DVD-Rezension: Breaking Bad, Staffel 4

Foto:
Staffel 4 von "Breaking Bad" jetzt bestellen

Am 20. Januar 2009 startete "Breaking Bad" auf dem amerikanischen Sender AMC und konnte sogleich bei Kritikern überzeugen. In Deutschland strahlte Arte die Serie ab Oktober 2010 aus. Alle bisherigen Staffeln der Serie sind bereits auf DVD erhältlich: Staffel 1 bestellen, Staffel 2 bestellen, Staffel 3 bestellen.

Inhalt

Foto: Bryan Cranston, Breaking Bad - Copyright: 2011 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.
Bryan Cranston, Breaking Bad
© 2011 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.

Die Transformation des Walter White (Bryan Cranston), vom braven Mittelstandsbürger zum perfiden Kriminellen, ist das zentrale Thema von "Breaking Bad". Und nachdem die Serie sich zu Beginn auch fast nur auf diesen Schwerpunkt konzentrierte, hat man mittlerweile in Staffel 4 den Fokus doch stark erweitert, sodass man, wenn man so die Geschehnisse in diesen 13 Folgen zusammenfasst, fast in Versuchung kommt, Walter nur am Rande zu erwähnen. Aber beginnen wir mit ihm, wo er doch am Ende von Staffel 3 in höchster Gefahr schwebt und um dieser zu entrinnen, seinen Protegé auf einen selbstzerstörerischen Pfad schickt, der Jesse (Aaron Paul) auch noch das letzte bisschen verbleibende Unschuld rauben wird. Jesse aber überwindet seine Zweifel und tötet Gale Boetticher im Versuch, sich und Walt das gleiche Schicksal zu ersparen. Denn für den Gangsterboss Gus Fring (Giancarlo Esposito), der den Drogenhandel in New Mexico mit Walts hochreinem Crytsal-Meth kontrolliert, werden Walt und Jesse immer weiter zur Belastung, die das gefährliche Geschäft nur noch gefährlicher machen. Außerdem sitzt Gus selbst das mexikanische Kartell im Nacken, welches seinem aufstrebenden Imperium mit großer Skepsis gegenübersteht.

Rezension

Foto: Copyright: 2011 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.
© 2011 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.

Die vierte Staffel nutzt den immer vielschichtiger und breiter werdenden Cast und wirft auch einen Blick auf Charaktere, die bis dato eher in der zweiten Reihe standen. Wir lernen viel über die Hintergründe und Motive von Gus Fring, wie er zu dem Mann wurde, der nun auf diese stille, höfliche Art eine derart große Bedrohung ausüben kann. Und wir erleben, wie Jesse mit den Folgen seiner Tat umgeht, wie sich dies auf sein von Beginn an eher ungesundes Verhältnis zu seinem Mentor Mr. White auswirkt und wie er reagiert, wenn er von unerwarteter Stelle Respekt und Anerkennung erhält. Am Ende wird aber auch Jesse wieder vor die Frage gestellt, wo wirklich seine Loyalität liegt und das Ergebnis dessen wird vielleicht den einen oder anderen Zuschauer überraschen.

Foto: Copyright: 2011 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.
© 2011 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.

Auch auf Walts Familie wirft diese vierte Staffel einen Blick und dabei führt eigentlich jedes Geschehnis auf die Tatsache zurück, wie sehr Walts illegale Machenschaften die Menschen um ihn herum beeinflussen. Dabei ist seine Frau Skyler (Anna Gunn) mittlerweile noch diejenige, die davon am meisten weiß und sich mittlerweile auch zum gewissen Teil aktiv an Walts Gangsterlaufbahn beteiligt. Aber trotz ihrer Bereitschaft, für die Geldwäsche von Walts Vermögen zu sorgen, ahnt sie wohl immer noch nicht, worauf sie sich da wirklich eingelassen hat und für was für eine Art von Mensch sie das tut. Es gibt Momente, in denen sie hinter die harmlose Fassade ihres Ehemanns blicken kann, aber noch ist sie nicht an dem Punkt, das gesamte Bild zu erkennen. Das faszinierende Spiel mit diesen vielen Ebenen der Wahrheit, die mittlerweile im Leben von Walter White existieren, führt immer wieder zu Situationen, in denen zwar an der Oberfläche über recht harmlose Dinge geredet wird, unter dieser Oberfläche aber zahlreiche Ebenen der Relevanz schlummern, die solchen Momenten ihren ganz besonderen Reiz verleihen.

