Nobody Wants This - Review, Staffel 2

"Nobody Wants This" kam offenbar für viele genau richtig, denn mit Herbstbeginn 2024 hat sich die Comedyserie von Netflix zu einem kleinen Phänomen entwickelt. Da war es doch clever, den Produktionszyklus nicht zu sehr anwachsen zu lassen und etwas mehr als ein Jahr später die zweite Staffel rauszuhauen. Nur schade, dass ich nach den neuen zehn Episoden an den Serientitel denken musste. Vieles davon wollte ich auch nicht.

© 2025 Netflix, Inc.; Erin Simkin/Netflix
Die Staffel ging für mich eigentlich gut los. Das Dinner für die erste Episode war gleich eine clevere Idee, um den gesamten Hauptcast zusammenzubekommen und dann in so einer geballten Diskussion gleich die großen inhaltlichen Streitpunkte aufzuzeigen. Zudem gab es auch gleich wieder einige sehr lustige Momente. Insgesamt will ich auch betonen, dass der Humor für mich kein Kritikpunkt der Staffel ist. Er wird auch sehr oft von ernsteren Entwicklungen abgewechselt, aber wenn er da ist, dann ist das genau mein Humor. Zudem stimmte auch gleich wieder die Chemie von Adam Brody und Kristen Bell als Noah und Joanne. Nachdem es im Staffel 1-Finale länger so aussah, als wären wir in einer Sackgasse, genießen die Figuren ihr Happyend sichtlich. Zudem gab es eher unerwartete Highlights. Beispielsweise Esther (Jackie Tohn) die das seltsame Dreiecksverhältnis mit Morgan (Justine Lupe) und Ehemann Sasha (Timothy Simons) offensiv angeht. Oder aber auch das Gespräch von Bina (Tovah Feldshuh) und Morgan bei den Toiletten der Basketballhalle.
Die Zutaten für eine gelungene zweite Staffel waren erstmal alle da, aber dann hat mich der Staffelverlauf immer mehr verloren. Ein Kritikpunkt sind für mich viele Andeutungen, die dann aber dann völlig im Sand verlaufen. Dass Bina mit Joanne als möglicher Schwiegertochter nicht glücklich ist, das hatten wir schon in Staffel 1, aber die beiden fordern in sich auch etwas hinaus, was einfach extrem unterhaltsam ist. Dementsprechend hätte ich mir das als großes Themenfeld erhofft. Nachdem Bina zwischendurch eine Niederlage einstecken musste, weil Joanne bereit gewesen wäre, sich für Noahs Karriere zu trennen, hat sie aber trotzdem eine Kampfansage formuliert. Und was haben wir davon gesehen? Nichts. Genauso hat sich Bina in die Ehe von Sasha und Esther eingemischt. Zunächst hat sie ein zweites Enkelkind auf die Wunschliste gepackt, dann macht sie so seltsame Andeutungen, dass sie wisse, was bei ihrem Erstgeborenen so los sei und dann ist das auch wieder vorbei.
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Als nächstes wären die ganzen Gastdarsteller zu nennen. Arian Moayed, Seth Rogen, Alex Karpovsky, Kate Berlant und Leighton Meester, alle waren schon im Vorfeld bekannt gegeben worden. Wenn man so eine erfolgreiche erste Staffel hatte, dann machen sich solche Ankündigungen natürlich gut. Aber was bringen große Namen, wenn sie nur Lust auf mehr machen, was man dann aber nicht bekommt? Meester als Brodys Ehefrau in die Serie zu holen, das war sicherlich auch für beide sehr amüsant. Der Spruch "Not my type" saß auch herrlich doppeldeutig. Meester hat wie immer alles aus ihrer Rolle herausgeholt, aber ich habe nach Episode 5 doch mehrfach gedacht: jetzt würde ich Abby Kaplan gerne nochmal sehen. Seltsam erschien mir dagegen Karpovsky als Big Noah. Er kommt aus dem Nichts, um Oberrabbi Cohen (Stephen Tobolowsky) zu ersetzen. Noah war natürlich sehr traurig und wütend über die Wendung, aber statt daraus einen lustigen Wettkampf zu machen, zieht sich Noah aus seiner Gemeinde zurück und damit ist dieses ganze Kapitel auch erstmal ausgespart. Der ganze Wortwitz mit Big Noah erschien da umsonst. Rogen und Berlant sind wiederum mit dem Handlungsbogen der neuen möglichen Gemeinde für Noah verbunden. Ahava wird deutlich als Kontrastprogramm gezeichnet, aber auch dieser inhaltliche Schwerpunkt ist schneller wieder beerdigt, als man ihn davor richtig verarbeiten konnte. Zusammengenommen zeigt mir das deutlich, dass der konsequente rote Faden in Staffel 2 fehlte.

