Interview mit Synchronsprecherin Isabelle Höpfner

10. Oktober 2023 | Isabelle Höpfner kam direkt von der Schauspielschule zu "Hinter Gittern - Der Frauenknast" und wurde einem breiten Publikum bekannt. Mittlerweile hört man sie auch vermehrt als Sprecherin. In der Serie "Grease: Rise of the Pink Ladies" von Paramount+ hat sie der Schauspielerin Cheyenne Isabel Wells ihre Stimme geliehen. In unserem Interview sprach sie mit uns über viele verschiedene Dinge.

Foto: Isabelle Höfpner - Copyright: Paul Zimmer
Isabelle Höfpner
© Paul Zimmer

Isabelle, viele kennen Dich noch als Kalle aus "Hinter Gittern - Der Frauenknast". Ich habe diese Rolle geliebt und war damals nicht erfreut über die Art des Ausstiegs. Wie hast Du das selbst empfunden? Hättest es Dir anders gewünscht?

Kalle ist ja ins Hochsicherheitsgefängnis gekommen. Und da sitzt sie wahrscheinlich heute noch. Der Sender wollte die Rolle Kathleen Konnopke tatsächlich gerne weiter erzählen. Es war damals mein Wunsch, bereits nach einem Jahr die Serie wieder zu verlassen. Ich bin direkt nach meinem Abschlussvorspiel an der Schauspielschule für die Serie "Hinter Gittern - Der Frauenknast" mit dieser tollen Rolle besetzt worden. Das war aufregend. Trotzdem war ja mein Vorhaben während der Schauspielausbildung immer gewesen, an ein Theater zu gehen und dort live vor Publikum zu spielen. Ich war hin und her gerissen. Im Nachhinein denke ich, dass ich ruhig ein bisschen gelassener hätte sein können und noch ein, zwei Jahre weiter mitspielen können. Fisch und Nancy sind ja auch länger geblieben.

Dich sieht man nur noch selten in TV-Rollen, zumindest ist das mein persönlicher Eindruck. War das mit ein Grund für Dich, warum Du Dich mehr der Synchronbranche zugewandt hast?

Naja, ich war ja außer "Hinter Gittern - Der Frauenknast" auch nicht in großen anderen Produktionen zu sehen. Als Schauspielerin ist es meist ein großes Glück, überhaupt so viele Drehtage im Jahr zusammen zu bekommen, dass man davon leben kann. Viele Kolleginnen spielen hauptsächlich Theater, arbeiten mit ihrer Stimme und freuen sich dann, wenn zusätzlich nochmal ein paar Drehtage klappen. Ich habe mich allerdings nicht aus einer Notsituation heraus, sondern aus absoluter Leidenschaft für das Synchronsprechen entschieden. Bis 2010 war ich am Nationaltheater Mannheim engagiert und habe während meiner Arbeit am Theater regelmäßig für den SWR in Stuttgart und Baden Baden Hörspiele und Features aufgenommen. Da ist diese Begeisterung für die Arbeit mit meiner Stimme gewachsen.

Foto: Isabelle Höfpner - Copyright: Paul Zimmer
Isabelle Höfpner
© Paul Zimmer

Viele Deiner Kollegen und Kolleginnen bemängeln das xen etwas. Wie sind Deine Eindrücke dazu und hast Du noch das gemeinsame Aufnehmen erlebt?

Meine erste Synchronarbeit war schon 2004 die Titelrolle in der Mangaserie "Kino's Journey". Da haben die Kollegen und ich gemeinsam vor dem Mikrofon gestanden. Da habe ich auch das meiste gelernt. Die wussten ja schon, wie das alles so funktioniert. Das Wichtigste aber ist in der Schauspielerei immer, dass man den Text nicht einfach nur sagt, sondern auf etwas reagiert. Das kann ein Gedanke sein oder ein anderer Mensch, mit dem man sich auseinandersetzt. Dieses, wir nennen es "voneinander abnehmen", funktioniert natürlich viel besser, wenn da auch jemand ist, mit dem man spielen kann. Heutzutage bemühe ich mich dann, mir das, was mein Partner gerade gesagt hat, vorzustellen. Es scheint ja zu funktionieren. Schöner ist es aber immer zusammen.