Walts Schwager Hank Schrader (Dean Norris) glaubt dagegen immer noch voll an den harmlosen Chemielehrer Mr. White. Er nimmt aber nach seiner schweren Rekonvaleszenz wieder die Fährte nach Heisenberg auf, nachdem er zunächst den ermordeten Gale für das große Phantom hielt. Über die wieder anlaufenden Ermittlungen findet Hank auch neue Energien, die seine Genesung wesentlich beschleunigen und er zeigt dabei wieder einen großartigen Spürsinn, sodass Hanks nicht locker lassende Ermittlungen eine weitere ernste Bedrohung für das fragile Gefüge rund um die Methamphetamin-Herstellung unter der Regie von Gus darstellt.

Foto: Giancarlo Esposito & Steven Bauer, Breaking Bad - Copyright: 2011 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.
Giancarlo Esposito & Steven Bauer, Breaking Bad
© 2011 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.

Wie immer bei "Breaking Bad" ist aber die zu Grunde liegende Handlung das eine, der eigentliche Spannungsbogen entsteht aber mindestens zu gleichen Teilen durch die internen Konflikte der einzelnen Charaktere. Dabei legt man oft den Fokus auf zunächst eher zweitrangige Charaktere, besonders eben auf Gus. Der Mann, der wohl so etwas wie die Verkörperung des Endpunktes der Transformation für Walter White darstellt, wird dabei tiefer beleucht, ohne dass wir dennoch wirklich viel über ihn wissen. Im Gegensatz zu Walters Entwicklung, die den Zuschauer wohl immer weiter auf Distanz treibt und die es einem immer schwerer macht, mit ihm zu sympathisieren, gelingt es in dieser Staffel, dem Strippen ziehenden Mann ohne Gnade so viel Leben einzuhauchen, dass man ihm fast den Sieg im unweigerlich bevorstehenden Kampf um die Vorherrschaft wünschen möchte. Auch weil Gus mit so viel mehr klarer Intelligenz und mit so viel mehr Berechnung ans Werk geht, während Walt weiterhin aus gekränktem Stolz und durchaus auch einigem an Ungeschick agiert. Dabei darf man aber natürlich nicht vergessen, aus welchem Holz Gus geschnitzt ist und die Serie versäumt es auch nicht, einen immer wieder daran zu erinnern.

Foto: Aaron Paul, Breaking Bad - Copyright: 2011 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.
Aaron Paul, Breaking Bad
© 2011 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.

Ein Kernstück dieser Leistung, die die Serie mit der faszinierenden Charakterisierung hier auch am Beispiel von Gus so spielend bewältigt, ist eine weitere Schauspielleistung für die Ewigkeit, nämlich jene, die Giancarlo Esposito im Rahmen der Serie abliefert. In einer Reihe mit Bryan Cranston und Aaron Paul, die bereits seit Jahren beweisen, dass "Breaking Bad" in diesem Gebiet in einer eigenen Liga ohne Konkurrenz von Außen agiert, steht Espositos subtile Performance. Aber auch die beiden altgedienten Herren sind weiterhin nur durch sich selbst zu übertreffen und bieten eine schauspielerische Meisterleistung nach der anderen. Dass Bryan Cranston ein ganz besonderer Schauspieler ist, war sicher jedem Zuschauer von der ersten Folge der Serie an bewusst, aber auch Aaron Paul begeistert weiter, indem er dem auf den ersten Blick nicht besonders vielschichtigen Jesse Leben einhaucht. Dabei übernimmt Jesse immer mehr den Part der Identifikationsfigur für den Zuschauer, denn Walter eignet sich nur noch bedingt dafür. Wie Jesse in dieser Staffel zwischen seinen beiden Leitfiguren - einerseits Mr. White und andererseits Gus - schwankt, aber auch seine Dynamik mit Mike (Jonathan Banks), dem schweigsamen aber effektiven Ausputzer für Gus, gehören zu den absoluten Highlights der Staffel.

Foto: Copyright: 2011 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.
© 2011 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.

Und was ist mit Walter, der eigentlich zentralen Figur? Dessen Entwicklung im Laufe dieser Staffel wird dem Zuschauer erst nach den tiefgreifenden Auswirkungen des Finales bewusst - die Verbindung seiner beiden Alter Egos, oder auch die vollkommene Übernahme von Heisenberg in all seine Lebensbereiche. Mittlerweile braucht Walt keine optischen Hilfsmittel wie seinen in den früheren Staffeln zur Schau getragenen Gangsterhut, um sich selbst in die Rolle des skrupellosen Gangsters zu begeben. Und seine Motivationen und Taten nehmen nach dieser Staffel eine ganz neue Ebene der Ruchlosigkeit an. Es bleiben nur noch 16 Folgen in der finalen Staffel, um die Transformation zum großen Gangster zu vollführen, so ist es sicher nicht verwunderlich, dass am Ende der vierten Staffel nicht mehr viel der reinen Menschlichkeit in Walter White zu finden ist. Damit muss nun vor allem seine Umgebung zurecht kommen, die große Frage für den Finallauf der Serie scheint also zu sein, wer nun noch vor ihm sicher ist.

