"Vampire Academy: Blutsschwestern" - Vergleich zwischen Buch und Film

2014 dürfen sich gerade die jungen Leseratten unter uns sehr auf die Kinohighlights des Jahres freuen, denn es erscheinen zahlreiche (Jugend)Buchverfilmungen endlich auf der großen Leinwand. Viele Jahre haben die Fans auf der ganzen Welt darauf hingefiebert, endlich Prinzessin Vasilisa Dragomir und ihre Dhampir-Wächterin Rose Hathaway auf ihren Abenteuern rund um die St. Vladimir's "Vampire Academy" begleiten zu können und sich von einer Verfilmung des ersten Teils der internationalen Bestseller-Reihe von Richelle Mead verzaubern zu lassen. Die Waters-Brüder David und Mark haben sich dieser Adaption angenommen, doch das Endprodukt war im Vergleich zu Meads romantischer, charmanter, witziger und emotionaler Buchvorlage mehr schlecht als recht. Doch was genau ist hier schiefgelaufen? Warum schafft es die Verfilmung von "Vampire Academy: Blutsschwestern" nicht, an den Erfolg der "Harry Potter"-Saga, der "Twilight"-Saga oder gar der "Die Tribute von Panem"-Reihe anzuknüpfen?

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An sich haben David und Mark Waters beide einen passablen Job gemacht: Sie haben mit Zoey Deutch, Lucy Fry, Danila Kozlovsky und Dominic Sherwood wundervolle Darsteller gecastet, die klasse in ihre jeweiligen Rollen passen. Doch der wesentliche Fehler, den sie meiner Meinung nach gemacht haben, ist das Timing. Mit der damaligen Verfilmung des Weltbestsellers "Bis(s) zum Morgengrauen" von Stephenie Meyer hat der Hype rund um die Gestalten der Nacht begonnen und war bis zu dessen Abschluss vor zwei Jahren auf dem Höhepunkt. Zwar ist "Vampire Diaries" noch immer eine erfolgreiche TV-Serie, dennoch kommen Vampire derzeitig wieder aus der Mode – der Teenie-Hype ist vorüber und es ist Zeit für andere Dinge. So wird das Augenmerk zur Zeit eher auf die Verfilmungen von Dystopien gelegt und es scheint zu funktionieren, denn kaum jemand kennt "Die Tribute von Panem" nicht.

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Hätte man also "Vampire Academy" zu einem früheren Zeitpunkt angesetzt, wo Vampire im wahrsten Sinne des Wortes noch nicht so ausgesaugt waren, so wäre der Film mit Sicherheit um einiges erfolgreicher gewesen, als es nun der Fall ist. Schade für die Fans, die sehr gerne einen zweiten Teil sehen würden, diesen aber aufgrund der schlechten Einspielergebnisse nicht geliefert bekommen werden.

Eventuell hätten die Waters-Brüder sich in diesem Fall doch etwas besser an der Buchvorlage orientieren sollen, denn wenn der Zeitpunkt schon ein Griff ins Klo ist, dann sollte man wenigstens dafür sorgen, dass die Fans nicht enttäuscht sind. Doch schon beim Ansehen des Trailers konnte man feststellen, dass die charmanten und anziehenden Vampire eher eine Lachnummer sind, die sich selbst nicht wirklich ernst zu nehmen scheinen. Wenn ihr wissen wollt, welche Änderungen im Vergleich zur Buchvorlage vorgenommen wurden, dann lest selbst... (Achtung! Text enthält Spoiler zu Film und Buch!)

Rose und Lissa werden aufgespürt

Foto: Rose (Zoey Deutch) und Lissa (Lucy Fry) - Copyright: Universum Film GmbH
Rose (Zoey Deutch) und Lissa (Lucy Fry)
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Buch: Zwei Jahre lang haben Rose Hathaway und Lissa Dragomir auf der Flucht von der St. Vladimir's Academy verbracht. Doch schließlich werden die beiden Freundinnen in Portland von einigen Wächtern aufgespürt und in einem Privatjet zurück nach Montana zur Schule gebracht, wo die Direktorin die beiden schon erwartet.

