DVD-Rezension: FBI, Staffel 4

Die vierte Staffel vom CBS-Hit "FBI" weist eigentlich 22 Episoden auf, doch auf der am 23. Februar 2023 erschienenen DVD-Box sind nur 21 enthalten. Episode #4.22 Der verlorene Sohn sollte eigentlich als Staffelfinale ausgestrahlt werden, doch da es unmittelbar vor der Ausstrahlung zu einem Amoklauf an einer Grundschule in Texas kam, ist die Episode aufgrund thematischer Parallelen auf die nächste TV-Season 2022/2023 verschoben worden, so dass sie wohl bei der DVD-Box zur fünften Staffel enthalten sein wird. Hat sich dennoch ein rundes Bild bei dieser vierten Staffel ergeben?
Inhalt
Unter der befehlshabenden Agentin Isobel Castille (Alana De La Garcia) geht es wieder zur New Yorker Zweigstelle des FBIs, deren Eliteeinheit bestehend aus anderen Agents und Analysten sich wieder hochbrisanten Fällen ausgesetzt sieht, die all ihre Expertise, ihren Scharfsinn und die zur Verfügung stehende Technik auf den Prüfstand stellen. Die Fälle stellen diesmal Loyalitäten in Frage, überwunden geglaubte Traumata werden neu aufgelebt und das während die tödlich-genialen Kriminellen wie eh und je ihr Unwesen treiben.
Rezension
Nachdem die vergangene verkürzte Staffel 3 stark unter dem Einfluss der politischen und gesellschaftlichen Ereignisse nach der Corona-Pandemie stand und auch viel an den persönlichen Beziehungen abseits des Arbeitsumfeldes gearbeitet wurde, kehrt Staffel 4 wieder mehr zu den Wurzeln zurück. Das will heißen, dass sich ein sehr ausgewogener Mix an Themen ergibt und dass die Konflikte für die Teammitglieder eher auf moralischer Basis ergeben, als dass ihr Privatleben übermäßig eingebunden wird. Dafür sind auch wieder die beruflichen Beziehungen sehr wichtig und werden weiterentwickelt. Ich musste im Verlauf der Staffel oft an "Chicago P.D." denken, eine Cop-Serie, die ich über myFanbase sehr intensiv begleiten darf, und die Parallelen sind immer wieder evident. Das ist nicht nur wegen Wolf Entertainment als Produktionsstudio logisch, sondern die größte Parallele ist sicherlich auch Rick Eid, der bei "Chicago P.D." sich lange seine Sporen verdient hat und dort auch noch als Produzent im Hintergrund fungiert, aber inzwischen eben für "FBI" zum Showrunner geworden ist. Deswegen sind privat angedeutete Themen, die dann manchmal einfach magisch unter den Tisch fallen, einfach der Standard und man kennt es vermutlich schon, wenn man solche Serien schaut.
Ein Thema, das diesmal kaum eine größere Rolle spielte, das waren die privaten Liebesgeschichten. Das fiel mir so deutlich ins Auge, weil sich dadurch der Gedanke aufdrängte, dass sie wirklich nur noch für den Job leben und privat kaum noch Ausgleich finden. Bei Tiffany Wallace (Katherine Renee Turner) hat es seit ihrer Einführung keine Rolle gespielt, Stuart Scola (John Boyd) ist eh nicht der Typ für feste Bindungen, bei Maggie Bell (Missy Peregrym) und Isobel ist die letzte ernsthafte Beziehung in Staffel 3 geendet und bei OA Zidan (Zeeko Zaki) muss nur ein Konflikt mit seiner Freundin Mona (Yasmine Aker) herhalten und die Beziehung löst sich fast schon magisch in Luft auf. Da hält eigentlich nur noch Jubel Valentine (Jeremy Sisto) die Fahne hoch, der eher im Geheimen seine Beziehung zu seiner Vorgesetzten Rina Trenholm (Kathleen Munroe) pflegt. Dennoch würde ich diese Beziehung nicht unbedingt als Highlight bezeichnen, weil sie eben eher im Verborgenen stattfand und weil sie im Konflikt mit der beruflichen Trina stand und wie sie speziell mehrfach mit Isobel aneinandergeraten ist. Den Konflikt tatsächlich fand ich sogar spannender, denn es sind zwei Frauen, die eigentlich das Unmögliche möglich gemacht haben und beide Karriere beim FBI machen. Dabei merkt man, wie unterschiedlich sie aber in ihrem Führungsstil sind. Auch wenn Isobel bei einer Beförderung niemals nein sagen würde, so führt sie ihr Team vor allem auch mit Empathie. Es gibt die Mühlen der Politik, in der es auch für sie keine andere Wahl gibt, aber ansonsten versucht sie stets allen den Rücken freizuhalten. Deswegen agiert sie auch selbst in ihrer Entscheidungsgewalt eher intuitiv, als auf Zahlen und Fakten zu vertrauen. Trina ist da sehr gegensätzlich und gleich mehrfach erleben wir es deutlich, dass sie immer schon auf den nächsten Karriereschritt kalkuliert. Sie ist nicht per se unsympathisch, aber sie ist zu vernünftig, zu berechnend, so dass es immer eine gewisse Grenze gibt, die ich als Zuschauerin empfunden habe. Da die Frauen eben oft gegeneinander ausgespielt wurden, lagen die Sympathiewerte deutlich bei Isobel.
