Review: #2.05 Vollmond

Ein Feuerwerk der Verzweifelung bietet sich dem Zuschauer in der Episode mit dem einprägsamen und zugleich bogenspannendem Namen "Vollmond". Der "Vollmond" ist das Element, das alles begründen soll, aber letztlich nur psychologisch auf die Charaktere einwirkt. Dass es ausgerechnet der Vollmond ist und nicht der Neumond, ist kaum ein Zufall. In dieser Folge explodieren im Prinzip nur Handlungsfäden, die sich über Wochen hinweg aufgestaut haben. Nun ist sprichwörtlich gesagt "das Maß voll".

Für Dawson wird es in vielerlei Hinsicht kompliziert. Sein schlimmstes Problem ist dabei wohl die Ehekrise seiner Eltern, die immer wieder schlimmer wird und dabei zu nichts führt. Vor allen Dingen aber die offene Ehe lässt Dawson daran zweifeln, inwieweit man ihn überhaupt noch in die Familienpolitik miteinbezieht, bzw. ihn berücksichtigt. Der Geistesblitz, der durch Abby's Versuch sich an ihn ranzuschmeissen, um Jen zu imponieren, entsteht, wird bald Realität. Vermittelungsversuche führen letztlich nur dazu, dass man endgültig beschließt getrennter Wege zu gehen. Ein Ende mit Schrecken oder hat Dawson die endgültige Explosion quasi herausgefordert? Das bleibt am Ende unklar, wenn auch ohne Dawson die Vorzeichen dafür existierten. Bei Joey findet er dann zwar Trost, doch auch nur begrenzt. Basierend auf ihr schlechtes Gewissen wegen dem Kuss mit Jack verschließt sie sich ganz klar vor ihm, was Dawson auch indirekt mitzubekommen scheint.

Joey's Problem ist wie schon angesprochen der Kuss mit Jack, wobei weniger dieser Akt selber (als möglicher Zufall) das Ausschlaggebende ist, als vielmehr die Gefühle, die dahinterstecken. Joey zweifelt an ihrem Dawson-Ideal (erneut verdeutlicht durch die Zeichnung, die sie anfertigt), wobei noch hinzukommt, dass Dawson sich immer mehr mit sich selber beschäftigt. Auch seine Beziehung zu Joey besteht hauptsächlich aus Selbstkritik, um ihr gerecht zu werden, die Konfrontation scheut er. So kommen anscheinend Langeweile und Angst vor Endgültigkeit zusammen, die für Jack sprechen. Der Auslöser ist dann das verzweifelte Schreiben des Gasts im Café. Später merkt Joey, dass ihr Vorgehen nicht richtig war. Vielmehr noch plagt sie aber anscheinend die Frage, ob sie sich mit ihrem Dawson-Glück nicht selber belügt. Ihre Distanz zu Dawson am Ende der Episode zeigt, dass sie ihm und ihr selber nichts vorspielen möchte. Mit Jack hat sie erstmals einen Dawson-ähnlichen Menschen kennengelernt, der - ihr entsprechend - auch in nahezu alles etwas hineininterpretiert. Während es aber bei Dawson eher eine kindliche Freude ist, übt sich Jack - wie auch Andie Pacey sagt - eher darin, sein Unglück schönzumalen. Gleiches tut auch Joey, wie wir in den vergangenen Episoden erfuhren, so dass beide stärkere Gemeinsamkeiten haben, als zur Zeit mit Dawson.

Pacey hat auch kein Glück. Die sich am Anfang der Folge anscheinend richtig anbahnende Liebe zu Andie (und umgekehrt), entpuppt sich am Ende eher als Drama anstatt eines Happy-Ends. Pacey wird in eine Situation hineinmanövriert, die nicht unbedingt als glücklicher Zustand beschrieben werden kann. Die Aufhebung des Geheimnisses von Andie macht zwar für die kommende Beziehung alles klar, doch sie wird Pacey voerst seinen Sarkasmus opfern lassen müssen und ist nicht gerade als problemlos zu beschreiben.

Kein Glück auch für Jen. Freundin Abby's Uneigennützigkeit entpuppt sich als reine Eigennützigkeit, was sie gänzlich alleine dastehen lässt. Das verbliebene Vertrauen von Grams verspielt sie schließlich noch durch Vincent, den Stein des Anstosses im Abby-Streit und zugleich Rückfall in ihre New Yorker Zeit. Zumindestens scheint Jen das Dawson-Trauma überwunden zu haben (auch wenn Abby sie damit bestrafen will), doch am Ende der Episode steht sie ganz alleine da.

Andie verliert wie schon angesprochen ihr kleines Geheimnis. Zugleich verliert sie aber auch an Fallhöhe, da es - am Boden zerstört - kaum noch schlimmer für sie kommen kann. Diese mißliche Lage nimmt hier ihren Anfang und wird in den kommenden Folgen langsam zum Endpunkt kommen, der kaum noch Möglichkeiten offenlässt, sie aus der mißlichen Situation in einfacher Weise wieder herauszuholen.

Jack sieht sich auch der komplizierten Situation entgegengestellt, dass er Gefühle hat, die er eigentlich nicht haben sollte. Joey ist an Dawson vergeben, gleichzeitig sind die Parallelen zwischen ihm und Joey einfach zu verbindend. Der Kuss wird zur mißlichen Lage, da er Joey damit schadet (wenn diese auch ihren Eigenanteil daran hatte) und sich selber nur mehr Hoffnung auf ein vermeintliches Glück macht.

Abby bricht dieses Mal erstmals richtig aus ihrer bisherigen Eindimensionalität aus. Ihr Beleidigen von Jen deutet ganz klar auf eigene Verzweifelung hin, womit auch das Beleidigen von anderen eine Erklärung findet. Die Ohrfeige von Jen zeigt Abby's wahres Gesicht in Form der Verletztlichkeit. Dieses Ereignis soll sie auch noch weiter in dieser Episode beschäftigen. Zwar versucht sie durch Dawson Jen ebenfalls zu verletzten, dennoch zeugt all das nur von einer immer grösser werdenden Verzweifelung.

Mitch, Dawson's Vater, zeigt derweil auch seine Verzweifelung. Zu Recht spricht Dawson an, dass er endlich aus seinem Egoismus herauskommen sollte, doch dieses weckt nur die wahre Verzweifelung, die dahintersteckt. Zugleich ist die Situation auch zweifelsfrei aussichtslos. Gleiches gilt für Gale, die es ebenfalls Leid ist der Vergangenheit wegen durchgehend bestraft zu werden.

Insgesamt eine recht bedrückende Episode, der wie gesagt ein Symbol zugrunde liegt. Gleichzeitig gelingt es mal wieder eine ganze Reihe von Handlungssträngen abzuschließen, um Platz für neue zu schaffen. Kurzum: Sehr gut.

Malte Kirchner

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