Review: #2.19 Abbys Vermächtnis

Nach dem schockierenden Weggang Abbys in der letzten Folge widmete man die darauffolgende gänzlich der Reaktionen darauf. Tatsächlich treten allerorts gemischte Gefühle auf. Alle Charaktere sind hin- und hergerissen zwischen ihren wirklichen Gefühlen, der Wahrheit, und den angemessenen Gefühlen, dem Anstand. Manchen gelingt dieser Spagat, anderen wiederum nicht.

Am schlimmsten getroffen ist Jen. Mit Abby fand sie eine Aussenseiterin, die ebenfalls ihren Idealen nachging - den anderen zum Trotz. Ihr Verlust hinterlässt nicht nur eine Lücke, sondern auch die Angst bei Jen, dass es ihr genauso gehen könnte. Die Reaktionen des Umfelds - die Heuchelei, dass Abby doch ein gerngesehener Bestandteil der Gemeinschaft war, was eben nicht der Fall war - ist für sie unerträglich. Dass dann ausgerechnet ihre Grossmutter diese Sinnlosigkeit durch Weisheiten eines kindlich anmutenden Gottglaubens rechtfertigen will, gibt ihr den Rest und führt zu dem Entschluss, der Heuchelei ein Ende zu setzen. Am Ende bereut sie es. Nicht der Wahrheit wegen, sondern vielmehr, weil es ihr persönlich nichts brachte. Die Menschen werden sich nicht ändern dadurch, sie selber verliert lediglich Sympathien. Am Ende dann der Rauswurf von Grams und damit der Höhepunkt in ihrem Streit.

Betroffen ist auch Andie. Wie bereits im Review zu Perfect Wedding angesprochen, war abzusehen, dass der Rauswurf auf der Hochzeit sie belasten wird. Damit nicht genug wirft Jen ihr die angebliche Schuld sogar vor. Als dann noch Abbys Mutter um eine Grabrede bittet, weil Abby immer so von ihr geschwärmt habe, ist das Maß voll und sie verfällt in ihre Ängste. Ernüchterung findet sie erst, als sie feststellen muss, dass Abby tatsächlich kein gutes Verhältnis zu ihrer Umwelt hatte. Am Ende findet sie aber dennoch die richtigen Worte, das Abby oft weiterhalf, indem sie einfach Grenzen aufzeigte. Eine Beobachtung, die auch ihr Auftreten in der Serie charakterisiert - ein würdiger Abschluss.

Auch Joey wird durch den Tod berührt, doch alleine der Tatsache wegen. Mit den jüngsten Entwicklungen in ihrer Familie, der Wiederkehr ihres Vaters, ist die Vergangenheit nicht länger ein Tabuthema, auch der Tod ihrer Mutter wieder ein Thema. Doch die Eisschicht ist gross und nur mit Mühe gelingt es ihr am Ende sie zu durchbrechen. Weitere Fortschritte für Joey und dieses Mal kann man wirklich von wahrer Selbstfindung sprechen.

Dawson berühren ganz andere Probleme. Sein Verhältnis zu Joey freut ihn, das Auseinanderleben seiner Eltern ganz und gar nicht. Sein Vater geht eigene Wege, seine Mutter steckt in der Zwickmühle sich zu entscheiden zwischen Karriere und Familie, wobei die Karriere derzeit sicherer aussieht, als die Familie. Es wird kompliziert und Dawson versucht durch Druckausübung die beiden Seiten zu beeinflussen.

Insgesamt also ein würdiger Abschluss von Abbys Zeit in der Serie, der sie in einem guten Licht darstellt ohne die Wahrheit zu verzerren. Unterstrichen wird das durch die sehr schönen landschaftlichen Aufnahmen und die Kamerafahrten, als z.B. Jen verzweifelt auf dem Dock die Blumen herunterschmeisst.

Malte Kirchner

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