Review: #3.11 Judas
Welch ein unglaublich stimmungsvolles Ende. Wer bei den letzten beiden Szenen keine Gänsehaut bekommen hat, der muss absolut gefühllos sein. Schon in der ersten Episode der dritten Staffel begeisterte Emily Kinney mit ihrer glasklaren Stimme und mit ihrer Version von "Hold On" fängt sie die melancholische Stimmung, die sich über das Gefängnis allmählich verbreitet, richtig gut ein.
Überhaupt liegt dieses Mal eine fast schon greifbare Anspannung in der Luft. Sowohl der Governor als auch die Gruppe um Rick sammelt sich und überlegt, wie es nach dem überraschenden und todbringenden Tag zuvor weitergehen soll. Und während Philip nicht zögert, sämtliche in Woodbury verfügbaren Kräfte zusammen zu trommeln, um eine kleine Armee zu errichten, fasst sich Hershel endlich einmal ein Herz und spricht Rick direkt, vor der versammelten Gruppe, darauf an, dass er längst nicht mehr in der Lage ist, den Führer zu spielen.
You once said this isn't a democracy. Now you have to own up to that.
Auch wenn Hershel ansonsten mittlerweile so etwas wie die gute Seele des Gefängnisses geworden ist, findet er gegenüber Rick genau die richtigen Worte, um ihm klar zu machen, dass er sich langsam mal wieder zusammenreißen sollte. Er spricht aus, was allen auf der Seele liegt, ist dabei Rick gegenüber jedoch nicht unfair und zeigt sich sogar verständnisvoll. Doch er ruft Rick auch in Erinnerung, dass er ihnen vor einigen Monaten klar gemacht hat, dass es längst keine demokratischen Strukturen mehr in den Gruppe gibt und er sich selbst zum Führer erklärt hat. Und nun sollte er sich auch als solcher präsentieren. Sie alle verlassen sich auf seine Einschätzung und bauen darauf, dass er ihnen den richtigen Weg aufzeigt. Nicht ein einziges Mal haben sie seine Entscheidungen in Frage gestellt und auch jetzt will niemand seine Position einnehmen. Aber es tut auf jeden Fall Not, dass endlich mal jemand anspricht, dass Rick einen gefährlichen Pfad beschreitet.
Als Carl es schließlich wagt und ein Gespräch mit seinem Vater sucht, da blitzt ganz kurz auf, dass Rick durchaus nicht ungewillt ist, die Last der Führerschaft endlich abzugeben. Mit Daryl und Hershel hätte die Gruppe tatsächlich auch fähige potentielle Nachfolger für Rick, die in der Lage wären, Entscheidungen zu treffen.
Dass der Ausflug von Daryl und Merle am Ende nur eine Episode gedauert hat und sie jetzt wieder bei der Gruppe sind, war definitiv die richtige Entscheidung. Vor allem Daryl ist ein unglaublich wichtiger Rückhalt in der Gruppe, nicht zuletzt für Carol. In einem ruhigen Moment sucht sie das Gespräch mit ihm und dankt ihm, dass er wieder zurückgekommen ist. Die beiden können sogar einen kurzen Moment den Tod und die Angst vergessen und miteinander lachen. Einen klitzekleinen Augenblick hätte man befürchten können, dass die Autoren eine kleine Liebesgeschichte zwischen den beiden auf den Weg bringen könnten, doch stattdessen erinnert Carol die Zuschauer nochmal daran, wie stark sich Daryl verändert hat und wie wichtig dies für die Gruppe und für ihn selbst war.
Sehr interessant, wenngleich nicht ganz so intensiv ist das Gespräch zwischen Merle und Michonne. Merle quasi-entschuldigt sich bei seiner ehemaligen Gefangenen dafür, dass er sie im Auftrag von Philip töten wollte und bittet sie, das Kriegsbeil im Angesicht der Bedrohung zu begraben. Michonne zeigt sich wie immer sehr reserviert. Noch immer spielt sie die mysteriöse Außenstehende, die niemanden in ihr Leben lässt und still beobachtet, wenn andere Menschen einen Einblick in ihre Seele gewähren. Nur ein einziges Mal, da verlässt sie ihre Deckung – als Andrea ins Gefängnis kommt und sie ihr gesteht, dass es sie getroffen hat, dass Andrea einem ihnen unbekannten Mann ihrer Freundschaft vorgezogen hat.
The Governor, you need to do something. […] You need to sleep with him. Give him the greatest night of his life. You get him to drop his guard. Then when he's sleeping, you can end this.
Das zentrale Element dieser Episode ist jedoch, dass Andrea es endlich wagt, Woodbury zu verlassen und Kontakt zu ihren ehemaligen Freunden aufnimmt. Es ist auch an der Zeit, dass Andrea erkennt, dass die Situation allmählich außer Kontrolle gerät und Philip gewillt ist, Rache zu üben. Also schleicht sie sich aus der Stadt und marschiert mit einem zurechtgestutzten Beißer vor die Tore des Gefängnisses.
Als Andrea ihren ehemaligen Mitstreitern gegenüber steht, ist sie schockiert, als sie merkt, wie sehr sich alles verändert hat. Hershel hat ein Bein verloren. Lori hat entbunden und musste von Carl vor dem drohenden Schicksal, ein Beißer zu werden, erlöst werden. Shane wurde von Rick getötet, weil er es nicht ertragen konnte, dass Lori sich für Rick entschieden hat. Mit Schrecken muss sie erkennen, dass nichts mehr so ist, wie es einmal war. Die Gruppe hat sich verändert. Hoffnung existiert längst nicht mehr, was sich vor allem bei Rick bemerken lässt, der unglaublich distanziert und kalt geworden ist.
Nach dem Treffen ist Andrea in einer Zwickmühle. Beide Lager erklären ihr, wie schlimm die Gegenseite ist und wieso man sie vernichten muss. Vor allem Carols Worte, dass sie die Chance nutzen sollte und dem Wahnsinn ein Ende machen soll, hängen ihr lange nach. Und so liegt sie am Ende in Philips Bett und weiß nicht recht, was sie tun soll. Sie zieht ihr Messer und setzt an, ihn zu töten, bringt es dann jedoch nicht übers Herz. Was hat er ihr auch schon getan? Gut, dass er ihre Freunde gefangen genommen und gefoltert hat, Michonne töten lassen wollte und nun eine Armee zusammenrottet, um in den Krieg zu ziehen, ist vielleicht ein Indiz darauf, dass er nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. Doch Philip hat Andrea so in ihren Bann gezogen, dass sie wieder mit ihm im Bett landet.
Fazit
Obwohl nicht ein einziger Schuss gefallen ist und diese Episode zur Abwechslung mal kein Opfer gefordert hat, so war sie am Ende doch unglaublich interessant. Auch wenn noch immer nicht klar ist, wohin der Weg des Rests der Staffel führt, so spürt man als Zuschauer doch, dass sich etwas Unheilvolles zusammenbraut am Horizont. Und das Interessanteste dabei ist, dass im Moment eigentlich alles passieren kann.
Melanie Wolff - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: I Ain't a JudasErstausstrahlung (US): 24.02.2013
Erstausstrahlung (DE): 02.11.2013
Regie: Greg Nicotero
Drehbuch: Angela Kang
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