Doc - Review Staffel 1

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Wer mich kennt, der weiß, dass Arztserien keine Seltenheit auf meiner Liste sind. Mit "Doc" hat es jetzt noch eine dazu geschafft und ich kann jetzt schon sagen, dass es eine gute Entscheidung war, eine zweite Staffel zu bestellen. Sie ist keine 'Wie Sand am Meer'-Serie, "Doc" zeichnet sich durch viele Dinge aus und es war somit nicht falsch von FOX, in der ersten Staffel zehn Episoden zu haben.

Ein bisschen erinnert mich die neue Arztserie an "The Good Doctor", bei der Freddie Highmore auch eine Hauptrolle spielt, die durch das Savant-Syndrom besonders ist. Hier haben wir mit Amy Larsen (Molly Parker) eine Chefärztin, die eine verdammt gute Ärztin ist, aber eher kühl, distanziert und fast schon arrogant wirkt. Ich muss zugeben, dass ich in der ersten Szenen etwas verwirrt war. Man lernt nämlich Amy bei den Untersuchungen nach ihrem Unfall kennen und erst dann springt man 24 Stunden zurück und lernt eine Amy kennen, die von ihrem Zynismus her doch etwas Greorgy House erinnert. Sie macht einer schwangeren Patientin und ihrem Mann klar, dass sie keine Ärzte sind und stellt eine Diagnose, die für die Patientin tödlich enden könnte – allerdings vermittelt sie dies so empathielos, dass man als Zuschauer sofort denkt: Nein, die möchte ich nicht als Ärztin und wundert sich auch nicht darüber, dass es Beschwerden hagelt und sie deshalb frühzeitig nach Hause geschickt wird. Erst da fängt die Serie richtig an. Oft genug hört man, dass sich das Leben von einer Minute auf die andere schlagartig ändern kann. Allerdings sagt man sich ja immer: Kann mir nicht passieren. Amy ist es passiert und das Ausmaß dessen zeigt sich in der ersten Episode am deutlichsten, aber die Aus- und Nachwirkungen erstrecken sich über die ganze Staffel und ich kann jetzt schon sagen, dass "Doc" ein absolutes Händchen dafür hat, das gesamte Schicksal Amys so darzustellen, dass die anderen Haupt- wie Nebencharaktere allesamt plausibel nachvollziehbar einbezogen werden.

Amy hat durch den Autounfall ein schweres Hirntrauma erlitten, das ihr Erinnerungen der letzten acht Jahre genommen hat. Im ersten Moment denkt man zwar: Wie cool, einfach mal ein paar Dinge zu vergessen. Bei Amy liegt der Fall aber noch einmal etwas anders. Sie hat nicht nur ihr medizinisches Wissen verloren, auch hat sie dadurch erhebliche Lücken in ihrem Privatleben. Amy und ihr jetziger Exmann Michael (Omar Metwally) hatten einen schweren familiären Verlust durch ihren Sohn, der ihre Ehe beendet hat und der Amy zu dem distanzierten Menschen und der überkorrekten Ärztin gemacht hat, die wir durch Rückblenden immer mehr kennenlernen. Rückblenden, die mich persönlich nachdenklich gemacht haben. Mit dem Wissen um ihren familiären Verlust und dass sie diesen nicht verhindern konnte, wird deutlich, dass Amy aus Trauer und Schuldgefühlen heraus eine herausragende, aber distanzierte Ärztin geworden ist. Diese Distanz mussten auch andere spüren wie Michael oder auch Tochter Katie (Charlotte Fountain-Jardim). Nun fehlen Amy diese Erinnerungen und sie kann sich an diese Tragödie nicht mehr erinnern. Die Tragik ist hier, dass sie sich erinnern muss, damit sie den Verlust akzeptieren und (noch einmal) auf gesündere Weise verarbeiten kann. Etwas, was Michael und Katie schon getan haben und sich eben auch an Amys Verhalten erinnern können, was zu einem deutlichen Konflikt führt, bei dem vor allem Michael sehr ablehnend reagiert. Zumal Amy darauf drängt, wieder als Ärztin arbeiten zu dürfen, trotz der fehlenden Erinnerungen. Mir hat dabei allerdings gut gefallen, dass er sich für sie eingesetzt hat, damit sie wieder arbeiten kann. Es hat unterstrichen, dass Michael sich bewusst war, wie wichtig das für Amy ist und dass es ihr vielleicht bei der Genesung hilft. Eine Genesung, bei der sie vor allem Hilfe von ihrer besten Freundin und Neuropsychiaterin Gina Walker (Amirah Vann) bekommt. Ich fand aber bei den beiden, dass immer irgendwie was zwischen ihnen stand, was sich beim Staffelfinale deutlich zeigt, und man kann Gina durchaus verstehen, dass sie Amy letztlich doch eine Ansage gemacht hat.

