Bewertung

Review: #5.11 Jeder gegen jeden

Foto: Matt Bomer, American Horror Story: Hotel - Copyright: Frank Ockenfels/FX
Matt Bomer, American Horror Story: Hotel
© Frank Ockenfels/FX

Auf den letzten Metern vor der Zielgerade dieser Staffel stürzt sich "American Horror Story" ins Chaos und es ist ein langwieriges, unstimmiges, wenig unterhaltsames Chaos. Wenn ein Hauptcharakter stirbt, ein anderer im Sterben liegt, eine Meute Vampirkinder plus zwei platinblonder Vampirjungs in Anzügen das Zeitliche segnen und einen das als Zuschauer wenig bis gar nicht tangiert, dann läuft da gehörig was schief. Ganze sechs verschiedene Storylines werden in diese Episode gepackt und machen #5.11 Battle Royale letztendlich zu einer unübersichtlichen und trotz seiner inhaltlichen Fülle relativ unspektakulären Angelegenheit.

"We're all working against the Countess."

Prinzipiell ereignet sich in dieser Folge, was die zwei Vorgängerepisoden #5.09 She Wants Revenge und #5.10 She Gets Revenge zumindest vom Titel her versprochen hatten: die Rache an der Countess. Anknüpfend an den großartigen Cliffhanger der letzten Folge sehen wir nochmals, wie Liz Taylor und Iris sich für ihre Racheaktion bereitmachen und dann mit geladenen Waffen schießend die Suite der Countess stürmen. Doch natürlich läuft nichts nach Plan: In seiner ungebrochenen Liebe zur Countess wirft sich Donovan vor sie und fängt die tödlichen Kugeln ab. Iris kann ihrem Sohn hier einen letzten Dienst erweisen, indem sie ihn nicht im Hotel sterben lässt, sondern auf die Straße bringt und tatsächlich ist es paradoxerweise genau diese Tat, nämlich ihren Sohn im wahrsten Sinne des Wortes auf der Straße sterben zu lassen, die Iris und Donovan einen letzten, versöhnlichen Moment ermöglicht, in dem das bezeichnende "Mom" aus Donovans Mund alles sagt. RIP Donovan – deine Tanzszene zu "Hotline Bling" wird unvergessen bleiben.

So richtig spürbar oder greifbar wird Iris' Trauer um ihren Sohn aber leider nie. Wenn Kathy Bates einen Trauermonolog gegenüber einem Haufen Asche halten muss, ist das eher lächerlich und unfreiwillig komisch als dass man hier von wirklicher Emotionalität sprechen kann. Das wiederum zeigt nur, wie mangelhaft diese Charaktere und vor allem die Beziehung unter ihnen letztlich gezeichnet wurde.

"Bitch put me in that hole and made me hungry for blood and revenge."

Mangelhaft, ja eigentlich komplett sinnlos, ist in Retrospektive auch die Storyline rund um die von Alex infizierten Vampirkinder. Die Szenen rund um Max und seine blutsaugenden Freunde erweist sich als vollkommen überflüssig, denn die Kids dienten letztendlich nur dazu, um Ramona Royale als Futter zu dienen. Die Zeit, die auf Alex, Max und die Vampirkids verschwendet wurde, erweist sich nun also endgültig als völlig vergebens und wäre in wirklich jeder anderen Storyline besser investiert gewesen als in dieser.

Ramona ist also zurück und kann von einer fabelhaften Liz dazu überzeugt werden, ihnen dabei zu helfen, die Countess ein für alle mal zu stürzen. Das führt einerseits zu einer durchaus unterhaltsamen und andererseits zu einer eher stumpfsinnigen Szene. Als unterhaltsam qualifiziert sich der Einschub mit Gabourey Sidibe aka Queenie, die als Charakter aus Staffel 3 einen netten Cameo-Auftritt hat. Der erbitterte Kampf zwischen Queenie und Ramona ist insofern unterhaltsam, als dass der Trick mit der menschlichen Voodoopuppe einfach sehr cool ist und es zur Abwechslung erfrischend ist, wenn sich die Hotelgäste nicht einfach so abschlachten lassen. Schade ist hier nur, dass Queenie letztlich nur zurückgeholt wurde, um dann gleich wieder zu sterben.

Stumpfsinnig ist das, was sich danach in der Suite der Countess ereignet. Denn: Ramona hat tatsächlich auf einmal Gewissensbisse! Obwohl sie mehrfach betont, dass sie seit 20 Jahren von Rachegedanken an die Countess getrieben wird und zudem soeben mehrere Tage in einem Verlies verbracht hat, wo sie eigentlich für die Ewigkeit hätte eingesperrt sein sollen, bringt es Ramona "nicht übers Herz", die Countess abzufertigen. WAS? Und knutscht erstmal mit ihr rum? Ernsthaft?!

"I feel strangely free."

Doch das Ende der Countess ist unausweichlich und so ist es – überraschenderweise! – John Lowe, der sie mit Kugeln durchlöchert und so die Zehn-Gebote-Reihe im Namen von James Patrick March vollendet. Natürlich ist das alles unglaublich schlecht konstruiert: Sally lässt Johns Familie entführen, damit John für JPM die Mordreihe komplettiert, nur damit sie ihn wiederum für sich haben kann. Wirklich Lust aufs Töten scheint Lowe anscheinend gar nicht mehr zu haben, aber er macht's trotzdem, schließlich verlangt es das Drehbuch.

Die Countess erhält somit ihre gerechte Strafe: Sie ist für die Ewigkeit an einen Ort gebunden, an dem sie nicht mehr sein will, mit einem Mann, den sie hasst und sicherlich noch einem Haufen anderer Gestalten im Hotel, die nicht gut auf sie zu sprechen sind (Will Drake, Tristan und Natacha lassen grüßen, nur um ein paar zu nennen). Die finale Szene, in der sie mit JPM am Dinnertisch anstößt, fängt die Desolation dieses neuen "Lebensabschnitts" der Countess sehr gut ein.

Und in all dem Chaos ereignet sich dann noch die beste Szene der Episode: Ms. Evers gesteht James Patrick March ihre Liebe. Die Putzfrau erweist sich letztlich doch als eine überraschend komplexe Figur, die endlich begreift, dass sie ihr Leben im Diesseits und im Jenseits an einen Mann verschwendet hat, der sie nie zurücklieben wird. Sie legt die Schürze symbolisch ab als Zeichen dafür, dass sie nicht mehr Sklavin dieser Gefühle sein wird und geht als freier Geist. Eine starke Szene, in der vor allem Mare Winningham nochmal auftrumpfen kann.

"There are more stains in heaven and earth than are dreamt of in your philosophy."

Man könnte hier jetzt noch Absätze über Sallys sinnfreies Flashback schreiben (Leute mit Nadel und Faden aneinander nähen, um für immer bei ihnen sein zu können? Wäh.) oder über die schlichtweg langweiligen Familienprobleme der Lowes, aber das ist nicht nötig, denn: Diese Storylines tragen rein gar nichts zur Folge bei, weder qualitativ noch inhaltlich. Und so verdrängt die Fülle an überflüssigen und langweiligen Segmenten leider die wenigen starken Szenen dieser Episode. Was bleibt, ist eine chaotische Aneinanderreihung von Szenen ohne Struktur oder Plan und das Gefühl, dass man nach dem Finale von Staffel 5, ähnlich wie Ms. Evers, mit Freude sagen wird: "I feel strangely free."

Maria Gruber - myFanbase

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