Hacks - Review, Staffel 4

Deborah Vance (Jean Smart) ist am Ziel ihrer Träume angekommen, denn sie ist endlich Gastgeberin ihrer eigenen Late Night Show und das als Frau und das auch in ihrem Alter. Auch Ava Daniels (Hannah Einbinder) hat einen wichtigen Karriereschritt erreicht, sie ist die Head-Autorin der Show. Zwei starke Frauen am Höhepunkt ihrer Karriere, wie soll da eine ereignisreiche vierte Staffel von "Hacks" erzählt werden, wenn nicht so einiges gewaltig schief laufen würde? Lasst uns gemeinsam in das Geschehen eintauchen!

© Courtesy of Max
Das allerstärkste an dieser vierten Staffel ist für mich eindeutig die Darstellung der Produktion der Deborah Vance Show, die in vielen Facetten beleuchtet wurde. Wir haben mit der Serie schon hinter die Kulissen von Stand-Up-Shows geschaut, aber eine überregional ausgestrahlte Late Night Show ist noch einmal eine andere Hausnummer. Nur blöd, dass Deborah und Ava sich durch die Erpressung von Letzterer völlig zerstritten haben und eine Zusammenarbeit erheblich erschwert ist. Die Late Night Show relativ kurzfristig auf die Beine zu stellen und ebendieser Konflikt der beiden zentralen Protagonistinnen prägen die erste Staffelhälfte ganz enorm. Dass Smart und Einbinder nun erstmals gleichzeitig bei den Emmys 2025 abräumen konnten, das ist nur als würdig zu bezeichnen, denn diese Staffel beweist mehr denn je, dass keine der beiden ohne die Rolle der jeweils anderen so glänzen könnte. Diese Staffel hat für mich auch bislang am besten unterstrichen, dass Deborah und Ava sich viel ähnlicher sind, als man anfangs hätte annehmen können. Sie werden immer zwei Seiten einer Medaille sein, alleine schon durch ihre verschiedenen Generationen, aber ansonsten sind beide sehr ambitioniert, sehr raffiniert, wortgewandt-geschickt, in ihrem Ehrgeiz nicht unbedingt auf Freundschaften aus und extrem schnell beleidigt. Dementsprechend passte es vom Storyaufbau her gut, dass die beiden ihre Höhe- oder Tiefpunkte immer genau im Wechsel hatten, denn wenn man sich letztlich so ähnlich ist, dann ist es toxisch, genau in denselben Extremen aufeinanderzutreffen.
Gleichzeitig wurde für mich auf menschlicher Ebene sehr anschaulich dargelegt, wie wichtig sich die beiden Frauen in drei und letztlich auch vier Staffel geworden sind. Auch wenn die dritte Staffel damit endete, dass Ava den letzten Dolchstoß ausgeführt hat, aber beide haben sich gegenseitig verletzt. Ich fand es auch unerheblich, dass letztlich Deborah die erste Verletzung zugefügt hat, denn sie konnten sich auf dieser Ebene nur so verletzen, weil sie sich so wichtig sind. Mit den jeweiligen Argumentationen beider Seiten ist dann auch keine Tat vollends zu verurteilen, aber bei dem Ausmaß konnte nicht mal eben Frieden geschlossen werden. Schauspielerisch war das Gegeneinander von Deborah und Ava natürlich das Beste. Beide haben sich mit ihren Streichen echt in den Wahnsinn getrieben. Aber auch der Machtkampf um die Stories, um die Sketche etc., woah, Mobbing am Arbeitsplatz ist da gar nichts. Da passte dann auch die neue Rolle Stacey (Michaela Watkins) bestens, weil sie zwischengeschaltet wurde, damit es keine Verstöße am Arbeitsplatz gibt. Das hat für einige urkomische Situationen gesorgt. Auch wenn Stacey als eigenständige Person kein großes Profil entwickelt hat, aber funktional war das eine geniale Idee.
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Genauso hat mich die Serie aber bekommen, als mit dem emotionalen Zusammenbruch von Ava der Höhepunkt des Disputs erreicht ist und wir die Versöhnung bekommen. Das sind dann genau die Momente, in denen "Hacks" ein Gegengewicht schafft und große emotionale Tiefe anbietet. Deborah hat Ava weit getrieben, aber sie weiß, wann der Endpunkt ist und wie sie dann alles stehen und liegen gelassen hat, um sie zu 'retten', da waren doch beinahe die Tränen da. Nach der Versöhnung hat sich dann auch bewiesen, dass die Serie mit den beiden Frauen als Feindinnen und als Freundinnen funktioniert. Aber den Umschwung brauchte es, um letztlich den inhaltlichen Schlusspunkt zu erreichen, der eine ganz neue Seite von Deborah offenbart, gerade nach der Entscheidung, die sie zu Ende von Staffel 3 getroffen hat. Da der berufliche Höhepunkt erzählt worden ist, habe ich mich natürlich während des Guckens schon gefragt, was kommt wohl diesmal, ohne dass andere Staffelenden einfach kopiert werden? Ich ziehe den Hut rund um das Produktionsteam von Paul W. Downs, Lucia Aniello und Co., denn das Opfer von Deborah war großartig und dementsprechend war das Finale stimmungstechnisch dann auch so komplett anders als die neun Episoden zuvor. Das hat mir bewiesen, dass es einen Plan gibt (die Ankündigung der finalen fünften Staffel bestätigt das) und dass die Serie sich auch innerhalb von zehn Episoden von sehr verschiedenen Seiten präsentieren kann.

