9-1-1: Lone Star - Review Staffel 4

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Nachdem FOX nach sechs Staffeln "9-1-1 Notruf L.A." abgesetzt hat, was glücklicherweise von ABC gerettet wurde, bleibt "9-1-1: Lone Star" als das große Flaggschiff übrig. Dass die Serie die Verantwortung wird tragen können, daran habe ich keine Zweifel, denn man hat sich längst eigenständig etabliert. Die Parallelen sind natürlich groß, denn (oft) übertrieben inszeniertes Drama mit herzerwärmenden und lustigen Entwicklungen ist der Standard. Aber die beiden Serien sind längst beide eine Hausnummer für sich, was auch durch die verschiedenen Wochentagsausstrahlungen unterstrichen wurde. Doch ein Punkt bleibt, wo "9-1-1: Lone Star" sich den Vergleich mit der Mutterserie gefallen lassen muss: es gelingt wiederholt nicht, die Geschichten gerecht auf den Hauptcast aufzuteilen. Glücklicherweise ist das ein Punkt, der während so einer Staffel nicht so negativ ins Gewicht fällt, weil die Unterhaltung immer gut ist. Wenn man dann aber alles resümiert, dann ist es schnell auf den Tisch zu bringen. Vermutlich wird es sich auch nicht mehr ändern, aber beim Entlanghangeln an den einzelnen Figuren wird es deutlich werden.

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Bei meiner letzten Review habe ich Marjan (Natacha Karam) und Paul (Brian Michael Smith) als vernachlässigte Figuren benannt. Das Bild hat sich diesmal etwas gewandelt. Paul ist es leider immer noch. Es war zwar schön, dass sein Spürsinn in einer Episode richtig genial ausgearbeitet wurde und damit an eine Hommage an "Only Murders in the Building" erinnerte. Und er hat auch in Asha (Amanda Patyon) einen neuen Love Interest bekommen, aber insgesamt war mir das wieder viel zu wenig. Paul, mit dir meint man es einfach nicht gut genug. Eher sträflich vernachlässigt wurden diesmal auch Mateo (Julian Works) und Nancy (Brianna Baker), die noch zu den Gewinnern von Staffel 3 gehörten. Zwar finde ich es gut, dass die beiden als Paar so ihre Ruhe bekommen haben, aber dennoch hätte man sich zusammen, aber natürlich auch solo noch mehr vorstellen können. Das gilt vor allem bei Nancy, denn Mateo hat sicherlich eine der ungewöhnlichsten Episoden der Staffel geschenkt bekommen, als er einem Familienmitglied aus L.A. aushelfen will und sich nach einer unerwarteten Rückmeldung in einer Sitcom wiederfindet. Das war ungewöhnlich, aber ich mag solche Wagnisse, zumal es genial war, wie unsere bekannten Serienfiguren dort neu positioniert wurden. Das war schon zum Totlachen. Aber es war auch eine emotionale Episode, die wieder unterstrichen hat, dass Works so etwas genauso wie die anderen Namen im Cast tragen kann.

Marjan habe ich bislang nicht erwähnt, eben weil sie im Vergleich zu Staffel 3 dann wieder den Sprung machen durfte. Wir mussten zwar wenige Episoden auf sie verzichten, aber dieser Selbstfindungstrip, der dann in der bislang wichtigsten Marjan-Episode überhaupt gipfelte, war es auf jeden Fall wert. Neben ihrem Glauben identifiziert sie sich als Figur eben sehr viel über ihren Social-Media-Ruhm, weswegen es spannend war, wie sehr sie die negativen Seiten gezeigt bekommen hat, so dass sie eben auch an sich als Feuerwehrfrau gezweifelt hat. Es war aber auch ein netter Running Gag für die ganze Staffel, wie dieses Paar sich immer wieder in katastrophale Situation brachte und dann aber alle dafür verantwortlich machen wollte, nur nicht sich selbst. Am Ende haben sie bekommen, was sie verdient haben und Marjan war letztlich die Siegerin. Ich fand es aber auch toll, dass bei ihr in Sachen Liebe etwas getan wurde. Hier fand ich es auch respektabel, dass man sich mit den Drehbüchern an ihren Glauben gehalten hat und da stürzt sich Marjan nicht einfach in irgendwelche Liebesabenteuer. Deswegen war es herrlich, als alle als ihre Begleiter bei den Dates fungierten. Das war extrem lustig, hat aber gleichzeitig auch den Zusammenhalt der Wache toll erschlossen. Sie sind eine Familie und sie passen auf Marjan auf. Mit Joe (John Clarence Stewart) kommt letztlich ein Kandidat völlig unerwartet um die Ecke. Den charmanten "Zoey's Extraordinary Playlist"-Darsteller kenne ich schon etwas besser und er passt wirklich gut zu Marjan. Mal sehen, ob Staffel 5 das weiterverfolgt, es wäre ihr zu wünschen.

