Bewertung

Review: #5.03 Sein und Werden

Die vorherige Staffel hat mit ihrer dritten Folge (#4.03 Wenn du mich liebst, warum sterbe ich dann?) merklich an Fahrt aufgenommen, aber dies wiederholt sich in der fünften Staffel nicht. Keine Ahnung, in welchem Gang diese Staffel momentan fährt, doch sie könnte mindestens noch einen Gang höher schalten.

Verführung & Verrat

Die Vampirautorität ist zwar stark religiös geprägt, aber eine Klosterschule ist sie nicht. Salome greift zum Mittel der Verführung, um Bill und Eric besser aushorchen und manipulieren zu können. Damit wird sie dem Bild, das die Bibel von ihr zeichnet, durchaus gerecht, auch wenn sie gegenüber Bill betont, dass die heilige Schrift des Christentums viel zu hart über sie urteilt. Im Neuen Testament heißt es, Salomes Mutter Herodias wollte den Tod von Johannes dem Täufer, doch Herodias' zweiter Ehemann Herodes Antipas, der über Galiläa herrschte, weigerte sich, Johannes hinzurichten. Auf einer Feier führte Salome einen Tanz für Herodes Antipas auf, der davon so verzückt war, dass er ihr schwor, ihr jede Bitte zu erfüllen. Salome fragte daraufhin ihre Mutter, was sie sich wünschen solle, und diese flüsterte ihr zu, sie solle den Kopf des Johannes verlangen. Salome tat dies und Johannes wurde hingerichtet. Sein Kopf wurde Salome in einer Schüssel überreicht. Das ist wirklich nicht die beste PR für eine Frau, auch 2000 Jahre später nicht.

Salome ist zweifellos ein entscheidendes Element in diesem Handlungsstrang rund um die Vampirautorität. Wieso bezeichnet Roman sie als seine Geheimwaffe? Spielt er damit auf ihre Verführungskünste an, oder auf etwas anderes? Zugleich stellt sich die Frage, wie loyal sie Roman gegenüber, mit dem sie ja offenbar eine sexuelle Beziehung führt, wirklich ist. Sie weiß, dass Nora und Eric Vampirgeschwister sind, aber ist dies Roman auch bekannt? Mir scheint das eher nicht der Fall zu sein, denn sonst würde er Noras Geständnis, zur Sanguinista-Bewegung zu gehören, möglicherweise anders bewerten.

Nora behauptet, Teil der Sanguinista-Bewegung zu sein und das oberste Ziel der Autorität, ein friedliches Miteinander von Vampiren und Menschen zu erreichen, widernatürlich zu finden, doch glaubwürdig ist dieses Geständnis eigentlich nicht. Sie macht es erst, nachdem Rosalyn gedroht hat, Eric und Bill zu töten. Im Moment bezweifle ich, dass Nora wirklich zur Sanguinista-Bewegung gehört. Sie mag mit Romans rabiatem Vorgehen gegen andere Vampire nicht immer einverstanden sein, scheint aber doch eigentlich mit den Idealen der Autorität konform zu gehen. Ihr Bruder allerdings ist ihr noch wichtiger.

Es bleiben weiter viele Fragen rund um die Autorität offen, aber viel Spannendes bekommen wir von ihr in dieser Episode nicht zu sehen. Salome hat wenig Mühe, Bill und Eric zu verführen, die ihrerseits durchaus erkennen, dass mit ihnen gespielt wird. Da muss noch mehr kommen, um die Zuschauer zu fesseln. Immerhin ist die Nachricht, dass ausgerechnet Steve Newlin den Platz von Nan Flanagan einnimmt, ein gelungener Coup, der zu den Eindrücken passt, die wir zuletzt von dem ehemaligen Anti-Vampir-Sektenführer gewonnen haben. Er steht nun auf der anderen Seite und predigt genüsslich das Gegenteil dessen, was er früher verkündet hat. Steves breites Grinsen ist so schleimig und selbstgefällig, dass man wirklich Spass daran hat, ihn zu hassen.

Es war einmal

Wie schon in der Folge zuvor werden wir wieder einige Male ins Jahr 1905 zurückkatapultiert und sehen, wie Pam zum Vampir wurde. Sie hat Eric regelrecht gezwungen, sie zu verwandeln, indem sie sich die Pulsadern aufgeschlitzt hat und so ohne die Vampirisierung verblutet wäre.

