Die besten Charaktere 2009/2010
Damon Salvatore (Vampire Diaries Staffel 1)

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Ian Somerhalder konnte zwar bereits mit seinen Rollen in "Lost" und "Smallville" überzeugen, doch erst mit seiner Verkörperung des Damon Salvatore in "Vampire Diaries" konnte man erkennen, was wirklich in dem Schauspieler steckt. Ian ist die perfekte Besetzung für diesen charismatischen, unterhaltsamen und wunderbar geschriebenen Charakter, haucht ihm Leben ein und spielt seine Schauspielkollegen teilweise an die Wand. Auch wenn noch eine lange Karriere vor Ian Somerhalder liegt, kann man bereits jetzt behaupten, dass Damon die Rolle seines Lebens ist.

"I like being a living dead person."

Foto: Ian Somerhalder, Vampire Diaries - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Ian Somerhalder, Vampire Diaries
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Damon wird uns im Piloten als Antagonist präsentiert, der scheinbar alles daran setzt, seinem Bruder Stefan Salvatore die Hölle auf Erden zu bereiten. Er gibt seinem Bruder die Schuld daran, dass seine große Liebe Katherine von ihm genommen wurde, und verachtet Stefan außerdem für die Tatsache, dass auch er ein Verhältnis zu der Frau hatte, die Damon bis in die Ewigkeit lieben wird. Doch der Hass, den Damon gegenüber seinem Bruder empfindet, ist von Beginn an gepaart mit einer engen Verbundenheit zwischen den beiden. Sie sind Brüder, sie haben Jahrzehnte lang zusammen gelebt und sie haben in dieser Zeit viel gemeinsam durchgemacht. Somit wird auch schnell klar, dass Damon seinen Bruder keineswegs aus Rachegefühlen töten will, denn anscheinend ist ihm bewusst, dass Stefan der einzige ist, den Damon eigentlich noch hat. Vielmehr will Damon Stefan leiden sehen. Dazu mischt er in guter Vampir-Manier vorerst die Stadt auf, in der Stefan durch Elena eine neue Liebe und ein neues Leben gefunden hat. Damon tötet willkürlich, benutzt Elenas Freundin Caroline als Schoßhündchen und macht seinem Bruder durch seine Taten immer wieder bewusst, dass er die Oberhand hat.

Wochenlang sehen wir Damon als einen Charakter, der scheinbar nichts Gutes in sich hat, der keinerlei Emotionen für seine Opfer aufbringt und für den Menschen einfach nur Figuren in seinem Spiel sind. Natürlich vermutet man von Beginn an, dass in Damon etwas Gutes steckt, dass er nur den rechten Weg verloren hat und genauso nett und sympathisch sein könnte wie sein Bruder, der dem Menschenblut abgeschworen hat und sich nur noch von Tierblut ernährt. Nichtsdestotrotz kann Damon aber eben gerade als bösartige Figur jeden Zuschauer von sich überzeugen. Sein unglaublicher Charme, den Ian Somerhalder perfekt auf den Bildschirm transportiert, sowie seine Wortgewandtheit, für die man den Drehbuchautoren nur Komplimente aussprechen kann, führen dazu, dass Damon die Serie trägt, mit jedem Charakter eine unglaubliche Chemie hat, anderen nahezu die Show stiehlt und dennoch als perfekter Teil des Ensembles funktioniert. Und genau aus diesem Grund lag die Befürchtung nahe, dass man aus Damon den tragischen Helden machen würde, der durch ein ach so schlimmes Schicksal zu der Person wurde, die er nun ist. Zwar ging man einen Schritt in diese Richtung, als der Zuschauer erkennen musste, dass es Stefan war, der seinen Bruder quasi zur Verwandlung bedrängte, dennoch macht Damon immer wieder deutlich, dass er selbst entschieden hat, den 'leichten' Weg zu gehen und sein Vampirdasein voll und ganz auszuleben. Er gibt nicht seiner Vergangenheit oder der Verkettung von irgendwelchen Umständen die Schuld an seiner Art, sondern macht klar, dass er genau diese Person sein will. Er ist ein Vampir und er lebt dies aus. Ihn kümmern nicht die Gefühle von Menschen und er wird sich niemals von Tierblut ernähren.

Diese Einstellung modifiziert sich zwar leicht im Verlauf der Staffel, da die Autoren es hinbekommen haben, Stefan wieder in einen Blutrausch zu versetzen und Damon dadurch gezwungen war, seine wahre Identität zu schützen, was gleichzeitig dazu führte, dass er sich erstmals auch auf Menschen verlassen musste. Jedoch zieht dies lediglich nach sich, dass Damon kleine Eingeständnisse macht, keineswegs jedoch seinen kompletten Lebensstil und seine Einstellung ändert. Er bleibt weiterhin ein Charakter, der zuerst an sich denkt, niemanden wirklich an sich heran lässt und nur dann in Aktion tritt, wenn er einen eigenen Nutzen daraus zieht. Man hat es also geschafft diesem boshaften Charakter ein Profil zu verleihen, welches ihn in der Gunst der Zuschauer nach ganz oben rückt, ohne den Charakter dabei jedoch eine 180° Drehung machen zu lassen und ihn plötzlich als den Guten dastehen zu lassen.

Selten hat man es geschafft, einen Charakter in einer Dramaserie, die sich an ein vermeintlich junges weibliches Publikum richtet, ohne große Klischees und abgedroschene Handlungsstränge so zu formen, dass seine Entwicklung durchgängig nachvollziehbar ist, er trotz seiner moralisch fraglichen Handlungen in keiner Sekunde die Sympathien der Zuschauer verliert und perfekt unterhalten kann. Ian Somerhalder hat die Rolle seines Lebens gefunden und es bleibt zu hoffen, dass die Autoren ihrer Linie treu bleiben und Damon weiterhin auf dem schmalen Grat zwischen Gut und Böse wandeln lassen, ihm weiterhin grandiose Dialoge schreiben und er dementsprechend auch in der zweiten Staffel voll und ganz überzeugen kann.

Annika Leichner - myFanbase

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