Die besten Staffeln 2009/2010
Platz 8: Parks and Recreation

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"Parks and Recreation" kann auf sehr vielen Ebenen mit der US-Version von "The Office" verglichen werden, was auch sinnvoll erscheint, da beide Serien vom gleichen Serienmacher entwickelt wurden, wenn man mal davon absieht, dass "The Office" ursprünglich in Großbritannien von Ricky Gervais erschaffen wurde. Beide Serien hatten eine schwache erste Staffel mit nur sechs Episoden, die sich zu nahe an ihrem jeweiligen Vorbild ("The Office", UK-Version bzw. US-Version für "Parks and Recreation") orientierte und dadurch keine eigene Persönlichkeit entwickeln konnte. Beide Serien werden im Mockumentary-Stil gedreht und haben einen etwas verqueren Chef als Hauptperson bzw. bestehen insgesamt aus einem eher seltsam anmutenden Cast. Und beide Serien schafften erst in der zweiten Staffel, aus dem Schatten ihrer Vorbilder herauszutreten und etwas Eigenständiges und Besonders zu erschaffen.

"Every department is losing a Leslie Knope." – "No, Ben, they are not. No other department has one to begin with."

Das Beste, was das bereits erwähnte "The Office" damals machen konnte, war, den Hauptcharakter Michael, der nun mal für seine Fettnäpfchenparade bekannt ist (wer "Stromberg" kennt, wird wissen, was ich meine), nicht zu sehr als Karikatur darzustellen, sondern seine positive Seiten herauszukehren und ihn lebendig und für den Zuschauer zugänglich zu machen. Das schaffte man wunderbar und Steve Carell sei Dank fühlte man in nur kurzer Zeit in vielen Situationen mit Michael mit und erkannte ihn als liebenswerte, wenn auch leicht bemitleidenswerte, Person. Darauf baute man mit Leslie Knope, dem Herz der Parks-and-Recreation-Abteilung der Stadtverwaltung, auf und ging in Staffel 2 sogar noch einen Schritt weiter. Denn im Gegensatz zu Michael gibt es kaum Momente, in denen man für Leslie Mitgefühl aufbringen muss. Sie ist eine herzliche und starke Persönlichkeit, die ihren Job über alles liebt und noch an die Politik glaubt. Sie gibt für die Leute, die sie vertritt, alles, auch wenn die sich gar nicht darum scheren, und wichtiger als ihr Job sind ihr nur ihre Freunde. Das klingt jetzt auf den ersten Blick vielleicht selbstverständlich oder gar langweilig, ist es aber nicht. Gerade in einer halbstündigen Comedy hat man oft mit stark überzeichneten Charakteren zu kämpfen, die jeglichen Boden unter den Füßen verloren haben. Leslie ist da erfrischend anders. Zwar gibt es häufig Situationen, in denen sie etwas ahnungslos daherkommt und sich in peinliche Situationen bringt, doch entwickeln sich diese vor allem aus ihrer Willensstärke und ihrem unbeschreiblichen Engagement heraus, so dass man ihr einfach gerne zuschaut. Amy Poehler spielt die Leslie so charismatisch, dass es nicht anzweifelbar ist, dass sie der perfekte Hauptcharakter für eine Serie dieser Art ist.

Doch auch die anderen Charaktere müssen sich dahinter nicht verstecken. Gerade Personen wie Tom und Ron Swanson, mein persönlicher Lieblings-Comedycharakter des letzten Jahres, die einfach dafür prädestiniert sind, schnell ins Lächerliche und Unglaubwürdige abzudriften, werden auf so wunderbare Weise auf dem Boden gehalten und machen dabei auch noch eine Entwicklung durch. Insbesondere Ron, der seine Arbeit hasst und die Stadtverwaltung sabotiert, wo er nur kann, beweist im Laufe der Staffel eine ungeheure Loyalität und Unterstützung gegenüber Leslie, die einfach nur wunderschön anzusehen ist. Dies endet im Staffelfinale in mehreren tollen Szenen wie dieser aus dem Zitat der Überschrift. Zwar ist Ron sofort dabei, als es darum geht, in allen Abteilungen Gelder zu streichen, um Einsparungen vorzunehmen, doch als Leslie entlassen werden soll, da sie "überflüssig" sei, hält er erstmals dagegen und stellt sich vollkommen hinter sie. Und das wirkt keine Sekunde erzwungen oder unglaubwürdig, sondern vielmehr selbstverständlich.

Auch großartige Gaststars hat die zweite Staffel aufzuweisen. Der wahnsinnig komische Louis C. K. spielt einen Polizisten, der sich in Leslie verliebt und ein paar absolut niedliche Szenen mit und ohne Leslie hat, und am Ende tauchen auch Adam Scott und Rob Lowe in einer eher unangenehmen Rolle auf. Denn sie sind diejenigen, die der Regierung helfen soll, Einsparungen zu machen. Rob Lowes Charakter ist dermaßen überzeichnet, dass es wirklich urkomisch ist, aber da er in Staffel 3 als Hauptcharakter dazu stößt, bin ich mir sicher, dass sich das noch ändern wird. Und Adam Scott harmoniert wunderbar mit Leslie, so dass meine Vorfreude auf die neue Staffel fast ins Unermessliche steigt.

Auch die Beziehungen behandelt die Serie "Office"-typisch mit viel Respekt und recht authentisch, insbesondere für eine Comedy. Leider konnte man mit Anne und Mark nicht viel anfangen, doch man hat das Problem erkannt und den eher nichtssagenden Mark ziehen lassen, da er in dieser neuen Konzeption der Serie einfach keinen Platz mehr hat. Trotzdem bereitet man ihm einen schönen und sehr passenden Abschied, was für die meisten Serien leider nicht mehr selbstverständlich ist.

Bei all den Charaktere und Beziehungen kommt natürlich auch der Humor nicht zu kurz. Der ist ja bekanntlich Geschmackssache und der von "Parks and Recreation" sicherlich eher speziell. Wenn man aber diese Art Humor wie ich über alles liebt, dann kann man mit dieser Serie einfach nichts falsch machen. Zwar beginnt die Staffel eher etwas lahm und die Serie braucht noch etwas, bis sie sich vollends findet, doch ab da gibt es eigentlich so gut wie keine schwachen Folgen, weil in jeder Episode wahnsinnig viel Herz, Charakter und Humor steckt und man immer mit einem guten Gefühl herausgeht. Ich kann jedem nur ans Herz legen, sich dieser Serie zu widmen, denn sie war mit "Modern Family" eine der besten Comedys der letzten Season und hat sich ihren achten Platz in dieser Rangliste nach der eher schwächeren ersten Staffel mehr als verdient.

Nadine Watz - myFanbase

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