Bewertung

Review: #2.10 Auf Herz und Nieren

Es gibt Entscheidungen bei denen man abwiegen muss, ob es sinnvoll ist, sich an die Regeln zu halten oder das Menschliche siegen zu lassen. Genau diese Thematik wird in #2.10 Auf Herz und Nieren aufgegriffen. Vor allem der Fall rund um Meghan Scott und Maggie Lockwoods Handlung werfen ethische Fragen auf.

Mit der Vergangenheit abschließen

Bei vielen Serien ist es der Fall, dass manchmal Themen aufgegriffen werden, die für mich persönlich bereits abgeschlossen sind. So ging es mir auch jetzt bei Maggies Handlungsstrang. Anfangs habe ich mir gar nichts dabei gedacht, als eine Polizistin ins Krankenhaus eingeliefert wird. Mich verwunderte wenig später nur Maggies Blick, der deutlich machte, dass irgendetwas nicht stimmt und sie diese Frau zu kennen scheint. Dabei war mir allerdings nicht klar, dass Kate Windham schon einmal in Erscheinung trat.

Als Maggie in #1.12 Selbstversuche verhaftet wurde, weil sie polizeiliche Ermittlungen behindert hat, um einen Patienten zu schützen, gab ich auf den Namen der Polizistin keinerlei Acht. Bei dieser handelte es sich allerdings um die jetzige eingelieferte Patientin Kate Windham. Ich muss zugeben, dass es mir durchaus einen mächtigen Schock versetzt hat, da mir schon während der Behandlung klar war, dass sie nicht überleben wird. Ich glaube das Schlimme daran ist, dass es sich bei ihr um einen Hirntod handelt, der durch einen Unfall verursacht wurde, mit dem keiner gerechnet hat. Ich meine, wer rechnet denn damit, dass sich die Handbremse vom Auto löst und man davon überrollt wird? Das Schicksal schlägt manchmal wirklich unglaublich hart zu.

Bei der Betreuung von Kate werden Fragen und Entscheidungen aufgezeigt, bei denen ich beide Seiten verstehen kann. Zum einen ist da Maggie, die ihren Job machen will und für die Professionalität an erster Stelle steht. Auf der anderen Seite ist da Kates Ehemann Darryl, der um seine Frau trauert und vielleicht anfangs befürchtet hat, dass Maggie eben nicht so professionell ist und einen Groll gegen seine Frau hegt. Wobei er auf mich absolut nicht diesen Eindruck gemacht hat, sondern viel zu sehr mit seinem Verlust beschäftigt gewesen ist. Mir hat es aber sehr gut gefallen, wie Trudy Platt sich für ihren Kollegen eingesetzt hat. Trudy wirkt auf mich immer stark, kontrolliert und wie jemand, der seinen Gefühlen nur selten die Möglichkeit gibt, hervorzutreten. Wahrscheinlich hat es mir deswegen so unglaublich gut gefallen, sie einmal so offen zu sehen. Man kann es ihr meiner Meinung nach nicht ankreiden, dass sie ihren trauernden Kollegen schützen wollte und deswegen darauf bestanden hat, dass Kate nicht von Maggie betreut wird und es ist Trudy hoch anzurechnen, dass sie es vor ihr zugegeben hat.

Dass es am Ende doch Maggie gewesen ist, die Kate betreut hat, zeigt, dass nicht nur sie selbst einen Abschluss brauchte, sondern auch Darryl selbst. Ich denke, durch Maggies ruhige und verständnisvolle Art ist ihm klar geworden, dass auch seine Frau gewollt hätte, von Maggie betreut zu werden. Denn letztlich haben beide wirklich nur ihren Job gemacht. Wie auch schon in den "Chicago Fire"-Episoden #1.19 Geben und Nehmen und #3.13 Der Brandstifter konnte ich auch diesmal meine Tränen nicht zurückhalten, als Kates Kollegen ihr die letzte Ehre erwiesen haben, wie es damals bei dem kleinen Taye wie auch Leslie Shay gewesen ist.