Film: Als Rose und Lissa von den Wächtern von St. Vladimir's aufgespürt werden, werden sie in Jeeps verfrachtet und zurück an ihre Schule gebracht. Rose wird von Dimitri Belikov mit Handschellen an die Innenseite der Autotür gekettet, damit sie keinen weiteren Fluchtversuch starten können. Als die Wagen vor den Toren der Academy halten, wird die Gruppe von einigen Strigoi angegriffen. Für Lissa und Rose ist es das erste Mal, dass sie diesen blutrünstigen Vampiren gegenüberstehen. Rose kämpft sich von ihren Handschellen frei, steigt aus dem Wagen und versucht den anderen Dhampir-Wächtern bei ihrem Kampf zu helfen, doch scheitert kläglich. Dimitri kann die 17-jährige retten, ehe etwas Schlimmeres passiert.

Lissa trinkt Blut von Rose während ihrer Flucht

Foto: Christian (Dominic Sherwood) und Lissa (Lucy Fry) - Copyright: Universum Film GmbH
Christian (Dominic Sherwood) und Lissa (Lucy Fry)
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Buch: Lissa und Rose setzen alles daran, dass niemand erfährt, wie die junge Moroiprinzessin während ihrer Zeit der Flucht wirklich an ihr lebensnotwendiges Blut gekommen ist. Es wäre eine Schande, wenn jemand wüsste, dass Rose als Spenderin für ihre Freundin diente und sich alle paar Tage dieser Ekstase hingegeben hat. Als die Wächter die beiden Mädchen in Portland allerdings aufgespürt haben, hat Dimitri Belikov die Bisswunden an Rose' Hals gesehen und sofort gesehen, dass sie somit Lissas Nahrungsquelle gewesen ist.

Film: Niemand weiß, wie Lissa während der Fluch an Blut gekommen ist, doch es kursieren Gerüchte darüber, dass Rose ihre Spenderin gewesen ist. Doch weder Lissa noch Rose geben zu, was wirklich passiert ist und stellen es als ein bösartiges Gerücht dar. Dhampirfrauen, die die Moroi Blut trinken lassen, gelten als Bluthuren, was eine absolute Schande ist.

Beim Kampf gegen Victor und seine Psi-Hunde wird Christian tödlich verletzt. Lissa kann ihn allerdings nicht heilen, da sie zuvor Victor geheilt hat und ihr Körper nun geschwächt ist. Rose legt ihren Hals frei und lässt Lissa ihr Blut trinken, damit sie genügend Kraft tanken kann, um ihren Freund vor einem sicheren Tod zu bewahren. Dimitri schaut Rose leicht angewidert von der Seite an und schaut dann kopfschüttelnd zu Boden. Er hat nicht geahnt, dass die Gerüchte um seine geliebte Rosa tatsächlich wahr sind.

Mrs. Karps Verwandlung in einen Strigoi

Foto: Victor (Gabriel Byrne)  - Copyright: Universum Film GmbH
Victor (Gabriel Byrne)
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Buch: Bevor Rose und Lissa geflüchtet sind, hat Rose Dhampir-Wächter bei einem Gespräch belauschen können. Sie haben sich darüber unterhalten, dass die verrückte Lehrerin der St. Vladimir's sich freiwillig in einen Strigoi verwandelt hat. Dieses Wissen behält Rose allerdings für sich, um ihre Freundin Lissa nicht zu erschrecken. Erst als die beiden Mädchen wieder an der Academy sind und gemeinsam mit Victor Dashkov für einen Ball shoppen gehen, kommt die Verwandlung von Mrs. Karp zur Sprache und so wird auch Lissa über das Vergangene aufgeklärt.