© 2025 Netflix, Inc.; Erin Simkin/Netflix
Schieben wir jetzt nochmal einen positiven Aspekt dazwischen. Auch wenn Joanne und Morgan sich wieder alles verbal schenken, was menschenmöglich ist, aber für mich ist es die bestdargestellte Beziehung der Serie. Jede Art von Geschwisterbeziehung hat ihre eigenen Spezifika, aber Schwester untereinander haben etwas, was Brüder oder Bruder und Schwester so nicht haben und das wird hier großartig dargestellt. Die ganzen geteilten Insider, die gemeinsamen Traumata, die gemeinsame Perspektive aufs Leben, das sorgt für Zusammenhalt und Nähe, aber genau deswegen ist auch die Fallhöhe so groß, weil jede Stimmung, die nicht passt, sofort als größte Bedrohung empfunden wird. Viele Sequenzen, wenn auch natürlich etwas überspitzt dargestellt, kommen mir sehr vertraut vor und das zeigt, wie echt diese Beziehung ist. Man kann auch wahnsinnig an Joanne und Morgan werden, aber auch nur, weil es authentisch ist.
Die anderen Beziehungen fand ich in dieser Staffel sehr schwierig. Esther und Darstellerin Tohn sind offiziell Teil des Hauptcasts und darauf habe ich mich gefreut. Die anfänglichen Bemühungen, dass sie und Sasha sich auf ihre Anfänge rückbesinnen, die fand ich süß, aber dann kam der Bruch. Ich verstehe, was Esther empfindet, aber so cool ich es auch fand, wie sie mit Joanne immer besser zurechtkam, so fand ich es doch schade um die ehe mit Sasha, die ich gerne so erlebt hätte, wie sie mal gewesen sein muss. Zumal auch die Darstellung von Sasha sehr gelitten hat. Die Brüderbeziehung zu Noah ist fast komplett unter den Tisch gefallen und er war auch nicht so die starke, lustige Präsenz, die ich im Kopf hatte. Die Szenen mit Morgan, vor Esthers Nase, fand ich irgendwann auch seltsam, weil beide so wenig Empathie bewiesen haben. Aber auch Morgan und Andy (Moayed) waren höchst gewöhnungsbedürftig. Die Ansage von Lenny (Miles Fowler) an Morgan fand ich eigentlich vielversprechend, denn die Botschaft, nicht echt rüberzukommen, die kann einiges auslösen. Aber dass sie auslöst, dass Morgan wie aus dem Nichts ihren Therapeuten datet?! Häh? Natürlich hat diese Darstellung auch etwas über die Rolle ausgesagt, aber ich hätte mir das anders ausgemalt. Aber immerhin hat das am Ende zu der starken Szene von Lynn (Stephanie Faracy) geführt. Die Mütter waren eindeutig die Scene Stealer der Staffel.

© 2025 Netflix, Inc.; Erin Simkin/Netflix
Zuletzt haben wir dann natürlich noch Joanne und Noah. Ich hätte wirklich nicht damit gerechnet, dass sich da so große Ernüchterung einstellen würde. In Staffel 1 war ich großer Fan von seiner Rolle. Er hat auch da schon Fehler gemacht, aber er hatte ein beeindruckendes Gespür für Joannes Gefühle und eine Bereitschaft, an sich zu arbeiten. Alleine charakterlich ist es eigentlich logisch, dass Joanne anstrengender wirkt, denn damit arbeitet der Inhalt offensiv, dass sie laut, impulsiv und rechthaberisch ist. Noah ist so ziemlich das Gegenteil, aber warum war er dann diesmal so anstrengend? Er hatte kein Gefühl mehr für Joannes Bedürfnisse und der große Knackpunkt war eindeutig die Konvertierung zum Judentum. Klar würde das wieder ein Thema sein, damit hatte ich gerechnet. Aber diesen Druck, den er aufgebaut hat, der wurde sogar mir als Zuschauerin zu viel. Er hat auch für sich Druck aufgebaut, weswegen es ein wiederholendes Muster war, wo er sich überall einmischt, obwohl es gar nicht verlangt wurde. Aber das hätte er nicht an Joanne weitergeben müssen. Vor allem finde ich es auch eine seltsame Botschaft. Das Judentum wird erneut inhaltlich vielschichtig beleuchtet, durch die Schabbat-Essen, durch das Purimfest, durch die Namensgebungsfeier. Das ist unaufdringlich, ehrlich, aber das, was Noah ausstrahlt, ist das Gegenteil davon. So viele wenden sich von Religion ab, weil sie so ein enges Regelkorsett angesichts ihres Bedürfnisses für Freiheit nicht wollen. Warum also dieser verzweifelte Druck und nicht stattdessen eine eigene Auseinandersetzung mit dem Glauben und wie er modern weitergelebt werden kann? Am Ende hat dann ausgerechnet Esther die wichtigste Botschaft parat. Dass Glaube etwas ist, was man fühlt, auch im ganz Kleinen, das ist genau richtig. Es ist nichts, was man sich auferlegen kann, man hat es, oder man hat es nicht. Für mich hat Noah das einfach nicht begriffen und deswegen konnte ich bei der Paarung diesmal nicht so mitfiebern. Auch wenn eine dritte Staffel aktuell noch nicht bestellt ist, wäre es für mich diesmal logischer gewesen, die Handlung nicht auf einem erneuten Zwischen-Happyend gipfeln zu lassen. Von der Stimmung her, die die Staffel aufgebaut hat, waren doch alle Zeichen auf Trennung.
Fazit
"Nobody Wants This" hat für mich leider nur wenig von dem Zauber der ersten Staffel reproduzieren können. Der Humor stimmte wieder, die Schwesterbeziehung war schmerzhaft echt dargestellt und kleine Highlights zwischendrin stehen auf der Haben-Seite. Aber dagegen haben viele andere Beziehungen für mich sehr gelitten, vor allem die von Noah und Joanne. Diese steht im Zentrum, was für mich das Dilemma unterstreicht. Auch wenn Comedyserien Konflikte kreieren sollen, aber hier war eine größere Portion Leichtigkeit dringend von Nöten. Staffel 2 kam damit eher zum falschen Zeitpunkt in mein Leben.
Die Serie "Nobody Wants This" ansehen:
Lena Donth - myFanbase
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