Bewertung

Review: #5.05 Zimmerservice

Foto: Denis O'Hare, American Horror Story: Hotel - Copyright: Frank Ockenfels/FX
Denis O'Hare, American Horror Story: Hotel
© Frank Ockenfels/FX

Zu Beginn der Episode sagt Donovan zu Ramona Royale: "[The Countess] promised you something better, then took that away from you." Man könnte diesen Satz als perfekten Metakommentar für #5.05 Room Service hernehmen. Auch die Macher von "American Horror Story: Hotel" versprachen uns mit den ersten Episoden der Staffel etwas besseres und sind nun dabei, es uns wieder wegzunehmen. Nach der überaus mageren Halloween-Episode vom letzten Mal sinkt die Qualität der Staffel mit dieser Episode noch weiter. Ein völlig unzusammenhängender Episodenaufbau, konfuse Charakterentwicklungen und die von Ryan Murphy geradezu vehement geschwungene Moralkeule mit ziemlich platten Messages ("Eltern, impft eure Kinder!", "Diese unausstehlichen Hipster-Kids!", "Born This Way" cf. Lady Gaga, usw.) machen #5.05 zu einer überaus ermüdenden und wenig interessanten Angelegenheit.

"Are you contagious?" – "I'm so much better now."

Bitte alle herhören: Eltern, impft eure Kinder! Sonst werden sie womöglich zu kleinen fiesen Vampirmonstern, die an Halloween ein Blutbad in der nächsten Schule anrichten. In einer unerwarteten, aber nichtsdestotrotz völlig überzogenen Wendung wird die Story rund um Max und seine Masern in eine Richtung weitergesponnen, bei der man als Zuschauer entweder mit vollem Eifer dabei ist oder sich fragt, was das ganze denn bitte soll. Ich persönlich gehöre zum letzteren Schlag, denn selten erschien mir ein Szenario so abgedroschen, unnötig und letztlich nichtssagend wie dieses.

Es war klar, dass Alex Max zu retten versucht, indem sie ihm ihr Vampirblut gibt. Doch dann entpuppt sich Max ganz urplötzlich als gemein-gefährlicher Teenie, der nicht nur seine Eltern eiskalt umbringt, sondern auch gleich einen vampirischen Amoklauf in der Schule anzettelt. Emotionale Resonanz hat hier jedoch nichts. Stattdessen fühlt sich dieses Blutbad an wie eine müde Imitation von Tates Amoklauf in Staffel 1, der allerdings genau den gegenteiligen Effekt erzielte und als eine der eindringlichsten Szenen aus der ersten Staffel in Erinnerung blieb. Doch in dem wirren Versuch, hier eine Art Allegorie zwischen elterlicher Verantwortung beim Impfen, einem Amoklauf und psychologischem Horror herzustellen, verzettelt sich Ryan Murphy gewaltig.

"This world holds nothing for women like me. When you get to be my age, men look right through you. Unless they want something. It's not just them, it's everyone. You're invisible, unless you can give them a key. An extra goddamn pillow."

Sobald sich die Story ins Hotel Cortez verlagert, erlebt die Episode einen leichten qualitativen Aufwind, aber nur einen leichten. Die Story fokussiert sich dort diesmal auf die beiden wichtigsten Angestellten des Cortez, Iris und Liz Taylor, und versucht hier, Charakterarbeit zu leisten, was jedoch nur bedingt gelingt.

