Goodbye Dexter
Die erinnerungswürdigsten Morde in "Dexter"

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In "Dexter" hat es in den acht Jahren unzählige Morde gegeben - schließlich beschäftigte sich die Serie mit einem Serienkiller. Doch bevor wir uns mit Dexters Morden beschäftigen, werfen wir einen Blick zurück auf all die Mordakte in "Dexter", die nicht von Dexter ausgeführt worden, sondern von anderen Personen - und deswegen sicherlich nicht weniger schockierend waren...

Nicole Oebel meint:

Foto: Colin Hanks, Dexter - Copyright: Paramount Pictures
Colin Hanks, Dexter
© Paramount Pictures

#1 Engel des Todes (#6.05 Der Engel des Todes)
Dexter setzt sich in Staffel 6 damit auseinander, ob er seinen Sohn mit Religion vertraut machen sollte oder nicht. Parallel dazu geht der Doomsday-Killer um, der das Ende der Welt heraufbeschwören will, indem er die sieben Plagen der Apokalypse auf die Erde bringt. Seine Mordopfer gestaltet er also nach der Bildsprache der Bibel und sowohl die Hure von Babylon als auch die apokalyptischen Reiter dürften wohl jedem in Erinnerung geblieben sein. Am stärksten aber hat sich mir die Szenerie rund um den Engel des Todes ins Gedächtnis eingebrannt, denn im Gegensatz zu den anderen Tableaux lebte die Frau in diesem noch als die Polizei eintraf. Diese junge Frau, die den Fehler begangen hatte, sich auf den schizophrenen Travis Marshall einzulassen, wird von dessen bösem Alter Ego in eine grauenvolle Tötungsvorrichtung eingehangen, in der sie verharren muss, bis jemand auftaucht. Sie steht also in einem Gewächshaus, nur in ein weißes Tuch gehüllt und kann aufgrund ihres Knebels die Polizei nicht warnen, die auftaucht, um ihr zu helfen. Eine Polizistin läuft in den Stolperdraht hinein, durch den die Frau gehängt wird, wobei sich ihre Arme mit angeschnallten Flügeln ausbreiten und etwas in der Schlinge ihre Kehle punktiert, so dass das Blut auf ihr weißes Gewand tropft, als sie stirbt. Diese Sekunden sind nichts anderes als grauenvoll, die Inszenierung aber ergibt auf widerwärtige Weise ein ästhetisch überaus gelungenes Bild, besonders als über ihrem Kopf die Sonne hereinscheint und ihr eine Art Heiligenschein verleiht.

#2 Badewannen-Mord (#4.01 Ein Leben wie im Traum)
Der Auftakt zu Staffel 4 wartete gleich zu Anfang mit einer wirklich abstoßenden Einführung des neuen Staffelkillers auf. Arthur Mitchell, ein Mann in den 60ern, der später nur noch Trinity genannt wird, überrascht eine junge Frau in ihrem Badezimmer, zieht sie und sich selbst komplett aus und steigt mit ihr in die Badewanne, wo er sie in den Schwitzkasten nimmt, so dass sie sich nicht wehren kann. Dann schneidet er ihr in den Schenkel und lässt sie langsam ausbluten. Sein Opfer nackt in den Armen zu halten, ist ja schon widerlich genug, aber das Schlimmste kommt erst noch! Er hält der Frau nämlich einen Spiegel vors Gesicht, damit sie sich beim Sterben zusehen muss! Man fragt sich hier postwendend, wie ungeheuer krank der Mann sein muss, der hier so ruhig und unaufgeregt vorgeht, und was ihn zu dem gemacht hat, der er heute ist. Besonders aufwühlend ist diese Inszenierung für jeden, der Darsteller John Lithgow vor allem als Familienvater aus "Bigfoot und die Hendersons" kannte.

