Sonderkategorie TV-Season 2010/2011
Die neue Serien
Konnten wir im letzten Jahr an dieser Stelle noch ein überwiegend positives Fazit ziehen und auf eine Saison zurückblicken, in der einige Dauerbrenner das TV-Licht der Welt erblickten, sieht es heuer hier doch eher düster aus. Auf den fünf großen Sendern ist die Bilanz der Neustarts 2010/2011 ernüchternd. Gerade einmal acht von 35 Neustarts haben die Saison überlebt, und keiner davon kann als besonders leuchtendes Beispiel seiner Zunft gelten. Eigentlich sind es immer noch zum großen Teil dieselben Serien wie im Jahr zuvor, die Fans und Kritiker in Leidenschaft versetzen und das Gefühl erwecken, im Zentrum der Diskussionen und eben des Zeitgeistes angekommen zu sein. Da wird in Foren über "Glee", "Modern Family", "Community", "Vampire Diaries" und auch "Good Wife" diskutiert, während selbst halbwegs erfolgreiche Neustarts wie "Hawaii Five-0" oder "Mike & Molly" keine große Leidenschaft erwecken.
Der mangelnde Mut zum Risiko

© Warner Bros. Entertainment Inc.
Diese Entwicklung hat sich bereits ganz am Anfang der Season angedeutet. Lange waren die neuen Serien durch die Bank weg nicht mehr so nach Schema F aufgebaut wie im Herbst 2010. Alles bewegte sich im sicheren Rahmen von schon mal dagewesen, ob eben das angesprochen Remake "Hawaii 5-O", oder die dritte Version des "Nikita"-Stoffes. Damit will ich diesen halbwegs erfolgreichen Beispielen auch gar nicht absprechen, in ihren jeweiligen Rahmenbedingungen gut gemachte Unterhaltung zu bieten, aber es fehlten einfach diese überraschenden Hits, die aus dem Nichts kamen und einem das Gefühl vermittelten, wirklich etwas Neues zu sein.
Gerade im Comedy-Bereich, der die Season zuvor mit so einer Bandbreite an erfrischend anderen Serien bereicherte, wurde diese Saison von Serien mit immer wieder demselben Thema beherrscht: Gruppen von Mitzwanzigern hangeln sich durch Beziehungsleben. Von all den Möchtegern "Friends"-Nachfolgern (woher der Trend Jahre nach dessen Ende kam, hat sich mir bis heute noch nicht erschlossen) hat gerade einmal eine, "Happy Endings" überlebt, in all den anderen wurden einige durchaus vielversprechende Comedy-Talente mal wieder in Ein-Season-Shows verbraten. Neben "Happy Endings" erhielten lediglich "Mike & Molly" und "Raising Hope" als Comedy-Formate eine zweite Staffel, wobei letztere davon profitierte, dass FOX die Verlängerung schon früh im Jahr tätigte, denn gegen Ende der Season sanken dessen Quoten doch beachtlich.
Aber auch auf dem Drama-Gebiet hatten die fünf großen Sender nichts wirklich Aufregendes zu bieten. Die einzige Serie, die inhaltlich viel riskierte, wurde bei FOX wegen mangelnden Zuschauerinteresses nach zwei Folgen aus dem Programm gekickt, und so ging "Lone Star" eher wegen der damit verbundenen Aufregung in Internetkreisen, als aus eigener Leistung in die Geschichte ein. Auch "The Chicago Code" versuchte in der Midseason einen etwas anderen Weg zu gehen, aber da die Serie selbst auch einige Zeit benötigte um sich zu finden und die Zuschauer dafür nicht am Ball blieben, kam die Show auch nicht über eine Staffel hinaus. Alles andere verlief nach Schema F und konnte so wenig Leidenschaft auslösen. Da wundert es nicht, dass nur wenige dieser Shows überlebten, zumal diese wohl auch keinen Fan mit großartigen Entzugserscheinungen in den Sommer verabschiedeten. Es bleibt also abzuwarten, ob "Harry's Law", "Body of Proof" oder "Blue Bloods" im Herbst für mehr Aufregung sorgen können.
Wenn die ganze Season so voller Mittelmäßigkeit war, fallen dabei die wirklich schlechten Beispiele gar nicht mehr so sehr ins Gewicht. Aber natürlich gab es die auch, die Serien, die den Senderverantwortlichen und Beteiligten wohl irgendwann mal peinlich sein werden. Ob es nun die erste auf einem Twitter-Account beruhende, mit unsäglichem Titel ausgestattete Sitcom "S#*! My Dad Says", oder die von Klischees strotzende "Outsourced"-Truppe ist. Die meisten richtig peinlichen Shows überlebten es aber dankenswerter Weise erst gar nicht lange, denn das völlig krude Experiment "My Generation", die seltsame Anwaltsshow-Mischung in "The Whole Truth" und das Jimmy Smith Vehikel "Outlaw" versanken ganz schnell wieder in der Versenkung.
