Bewertung

Review: #3.02 Die Überlebenden

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Dark
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"Dark" macht es einem mit dieser Episode wirklich nicht einfach. Die Figuren sind mittlerweile so über die Jahre und Welten verteilt, dass es als Zuschauer schwerfällt, sanft in die Handlung und die rasch ineinander übergehenden Szenenwechsel hineinzugleiten. Man muss sich erst einmal sammeln und rekapitulieren, wo und besonders wann wir die Figur zuletzt gesehen haben, doch auch das ist dieses Mal keine große Hilfe. Denn anders als in der letzten Staffel die recht konsequent am Datum festhielt und lediglich zwischen den jeweils 33 Jahren auseinanderliegenden Zeitebenen wechselte, befinden wir und nun plötzlich in zig verschiedenen Zeiten und das nach einem großen Zeitsprung von drei Monaten, in dem wer weiß was passiert sein kann.

22. September

Ich versuche mal, mich einigermaßen chronologisch durch die Episode zu hangeln. Der früheste 22. September, den wir besuchen, ereignet sich im Jahr 1888, also noch mal einen Zyklus vor dem zurückliegendsten, den wir bisher gekannt haben. Ich finde es einigermaßen logisch, dass er erwachsene Jonas, Bartosz, Franziska und Magnus dort gelandet sind, genau so wie Jonas am Ende der ersten Staffel ebenfalls in eine uns unbekannte Zeit gesprungen ist. Was sich mir nicht erschließt, ist indes alles rund um die Parallelwelt-Martha. Während ich es von Lisa Vicari wunderbar geschauspielert finde, wie sie Jonas und ihren "Freunden" gegenüber vollkommen kalt wirkt, wo sonst sehnsüchtige Blicke und Verbundenheit herrschten, kann ich genau wie Jonas und Bartosz nicht anders, als Marthas Intentionen in Frage zu stellen. Wie ist es ihr gelungen, in diese Zeit und zu einem scheinbar beliebigen Datum reisen? Stimmt es, dass Jonas ihr dies aufgetragen hat? Was mich allerdings am meisten stört, ist der Bruch in der Kontinuität der parallelen Erzählweise. In der Welt von Jonas macht es Sinn, dass alles vollkommen ineinander verheddert ist und der Stammbaum der Windener Familien ein einziges Durcheinander. Doch in Marthas Welt gibt es diese Verstrickungen nicht, warum also eine Apokalypse und Zeitreisen, wenn das sonst auch niemand tut? Wer ist der Kopf von Sic Mundus, wenn es Jonas als Adam gar nicht gibt? Ich hoffe sehr, dass man das Spiegelbild wieder zurechtrücken kann, indem Marthas ältere Version sich als Eva entpuppt und ebenso berechnend und geheimniskrämerisch die Strippen zieht.

Während es aus den 20er und 50er Jahren keine Neuigkeiten gibt, treffen wir in den 80ern erneut auf den mysteriösen Mann mit Hasenscharrte, der schonwieder einen Mord begeht. Auch wenn ich es spannend finde, dass er gemeinsam mit seinem älteren und jüngeren Ich agiert, habe ich momentan noch kein großes Interesse an ihm, da er sehr aus dem Kontext gerissen wirkt. Auch sonst geht es in dieser Zeit heiß her, denn man streut die Vermutung, dass Tronte Reginas Vater sein könnte, was ich bisher gar nicht auf dem Schirm hatte. Es passt wunderbar in diese vertrackte Geschichte, noch eine Verknüpfung mehr zu erschaffen. Mein Highlight aus dieser Zeitebene war allerdings definitiv die Wiedervereinigung von Katharina und Ulrich. Es bedurfte nicht vieler Worte, um sich ihrer gemeinsamen Mission zu versichern, gleichzeitig war es eine erwärmende Erleichterung, dass sich nach all den Verlusten auch einmal zwei Menschen wiedergefunden haben. Was etwas weniger ins Bild passt, ist die erfolglose Suche Katharinas nach Mikkel, bis sie dann plötzlich erfährt, dass er keinesfalls verschwunden ist. Das war eine recht lahme Erklärung.

Im Jahr 2020 erleben wir das postapokalyptische Winden, wo Peter und Elisabeth auf Noah treffen. Durch den Zeitsprung hatte ich echte Zweifel, ob wir diese Konstellation schon einmal erlebt haben, aber ich kann mich einfach nicht daran erinnern, weshalb mir die Feindseligkeit zwischen den beiden Männern sehr eigenartig vorkam. Gleichzeitig werfen wir einen Blick auf Regina und Claudia, bei denen ich das Gefühl hatte, in einer Sackgasse zu stecken. Warum behauptet Claudia, bei Regina zu sein, um sich um sie zu kümmern, weil sie ihre Tochter in der Vergangenheit vernachlässigt hat, nur um dann doch keine Zeit mit ihr zu verbringen? Und was bringen Claudia die Tonbandaufnahmen? Haben sie für Jonas in der Zukunft tatsächlich eine Hilfe dargestellt? Wesentlich besser hat mir das unerwartete Auftauchen Trontes gefallen. Nach der Unterhaltung mit Jana in den 80ern war klar, dass er sich gegen Regina und Claudia und stattdessen für Ulrich und Agnes entschieden hatte. Ich hätte allerdings nie erwartete, dass er diese Entscheidung auf derartig handfeste Weise demonstrieren und seine eigene Tochter umbringen würde.

Zuletzt gab es einen kleinen Ausflug ins Jahr 2053. Hier wartet nur die kurze Bestätigung auf uns, dass Charlotte noch am Leben ist. Ich hätte mir von dieser Zeitebene etwas mehr erhofft, doch neben den vielen kleinen Einblicken ist es klar, dass man irgendwo Abstriche machen muss. Diesen Eindruck hatte ich auch in der Parallelwelt bei der Unterhaltung von Jonas und Eva (?). Mit der Offenlegung, dass die Apokalypse dort bereits am 25. September stattfinden wird, gerät das Gleichgewicht zwischen den Parallelwelten noch mehr aus der Balance, was wirklich schade ist.

Fazit

Durch die vielen kurz angerissenen Handlungsstränge hat man während dieser Episode das Gefühl, nicht wirklich zur Ruhe zu kommen und sich beim Anschauen entspannt fallen lassen zu können. Das ist bei "Dark" zwar ohnehin immer schwer und nicht unbedingt Sinn der Sache, dennoch empfand ich die vielen kleinen Zeitreisen dieses Mal als eher anstrengend.

Marie Florschütz - myFanbase

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