Auch ansonsten waren es privat eher Andeutungen. Jubals Sohn Tyler (Caleb Reese Paul) und seine Mutter Sam (Mara Davi) tauchen einmal auf, was ich etwas wenig dafür fand, dass seine Leukämieerkrankung im Raum steht und in meinem Empfinden daher mehr Raum hätte einnehmen müssen. Bei Maggie hat ihre drogenabhängige Schwester Erin (Adrienne Rose Bengtsson) einen einmaligen Auftritt. Auch wenn ich Maggies Entscheidung, dass sie Abstand zu ihrer Schwester gewinnen muss, weil sie ihr nicht helfen kann, verstehen konnte, so war es danach oft auch die Frage, wie es denn wohl mit ihr weitergegangen ist. Dazu im Gegensatz haben wir aber auch erfreuliche Entwicklungen. Wir lernen auch Familie von Tiffany, Scola und Isobel kennen. Natürlich geht das jeweils nicht dramafrei über die Bühne, aber ich habe die Episoden jeweils gerne gesehen, weil es eben an unbekanntem Terrain ansetzt und daher viele Möglichkeiten eröffnet. Speziell bei Scola habe ich mich auch gefreut, weil er der Unnahbarste im Figurenkreis ist. Er ist rein vom Äußeren schon der, bei dem man sofort akzeptiert hätte, wäre er im Finanzwesen geblieben. Aber er hat sich eben aus bestimmten Gründen abgewendet und es war daher schon lange überfällig, dem auf einer persönlichen Ebene nachzukommen.
Dazu werden die beruflichen Partnerschaften weiter intensiviert. Auch wenn zwischendurch die Duos ohne große Ankündigung aufgebrochen wurden, weil es das Drehbuch gerade brauchte, so war es doch eigentlich überwiegend OA und Maggie sowie Scola und Tiffany. Während ich das erste Pärchen ja ohnehin göttlich finde und es auch sehr genieße, dass man bei ihnen nicht befürchten muss, dass sie eine Liebesgeschichte angedreht bekommen, sind Scola und Tiffany eben die, die sich immer noch etwas einspielen müssen. Aber es wurde in dieser vierten Staffel viel dafür getan. Sie beide werden charakterlich immer von anderen Planeten kommen, aber ich fand besonders das Bemühen, sich auch auf einer privaten Ebene kennenzulernen, sehr nachvollziehbar, weil das das Vertrauen ineinander stärkt. Scola behält zwar sein Talent, Tiffany mit seiner Art auf den Nerv zu gehen, aber sie ist auch erwachsen genug am Ende zu erkennen, dass er es auf seine Art gut mit ihr meinte. Zum Ende der Staffel hin taucht mit Nina Chase (Shantel VanSanten) eine neue Figur auf. Da Peregrym ihr zweites Kind bekommen hat, wird die zuvor schon in einer Episode aufgetauchte Nina einfach als Vertretung rekrutiert. Ich mag VanSanten seit "One Tree Hill" ohnehin gerne und ich fand, dass sie eine wirklich gute Ergänzung und letztlich auch Ersatz für Maggie darstellt. Denn sie verkörpert auch die unwiderstehliche Mischung aus tough und empathisch. Ihre Vergangenheit mit Scola war dann noch Bonus. Auch wenn nach hinten heraus nicht mehr viel damit gearbeitet wurde, es hatte dennoch etwas, auch weil Scola eben zwischendurch seinen Durchbruch hatte, dass er erkennen konnte, warum er die Menschen eher von sich fernhält. So muss man sich einfach im Off vorstellen, dass die beiden sich auch weiterhin privat sehen.
