Your Place or Mine
Inhalt
Debbie (Reese Witherspoon) und Peter (Ashton Kutcher) haben einmal miteinander geschlafen und sind danach beste Freunde geworden. Inzwischen wohnen sie in L.A. bzw. New York und haben täglich telefonischen Kontakt. Als Debbie nach New York muss, um dort einen wichtigen Kurs zu absolvieren, will sie bei Peter unterkommen. Doch dann springt die Babysitterin ihres Sohnes Jack (Wesley Kimmel) ab. Kurzerhand erklärt Peter, dass er nach L.A. kommt, um auf den Jungen aufzupassen. Jeweils im Leben des anderen steckend merken die beiden besten Freunde, wie viel sie doch voreinander verheimlicht haben und dass sie offenbar doch mehr füreinander empfinden.
Kritik
"Your Place or Mine" hat bereits vor der Veröffentlichung doch ganz schön Presse gemacht und das aufgrund mehrerer Promoveranstaltungen, auf denen Reese Witherspoon und Ashton Kutcher in eher unbehaglichen Posen miteinander abgelichtet wurden, so dass sich sogar Kutcher-Ehegattin Mila Kunis einmischte und die beiden liebevoll veräppelte. War das schon das erste Alarmsignal für "Your Place or Mine"? Denn bei einer RomCom will ich wahrlich keine zwei Hauptdarsteller*innen haben, die keinerlei Chemie miteinander haben. Letztlich ist die Chemie zwischen Witherspoon und Kutcher aber gar nicht so entscheidend, weil die beiden im gesamten Film nur sehr wenig Szenen miteinander haben. Die, die sie miteinander haben, finde ich jedenfalls nicht unangenehm, vielleicht hat der Film es also richtig gemacht, die beiden nicht so oft gemeinsam vor der Kamera erscheinen zu lassen. Aber auch abseits der möglicherweise fehlenden Chemie ist "Your Place or Mine" doch als Enttäuschung einzustufen und das aus so vielen Faktoren heraus, dass es sich auch gar nicht mehr schönreden lässt.
"Your Place or Mine" scheitert für mich vor allem durch das Drehbuch. Der Film ist unheimlich langweilig aufgebaut, weil sich stellenweise gefühlt überhaupt nichts tut. Dazu fehlt für mich persönlich auch das Com in RomCom, was für mich nicht erfüllt wurde. Es gibt natürlich Bemühungen, die Mundwinkel zum Heben zu bringen, aber es wirkt alles so furchtbar gewollt. Bestes Beispiel, als Peter seinen Porsche am Hang parkt und dann verzweifelt versucht, dass der Koffer nicht auf das edle Mietauto rollt. Das war so eine typische Szene, die für Humor sorgen sollte, aber die ich eher mechanisch zur Kenntnis genommen habe. Richtig furchtbar fand ich aber die Einbindung der Nebenfiguren. Warum es so eine Figur wie Zen (Steve Zahn) gegeben hat, hat sich mir nicht erklärt. Er war sehr peinlich, sehr unangenehm und völlig fehl am Platz. Jacks erste Babysitterin Scarlet (Rachel Bloom) hat einen großen Auftritt, nur um dann nie wieder in dem Film gesehen zu werden. Es ist nicht klar geworden, wie sie mit dem Mutter-Sohn-Gespann überhaupt in Verbindung stand, Hauptsache rein- und wieder rausgeschneit. Minka (Zoë Chao) fand ich zwar irgendwie süß, wie sie sich in Debbies kurzfristiges New York-Leben integriert hat, auch weil sie sich trotz ihres Interesses an Peter nicht als eifersüchtig aufgespielt hat, aber letztlich wirkte sie wie eine Figur, die in einer imaginären Box einen Haken setzen lässt, ohne die der Film aber genauso funktioniert hätte. Alicia (Tig Notaro) war in sich funktionaler, weil sie die unaufgeregte Lebensberaterin sowohl für Debbie als auch Peter war, aber in ihrer ganzen Art war sie auch so typisch geschrieben, damit es auch nur ja eine Notaro-Rolle ist. Insgesamt zeigen schon diese Kritikpunkte deutlich auf, wie gekünstelt der Film über weite Strecken wirkte.
Kommen wir also mal zum Hauptgeschehen. Glücklicherweise bekommen die beiden Hauptfiguren mehr Profil, wenn ich es auch nicht herausragend fand, was dem Umstand geschuldet war, dass es zwischendurch so ereignislos erschien. Man hat einfach die Stellen gemerkt, wo noch viel mehr möglich gewesen wäre. Mit wem es der Film aber durchgängig gut meinte und wer damit für mich eine beruhigende Präsenz wurde, das war definitiv Jack. Zu einer Mutter wie Debbie passt so ein neunmalkluges Kind schon hervorragend, aber gleichzeitig hat er auch bis dato nie wirklich frei sein können, weil seine Mutter ihn mit allem in Watte packt und ihm gefühlt 100 Allergien noch andichtet, damit sie auch ja nur immer was zu sorgen hat. Mit Peter an seiner Seite kann er richtig aufblühen. Da wird auch deutlich, wie sehr er alles in seiner Umgebung wahrnimmt und für sein Alter auch schon weise zu interpretieren weiß. Peter wiederum war ein interessanter Ansatz, aber letztlich nicht genug in die Tiefe gegangen. Ich fand es auch eigentlich interessant, wie Kutcher, der schon oft den Herzensbrecher gespielt hat, in einer sensibleren Rolle wirken mag. Hier wird es eben dadurch verdeutlicht, dass er heimlich als Autor tätig ist und darin sich und seine Geschichte verarbeitet. Aber warum darf diese Geschichte eigentlich nur das Manuskript sein, was Debbie entdeckt? Warum darf diese Geschichte Peter nicht mehr in der Gegenwart beeinflussen? Dadurch hat es ihm eigentlich nur entschieden gut getan, dass er so viele Szenen mit Jack hatte, weil man über die wachsende Fürsorge für ihn seine sensible Seite präsentiert bekommen hat.