Film: Nachdem Rose und Lissa aufgespürt und wieder an die Academy gebracht werden, fragt die neugierige Rose Hathaway nach ihrer einstigen Lehrerin Mrs. Karp. Allerdings möchte ihr niemand genauere Informationen über den Verbleib der Frau geben. Eines Nachts bricht Rose in das Büro der Direktorin ein, um sich die Akten von Mrs. Karp anzuschauen, die allerdings leer sind. Das einzige, was die junge Dhampir-Novizin vorfindet, ist eine CD, die sie kurzerhand einsteckt und in ihrem Zimmer anschaut. Darauf findet sie eine Art Videotagebuch, das ihre ehemalige Lehrerin zeigt, wie sie Tag für Tag verrückter wird. Die Aufnahmen sind allerdings nicht komplett, sondern werden nach Tag fünf abgebrochen. Als Rose eines Tages die obersten Moroi und Dhampire bei einer Vorstandssitzung auf den Verbleib der restlichen Aufnahmen anspricht, zeigt man sie ihr und sie kommt schließlich hinter das Geheimnis, dass Mrs. Karp sich freiwillig in einen Strigoi verwandelt hat.

Die mysteriösen Vorfälle an der St. Vladimir's Academy

Foto: Rose (Zoey Deutch) - Copyright: Universum Film GmbH
Rose (Zoey Deutch)
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Buch: Seit der Ankunft von Rose und Lissa in der Academy, hat sich einiges geändert. Früher war Lissa als letzte Überlebende der königlichen Dragomir-Moroi-Blutlinie sehr beliebt bei ihren Mitschülern. Doch die anderen benehmen sich ihr und Rose gegenüber plötzlich merkwürdig und so beginnen die mysteriösen Anschläge auf Prinzessin Vasilisa. Erst findet sie auf ihrem Bett einen toten Fuchs, einige Zeit später einen ausgeweideten Hasen mit einem Drohbrief in der Mitte ihres Zimmers, bis hin zu einer toten Taube in ihrem Rucksack. Doch was es mit den Vorkommnissen auf sich hat und wer hinter diesen üblen Taten steckt, bleibt vorerst unklar, bis sich gegen Ende hin herausstellt, dass Victor Dashkov gemeinsam mit seiner Tochter Natalie dafür verantwortlich ist.

Film: Für Rose und Lissa hat sich seit ihrer Ankunft in der St. Vladimir's alles verändert, denn durch ihre Flucht haben sie ihre Beliebtheit und ihre Freunde verloren. An der Schule haben sich die Machtverhältnisse geändert und besonders die junge Moroi Mia scheint mit der Rückkehr der beiden alles andere als zufrieden zu sein. Lissa beginnt, sich verfolgt zu fühlen und dieses Gefühl bestätigt sich, als vor ihrem Wohnheim plötzlich ein toter Fuchs hängt. Kurze Zeit später wird ihr Kater Oscar ermordet und in ihrem Rucksack auf dem Hof der Academy platziert. Doch nicht nur von toten Tieren wird Lissa verfolgt, sondern ebenso von mit Blut geschriebenen Morddrohungen in ihrem Zimmer. Wie sich zum Schluss herausstellt, war Natalie Dashkov für die toten Tiere verantwortlich und die Mitschülerin Mia und ihr Gefolge für die Morddrohungen in Lissas Zimmer.

Warum müssen die Moroi beschützt werden?