© Jake Giles Netter/Max
In meinem Thanksgiving-Kolumnenbeitrag habe ich "Hacks" bereits angesprochen und dabei gelobt, dass die vierte Staffel so nah am Zahn der Zeit ist und im Grunde auch die Zukunft von Jimmy Kimmel vorausgedeutet hat. Das ist genau das, was die Staffel durchgehend so gut hinbekommen hat. Mit der angesprochenen Stacey, mit den ausgiebigen Einblicken in den Writers' Room, mit der Beleuchtung, wen man einlädt und wen nicht, wie die Themenfindung funktioniert, wie die verschiedenen Hierarchien hinter den Kulissen sich auswirken, das sind alles Bereiche, in denen wir in den letzten Jahren viele Skandale enthüllt bekommen haben. Wenn wir als Zuschauer*innen ein Produkt konsumieren, dann können wir natürlich kritische Aspekte finden, aber jeweils mögliche Abläufe dahinter zu erraten oder zu erahnen, utopisch. Man stellt sich das unweigerlich als heile Welt vor, auch weil Serienkonsum nun mal allermeist Eskapismus ist. Dann reißen einen solche Meldungen raus und dementsprechend war es mitreißend und ansprechend humorvoll verpackt, das alles in einer Comedyserie aufgearbeitet zu sehen. Da der politische und damit auch gesellschaftlich andere Wind in den USA nicht zu leugnen ist, gibt eine solche Serie Hoffnung, denn eine Reflexion und Persiflage der eigenen Branche ist möglich.
Nach diesem ganzen Lob möchte ich Kritik einstreuen, denn die Serie hat immer schon Wege gefunden, sich selbst mit gewissen Entscheidungen im Weg zu stehen. An der Serie sind viele tolle Schauspieler*innen beteiligt. Auch wenn es zwei hervorstechende Frauen gibt, aber für mich ist bei der Serie wichtig, dass es auch andere wichtigen Faktoren gibt, Gruppenszenen, aber auch Ava und Deborah in anderen Dynamiken. Da musste ich in Staffel 4 jetzt feststellen, dass das aber so deutlich wie noch nie vernachlässigt wurde. Gerade in der ersten Staffelhälfte war das eklatant. Marcus (Carl Clemons-Hopkins) geht der Geschichte völlig verloren, aber auch Jimmy (Downs) und Kayla (Megan Stalter) werden aufs Abstellgleis gestellt. Da Downs selbst für die Serie verantwortlich ist, ist das fast schon verwunderlich, weil Hollywood gerne als selbstverliebt rüberkommt. Da ist der rote Teppich abseits der eigenen Rolle schon beachtlich, aber für mich einfach schon zu selbstlos. Ich liebe Jimmy und Kayla zusammen, aber ich entdecke beide auch gerne in ihren eigenen Geschichten. So waren sie aber zunächst zurückgestellt, weswegen ich Randi (Robby Hoffman) als Figur auch völlig unbedeutend. Hoffman ist ein Name im Aufkommen und hat auch schon mit dem Gastauftritt in "Dying For Sex" Eindruck hinterlassen. Aber Randi war keine Erfolgsidee, weil der Sinn dahinter nicht so recht rüberkam.

© Jake Giles Netter/Max
In der zweiten Staffelhälfte ist das Verhältnis mit den 'Nebenfiguren' deutlich besser. Jimmy bekommt seinen eigenen Zusammenbruch, den ich sehr gut nachvollziehen konnte und umgekehrt stand Kayla vor der Wahl, in den sicheren Schoß ihres Vaters zurückzukehren oder weiter auf das Risiko mit Jimmy zu vertrauen. Das hat mir doch bewiesen, warum ich die beiden für genauso wichtig für die Serie halte. Nicht fehlen durften auch die privaten Baustellen von Deborah und Ava. Wir hatten die Geburtsphase und die Taufe von Deborahs erstem Enkel. Kaitlin Olson ist inzwischen durch ihre Hauptrolle in "High Potential" booked and busy, umso besser, dass sie wieder dabei sein konnte. Die Mutter-Tochter-Beziehung zwischen Deborah und Vance ist schon weit gekommen und die nächste geborene Generation öffnet wieder eine neue Seite, dass alte Konflikte aufbrechen. Es war auch sehr bezeichnend, warum DJ Ava als Patentante ausgewählt hat. Ava umgekehrt wird noch einmal mit ihrer Ex Ruby (Lorenza Izzo) konfrontiert. Auch wenn Deborah hier einen großen Anteil hatte, aber es läutet das große Thema für Ava ein, die sich ihrer Einsamkeit nicht stellen kann. Die Dreierbeziehung mit Emily (Medalion Rahimi) und Dev (Alexander Koch) habe ich zunächst skeptisch betrachtet, aber hier kam auch unerwartete Tiefe hinzu, gerade weil Emily und Dev echte Persönlichkeiten in den drei Episoden bekommen haben. Natürlich durfte auch ein neuer Gastauftritt von Mutter Nina (Jane Adams) nicht fehlen und auch hier haben wir eine sich entwickelte Mutter-Tochter-Beziehung bekommen.
Fazit
"Hacks" bleibt eine große Nummer im Comedygenre. Auch wenn ich immer wieder den Kritikpunkt entdecke, dass es mir zu sehr auf Ava und Deborah fokussiert ist, aber die beiden Rollen sind durch ihre Schauspielerinnen auch extrem faszinierend und mitreißend. Auch inhaltlich war es durch den Fokus auf die Produktion einer Late Night Show sowie vieler aktueller Themen sehr interessant. Die Serie hält konstant ihr Niveau und wird sicherlich 2026 ihr würdiges Ende mit Staffel 5 finden.
Die Serie "Hacks" ansehen:
Lena Donth - myFanbase
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