Zugleich sehen wir auch die erste Begegnung von Bill und Eric, die im Vergleich mit den Ereignissen 100 Jahre später durchaus ironische Züge aufweist. Bei diesem ersten Treffen ist Bill noch gänzlich frei von moralischen Zweifeln und saugt hemmungslos Menschen aus. Eric stoppt ihn und wirkt damit eher wie der Gute. Dieses Bild kehrt sich später bekanntlich etwas um. Auch ist Bill bei dieser ersten Begegnung klar der Schwächere, während er später ja zumindest zeitweise zu Erics König wird. Insgesamt scheinen Bill und Eric bei diesem ersten Treffen verdammt weit davon entfernt zu sein, sich eines Tages in die gleiche Frau zu verlieben, gemeinsam gegen einen Hexenzirkel vorzugehen und zusammen zu Gefangenen der Autorität zu werden. Wie viel doch in 100 Jahren passieren kann, sogar, wenn man unsterblich ist.

Letztlich geht es bei diesen Rückblicken nicht nur darum, die Beziehung zwischen Pam und Eric zu erklären, sondern auch, um zu zeigen, dass sich für Pam ein Kreis schließt. Sie, der Abkömmling, ist nun selbst unter einem gewissen Zwang zur Macherin geworden. Werden die Erinnerungen an die Vergangenheit sie dazu bringen, sich doch um Tara zu kümmern und deren suizidales Sonnenbad rechtzeitig zu beenden?

Immer Ärger mit den Toten

Debbie Pelt ist tot und begraben, oder sagen wir besser tot und verscharrt, und doch macht sie Sookie immer noch so großen Ärger wie seit dem Tag ihrer ersten Begegnung. Die Polizei, allen voran Andy, und Debbies Eltern suchen nach der Vermissten und vermuten, dass ihr etwas zugestoßen ist. Sookie wird noch alle Mühe damit haben, einer Mordanklage zu entgehen, zumal sie nicht die zuverlässigsten Mitwisser hat. Tara ist gar nicht gut auf Sookie zu sprechen und könnte ihr Wissen nutzen, um sich an ihr zu rächen, Alcide nimmt es Sookie übel, dass sie ihn zunächst belogen hat, und in Lafayette gehen unheimliche Veränderungen vor.

Bleiben wir bei Lafayette. Wir erinnern uns, dass Marnie sich seines Körpers bemächtigt hatte und Jesus zwang, ihr seinen inneren Dämon zu übertragen. Marnie ist nun im Jenseits, doch der Dämon steckt, wie wir jetzt wissen, immer noch in Lafayettes Körper. Ein verdammt schweres Erbe, das Lafayette da von seinem toten Freund erhalten hat. Ob dieser innere Dämon auch etwas mit dem Verschwinden von Jesus' Leiche zu tun hat? Hat er Lafayette dazu gebracht, die Leiche wegzuschaffen, ohne dass Lafayette sich daran erinnert?

Emotionale Langzeitschäden

Jason trifft seine frühere Lehrerin Miss Steeler wieder, die ihm zu seinen Highschoolzeiten mehr als nur Rechtschreibung und Grammatik beigebracht hat. Diese Begegnung trägt weiter zu Jasons Erkenntnis bei, dass ihn wechselnde Sexualpartnerinnen nicht glücklich machen und er sich mehr im Leben wünscht. Es passt durchaus zu Jason, dass er als Jugendlicher eine Affäre mit seiner Lehrerin hatte, trotzdem versetzt mich dieses Szenario nicht gerade in Begeisterung, da es einfach sehr klischeehaft ist und irgendwie in jeder zweiten US-Serie auftaucht. Außerdem läuft Jasons Reifeprozess schon eine Weile und hätte diesen kräftigen Anstoß nicht wirklich gebraucht.

Auch Hoyt versucht seine Vergangenheit hinter sich zu lassen und begibt sich unter die Fangbanger. Offenbar will er das Image des netten, sensiblen, einfach gestrickten Kleinstadtburchen mit aller Gewalt abstreifen. Damit lässt er sich natürlich auf ein gefährliches Spiel ein, das ihm zum Verhängnis werden könnte. Irgendetwas muss mit diesem Charakter einfach geschehen, da er momentan doch ziemlich isoliert ist und eine verbitterte Ausstrahlung hat, die, auch wenn sie verständlich sein mag, alles andere als sympathisch, amüsant oder interessant rüberkommt.

Maret Hosemann - myFanbase

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