Foto: Dimitri (Danila Kozlovsky) und Rose (Zoey Deutch) - Copyright: Universum Film GmbH
Dimitri (Danila Kozlovsky) und Rose (Zoey Deutch)
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Der Aspekt, warum die Vollblutvampire Moroi von den Dhampiren beschützt werden müssen, wurde im Film gänzlich ausgelassen. Den Zuschauern wurde die kurze Erklärung geliefert, dass die bösartigen Strigoi Jagd auf die Moroi machen, weil sie so statt bloßer Unsterblichkeit ebenso ihre Stärke und Schnelligkeit erlangen. Dies ist aber nur ein nebensächlicher Grund. Der Hauptgrund dient der Fortpflanzung. Dhampiren ist es nicht möglich, untereinander Kinder zu zeugen und sich so fortzupflanzen. Sie können sich nur mit den Moroi vermehren, obwohl sie ursprünglich Halb-Mensch und Halb-Vampir waren. Durch die Weiterentwicklung wurde es ihnen allerdings nur noch möglich, sich mit Moroi zu vermehren. Das ist auch der Grund dafür, dass es an der Academy nicht gerne gesehen wird, wenn zwei Dhampire sich ineinander verlieben und gemeinsam durchbrennen, da sie keine Kinder bekommen können und dies eine "Verschwendung" wäre. Um das Aussterben beider Rassen also zu verhindern, wird der Großteil der Dhampire zu Wächtern ausgebildet, um die Moroi vor den Strigoi und anderen Feinden beschützen zu können. Dies wurde im Buch "Vampire Academy: Blutsschwestern" sehr gut und verständlich erklärt, kam leider in der dazugehörigen Verfilmung nicht wirklich zur Sprache.

Fazit

Foto: Schuldirektorin Kirova (Olga Kurylenko) - Copyright: Universum Film GmbH
Schuldirektorin Kirova (Olga Kurylenko)
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Würde man "Vampire Academy" als einen eigenständigen Film ansehen, ohne im Vergleich zur Buchvorlage, so ist dieser bissige Vampirfilm sicherlich sehenswert. Die Besonderheit (wenn man das so nennen kann) ist, dass weder die Charaktere noch die Handlung sich sonderlich ernst zu nehmen scheint. Der Film wird so ins Lächerliche gezogen, sodass man einfach den Kopf ausschalten und sich amüsieren kann.

Als Buchverfilmung wurde "Vampire Academy" allerdings sehr schlecht umgesetzt. Die enge Freundschaft zwischen Rose und Lissa sollte eigentlich mehr im Vordergrund stehen und eine Charakterentwicklung war nirgends wahrzunehmen. Leider bleiben gerade unsere Hauptfiguren sehr eindimensional. Verzweifelt wurde versucht, Spannung und Witz in der Verfilmung zu vermischen und so wurde einfach viel zu viel abgeändert, als dass man von einer wirklich guten Literaturumsetzung sprechen könnte. So zum Beispiel die Verwandlung von Mrs. Karp in einen Strigoi. Ich verstehe, was sich die Regisseure und Drehbuchautoren dabei gedacht haben. Sie wollten mehr Spannung damit aufbauen, dass Rose langsam hinter das Geheimnis kommt und versucht, dieses zu verstehen. So ging allerdings kostbare Zeit verloren, die man hätte besser in den Haupthandlungsstrang hätte investieren sollen.

Es ist definitiv sehr schade, dass der Film so schlechte Einspielergebnisse hatte, sodass ein zweiter Teil in näherer Zukunft nicht in Betracht gezogen wird. Die Buchreihe hat nämlich trotz der vampirischen Thematik ein riesengroßes Potenzial für eine grandiose Filmreihe. Allerdings sollte man sich dann schon mehr an die Vorlage halten und zumindest die Kernaspekte derselben wiedergeben und nicht versuchen, aus der Geschichte etwas zu machen, was sie einfach nicht ist und besser auch nicht sein sollte. Denn wer sich eine eher mühselig lustige Vampir-Parodien anschauen möchte, kann auch einfach zu "Beilight – Biss zum Abendbrot" greifen.

Für Fans der Reihe von Richelle Mead ist "Vampire Academy: Blutsschwestern" eine wohl eher grausige Verfilmung, an der man vielleicht zwischenzeitlich seinen Spaß findet, aber alles in allem betrachtet eher einen schlechten Film vorfindet. Alle anderen, die sich gerne einen spaßigen Vampirfilm angucken möchten, der sich selbst nicht allzu ernst nimmt, sind hier aber durchaus an der richtigen Adresse.

Sanny Binder - myFanbase

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