Als ich in der Synchrondatei geschaut habe, wen Du so gesprochen hast, fiel mir auf, dass Du verschiedene Rollen in den drei Chicago-Serien "Chicago Fire", "Chicago P.D." und "Chicago Med" gesprochen hast. Könntest Du Dir vorstellen, mal selbst eine Polizistin oder Feuerwehrfrau zu spielen?

Mein Nachbar hat mich neulich um Hilfe gebeten. Seine Tür stand offen, als er nach Hause kam und er vermutete einen Einbruch. Weil er so aufgeregt war, habe ich für ihn bei der Polizei angerufen. Nach meiner Schilderung fragte mich der Polizist am Telefon, ob ich eine Kollegin sei, ich würde so abgeklärt und mit den Fachwörtern der Polizei die Situation beschreiben. Ich musste lachen, denn ich hatte gerade eine kleine Rolle als Gastkommissarin im "Tatort München" gespielt. Als ich ihm das erzählt habe, hat er auch gelacht und meinte, ich könne auch gerne bei ihnen anfangen.

Du hast auch u.a. kleine Rollen in dem Reboot "Der Denver-Clan" und "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" gesprochen. Obwohl ich Deine Stimme durch "Hinter Gittern - Der Frauenknast" eigentlich ziemlich gut kenne, ist es mir beim ersten Mal gar nicht aufgefallen. Ist es Dir wichtig, dass man Dich beim Synchronisieren nicht sofort stimmlich erkennt?

Im Theater oder im Film ist man im besten Fall ja auch so sehr mit einer Rolle verbunden, dass man verändert wirkt. So ist es auch vor dem Mikrofon. Die Stimme passt sich den Gedanken und Gefühlen der Rolle an. Das passiert intuitiv. Mir fällt im privaten Umfeld immer sofort auf, wenn Leute die ich gut kenne, irgendwas bedrückt oder sie aufgeregt sind, weil sich ihre Stimmung in ihrer Stimme widerspiegelt. So erkläre ich mir, dass sich meine eigene Stimme in den unterschiedlichen Synchronrollen auch verschieden anhört. Hinzu kommt, dass meine Stimme sich über die Jahre natürlich auch verändert hat.

In Episode #18.06 Das Gute feiern von "Grey's Anatomy" hast Du Heather Young gesprochen, die sich damit befassen musste, dass ihr Mann bald sterben wird. Dadurch waren die Szenen mit dieser Figur sehr emotional. Wie ist es für Dich, solch eine Rolle zu sprechen, damit die Emotionen auch bei den Zuschauern ankommt?

Sehr emotionale Szenen zu spielen kann anstrengend sein, weil es, wie in dem von Dir beschriebenen Fall, eine dramatische Situation ist, mit der man sich beschäftigt. Als ich Natasha O'Keeffe als Lizzy in "Peaky Blinders - Gangs of Birmingham" in der letzten Staffel synchronisiert habe, gab es einige Tage, in denen ich fast durchgeheult habe im Studio. Das war teilweise wirklich sehr traurig. Zeitgleich macht es aber unheimlich Spaß und man fühlt sich sehr lebendig. Das ist ja der Kern unserer Arbeit als Schauspieler*innen. Wir denken uns so ernsthaft wie möglich in die jeweilige Situation hinein. Die Emotionen kommen von ganz alleine, wenn man sich wirklich auf die Szene einlässt und so denkt und handelt, wie es die Figur tut.

Foto: Isabelle Höfpner - Copyright: Paul Zimmer
Isabelle Höfpner
© Paul Zimmer

Für die Serie "Grease: The Rise of the Pink Ladies" von Paramount+ hast Du Cheyenne Isabel Wells als Olivia gesprochen. Wie hast Du die Figur und die Entwicklung dieser erlebt?