Debbie wiederum ist etwas anstrengend, was aber durch das Schauspiel von Witherspoon abgemildert wird. Ich kann mir nicht helfen, aber egal, was für Rollen sie manchmal spielt (und "Kleine Feuer überall" war charakterlich wirklich schwierig), sie kann allem die Schärfe nehmen. Das Ziel von "Your Place or Mine" war auch nicht, Debbie zu diffamieren, aber gerade im Umgang mit Jack hätte man sie doch gerne mal kurz geschüttelt und klar gemacht, dass es jetzt mal reicht. In New York ist dann aber auch eine andere Seite an ihr zu merken, aber ich weiß tatsächlich noch nicht, wie ich diese wirklich einschätzen soll. Denn besonders bei ihr wurde eben das meiste Potenzial vergeudet. Ich habe zwar bei Debbie nicht so sehr wie bei Peter nach der sensiblen Seite gefragt, aber bei ihr wirkte so vieles mechanisch, um die Handlung in Gang zu halten. Dass sie erst Professor Golden (Griffin Matthews) kennenlernen musste, um dann wiederum auf Verleger Theo Martin (Jesse Williams) aufmerksam zu werden, das wirkte alles etwas zäh. Insgesamt merkte man auch, dass es mit ihrer Teilhandlung wohl um sexuelle und berufliche Selbstbemächtigung gehen sollte, weil sie sich unbeschwert auf eine Affäre mit Theo einlässt und weil sie dadurch begreift, dass sie wirklich das beruflich machen kann, wonach sie sich so lange schon sehnt: Lektorin zu sein. Aber ich spreche bewusst von 'sollTE', denn der Film ist nicht überzeugend genug darin, seine Botschaften zu verpacken.
Wie sehr der Film die ganze Zeit gebummelt hat, ist dann auch daran zu merken, dass das Ende völlig übereilt ist. Auch wenn die Geheimnisse, bei denen es vor allem um intime Dinge ging, sofort signalisiert haben, dass Debbie und Peter sich eigentlich lieben und sie es deswegen bewusst oberflächlich halten, damit der jeweils andere nicht in die Seele schauen kann, kommt dieser Punkt der Erkenntnis, dass es dem jeweils anderen genauso geht, sehr abrupt. Dann gibt es noch eine gar nicht soo lange Szene am Flughafen, Schnitt Zukunft und Happy End eingetütet. Da ist der Film definitiv durch das letzte Viertel gesprintet. Irritierend fand ich auch den Gebrauch der Schriftgrafiken, die eine Art auktorialen Erzähler darstellen, der vermeintlich humorvoll das Geschehen kommentiert. Normalerweise kennt man die Stilistik eher aus Filmen oder Serien, wo es eine Ich-Perspektive gibt, die dann durch das Einkreisen von Gegenständen oder Kommentierungen die Persönlichkeit aufgreifen sollen. Hier wird aber nur am Anfang und am Ende völlig ohne Kontext die Stilistik angewendet, um dann deutlich mit dem Finger darauf zu zeigen, dass Debbie drei Schichten Kleidung über dem BH anhat und später bekommen wir durch die eingeblendete Schrift verraten, was sich im halben Jahr Happy End alles so getan hat, aber dass das Happy End eben auch nicht zu happy ist, weil Ehe ist eben hart. Insgesamt hat die Stilistik null Sinn und null Mehrwert ergeben, passt aber damit irgendwie auch schon wieder zum Film.
Fazit
Rein vom Papier her habe ich mich auf "Your Place or Mine" gefreut, doch bereits die Werbung vorab hat gewisse Befürchtungen entstehen lassen, die der eigentliche Film dann nicht mehr abwenden konnte. In ein lahmes Drehbuch hinein mit willkürlich auftauchenden Nebenfiguren reicht dann auch der Charme von Witherspoon und Kutcher nicht mehr, um irgendetwas zu retten. Da können die beiden noch so sehr betonen, dass sie unbedingt mal miteinander drehen wollten, aber dieser Film war es nicht wert.
Lena Donth - myFanbase
13.02.2023
Diskussion zu diesem Film
Weitere Informationen
Originaltitel: Your Place or MineVeröffentlichungsdatum (USA): 10.02.2023
Veröffentlichungsdatum (DE): 10.02.2023
Länge: 109 Minuten
Regisseur: Aline Brosh McKenna
Drehbuchautor: Aline Brosh McKenna
Genre: Romance, Komödie
Darsteller/Charaktere
Reese Witherspoon
als Debbie Dunn
Ashton Kutcher
als Peter Coleman
Wesley Kimmel
als Jack
Zoë Chao
als Minka
Steve Zahn
als Zen
Jesse Williams
als Theo Martin
Rachel Bloom
als Scarlet
Tig Notaro
als Alicia
Griffin Matthews
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