Bewertung

Review: #5.06 Alles ist illumeniert

Foto: Michael C. Hall - Copyright: Paramount Pictures
Michael C. Hall
© Paramount Pictures

Diese Episode vereint die wesentlichen Elemente der Serie, nämlich Ideenreichtum, Witz und atemberaubende Spannung. Nicht genug, dass sie die Story ein ganz großes Stück voran bringt, sie treibt einen vor Lachen die Tränen in die Augen und zwingt den Zuschauer doch, sich das Blinzeln abzugewöhnen, denn jede Sekunde dieser Episode könnte entscheidende Wendungen mit sich bringen.

Everything in its right place

Als Dexter endlich wieder sein altes Apartment bezieht, fühlt man sich irgendwie zurück geworfen. Das hat Vor- und Nachteile. Rita ist tot und der Auszug aus dem gemeinsamen Haus schließt dieses Kapitel vollends ab. Das ist schade, denn Rita war ein wichtiger Bestandteil der Serie. Doch es bringt auch positive Effekte mit sich, denn Dexter fängt von vorn an, schöpft neuen Mut, die Serie kann einen Neustart hinlegen - sozusagen back to the roots.

Ein schönes Symbol hierfür ist der Moment, in dem Dexter seine Blutplättchensammlung wieder in sein altes Versteck legt, die Klimaanlage. Insbesondere in der Zeit mit Rita und den Kindern bereitete ihm dieses Relikt häufig Ärger und hat ihn ein ums andere Mal nahezu verraten. Jetzt ist sie wieder sicher an ihrem alten Platz und auch Dexter nimmt eben diesen ein.

Tonight's the night

Als Lumen sich verkleidet, ist sofort klar, dass sie nichts Gutes im Schilde führen kann und diese Vorahnung bestätigt sich. Gerade als Dexter endlich wieder seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen will, klingelt (wie in letzter Zeit so oft) sein Telefon. Lumen hat auf einen Mann geschossen und es wäre nicht verwunderlich, wenn es mal wieder der falsche gewesen wäre. Dexter sieht sich gezwungen, alles stehen und liegen zu lassen. Aber auch, um sich selbst zu schützen, beschließt er, Lumen zu helfen. Irgendwie nervt es, dass Dexter für sie Babysitter spielen muss und bei seinem Hobby gestört wird, doch andernfalls käme die Story wohl nie wirklich voran.

Mit der Suche nach Lumens Opfer, das sich unbemerkt und schwer verletzt aus dem Staub gemacht hat, beginnt der stets steigende Spannungsbogen. Als das Opfer es schafft, die Polizei zu verständigen, glaubt man schon, dass es für Dexter und Lumen nun aus sei. Als sie den Ausreißer letztlich finden und töten, glaubt man, man könne aufatmen und wird schnell eines Besseren belehrt. Dexter erledigt hier für Lumen die Drecksarbeit und verstößt zwar gegen seinen Kodex, andererseits zeigt das aber auch, dass Lumen wohl noch eine wichtige Rolle in seinem Leben spielen wird, wenn er so viel für sie aufgibt.

Kaum hat man die Entwicklung der letzten Sekunden verdaut, darf man sich erneut ins Sofa krallen, denn nicht nur, dass die Polizei und die Mordkommission schon vor Ort sind, Dexters eigentliches Opfer, das er kurzerhand im Kofferraum seines Wagens zwischengelagert hatte, konnte fliehen. Der Mann rennt splitternackt, nur in der üblichen Folie verpackt, quer über das Gelände direkt auf Debra und Dexters Kollegen zu. Das sieht zwar witzig aus, wäre aber auch Dexters Ende, würde seinem Opfer die Flucht gelingen. Die nächsten Minuten sind dann nervlich kaum auszuhalten. Dexter schafft es, den Mann kurz vor der brisanten Abzweigung zu Boden zu reißen, doch was dann? Er zerrt ihn zwischen zwei Container, aber in der nahegelegenen Fabrik liegt noch immer die Leiche von Lumens Schänder, die ebenso eindeutig Dexter zugeordnet werden könnte. Gedanklich schließt man schon mit Dexters Zukunft ab und stellt sich vor, wie die nächsten Staffeln im Gefängnis oder im Todestrakt verlaufen könnten, da kommt die absolut unerwartete Wendung: Dexter tritt mit sauberem Hemd und einem Lächeln aus der Fabrik. Das Schauspiel, das er dort arrangiert hat, ist genial, überraschend und bietet obendrein noch eine hervorragende Grundlage für eine humoristische Einlage. Dass die beiden Männer sich beim perversen Liebesspiel ausversehen selbst getötet haben sollen, ist für die Polizisten offensichtlich und Masuka lässt es sich nicht nehmen, das mutmaßliche Geschehen nachzuahmen. Die nahezu unerträgliche Anspannung löst sich in einem Lachkrampf auf.

More than "like"

Wie zu erwarten war, hegt Debra für ihren Kollegen Gefühle, die sie sich vorher nicht eingestehen wollte. Doch fragt man sich ständig, wie sie diesen andauernden Männerwechsel so gut verkraftet. Sie weint keinem lange nach, ganz egal wie groß ihre Gefühle schienen und schon einige Wochen später steht der nächste in den Startlöchern. Ich persönlich würde mir für sie mal ein bisschen Alltag wünschen. Sie sollte mal einen finden, mit dem sie zufrieden ist und mit dem sich eine Routine einspielt. Warten wir ab, ob Quinn dieser jemand sein wird. Schön ist es, dass ein ewiges Gefühlschaos vermieden wird. Beide gestehen sich und dem jeweils anderen gegenüber erfrischend schnell ihre Gefühle ein, klären die entstandenen Missverständnisse auf und alles sieht nach dem Beginn einer neuen Beziehung aus.

Das einzige, was zwischen die beiden kommen könnte, ist Quinns Besessenheit von dem Gedanken, dass Dexter in kriminelle Machenschaften verwickelt sein könnte. Er setzt Leute auf Dexter an, die ihn observieren sollen und wenn diese Geschichte nicht bald im Sande verläuft, könnte sie heftige Konsequenzen haben und zwar nicht nur für Dexter, sondern auch für Quinn und demnach für Debra.

Fazit

Lumen entwickelt sich von einer dauerhaft schreienden, dickköpfigen Frau zu einer Persönlichkeit, die durchaus Pepp und Spannung in die Serie bringen kann. Auf Dexter hat sie jedenfalls recht starken Einfluss. Aufgrund der Weiterentwicklung der Story und der sich aufbauenden Spannung kann diese Episode inhaltlich überzeugen. Doch auch rein technisch brilliert diese Folge in einigen Szenen, die sonst nicht diese starke Wirkung auf den Zuschauer hätten ausüben können. Als Sahnehäubchen gibt es eine humorvolle Einlage, wie man sie selten zuvor bei "Dexter" gesehen hat. Diese perfekte Kombination macht Lust auf mehr.

Janina Funk - myFanbase

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