Vorschriften und Menschlichkeit

In der letzten Folge lernten wir Meghan Scott und deren Tochter Bria kennen. Ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht, dass man die beiden so schnell wiedersehen wird. Besonders natürlich nicht unter diesen Umständen. In der letzten Folge ging es darum, ob Meghan die geeignete Patientin für eine Herztransplantation ist, worüber Daniel Charles entscheiden sollte. Dass er zunächst dagegen gewesen ist, lag hauptsächlich daran, dass Meghan seit drei Jahren trockene Alkoholikerin ist und es vorzieht, es ohne Hilfe – abgesehen von ihrer Tochter – zu schaffen, woran Daniel seine Zweifel hatte, diese dann aber über Bord warf.

Umso schlimmer war eigentlich für mich, dass er ganz offensichtlich recht behalten hat, nachdem Mutter und Tochter einen Autounfall hatten und bei Meghan ein geringer Alkoholspiegel festgestellt worden ist. Mir tat diese Erkenntnis bzw. Meghan unglaublich leid, weil es bedeutet hat, dass über ihren Fall neu beraten werden muss und die Chancen alles andere als gut stehen, dass sie das Herz von Kate Windham bekommen wird. Mir ist klar, dass Alkoholiker gar nichts trinken dürfen und ihnen klar sein sollte, was sie dadurch aufs Spiel setzen. Allerdings war es bei Meghan pure Überforderung, nachdem sozusagen ihre Mentorin verstorben ist. Das soll gar nichts entschuldigen, denn sie hätte ein anderes Ventil finden können und müssen, trotzdem kann ich ihren Rückfall dahingehend verstehen und ich bin froh, dass Daniel es genauso sieht und erkannt hat, wie leid ihr dieser Rückfall tut, gerade weil sie dadurch auch ihre Tochter in Gefahr gebracht hat.

Ich denke auch, dass der Autounfall und die Erkrankung ihrer Tochter sie wachgerüttelt haben und sie erkennen ließen, was sie alles dadurch aufs Spiel gesetzt hat. Ich denke auch, dass es ihr unglaublich leid tut, was passiert ist und wer weiß, vielleicht hat es dafür gesorgt, dass Meghan nun doch die Treffen der Anonymen Alkoholiker besucht. Für mich hat es zwar einen leicht bitteren Beigeschmack, dass sie letztlich das Herz nur bekommen hat, da die Entfernung zur anderen Empfängerin zu groß gewesen und es somit eine Verschwendung des Herzens gewesen wäre, aber es zeigt auch, dass solche Entscheidungen am Ende doch von Menschlichkeit zeugen.

Eine menschliche Entscheidung hat auch Daniel bei Will Halsteads Patienten Felix getroffen. Felix betreibt Sport, bei dem er allerdings ein bestimmtes Körpergewicht haben und auch halten muss. Wie bei Modeljobs wird dabei auch zu Mitteln gegriffen, die den Körper irgendwann schädigen. Genau das geschah auch bei Felix und wie viele andere Sportler, hat auch er absolut kein Einsehen, was er seinem Körper antut. Einen ähnlichen Fall hatte auch einmal Sarah Reese, die einen Jungen vom Boxen abhalten wollte und es nicht schaffte. Ich denke, genau das wäre auch bei Felix gewesen, hätte sich Daniel nicht über die Vorschriften hinweggesetzt und einen anonymen Anruf getätigt. Ob es nun richtig oder falsch ist, sei mal dahingestellt. Auf jeden Fall war es menschlich gesehen vollkommen verständlich.

Ausgenutzt?