Diese Serie hat mir wahnsinnig Spaß gemacht. Ich war zunächst verwundert, dass ich überhaupt dafür in Betracht gezogen wurde, denn die Schauspielerin, die ich synchronisiert habe, ist glaube ich 20 Jahre jünger als ich. Ich bin richtig traurig, dass Paramount die Serie schon nach der ersten Staffel eingestellt hat. Schön und herausfordernd wäre natürlich gewesen, wenn wir auch die Lieder, die ja einen wichtigen Teil der Serie ausmachen, ins Deutsche übersetzt hätten. Aber die waren im Englischen auch einfach sehr schön. Außerdem kann Cheyenne Isabel Wells natürlich schon nochmal besser singen als ich. ;-)

Du hast in der ersten Staffel für "The Morning Show" Hannah Leder als Isabella gesprochen. Wie hat Dir die Rolle gefallen und würdest Du Dir wünschen, dass man Dich nochmals für Sprechrollen in dieser Serie anheuert? Die dritte Staffel startete ja Mitte September 2023 bei Apple TV+.

Ich spreche glücklicherweise auch in der aktuellen Staffel wieder Isabella. Die Rolle ist auch nochmal größer geworden.

Du hast noch Kontakt zu Livia S. Reinhard, die damals Deine Seriencousine bei "Hinter Gittern - Der Frauenknast" gespielt hat. Kürzlich hast Du auch Katy Karrenbauer bei einer Veranstaltung getroffen. Kommen da Erinnerungen von damals hoch und könntest Du Dir vorstellen, mit beiden oder einer von beiden ein ähnliches Projekt oder auch Synchronarbeit zu machen?

Die beiden sind super Kolleginnen. Jederzeit. Livia sehe ich leider viel zu selten, weil wir soweit auseinander wohnen. Ich würde sie auch gerne öfter im Fernsehen sehen, denn sie ist eine tolle Schauspielerin und wirklich ne sehr coole Socke. Katy hört man ja oft als Synchronsprecherin in Kinofilmen und Serien (Anmerkung der Redaktion z.B. "Glee"). Besonders gut hat sie mir als Großmutter Paguro in "Luca" gefallen.

Apropos Projekte. Kannst Du mir vielleicht schon verraten, was als Nächstes ansteht? Wäre denn auch Dialogregie oder das Schreiben eines Dialogbuchs für Dich etwas?

Das kann ich klar mit Nein beantworten. Ich habe dazu keine Lust. Ich spiele zu gerne selbst, das würde mich unruhig machen. ;-) Für die nähere Zukunft gibt es ein paar TV-Anfragen und viele tolle Synchronrollen, die ich übernehmen darf. Ich glaube im November wird auch eine Folge von "Die Heiland - Wir sind Anwalt" ausgestrahlt, in der ich in einer kleinen Rolle zu sehen bin.

Auf Deinem Instagram-Profil habe ich gesehen, dass Du der Gartenarbeit nicht abgeneigt bist. Ist das ein Ausgleich für Dich, wenn Du zum Beispiel mehrere Stunden im Aufnahmestudio bist?

Als Ausgleich zu einem dunklen Studio gehe ich am liebsten Reiten. Ich bin ziemlich pferdeverrückt und verbringe viel Zeit im Stall. Da das Leben als Schauspielerin ja sehr unstet ist und man auch mal kurzfristig in eine andere Stadt muss, habe ich aber kein eigenes Pferd, sondern eine Reitbeteiligung.

Eine letzte Frage. Da myFanbase eine Website ist, die sich Fernsehserien widmen: Hast Du Lieblingsserien?

"Sherlock" mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman und "Stranger Things" haben mir Riesenspaß gemacht. Außerdem gucke ich gerne Filme von Almodóvar und Wes Anderson.

Vielen Dank für das Interview, Isabelle!


Hinweis: © myFanbase 2023 - Das Exklusivinterview darf nicht auf anderen Internetseiten oder an sonstiger Stelle veröffentlicht werden! Die ersten beiden Fragen (nicht mehr als 180 Wörter) dürfen mit Link zu dieser Seite gepostet werden. Übersetzungen in andere Sprachen als Englisch oder Deutsch dürfen mit Link zu dieser Seite und Angabe des Interviewers veröffentlicht werden.

Daniela S. - myFanbase

Weitere Interviews

Kommentare