Foto: Sierra McClain & Gina Torres, 9-1-1: Lone Star - Copyright: 2023 Disney und seine verbundenen Unternehmen.
Sierra McClain & Gina Torres, 9-1-1: Lone Star
© 2023 Disney und seine verbundenen Unternehmen.

Was sich für mich immer mehr als echte Bank erweist, das ist die enge Freundschaft zwischen Judd (Jim Parrack) und Grace (Sierra McClain) und Tommy (Gina Torres). Das war schon in Staffel 2 der Anknüpfungspunkt für die Einführung vom neuen Captain des Rettungsdienstes und ist es bis heute geblieben. Tommy hat auch abseits davon enge Freundschaften aufgebaut, aber die Basis mit dem Ehepaar ist doch das Schönste. Ich finde es in dem Kontext auch passend, dass wir mit den dreien eher die erwachsene Version, wo auch durch die Kinder andere Themen auf den Tisch kommen, haben und dann eben die jüngere Gruppe rund um Marjan, Mateo und Co., die sich regelmäßig zu Spieleabenden treffen. Das sind echt schon schöne Konstante, die immer wieder aufgebrochen werden, wohin wir dann aber auch wieder zurückfinden. Aber nicht nur die drei zu dritt sind toll, sondern Tommy funktioniert auch mit Grace und Judd jeweils separiert. Hier gibt es demnach nicht nur eine tolle Frauenfreundschaft, sondern auch Mann und Frau, was viel zu selten ist, weil dann immer Gefühle angedichtet werden müssen. Tommy bekommt aber ebenfalls einen neuen Love Interest für Staffel 4 und ich fand es so genial, dass es D.B. Woodside als Trevor geworden ist. Er und Torres kennen sich durch "Suits" bestens und das hat man ihrer Chemie auch angemerkt. Es gab durch seinen Job als Pastor der Gemeinde von Judd, Grace und Tommy viele Konflikte, die gut weiterentwickelt wurden. Meine Lieblingssituation war, als die begonnene Beziehung zwischen Tommy und Trevor durch Gerüchte in der Gemeinde torpediert worden, bis sie dann bei der sonntäglichen Predigt mit den entsprechenden Bibelversen ordentlich Kontra gegeben hat. Aber auch abseits davon ist die Beziehung wirklich zart und dadurch überzeugend entwickelt worden. Auch Trevor soll damit definitiv bleiben!

Grace und Judd als Paar bleiben unsere größte Konstante und das ist ein wirklich großes Geschenk. Die beiden haben einfach etwas an sich, was alles erdet. Sie sind nicht immer einer Meinung (das wäre auch seltsam), aber dennoch unterstützen sie sich immer gegenseitig und es ist wirklich eine realistische und nicht überromantisierte Darstellung einer Beziehung. Graces schönste Episode der Staffel ist definitiv, als von McClain auch ihre Schwester China und Lauryn auftauchen dürfen. Das war ein wirklich magischer Moment und spätestens, als sie zusammen gesungen haben, blieb kein Auge mehr trocken. Bei Judd wiederum ist weiter die Beziehung zu Wyatt (Jackson Pace) intensiviert worden. Wenn ich mich noch erinnere, welche Überraschung es war, als er in Staffel 3 als Teenager aus dem Hut gezaubert wurde, so bin ich jetzt beeindruckt, wie schnell er sich in das Seriengeschehen eingefügt hat. Da er in seiner Identität, wo er nun seinen Vater kennt, gefestigter ist, will auch er wachsen. Das ist für Judd natürlich schwierig, weil er nie richtig ein Vater für ihn sein könnte und dann gleich ein Erwachsener, der sich nicht mehr alles sagen lässt. Aber die beiden sind eben dadurch auch gewachsen, denn Wyatt ist eher sensibel und unsicher, Judd stark und durchsetzungsfähig. Die Gegensätze könnten nicht größer sein. Letztlich ist das aber oft nur auf dem Papier so, weswegen die beiden sich einander so genial herausfordern. Bei alldem ist aber auch die kleine Charlie immer wieder ein Highlight. Sie ist regelmäßig zu sehen, sie muss nicht unnötig in Gefahr gebracht werden, aber man hat dennoch das Gefühl, sie aufwachsen zu sehen und es ist schön, Grace und Judd als ihre Eltern zu sehen.

