Woche, jedoch dient eben dieser Fall als Mittel zum Zweck, die Story um Peter 2.0 erneut zu thematisieren. Und dabei ist eigentlich schon klar, dass die Folge vor allem durch Walter profitiert.

I just got off the phone with Olivia. She said there was an incident on a train. And I know how much you like trains. Thought it might cheer you up.

Geht es nach der Serie, sollte man am besten gänzlich darauf verzichten, mit irgendwelchen öffentlichen Verkehrsmitteln zu reisen. In #1.01 Flug 627 und #1.13 Conrad fanden Flugzeugpassagiere ihren grausamen Tod, in #1.03 Roy wurde es für Busgäste sehr ungemütlich und in dieser Folge sind es die Fahrgäste eines Zuges, die auf eine bizarre Art und Weise das Zeitliche segnen.

Der Fall der Woche beschäftigt sich mit einem Mann namens Alistair Peck, der dazu in der Lage ist, durch die Zeit zu springen. Damit hatte mich die Folge bereits fest in ihrem Griff, denn das Thema Zeitreisen, das natürlich nicht neu ist und heutzutage in jeder SciFi/Mysteryserie in irgendeiner Form genauso obligatorisch ist, wie das Schnitzel auf einer Speisekarte, weckt immer wieder meine Interesse. Im Übrigen ist es auch nicht das erste Mal, dass "Fringe" mit dem Thema Zeitreisen liebäugelt, da bereits das Ende von #2.14 The Bishop Revival auf das Thema anspielte und auch Die Beobachter bereits in Verbindung mit Zeitreisen gebracht wurden. Als Alistair während der Folge einen erneuten Zeitsprung macht und die Ermittlung wieder auf Anfang setzte, hatte ich schon die Befürchtung, die Folge verliert sich in einer Zeitschleife. Da dieser Zeitsprung jedoch nur einmalig war und auch durch alternative Kameraperspektiven realisiert wurde, verlor die Folge Gott sei Dank nicht an Dynamik. Alistairs Motive für sein Handeln, nämlich seine Frau in der Vergangenheit zu retten, war natürlich nicht gerade ein Meilenstein an Innovativität und hat man so oder in einer ähnlichen Form schon des Öfteren gesehen. Und auch das Ende konnte nicht vollends überzeugen, da es natürlich recht vorhersehbar war, dass Alistair und seine Frau gemeinsam sterben. Dennoch hatte mir der Fall Dank der Zeitsprung-Thematik gut gefallen, da mich solche Themen immer mehr interessieren als Killerviren oder Mutanten.

Walter, God is science. God is polio and flu vaccines and MRI machines, and artificial hearts. If you are a man of science, then that's the only faith we need.

An sich hätte man diese Folge als eine der besseren "PotW"-Episoden dieser Season abstempeln können, hätte sie nicht als Art Rahmenhandlung für Walters Story gedient.

Fest entschlossen, Peter endlich die Wahrheit zu erzählen, hat dieser nämlich beschlossen, ihm einfach einen Brief zu schreiben. Dennoch plagen Walter natürlich weiterhin Gefühle der Unsicherheit. Denn einerseits ist er sich sicherlich selbst noch nicht im Klaren, ob er wirklich das Richtige tut, während er andererseits wohl einsieht, dass der Schritt getan werden muss. Und einerseits ist er froh, wenn sein Sohn endlich die Wahrheit kennt, andererseits hat er Angst vor den Folgen. Das Gespräch zwischen ihm und Alistair war das Highlight dieser Folge. Walter ist sicherlich derjenige, der Alistair am besten verstehen kann. Er konnte sich sogar so gut in die Lage des Mannes hineinversetzen, dass er die Ermittlungen gegen Ende sabotiert hat und er es Alistair ermöglichte, in die Vergangenheit zu reisen. Dass Walter ausgerechnet einem wildfremden Mann das erzählt hat, was ihn seit Jahren beschäftigt, war dabei absolut logisch. Schließlich teilt er sich mit Alistair das gleiche Schicksal, denn beide wollen jemanden retten, den sie lieben. Wahrscheinlich diente das Gespräch mit Alistair auch dazu, dass Walter selbst mit seinen Taten klarkommt. Denn vielleicht wurde ihm klar, dass sein Schritt zwar falsch war, er aber kein Unmensch ist, sondern genau das tat, was wohl jeder in seiner Situation gerne tun würde. Jeder würde wohl einen Menschen retten, den er liebt. Er hat es eben getan. Vielleicht hilft ihm diese Rechtfertigung dabei, Peter so bald wie möglich die Wahrheit zu sagen.

Und Peter sollte die Wahrheit so bald wie möglich erfahren. Nicht nur, weil es endlich an der Zeit ist, dass (nach beinahe einer ganzen Staffel) Peter nun endlich von seiner Vergangenheit erfährt, sondern auch, weil seine Figur immer tragischer wird. Besonders Konversationen wie die folgende, stecken zwar für uns Zuschauer voller Ironie, erwecken aber auch wahres Mitleid für Peter:

Peter: Yeah, I read that a déjà vu is Fate's way of telling you that you're exactly where you're supposed to be. That's why you feel like you've been there before. You are right in line with your own destiny.

Olivia: Well, do you believe that?

Peter: Hmm, no. It's a bit mystical for my taste. I never get them, myself. Maybe that's because I'm not on track with my own destiny.

Die "weiße Tulpe" darf man natürlich auch nicht außer Acht lassen, da sie für Walter schließlich das Zeichen ist, auf das er möglicherweise sein halbes Leben lang gewartet hat. Da Alistair die Zeit zurückgedreht hat und Walter dadurch keine Ahnung hat, dass er Alistair von der weißen Tulpe als Zeichen für Gottes Vergebung erzählte, kann man sich nur gut vorstellen, wie sich der ahnungslose Walter gefühlt haben muss, als er plötzlich einen Brief mit einer weißen Tulpe erhalten hat. Schließlich glaubt er somit wirklich, Gott habe ihm vergeben. Nun bleibt nur zu hoffen, dass Peter das auch tut. Denn Peters Vergebung wird Walter wohl tausendmal wichtiger sein als die Gottes.

Gerade diese grandiose, gänsehautlastige Schlussszene spiegelte im Prinzip die Atmosphäre der ganzen Folge wieder: ruhig, düster und traurig. Auf Humor wird größtenteils verzichtet und Parallelwelten, Cortexiphan, etc. finden keinen Anklang. Muss es auch nicht, denn diese Folge versteckt nicht die Tatsache, dass sie sich auf Walters Psyche konzentriert und auf die Frage, wie weit jemand gehen würde, um einen geliebten Menschen zu retten. Während manche ihre ganzen Hoffnungen in Gott setzen, setzen sie andere in die Wissenschaft. Wo der Unterschied ist? Laut Alistair gibt es keinen: "God is science."

Fazit

Da gerade meine Lampe geflackert hat und ich nun Angst habe, ein Zeitreisender könne sich in den nächsten Sekunden in meiner Nähe materialisieren und mir meine letzte Energie rauben, fällt das Fazit für diese Folge leider etwas kürzer aus:

7/9 Punkten.

Wir lesen uns nächste Woche. Oder vorherige Woche. In einer anderen Welt vielleicht auch schon morgen ...

Manuel H. – myFanbase

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