You - Du wirst mich lieben - Review Staffel 2

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Vor ziemlich genau einem Jahr war ich felsenfest davon überzeugt, dass ich die zweite Staffel von "You - Du wirst mich lieben" nicht sehen wollen würde. Was als Faszination über Penn Badgleys Schauspiel als Joe Goldberg begann und durch die Darstellung des Themas Stalking befeuert wurde, hat sich doch in einem sehr langatmigen Zwischenteil mit abstrusen Entwicklungen und logischen Brüchen in Luft aufgelöst. Spätestens als sich aber die Infos zur zweiten Staffel mehrten, war mir klar, dass ich diesen irren Trip doch weiterhin mitverfolgen würde. Stärkstes Argument waren für mich weiterhin eindeutig Badgley und das neue Setting mit neuen Figuren, das zumindest etwas anderen Input versprach. Was ist nun aber das Fazit zu "You" Staffel 2?

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Gleich zu Anfang möchte ich löblich hervorheben, dass der Auftakt zur zweiten Staffel einen geschickten Rückblick auf das Geschehen der ersten Staffel bereithält. Ein Jahr ist nach der Ersterscheinung vergangen, so dass durchaus der ein oder andere Aspekt entfallen sein könnte, der hierdurch wieder in Erinnerung gebracht wird. Im Stil der Serie wirkt das auch tatsächlich logisch, da Joe einfach seine Geschichte noch einmal Revue passieren lässt, um dann seine Motivation für sein weiteres Vorgehen zu erläutern.

Foto: Victoria Pedretti & Penn Badgley, You - Du wirst mich lieben - Copyright: Beth Dubber/Netflix
Victoria Pedretti & Penn Badgley, You - Du wirst mich lieben
© Beth Dubber/Netflix

Durch den Rückblick bekommt man vor Augen geführt, wie krass die Gegensätze im Setting tatsächlich sind. In Staffel 1 haben wir Joe in seinem vertrauten Umfeld kennengelernt, das gerade durch seine Leidenschaft für Literatur etwas Elitäres ausgestrahlt hat. Die Welt von L.A. steht für Kontrastprogramm. Hier knallt die Sonne in grellen Farben auf die Erde, hier sind alle locker drauf, hier werden alternative Lebensweisen kultiviert. Joe wirkt hier automatisch wie ein Fremdkörper und auch für mich als Zuschauer war es gewöhnungsbedürftig. Aber in Staffel 1 hat es abgesehen von Joe keine Figur geschafft, bei mir Interesse auszulösen, von daher habe ich diese neue Welt willkommen geheißen, um neuen Charakteren eine Chance zu geben. Aber es konnten noch so viele Aspekte frisch wirken, am Ende blieb erneut die Mischung aus Faszination und Abstoßung zurück.

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Insgesamt muss man resultieren, dass Staffel 2 in zahlreichen Punkten eine Kopie von Staffel 1 ist. Im Bereich der Figuren gibt es für jeden Charakter aus Staffel 1 einen Ersatz. Das Objekt der Begierde Beck (Elizabeth Lail) wird durch Love (Victoria Pedretti) ersetzt, Peach (Shay Mitchell) wird zu Forty (James Scully), die jeweils die Konkurrenz um die Gunst der blonden Schönheit darstellen und Beschützergefühle werden zuerst gegenüber Paco (Luca Padovan) und nun gegenüber Ellie (Jenna Ortega) entwickelt. Alleine vom Papier her ist hier nicht von besonderem Einfallsreichtum zu sprechen. Dennoch hat es andere Nuancen geben und die auch im positiven Sinne. So ist Love optisch zwar Beck sehr ähnlich und dennoch wird sie zu keinem Zeitpunkt als die Unschuld vom Lande dargestellt. Zu ihr aber später mehr. Während Peaches Besessenheit etwas aus dem Nichts kam, ist Forty jemand, den man unterschätzt, der aber dennoch Köpfchen hat und daher der gefährlichere Gegner ist. Nach dem süßen Paco regt natürlich auch die liebreizende Ellie mütterliche Gefühle an, aber sie ist eben eine Jugendliche und als solche hat sie einen eigenen Kopf und ist sehr unerschrocken. Ihr Umgang mit Joe hat mich oft zum Schmunzeln bringen können. Unter dem Strich war es aber erneut schwierig, sich für die Figuren richtig zu erwärmen, dafür ist die gesamte Serie viel zu sehr auf Joe fokussiert.