Foto: Julia Stiles & Jonny Lee Miller, Dexter - Copyright: Paramount Pictures
Julia Stiles & Jonny Lee Miller, Dexter
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#3 Barrel Girls Case (Staffel 5)
Der Serienkiller in Staffel 5 hat es ausschließlich auf junge Frauen abgesehen, die von ihm und einer Gruppe Gleichgesinnter über längere Zeit gefangen und misshandelt werden. Da die Mädchen darüber hinaus noch dabei gefilmt werden, kommen sowohl Debra als ermittelnde Polizistin als auch der Zuschauer in das zweifelhafte Vergnügen, Ausschnitte dieser Misshandlungen zu sehen. Diese Szenen brauchen sich kaum, was ihren Schockfaktor angeht, hinter Laura-Palmer-Szenen zu verstecken. Und das alles vor dem Hintergrund, dass man genau wie bei Laura Palmer das gruselige Ende der Mädels bereits kennt: Sie landen in Fässern, die mit einer Flüssigkeit gefüllt sind, die ihre Leichen mit ihren toten Augen konserviert. Die Szene, als es beim Transport dieser Fässer zu einem Unfall kommt und all die Leichen auf der Straße herumschlittern, ist so grotesk, dass sie die dritte ist, die mir nicht aus dem Gedächtnis gegangen ist.

Maria Gruber meint:

Foto: John Lithgow & Michael C. Hall, Dexter - Copyright: Paramount Pictures
John Lithgow & Michael C. Hall, Dexter
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#1 Badewannen-Mord (#4.01 Ein Leben wie im Traum)
Ein Mann, eine Frau, eine Badewanne voller Blut. Der Auftakt zur vierten Staffel von "Dexter" wartete mit einem unfassbar gewalttätigen Mordakt auf, der das Publikum die Luft anhalten ließ. Die Perversität, die durch die intime Nähe von Täter und Opfer entstand, und die Brutalität, mit der der Mörder seinem Opfer den Körper aufschlitzte und ihn ausbluten ließ, sie vermischten sich zu einer widerwärtigen Szene. Dieser Mord ist in seiner grauenhaft-artistischen Inszenierung sowohl abstoßend als auch beeindruckend, genauso wie Schauspieler John Lithgow, der hier mit einem Paukenschlag als Trinity-Killer eingeführt wurde. Es gab in acht Staffeln "Dexter" wohl kaum eine Mordszene, die beim Zuschauer derartige Abscheu verursachte, wie diese.

Foto: Lauren Vélez, Dexter - Copyright: Paramount Pictures
Lauren Vélez, Dexter
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#2 Debra erschießt Laguerta (#7.12 Surprise, Motherfucker!)
Der Showdown der siebten Staffel war an Spannung und Emotionalität eigentlich kaum zu überbieten, denn er stellte Debra vor eine schier unmögliche Entscheidung. Soll sie ihren geliebten Bruder, der allerdings ein Serienmörder ist, umbringen – oder ihre Vorgesetzte, eine eigentlich unschuldige Polizistin? Jennifer Carpenter stürzte den Zuschauer in dieser Szene durch ihre mitreißende Performance förmlich mit in das moralische Dilemma ihres Charakters und so setzte wohl auch beim Publikum für einen Moment der Herzschlag aus, als sie den Schuss abfeuerte. Dass hier eine derartige Spannung erzeugt werden konnte, obwohl eigentlich jedem halbwegs informierten Fan klar war, dass Dexter nicht sterben wird (Staffel 8 war zum Ausstrahlungszeitpunkt der Episode bereits beschlossene Sache), ist den Machern – und Jennifer Carpenter – hier sehr hoch anzurechnen. Eine unvergessliche Szene!

#3 Mord an Laura Moser (#1.10 Rot wie Blut)
Es ist der Mord, der Dexter zu dem machte, der er ist. Obwohl man den furchtbaren Mord an Laura Moser – zum Glück – nie wirklich zu sehen bekommt, so sind allein das Geräusch der Motorsäge und die Lache aus Blut, in der der kleine schreiende Junge sitzt, enorm verstörend. Diese Flashback-Szene ist eigentlich die Schlüsselszene der gesamten Serie, denn sie ist die Rechtfertigung für den Zuschauer, einen Serienkiller sympathisch finden zu dürfen. Denn Dexter ist zwar Täter, aber er war eigentlich erst das Opfer – und zwar das Opfer eines unbeschreiblich grausamen Mordaktes, der ihm seine Mutter nahm und fast seine ganze Menschlichkeit.