Jake Heller (Jon Ecker) kommt dabei in meinen Augen deutlich sympathischer weg und wie ich schon weiter oben schrieb, schafft man es wunderbar, auch ihn wunderbar in Amys Schicksal einzubinden. Er ist irgendwie der Hauptschlüssel, der ihr auf sehr angenehme und charmante Art beim Erinnern hilft. Ähnlich wie bei Michael, hat Amy auch eine romantische Verbindung zu Jake, die positiv durchzogen ist. Hier ist es auch Jake, der sich an die letzten fünf Monate erinnern kann und die besonders in der ersten Episode deutlich machen, wie schmerzhaft es für Jake ist, sich an seine Zeit mit Amy zu erinnern, in der sie glücklich und ausgeglichen wirkt.

Ganz im Gegenteil zu Sonya Maitra (Anya Banerjee), die eine sehr ablehnende Haltung gegenüber Amy hat, die durch Rückblenden kurz vor dem Unfall zeigen, warum dieses Verhältnis so angestrengt ist. Sie ist damit ein kompletter Kontrast zu TJ Coleman (Patrick Walker), für den Amy noch immer eine Mentorin ist und auch hier ist es die Rückblende, die verdeutlicht, welche bzw. warum TJ so eine Verbindung zu ihr hat.

Foto: Doc - Copyright: RTL / 2024 Sony Pictures Entertainment. All Rights Reserved.
Doc
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Jetzt habe ich so viel zu den Rückblenden geschrieben, aber noch nicht gesagt, dass es hier eine Besonderheit gibt und es mir ein bisschen Vibes von "This Is Us" gibt. Bei dem NBC-Hit von Dan Fogelman gehörten Rückblenden, Flashforwards und die Gegenwart immer zusammen und ließen ein erkennbares Puzzle entstehen. Bei "Doc" gibt es zwar keine Flashforwards, jedoch sind die Rückblenden und die Gegenwart wahnsinnig gut in Szene gesetzt und kann durch die unterschiedliche Beleuchtung und Ausleuchtung Amys seelische Verfassung verdammt gut einfangen, so erlebt man sie in den Szenen mit ihren beiden Kindern überglücklich, aber vor dem Unfall eben sehr distanziert und nach dem Unfall eher neutral. Der erste Satz, der sich mir ins Hirn eingebrannt hat, den man zu Amy gesagt hat, war: Du bekommst die Chance, die andere nicht haben. Sie hat diese Chance auf jeden Fall genutzt.

Nach wie vor ist Amy eine gute Ärztin, die zwar noch immer eher Verdachtsdiagnosen stellt, die menschlich aber eine 180°-Wendung hinlegt und auch mehr aus sich herauskommt, damit sich die Patienten und Patientinnen wohler fühlen. Privat ist sie auf einer ähnlichen Ebene, wobei mir die Annäherung mit ihrer Tochter besser gefallen hat und man merkt, dass Katie zwar einen (unfreiwilligen) Reifeprozess durchgemacht hat, auf der anderen Seite trotzdem noch das kleine Mädchen ist, welches froh ist, von ihrer Mutter wieder 'gesehen' zu werden. Gesehen wird sie aber auch von Michael, der aber mit Nora (Sarah Allen) verheiratet ist und ein Kind erwartet. Sein freundschaftliches Verhältnis zu Amy gefährdet allerdings auch Michaels Ehe. Ich denke zwar nicht, dass Michael wieder mit seiner Exfrau zusammenkommt, aber sie werden ihre Beziehung 'reparieren' und das wird Nora nicht gefallen, was sie auch schon im Finale deutlich gemacht hat. Im Finale haben wir auch erlebt, was Richard Miller (Scott Wolf), der vorübergehend der Chefarzt ist, Amy anlasten wollte und somit der Antagonist der Staffel war. Das Drehbuch von "Doc" ist aber so gut geschrieben, dass er eben nicht der klassische Bösewicht ist, sondern seine Motivation, seinen Fehler Amy und deren Gedächtnislücken anzulasten, rührt aus einer familiären Verzweiflung heraus, wofür Amy nach und vor ihren Unfall Verständnis gehabt hat.

Kurz möchte ich noch auf das Schauspiel von Molly Parker eingehen, das dafür gesorgt hat, dass ich förmlich am Bildschirm geklebt habe. Sie ist in meinen Augen eine dieser Schauspielerinnen, die mit ihren Blicken noch einmal mehr Handlung und Emotionen erzählen kann, als es mit Worten der Fall sein könnte. Man hat mir ihr ein großartiges Casting gemacht.

Fazit

Die erste Staffel von "Doc" war mit ihren zehn Episoden einfach großartig. Es wurde eine wunderbare Adaption von der italienischen Serie "Doc – Nelle tue mani" erschaffen, die sich von anderen Arztserien deutlich abhebt. FOX hat eine gute Entscheidung getroffen, die Serie um eine zweite Staffel zu verlängern, für die Felicity Huffman gecastet wurde. Ich freue mich schon jetzt auf Szenen mit Molly Parker und überhaupt auf die zweite Staffel.

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Daniela S. - myFanbase

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