Kommen wir zum Part "Diese unausstehlichen Hipster-Kids!". Iris ist nach ihrer Transformation zum Vampir so verzweifelt wie noch nie. Einerseits ist ihre Verzweiflung nachvollziehbar, wollte sie ihrem Leben doch ein Ende setzen, da sie es nicht ertragen konnte, von ihren Sohn Donovan abgelehnt zu werden. Doch nun hat Donovan Iris ins Leben zurückgeholt und will sie dazu nutzen, um als seine und Ramonas Spionin im Hotel Cortez zu fungieren. Iris steht nun eine ganze Ewigkeit des Elends bevor und das, obwohl sie eigentlich fertig war mit sich und der Welt. So weit, so gut. Doch sobald das unausstehliche Hipster-Paar ins Hotel einzieht, fragt man sich als Zuschauer: Was passiert hier? Wieso ist Iris auf einmal so unterwürfig und überfordert? Habt ihr vergessen, wie resolut und biestig sie noch in #5.01 Checking In war? Und nun möchten die Autoren uns weismachen, Iris fühlte sich schon immer unsichtbar und unsicher? Auch wenn Kathy Bates gewohnt stark aufspielt, so richtig abnehmen kann man Iris dieses widersprüchliche Verhalten nicht.

"You don't lack beauty. You lack commitment. Let me help you. Become who you were born to be. A goddess."

Weitaus überzeugender, wenn auch unglaublich plakativ inszeniert (es fehlte nur noch Lady Gagas "Born This Way" als musikalische Untermalung), ist das Flashback in Liz Taylors Vergangenheit. Ähnlich wie auch Iris fühlte sich Liz, in den 1980ern noch als Nick Pryor unterwegs, unsichtbar und unverstanden. Den Unterschied zwischen dem unscheinbaren Nick und der schillernden Liz Taylor porträtiert Denis O'Hare wirklich toll und zeigt zum wiederholten Male seine enorme Wandlungsfähigkeit. Das Flashback bietet zudem nicht nur die Möglichkeit, Liz Taylor mehr Profil zu geben, sondern auch der Countess, die sich immer mehr auch als Beschützerin der Unterdrückten und der Außenseiter gibt.

Doch auch hier trübt Murphys moralische Keule das Vergnügen. Genauso wie die Hipster-Kids in ihrer Unausstechlichkeit geradezu lächerlich sind, sind auch Nicks Kollegen in ihrer Eindimensionalität kaum noch zu überbieten. Man muss sie natürlich hassen und steht automatisch auf Liz Taylors Seite. Der Zuschauer wird gar nicht vor die Wahl gelassen, er bekommt die Meinung der Autoren förmlich aufoktroyiert. Das nimmt letztlich ein wenig bedenkliche Ausmaße an, wenn man sieht, wie beide Stories, sowohl die von Iris als auch die von Liz Taylor, enden: Iris schlachtet das Hipster-Paar ab und die Countess erledigt für Liz deren zwei Kollegen. Intoleranz wird also nicht nur nicht toleriert, sie wird einfach eiskalt getötet – was wiederum ein fragwürdiges Konzept von Toleranz ist.

Fragwürdig ist schließlich auch John Lowes Verhalten, der diesmal endgültig sämtliche Glaubwürdigkeit sowohl bei seinem Vorgesetzten als auch bei den Zuschauern verliert. Es ist schon reichlich dämlich, dem Polizeichef klarmachen zu wollen, dass man an Halloween mit einer Reihe von toten Serienmördern diniert habe und sich dann zu wundern, warum man gefeuert wird. Auch Johns Affäre mit Sally ist erstmal dubios und damit auch eher uninteressant.

"You'd be amazed, the wondrous possibilities that can begin with a simple hello."

Auch wenn #5.05 Room Service sich daran versucht, packendes Charakterdrama zu liefern, es zeigt die Protagonisten letztlich in zu widersprüchlichen Kontexten, als dann man dies ernst nehmen könnte. Zudem stellt die Episode sie plakativ als "Opfer" dar, obwohl sie eigentlich keine sind, womit das Mitleid des Publikums sich nur in Grenzen halten kann. Die Backgroundstory von Liz Taylor ist als einzige einigermaßen interessant, wohingegen die Storylines rund um Iris und vor allem um Max und die Vampirkids undurchdacht und fehl am Platz wirken. Derzeit hält "American Horror Story: Hotel" leider nicht mehr das, was es versprach – und das ist frustrierend.

Maria Gruber - myFanbase

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