Review: #2.20 Projekt Wiedervereinigung

Friede, Freude, Eierkuchen in Capeside, nachdem Abby verschwunden ist? Dieser Eindruck wird am Anfang der Episode erweckt, doch die Fassade täuscht. Vordergründig nimmt man sich in dieser Episode der Ehe-Krise der Learys, Dawsons Eltern, zum Thema. Der andere Handlungsstrang betrifft Andie und ihre schlimmer werdende Depression.

Doch zunächst zu den Learys. Ihre Ehekrise beschäftigt uns nun schon seit der ersten Staffel, in der die Affäre von Dawsons Mutter mit einem Kollegen auffiel und die gesamte Problematik auslöste. Seitdem pflegten die Autoren diesen Konflikt, der so schön unberechenbar ist, da Dawsons Eltern zwei Nebencharaktere sind, wo es auch vorstellbar wäre, dass einer wirklich aus der Serie ausscheidet (z.B. Dawsons Mutter durch den möglichen Umzug nach Philadelphia).

In dieser Episode greift man den Konflikt also wieder mal auf und nutzt das Wechselspiel zwischen Furcht und Hoffnung, um den Zuschauer am Ende doch wieder an den Anfang der Episode zurückzuversetzen. Wer meinte, die Szene im Restaurant würde etwas ändern, wird schließlich eines besseren belehrt - es bleibt, wie so oft schon, spannend und ein Ende dieser Thematik ist derzeit noch nicht absehbar. Man versucht jedoch die Spannung mit Ultimaten, wie sie durch die potentielle Karrierechance gegeben ist, weiter zu schüren.

Dawson hat sich inzwischen damit mehr oder weniger abgefunden, er hält sich einfach raus. Einziger Störfaktor ist Ms. Kennedy, die Freundin seines Vaters, die nicht nur eine mögliche Wiedervereinigung gefährdet, sondern auch noch Dawson ihre Abneigung ihm gegenüber zeigte, die - so scheint es nach dieser Episode - auch nicht rational von ihr begründet wird. Mädchen Amick gelingt eine Darstellung der Figur von Ms. Kennedy, die einerseits als klare Widersacherin beim Zuschauer auftrifft, weil sie eben den Protagonisten in Frage stellt, zugleich aber mit ihrer Ansicht, dass Dawsons Träume von der grossen Karriere in Hollywood möglicherweise etwas unrealistisch sind, ziemlich sachlich argumentiert, wäre da nicht die Frage nach ihren Motiven, die eher nach persönlicher Abneigung aussehen. Immerhin vermag Dawson auch Referenzen für sein Interesse vorzuzeigen, er hat ein ausgeprägtes Wissen über den Film. Damit ist sein Ideal zumindestens durch ein gewissen Herantasten an den Bereich gerechtfertigt, so dass es vielleicht doch kein rein kindlicher Traum ist.

Entscheidend voran kommt auch die wiederaufgelebte Liebe zwischen Dawson und Joey. Wie weit die beiden inzwischen zu gehen vermögen, bringen sie spätestens in der Bootszene zur Aussprache. Es ist fast schon wieder einmal zu schön, um wahr zu sein, so dass man das demnächst kommende Unheil schon wieder riecht. Dennoch erfreut es einen als Zuschauer, dass nach fast einer ganzen Staffel der in der Luft stehenden knisternden Spannung, wann die beiden endlich wieder zusammenkommen, nun auch die Momente gezeigt werden, worauf die ganze Handlung hinauslief bzw. hinauswollte.

Zwischendurch erleben wir übrigens auch mal wieder einen Auftritt von Jen, die nun bei den Learys nächtigt, weil ihre Grossmutter sie ja in der letzten Episode rausgeschmissen hat. Bis auf ihren fehlgeschlagenen Versuch die Learys wieder zusammenzuführen, trägt sie jedoch nichts entscheidendes zur Episode bei. Vielmehr denkt man, dass die letzte Episode der ideale Moment gewesen wäre, sie endlich aus der Serie herauszuschreiben.

Der zweite entscheidende Handlungsstrang in dieser Episode ist der über Andie. Man führt den Zuschauer geschickt in die Irre, indem man ihn ihre Halluzinationen sehen lässt. Das macht die abstrakte Thematik begreiflicher und erzeugt zudem die spannende Frage, ob Pacey möglicherweise hintergangen wird. Als nach der Hälfte der Episode dieses Rätsel jedoch aufgelöst wird, verfällt die Episode selber auch in eine Depression. Die Minuten verfliessen in dem verzweifelten Versuch Spannung zu erzeugen, indem Andie sich entscheiden muss, obwohl ihrer Situation damit keine Abhilfe geschaffen wird. Am Ende dramatisiert man das Ganze, indem man Verbindungen zu ihrer Mutter zieht - erbliche Vorbelastung, aber es könnte noch nicht zu spät sein. Für den Zuschauer steht fest, dass Andie als Charakter nun so ziemlich am Ende ist. Indem man ihren Zustand destabilisierte, bringt man sie in eine problematische Situation, aus der es nur sehr schwer ein glaubhaftes Entrinnen gibt.

Alles in allem eine mäßige Episode. Der Andie-Handlungsstrang verliert sich nach der Hälfte der Episode, die Leary-Geschichte entschädigt ein wenig, nicht zuletzt aber auch Dawson und Joey.

Malte Kirchner

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