Foto: James Scully & Penn Badgley, You - Du wirst mich lieben - Copyright: Beth Dubber/Netflix
James Scully & Penn Badgley, You - Du wirst mich lieben
© Beth Dubber/Netflix

Alleine schon durch die Konstellation der Charaktere bedingt werden auch inhaltlich viele wohlbekannte Handlungen wieder aufgefahren. Joe ist in seinem Wahn für Love gefangen, hat aber gleichzeitig auch noch Zeit, gegen das Böse in der Welt zu kämpfen, indem er Schwerverbrecher beseitigt, ob nun absichtlich oder eher unabsichtlich. Auch wenn man all das schon vor einem Jahr gesehen hat, bleibt auch weiterhin der Vorteil, dass der Blick in die Psyche von Joe einfach faszinierend ist und dass die Darstellung von Badgley nicht einen Deut nachgelassen hat, ganz im Gegenteil habe ich sogar das Gefühl, dass er noch mehr Spaß daran gefunden hat. Wirklich überraschend sind aber gleich zwei weibliche Charaktere. Die Rückkehr von Candace (Ambyr Childers) und was diese für Joe bedeutet, war ein großer inhaltlicher Antrieb und es war schon gut, dass sie sich als echte Gegenspielerin entpuppt hat. In ihrem Bestreben, Joes wahres Wesen vor allen zu offenbaren, wirkt sie zwar wahnsinnig und damit eher unglaubhaft, aber dennoch ist sie auch perfide und vor allem hartnäckig. Was sie dann nicht hat, nämlich den Mumm zu töten, das hat wiederum Love und das ist wohl die größte Überraschung dieser Staffel. Einige werden wahrscheinlich schon im Gefühl gehabt haben, dass hinter dieser Frau mehr stecken wird, zumal ich einfach nicht glauben wollte, dass diese Staffel exakt so endet wie die vorangegangene, aber das Ausmaß ihrer Persönlichkeit hätte ich dennoch nie so erwartet. Sie ist wirklich genau das, was Joe verdient hat und das wiederum ist genau das, was er nicht will. Das ist schon ziemlich krude, passt aber genau auf diese ebenso krude Serie, wenigstens das also!

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Während die erste Staffel noch für den US-Sender Lifetime produziert worden ist und Netflix nur die exklusiven Streamingrechte erworben hatte, ist die zweite Staffel nun ganz in der Hand des Dienstes. Dieses Schicksal hat auch schon die vierte Staffel von "Lucifer" erfahren und Beteiligte jubelten über mehr Freiheit in Bezug auf Sexszenen und explizite Sprache. "You" wiederum steht nicht für Sex, sondern für Mord und vielleicht ist es auch nur ein Gefühl, aber auch hier wird nun mehr in die Vollen gegangen, Stichwort "sich abgestoßen fühlen". Gleich in Episode zwei schwankte ich zwischen Entsetzen und Lachen vor Unglaube, als Joe eine Leiche zerteilt und Love parallel ein Fleischgericht zubereitet. Aber auch wenn Joe und Will Bettelheim (Robin Lord Taylor), dessen Identität er für den Neustart in L.A. angenommen hat, mit Blut Hangman spielen, dann kann man sich zwischen Tränen vor Trauer oder vor Lachen nicht entscheiden. Diese bewusst schockenden Szenen erreichen aber nicht das Niveau einer Serie wie "Hannibal", stattdessen wirkt es eher übertrieben, als ob man Szenen wollte, über die nachher in jedem Fall gesprochen werden wird.

Fazit

"You" liefert trotz neuem Setting und nahezu komplett ausgetauschtem Cast eine grobe Kopie der ersten Staffel ab. Erst zum Ende hin gibt es gute Wendungen, die einen deutlichen Unterschied markieren. Bei einer angedeuteten dritten Staffel ist nun aber wirklich die Frage, ob man nicht besser einen Schlussstrich ziehen sollte.

Lena Donth – myFanbase

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