Bewertung
Mark Waters

Vampire Academy

Die filmische Antwort auf Richelle Meads erfolgreiche Urban-Fantasy-Reihe.

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Inhalt

Ein Jahr ist vergangen, seit Rose (Zoey Deutch) und Lissa (Lucy Fry) aus der St. Vladimir's Academy geflohen sind. Das neue Leben am College gefällt den Freundinnen, doch eines Tages holt die Vergangenheit sie gnadenlos ein. Die Wächter der Vampire Academy - wie Rose die St. Vladimir's gerne bezeichnet - sind ihnen dicht auf den Fersen. Schließlich landen die Ausreißerinnen wieder in den heiligen Hallen der Moroi (friedliche Vampire) und Dhampire (halb Mensch, halb Vampir). Das stößt bei vielen der ehemaligen Mitschüler auf wenig Begeisterung.

Was soll's, denkt sich Rose. Als Wächterin in der Ausbildung macht sie es sich weiterhin zur Aufgabe, Prinzessin Vasilisa (Lissa), die letzte Überlebende und Thronerbin der Dragomir-Blutlinie, zu beschützen. Denn blutgierige Strigoi machen Jagd auf die Königsfamilien der Moroi, um diese unaufhaltsam auszulöschen und zu entmachten. Zu allem Überfluss ereignen sich mysteriöse Vorfälle, denen bösartige Botschaften folgen. Abermals erweist sich die besondere Seelenverwandtschaft zwischen Rose und Lissa als vorteilhaft. Der Nachteil: Rose muss ständig mit ansehen, wie Lissa mit dem verpönten Außenseiter Christian Ozera (Dominic Sherwood) anbändelt, während sie selbst Gefühle für den älteren Wächter Dimitri (Danila Kozlovsky) entwickelt, der sie im Einzeltraining nicht schont.

Kritik

Das neue Jahr der Romanverfilmungen hat gerade erst begonnen! Dass dabei Blutsauger weiterhin so angesagt sind wie zu Zeiten der "Twilight-Saga", beweist der Erfolg von Bestsellerautorin Richelle Mead. Nach der sechsteiligen Urban-Fantasy-Reihe rund um die "Vampire Academy" treten Rose, Lissa, Dimitri & Co. nun aus dem Schatten der gut bestückten Buchregale, um den begeisterten Fans das Geld zusätzlich an der Kinokasse auszusaugen. Das könnte gelingen - schließlich machen die Geschichten um die Moroi, Dhampire und Strigoi süchtig und deshalb gibt es derweil sogar die Spin-Off-Reihe "Bloodlines" zum ausgiebigen Buchstabenverzehr. Ob das Konzept im Filmformat ebenso gut funktioniert, ist allerdings eine andere Frage.

Nach dem ersten, offiziellen Kinotrailer zu "Vampire Academy" war für viele Fans klar: Das kann ja heiter werden! Die ersten Bilder hinterließen schon einen gruselig komischen Eindruck. Endlich im Kinosessel gemütlich gemacht, fällt auf: Die Romanadaption um Richelle Meads Serienauftakt "Blutschwestern" nimmt sich tatsächlich nicht allzu ernst. Das ist mitunter bissig charmant, schlägt aber zugleich einen dunklen Pfad ein, der sich (unfreiwillige) Parodie nennt. Was witzig und cool rüberkommen soll, ist manchmal ein wenig too much. Ab und an treiben es die Teenie-Dialoge um Facebook, das iPhone 5 und biestige Feindinnen doch arg bunt und hinterlassen den Eindruck einer paranormalen High-School-Seifenoper mit seichtem Biss. Das unterstreichen nicht nur etliche Seitenhiebe auf die polarisierende "Twilight"-Saga. Auch Bühnenbild, (Neben-)Charaktere und Spezialeffekte reichen über ein gewisses Serienniveau nicht hinaus. So ist nicht zu übersehen, dass man in der ersten Actionszene amateurhaft versucht, einen auf "Matrix" zu machen, während die intrigante Rivalin optisch an Draco Malfoy aus den "Harry Potter"-Filmen erinnert.