Die Themenvielfalt in der vierten Staffel war wie gewohnt abwechslungsreich. Über OA wird traditionell viel über seine Army-Vergangenheit erzählt, die ihn auch diesmal in der Verarbeitung der Erlebnisse zurückwirft, und über seine arabische Herkunft. Gleich mehrfach kommt auch das Thema auf, dass er den Posten wechseln könnte, was angesichts seiner Herkunft ähnlich wie bei Isobel und Trina angesichts ihres Geschlechts bedeutsam ist, weil es nicht selbstverständlich ist. Ansonsten gibt es einige Serienkiller, Entführungen, Terrorakte, dazu Beschäftigung mit aktuellen Themen wie Anti-Regierungsgruppen, Kritik an den amerikanischen Waffengesetzen, Cyberterrorismus etc. Die Mischung aus sehr gewöhnlichen und dann doch außergewöhnlichen Fällen ist wie immer Trumpf, weil über den Verlauf einer einzigen Staffel einiges geboten wird. Was alle jedoch gleich haben: Nahezu in jeder Episode flüchten die ins Visier genommenen Männer und Frauen. Mir ist das selten so extrem aufgefallen und es wurde etwas nervig, weil es wie auf Knopfdruck geschah. Zum Abschluss möchte ich noch zwei absolute Highlight-Episoden benennen. In #4.09 Offene Rechnung passiert so einiges Unerwartetes, angefangen damit, dass Trina angeschossen wird, bis hin zur Enthüllung, dass ein altbekanntes Gesicht auf Rachemission ist: Antonio Vargas (David Zayas). Er wird sicherlich auch für die kommenden Staffeln noch ein Faktor sein, denn dieser Mann hat Kontakte und kein Gewissen. Mit ihm ist alles möglich und er fordert die FBI-Mitglieder auch ethisch heraus. Überzeugend war auch #4.18 In tödlicher Gefahr, was die Babypause von Peregrym eingeleitet hat. Nachdem es für Maggie nicht wieder ein Undercover-Einsatz sein sollte, um das Verschwinden ihrer Darstellerin zu erklären, war die gewählte Lösung gut und unfassbar emotional. Auch wenn ich mir aufgrund von OAs Warnungen schon früh ausmalen konnte, wie die Episode ausgeht, es dann aber auch wirklich zu sehen, dem konnte ich mich nicht entziehen. Für mich als Fan der Partnerschaft zwischen OA und Maggie natürlich noch ein Bonus, auch weil es von Zaki Schauspiel vom Feinsten war.
Specials & Technische Details
Extras werden leider gar nicht angeboten. Das ist auch schade, weil #4.01 Mädchenhandel ein Crossover mit #3.01 Der Mann im Hintergrund des Spin-Offs "FBI: Most Wanted" darstellt. Dementsprechend wäre es als Fanservice nett gewesen, die Episode als Extra auf die Box zu packen.
Erscheinungstermin: 23. Februar 2023
FSK: ab 16 Jahren
Laufzeit: ca. 848 Minuten
Bildformat: 16:9 – 1.78:1
Sprachen (Tonformat): Deutsch, Englisch, Französisch (alle Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Französisch
Fazit
"FBI" ist mit einer regulär langen Staffel zurück und obwohl so mehr Zeit und Raum als in Staffel 3 gewesen wäre, war ich doch überrascht, dass es im Privaten etwas zugeknöpft und sehr sparsam war. Es gab dennoch klare Highlights, sowohl in den Episoden, die sich auf eine einzelne Hauptfigur fokussieren, als auch, die einfach erinnerungswürdige Themen behandeln. Es war bislang nicht die stärkste Staffel, aber nach vier Staffeln ist man emotional genug involviert, um auch kleinere Täler mit den Figuren zu durchschreiten.
"FBI" ansehen:
Lena Donth - myFanbase
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