Alex Olejnik meint:

Foto: Michael C. Hall, Dexter - Copyright: Paramount Pictures
Michael C. Hall, Dexter
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#1 Mord an Rita (#4.12 Die Schlinge zieht sich zu)
Die vierte Staffel von "Dexter" endete mit einem absoluten Schocker - Rita liegt tot in der Badewanne, das Wasser ist voller Blut, der kleine Harrison sitzt auf dem Boden, von Blut umgeben. Eine unglaublich intensive Szene, die sich schnell ins Gehirn eingebrannt hat. Zum einen, weil es viele Parallelen zu Dexters Vergangenheit gibt und zum anderen, da sie aus dem Nichts kommt, weil man zuvor mit Arthur Mitchell aka dem Trinity Killer abgeschlossen hat und eigentlich schon erleichtert war, dass Dexter den Kampf gegen ihn gewonnen hat. Doch da hat er und da haben sich die Zuschauer getäuscht, denn mit Ritas Tod wurde gezeigt, dass man bei "Dexter" wirklich mit allem rechnen muss und keiner der Charaktere sicher ist. Sofort springen einem Gedanken in den Kopf, ob Harrison darunter genauso leiden muss, wie es der kleine Dexter getan hat, als er den Mord an seiner Mutter beobachtet hat. Es öffnen sich viele Möglichkeiten, nicht nur für die Storyline allgemein, sondern auch für Dexter selbst und das pure Entsetzen, das man beim Anblick der toten Rita empfunden hat, zeigt, dass dies ein Mord ist, an den man sich immer erinnern wird.

Foto: Colin Hanks - Copyright: Paramount Pictures
Colin Hanks
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#2 Doomsday-Killer-Morde (Staffel 6)
In der sechsten Staffel hatte es Dexter mit dem Doomsday Killer zu tun, der sich als Travis Marshall entpuppte. Bis es jedoch soweit gekommen ist, mussten wir mit ansehen, wie dieser auf das Ende der Welt vorbereiten wollte und hierfür das Buch der Offenbarung nutzte. Er bringt die sieben Plagen zum Vorschein und nutzt für die Inszenierung der Morde die Bildsprache, sodass wir einen schockierenden Mord nach dem anderen zu sehen bekommen. Seien es die Schlagen, die aus dem Körper von Omar Rivera kommen, die Reiter der Apokalypse oder die Hure von Babylon: Bis ins Detail sind diese Morde durchdacht und sie nehmen einen persönlich sehr mit, weil sie einem unglaublich unter die Haut gehen. Die Bilder sagen alles und man weiß von Anfang an, dass hier ein Psychopath am Werk ist. Mit dem Engel des Todes wurde noch eins oben draufgesetzt und diese Mordreihe wird sicherlich als eine der schrecklichsten in Erinnerung bleiben, gerade weil alles sehr detailgetreu umgesetzt wurde und man angewidert, aber auch fasziniert am Bildschirm klebte.

#3 Mord an Frank Lundy (#4.04 Sucht nach Freiheit)
Es war nicht wirklich ein Mord, der besonders blutig war oder der eine schockierende Inszenierung erfordert hat - es war ein Mord, der einen als Zuschauer emotional sehr mitgenommen hat und dadurch für mich immer zu den krassesten Morden gehören wird. Frank Lundy war ein Charakter, der mir sehr ans Herz gewachsen ist. Nicht nur die Liebesbeziehung zu Deb war aufrichtig und zufriedenstellend, auch die Person Frank Lundy war dank Keith Carradine ein Sympathieträger, den man nicht missen wollte. Seine Rückkehr in Staffel 4 war eine sehr gute Entscheidung der Autoren gewesen, die nicht nur für Debs Entwicklung von großer Bedeutung war, sondern auch für die von Dexter. Immerhin hat Frank Lundy dafür gesorgt, dass Dexter herausgefunden hat, wer der Trinity Killer wirklich ist. Doch dafür musste er mit seinem Leben bezahlen und Schuld daran war Arthur Mitchells Tochter Christine Hill. Sie hat das Leben von Lundy mit einem Schuss beendet und Deb auch noch verletzt. Das Ende dieser Beziehung und dieses Charakters hat ein großes Loch hinterlassen, weshalb ich immer mit einem traurigen Auge zurückblicken muss. Lundy war einfach toll und dass er so früh gehen musste, bevor es erst richtig losgehen konnte, ist einfach sehr schade gewesen.

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