Dabei bietet die aktuelle Romanverfilmung von "Solange du da bist"-Regisseur Mark Waters mit einer Mischung aus rätselhaften Vorfällen, paranormalen Wesen und sporadischen Liebeleien einen durchaus packenden wie ideenreichen Plot – zumindest auf dem Papier. In der Praxis ist das Katz-und-Maus-Spiel um blutrünstige Strigoi (böser Vampir) und handzahme Moroi ("lieber" Vampir) eine etwas andere Geschichte, obwohl sich das Drehbuch, mit wie üblich notwendigen Abweichungen, weitgehend an der Buchvorlage orientiert.

Eingangs ist es auch recht spannend, wenn Rose und ihr Schützling Lissa vor den Wächtern des St. Vladimir's Internats flüchten und dafür einen scheinbar guten Grund haben. Mit der widerwilligen Rückkehr in das versnobte Internat wird es, aufgrund eingeschobener Flashbacks und eindimensionaler Nebencharaktere, dann jedoch etwas wirr und eintönig. Baumeln erst einmal tote Tiere von der eigenen Haustüre und flattern bösartige Botschaften ins Haus, kann man gewiss von keinem innovativen Spannungsbogen mehr sprechen. Interessant gestaltet sich hingegen die starke Seelenverwandtschaft zwischen Rose und Lissa und die Frage: Was ist damals wirklich passiert? Hier kann vor allem Zoey Deutch als toughe Wächterin/Damphir Rose Hathaway punkten. Mit ihrer kämpferischen wie redseligen Performance erinnert sie mitunter an alte "Buffy"-Zeiten und bringt etwas Schwung in das doch recht dröge Vampir-Völkchen, das sich die freie Zeit in der Kirche, der hausinternen Blutbank oder beim Planen arglistiger Machtspielchen vertreibt.

Wieder einmal zeigt sich: Eine Romanverfilmung ist keine einfache Angelegenheit. Manchmal ist die Umwandlung in eine TV-Serie weitaus gehaltvoller. Beispiel: "Vampire Diaries" aus der Feder von Lisa J. Smith. Die Entwicklungsmöglichkeiten für zentrale Figuren und Handlungsstränge sind so um ein Vielfaches größer. Das ist "Vampire Academy", trotz einer gut gemeinten (und zuweilen zähen) Spieldauer von 104 Minuten, nicht vergönnt. Und so dürfen die Probleme, mit denen Rose und Lissa in "Blutschwestern" zu kämpfen haben, auf der Leinwand nicht die nötige Reife erfahren, sondern werden vielmehr durch den Kakao gezogen oder nur schattenhaft umrissen.

Entsprechend kurzweilig fallen auch die jeweils anbahnenden Gefühlsentwicklungen aus. Indes Prinzessin Lissa sich heimlich mit dem stoischen Außenseiter Christian Ozera trifft und seinem unverblümten Charme flüchtig erliegen darf, ist das flirtende Kampftraining zwischen Rose und Dimitri schon einen Funken impulsiver - und schmalziger in den letzten Atemzügen. Als Romanliebhaber wird dabei gewiss die Frage aufkommen, ob Danila Kozlovsky die perfekte Wahl für den gottgleichen Dimitri Belikov war. Sein Spiel wirkt zuweilen schon etwas unmotiviert. Schlussendlich ist aber alles eine Frage des persönlichen Geschmacks. Fans von Jugendbuchverfilmungen wie "Chroniken der Unterwelt - City of Bones" oder "Rubinrot" könnten sich somit auch in der "Vampire Academy" heimisch und gut unterhalten fühlen. Zumal auch Rose und Lissa hin und wieder ihre starken Momente aufweisen und dem überspitzten Humor mittels einer gut bekömmlichen Ernsthaftigkeit in der durchaus vorhandenen Charakterentwicklung standhalten können. Der gute Wille zumindest ist ansatzweise vorhanden.

Fazit

Wieder einmal schlägt der Fluch der Jugendbuchverfilmungen erbarmungslos zu. Denn auch im Fall von Richelle Meads "Vampire Academy" dürften sich die Geister scheiden. Was in der Romanvorlage spannend und verlockend bissig zum Ausdruck kommt, hinterlässt auf der Kinoleinwand einen bittersüßen Nachhall. Stellenweise weiß die "Vampire Academy" durchaus zu unterhalten und lebt insbesondere durch den starken Kampfgeist von Zoey Deutch, ansonsten bekommt man es aber mit einer eher seichten High-School-Seifenoper für den hohlen Zahn zu tun. Betreten des Kinosaals also auf eigene Gefahr!

Doreen B. - myFanbase
03.03.2014

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