Die Hoffnungsträger
Ganz anders dagegen wieder einmal die Situation bei den Kabelsendern, denn dort gab es unzählige Neustarts, die sowohl die Kritiker begeistern konnten, als auch Zuschauer für sich gewinnen. Das Bild ist dort zwar auch nicht ganz ungetrübt, aber widmen wir uns erst einmal den Erfolgsgeschichten. Besonders HBO kann die vergangene TV-Season wieder als Erfolg verbuchen. Nachdem der Sender was das Prestige und die Award-Aufmerksamkeit in den letzten Jahren die Krone des Branchenprimus an AMC abgeben musste, meldete man sich mit den beiden hochkarätigen Drama-Neustarts "Boardwalk Empire" und "Game of Thrones" (die beide auch dank TNT Serie zeitnah nach Deutschland kommen) eindrucksvoll zurück. Beide Serien sind äußerst erfolgreich in ihr erstes Jahr gestartet und konnten auch gleich für die diesjährigen Emmys zahlreiche Nominierungen einheimsen. So müssen die Minierserien und TV-Filme nun nicht mehr allein für HBO die Awards einheimsen.
Auch Showtime hatte ein gutes Jahr, "Shameless", "Episodes", "The Big C" und "The Borgias" fanden ihr Publikum und so kann man eine sehr gute Bilanz aufweisen. Beim immer noch im Aufbau befindlichen AMC war das Jahr hingegen geprägt von einem nervenaufreibenden Auf und Ab. "The Walking Dead" legte zunächst mit beeindruckenden Quoten den besten Start einer Kabelserie des Jahres hin (und fuhr im Vergleich zum AMC-Aushängeschild "Mad Men" astronomische Zahlen ein), dafür musste der Sender mit "Rubicon" seinen ersten wirklichen Flop verbuchen. Die Serie konnte trotz wohlwollender Kritiken keine Zuschauer für sich gewinnen, und gerade nach den Zahlen, die "The Walking Dead" vorgelegt hat, kam man nun um eine Absetzung nicht herum. Überhaupt war die letzte Season geprägt von schmerzhaften Absetzungen im Kabelbereich. Denn auch einer der zweifelsohne besten neuen Serien der Season, "Terriers" auf FX fand leider überhaupt kein Publikum und schaffte es somit nur auf eine Staffel. FX war eh nicht gerade mit Glück gesegnet, denn auch dessen nächstem Neustart "Lights Out" ereilte ein ähnliches Schicksal.
Insgesamt war es im Kabelbereich aber eine wirklich sehr erfolgreiche Saison. Serien wie "Game of Thrones", "The Walking Dead" und "Boardwalk Empire" werden den TV-lastigen Zeitgeist sicher noch Jahre entscheidend mitbestimmen, und auch die Sender die eher mit der leichten Kost handeln, hatten ein gutes Jahr. Bei ABC Family ging mit "Pretty Little Liars" der nächste Teen-Hit an den Start, der USA Network erweiterte sein Spektrum der lockeren Unterhaltungsschiene um "Covert Affairs" und "Fairly Legal". Der Spartensender SyFy hatte dagegen zwar einige schmerzliche Absetzungen wie "Caprica" und "Stargate Universe" zu verbuchen, schickte aber mit "Haven" auch wieder eine erfolgreiche neue Serie ins Rennen.
Das Fazit und die Aussichten
Unterm Strich bleibt von der vergangenen Season also vor allem der Eindruck hängen, dass viel frisches Blut in den Kabelbereich floss und die jeweiligen Entwicklungsteams dort den richtigen Riecher besaßen. Die Strategie der großen Networks, auf Sicherheit zu setzen ist hingegen gescheitert. So ist es auch kein Wunder, das für die kommende Season einige Piloten geordert wurden, die sich am Kabelmodell orientieren. Hier kommt es natürlich dann immer noch auf die Umsetzung an, aber nach der gähnenden Langeweile bei ABC, NBC, CBS und Co. kann es im Herbst ja eigentlich nur aufwärts gehen. Oder die Zuschauer wandern weiter in großen Mengen zu den Kabelsendern ab.
Cindy Scholz - myFanbase
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25.11.2025 19:51 von chili.vanilli
Malice: Malice
Hab die Serie jetzt beeendet und schon lange keinen so... mehr

28.11.2025 00:19 von Sonia
F.B.I.: F.B.I.
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