Nachdem in der vergangenen Folge ein Patient von Natalie Manning überraschend verstorben ist und ihr bereits gesagt wurde, dass sie diesen Fall bei der nächsten Morbidity-and-Mortality-Konferenz vorstellen soll, findet diese nun statt. Mich hat diese Konferenz sehr an die Zeit erinnert, als es noch "Emergency Room" gab und es auch dort hin und wieder solche Konferenzen gab, mit ähnlichen Charakteren.

Nachdem Ted überraschend gestorben ist, muss sich Natalie nun rechtfertigen. Ehrlich gesagt finde ich so etwas immer sehr anstrengend, da ich immer der Meinung bin, dass Ärzte nur das Beste wollen und sich selbst schon genügend Vorwürfe machen, den Patienten nicht vor den Tod bewahren zu können. Auf der anderen Seite sind solche Konferenzen natürlich auch dafür da, dass es bei einem nächsten Mal nicht mehr zu solchen Komplikationen kommt. Ich bin sehr froh, dass auch Stanley Stohl diese Erkenntnis hat, auch wenn er sich bei mir nicht zuletzt deswegen unbeliebt gemacht hat, da er die Beziehung von Jeff Clarke und Natalie in Frage gestellt hat.

Doch genau das und die Tatsache, dass Jeff sie vor den anderen eher blamiert hat, als er sich bei der Konferenz hinter sie stellte, sorgte dafür, dass Natalie über ihre Beziehung zu ihm nachgedacht hat. Überrascht hat es mich nicht, denn ich hatte schon am Anfang der Staffel die Vermutung, dass Jeff für Natalie jemand ist, der sie nicht nur am besten kennt, sondern auch jemand ist, der ihr über den Schmerz von ihrem verstorbenen Mann hinweggeholfen hat. Letztlich trägt auch Jeffs Offenbarung, schon damals in Natalie verliebt gewesen zu sein, dazu bei, dass Natalie die Beziehung beendet hat. Dennoch hoffe ich, dass die beiden noch immer Freunde bleiben und Jeff das Chicago Med nicht verlassen wird.

Randnotizen

  • Ich denke, dass Meghans Fall dazu geführt hat, dass Daniel und Connor Rhodes sich wieder besser verstehen und er vielleicht dadurch nun akzeptiert hat, dass seine Tochter Robyn Charles mit Connor zusammen ist.
  • Isidore Latham und Stanley wirken auf mich etwas seltsam. Bei Isidore wissen wir schon länger, dass er Probleme damit hat, Nähe zuzulassen. Ich hätte aber ehrlich gesagt nicht erwartet, dass er auch Schwierigkeiten hat, wirkliche Reue zu erkennen. Stanley wirkt auf mich seltsam, weil ich mir bei ihm absolut nicht sicher bin, ob er auf Connor steht oder es einfach seine Art ist, ihm ständig den Arm auf die Schulter zu legen. Wir werden wohl abwarten müssen.
  • Schön, dass bei dem Baby von April Sexton doch keine Komplikationen gibt und es sich normal entwickelt. Allerdings kann ich Tate Jenkins' Ansichten nicht verstehen. Erst ist er für eine Abtreibung und nun freut er sich. Das ist schön, aber seine Erklärung dazu, warum er die Abtreibung wollte, fand ich daneben und er hätte auch nicht sagen müssen, dass er kein behindertes Kind möchte, da das durch seinen Vorschlag mit der Abtreibung klar gewesen ist.
  • Sarah ist einfach einer meiner Lieblinge! Ich finde es großartig, wie toll sie sich entwickelt hat und musste über sie lachen, als sie offenbarte, welche Meinung sie zu Sam Abrams' Menschlichkeit hat.

Fazit

Diesmal stand die Menschlichkeit bei "Chicago Med" im Vordergrund, die auch viele ethische Fragen aufgeworfen hat, mit denen ich zum größten Teil übereingestimmt habe. Besonders die Fälle um Kate Windham und Meghan Scott haben mich berührt. Dieses großartige Niveau darf gern beibehalten werden.

Daniela S. - myFanbase

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