"Breaking Bad" ist dabei auch in der vierten Staffel eine Sternstunde der zeitgenössischen Fernsehunterhaltung. In den unmittelbaren Stärken der Serie liegt aber auch die Saat für ihre Schwächen verborgen. Einerseits lebt man davon, spätestens nach der Hälfte der Staffel das Tempo der Handlung unendlich hochzutreiben. Ein Ereignis jagt das nächste und man kommt fast niemals zu Atem. Dabei bleibt aber an mancher Stelle auch die Logik und der Geschichtenaufbau etwas auf der Strecke, was bei dem atemberaubenden Tempo meist aber erst einige Stunden nach dem Anschauen auffällt, schließlich hatte man während des Schauens nicht viel Zeit zum Nachdenken. Auch der Hang zur coolen Selbstdarstellung, mit denkwürdigen Szenen, die an das Kino der Coen-Brüder oder auch Quentin Tarantino erinnern, kann gerne einmal übers Ziel hinaus schießen, was aber natürlich immer im Auge des jeweiligen Betrachters liegt. Man beschreitet hier einen schmalen Grat der Potenzierung aller Sinne, der bisher meist auf der richtigen Seite der Grenze verblieben ist. Und da all dieser Wahnsinn in glaubwürdigen Charakterhandlungen verwurzelt ist, kann man durchaus auch den einen oder anderen Fehlgriff verzeihen.

Specials

Foto: Copyright: 2011 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.
© 2011 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.

Die deutsche Box der vierten Staffel von "Breaking Bad" enthält einige interessante Extras, die den Spaß an der Serie sicher noch vertiefen werden. Dabei handelt es sich u.a. neben vielen zusätzlichen oder erweiterten Szenen um kurze Features zu jeder einzelnen Folge, die den bereits nach Ausstrahlung auf der AMC-Webseite veröffentlichten Online-Extras entsprechen. Wer diese also noch nicht im Netz verfolgt hat, findet hier noch einmal einiges an Zusatzmaterial, in dem sowohl die Drehbuchautoren als auch die Darsteller detailliert über die Zusammenhänge erzählen. Audiokommentare sucht man wie bereits bei den Vorgängerstaffeln vergebens, was aber sicher daran liegt, dass Vince Gilligan und sein Team bereits einen umfassenden Podcast zu jeder einzelnen Episode veröffentlicht haben. Für die Zuschauer, die die Serie aber nicht direkt nach der Ausstrahlung inklusiver aller möglichen Extras verfolgen, bietet sich hier eine umfassende Sammlung an informativen Specials. Und auch für die Experten finden sich noch einige neue Interviews und Analysen der Charaktere, über den gesamten bisherigen Verlauf der Serie, Details wie die Kostümierung und die Farbgebung, ein Rundgang durch das Super Lab und vieles mehr. Dazu kommen kleine Schmankerl wie Gales Karaokevideo, welches Hank in der Serie so köstlich amüsiert, in voller Länge, ein Gag Reel und die kompletten Werbespots für Saul Goodman (Bob Odenkirk).

Die Extras in der Übersicht:

Zusätzliche, erweiterte und entfallene Szenen
Features zu allen Episoden
Ein Blick auf Staffel 4
Gales Karaoke-Video
Chemie zwischen den Figuren
Die Farbe macht's
Öfter mal was Neues
Rundgang durchs Labor
White House
Gag Reel
"Fragen-Sie-Saul"-Werbung

Technische Details

FSK: ab 16 Jahren
Laufzeit: ca. 610 Minuten (13 Episoden) + Bonusmaterial
Bildformat: 1,78:1, 16:9
Sprache (Tonformat): Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch, Englisch für Hörgeschädigte

Fazit

Auch die vierte Staffel von "Breaking Bad" ist ein Muss für jeden Serienfan. Der Inhalt überzeugt in gewohnter Manier und auch das Bonusmaterial ist ein weiterer Grund, bei dieser DVD-Box zuzuschlagen. Spätestens zur Vorbereitung auf die finale Staffel sollte man sich diese DVDs ins Regal stellen.

Staffel 4 von "Breaking Bad" jetzt bestellen

Cindy Scholz - myFanbase