Die besten Storylines 2009/2010
Platz 2: Business as unusual (Mad Men)
Der Arbeitsalltag bei Sterling Cooper hat so, wie er uns in den ersten beiden Staffeln von "Mad Men" präsentiert worden ist, sicherlich bei einigen Zuschauern den Wunsch geweckt, selbst einmal in die Rolle von Don Draper & Co. zu schlüpfen. Wo sonst konnte man es sich schon erlauben, den ganzen Tag über zu rauchen und zu trinken, bei Bedarf ein ausgedehntes Mittagsschläfchen auf der büroeigenen Couch einzulegen oder zwischendurch unter dem Deckmantel eines wichtigen externen Geschäftstermins dem Lockruf einer heimlichen Liebschaft zu folgen? Durch die im Finale der zweiten Staffel besiegelte Übernahme der Agentur durch Putnam Powell & Lowe fand dieses unbeschwert anmutende Dasein der New Yorker Werbemänner jedoch ein jähes Ende, und speziell für den erfolgsverwöhnten Don Draper begann das wohl schwierigste Jahr seiner bisherigen Karriere.
"I'm sick of being batted around like a ping-pong ball. I want to work. I want to build something of my own. How do you not understand that?"
Welch tiefgreifende Veränderungen der Einmarsch der Briten bei Sterling Cooper mit sich brachte, wurde uns bereits im Auftakt der dritten Staffel verdeutlicht: Während die einstigen Partner mit ansehen mussten, wie ihnen langsam aber sicher die Kontrolle über ihr Lebenswerk entglitt, war die Stimmung beim Rest der Belegschaft aufgrund einer Welle von Entlassungen und anderen fragwürdigen Personalentscheidungen geprägt von Existenzängsten. Auch im weiteren Verlauf entspannte sich die Situation angesichts grundlegender interkultureller Differenzen kaum. Ein Übriges tat schließlich das umstrittene Erbsenzählerregime des neuen Finanzvorstandes Lane Pryce, welches vor allem Freigeist Don ein Dorn im Auge war.
Doch nicht nur von Seiten der Briten taten sich im vergangenen Jahr ungeahnte berufliche Herausforderungen für den "finest ad man of New York" auf. Neben schwierigen Kunden, wie den rund um die Uhr nach Aufmerksamkeit suchenden Hotelier Conrad Hilton, musste sich Don auch mit zahlreichen Konfliktsituationen in den eigenen Reihen herumschlagen. Die Rede ist hier nicht nur von den üblichen Revierkämpfen, wie er sie zuvor schon mit Pete Campbell und Duck Philips auszutragen hatte. Man denke beispielsweise an die Verkettung unglücklicher Umstände, die zur Entlassung des Werbegrafikers Salvatore Romano führten, oder an Peggy Olsons scheinbar aussichtslosen Kampf um Gleichberechtigung, der sie beinahe in die Arme der Konkurrenz trieb. Ergänzt man diese Auflistung noch um den Bruch einer langjährigen Freundschaft mit Roger Sterling und den Abgang einer so unersetzbaren Bürokraft wie Joan Harris, dürfte kein Zweifel mehr am Ausmaß von Dons beruflicher Misere bestehen: Schwierigkeiten so weit das Auge reicht. Eigentlich verwunderlich, dass ihm auf dem ansonsten so treffend gestalteten Werbeplakat zur 3. Staffel das Wasser nicht bis knapp unter die Nase steht.
Wie Don sich all diesen Herausforderungen stellte - und das, obwohl zur selben Zeit seine Ehe in die Brüche ging und ganz Amerika durch die Ermordung von Präsident Kennedy in einen Schockzustand verfiel -, wäre allein schon Grund genug für einen den vorderen Plätze in der diesjährigen Rückblickskolumne gewesen. Dass er letzten Endes aber sogar noch über sich hinauswuchs und mit der tatkräftigen Unterstützung seiner engsten Vertrauten eine neue Werbeagentur auf die Beine stellte, setzte diesem großartig konzipierten und inszenierten Staffelhandlungsbogen die Krone auf. Bei "Mad Men" müssen eben keine Schüsse fallen, um die Zuschauer am Ende sprachlos zurückzulassen. Es müssen keine Hauptdarsteller in Lebensgefahr schweben, um uns rechtzeitig zur Rückkehr der neuen Folgen wieder gespannt vor den Bildschirm zu locken. Gewisse Serien sind einfach so gut, da erfüllt diesen Zweck auch eine auf dem Papier so unspektakulär klingende Storyline wie der Weg hin zur Gründung eines Unternehmens. Platz 2 für das turbulente letzte Geschäftsjahr in der Geschichte von Sterling Cooper - es war uns ein Vergnügen!
Willi S. - myFanbase
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