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Foto: Rob Lowe, 9-1-1: Lone Star - Copyright: 2023 Disney und seine verbundenen Unternehmen.
Rob Lowe, 9-1-1: Lone Star
© 2023 Disney und seine verbundenen Unternehmen.

Nachdem McClain schon ihre Familienzusammenführung bekommen hat, wundert es nicht, dass es auch für die Lowe-Familie immer mehr zu Festspielen wird. Nachdem Rob Lowe von Anfang an als Owen dabei war und sein Sohn John Owen als Autor an Bord ist, durfte auch Bruder Chad nun (nachdem er schon als Regisseur dabei war) vor die Kamera treten. Chad Lowe als Robert hat das Geschehen aber erst in der zweiten Staffelhälfte richtig geprägt und das auf eine sehr emotionale Art und Weise. Und man kann es nicht anders sagen, wenn solche intensiven Beziehungen abseits der Kamera bestehen, dann sind die vor der Kamera auch nicht zu leugnen. Eine wirklich tolle Brüderstory, die aufgrund der Thematik nicht einfach gewesen sein dürfte. Aber als Schauspieler, die beiden ihren Job lieben, passiert es dann wohl ganz automatisch. Auch ansonsten hat Lowe als Owen schon ganz traditionell die meisten Geschichten bekommen. Neben dieser emotionalen Packung am Ende, war es anfangs eine Undercover-Tätigkeit, die ihren Reiz entwickelt hat, weil er in Neal McDonough einen wichtigen Gegenspieler bekommen hat. Dessen Figur O'Brien war schwer zu packen und wenn man ansonsten die Rollen von McDonough kennt, dann hätte er wirklich alles sein können. Das war im Kontrast zum ewig charmanten Owen natürlich reizvoll. Owen mischt sich auch fleißig in die Hochzeit seines Sohnes ein und er lernt mit Kendra (Michaela McManus) eine neue Frau in seinem Leben kennen. Owen hatte über diese vier Staffeln hinweg wirklich so einige Partnerinnen, weswegen es ihm eigentlich zu wünschen würde, wenn er endlich etwas Sesshaftes geschenkt bekommt. Fakt ist aber, wo Owen sich einmischt, da folgt irgendwann Chaos und so torpediert er sich am Ende eigentlich selbst. Meine Beziehung zu dieser Figur wird immer ambivalent bleiben, aber die Serie ohne sie wäre wahrscheinlich auch nicht dieselbe. Von daher ist es eine Hassliebe mit mir und Owen, aber eine, die ich doch irgendwo genieße. Aber so wie Lowe in die Produktion involviert ist, bleibt es nur logisch, dass Owens Präsenz nie weniger werden wird.

Mein absolutes Highlight in der Serie bleiben aber T.K. (Ronen Rubinstein) und Carlos (Rafael L. Silva). Sie haben erneut eine ganz, ganze starke Staffel zusammen geschrieben bekommen und die Chemie zwischen den beiden Darstellern bleibt nicht von dieser Welt. Lustigerweise ist es auch die erste Staffel, wo wir mal nicht um T.K.s Leben bangen müssen (herrlich, wie die Serie das auch selbst aufs Korn nimmt!), stattdessen gerät Carlos in eine sehr gefährliche Situation. Überraschend war natürlich auch die Kunde, dass Carlos mit Iris (Lyndsy Fonseca) verheiratet ist. Silva verriet anschließend, dass er das schon seit Staffel 1 wusste; da hatte die Produktion also absolute Geduld, um diese Geheimnis zu entlüften. Auch wenn es zunächst seltsam anmutete, ist daraus keine unnötige Dreiecksgeschichte gemacht worden, stattdessen wurde ein Serienkiller aufgedeckt. Das war definitiv die spannendere Alternative. Auch ansonsten sind zwischen den beiden als Paar viele sehr natürliche Konflikte auf den Tisch gekommen und man hat einfach in ihrer Entwicklung zusammen gemerkt, dass sie gereift sind und sich schneller in der Mitte treffen können. Schon zu Staffel 3 schrieb ich, dass Carlos wirklich auf der Überholspur ist und das ist er beruflich erneut. Es ist toll, dass man ähnlich wie in der Mutterserie mit Athena (Angela Bassett) immer bessere Wege findet, die Polizei in Form von Carlos einzubinden (ebenso wie es natürlich für Grace von der Leitstelle gilt). Er beweist sich dabei immer wieder, aber es ist angenehm, dass er nicht stupide einer Karriere nachjagt, die ihn vielleicht nicht ausfüllen würde. Carlos und T.K. als Paar haben ihren großen Höhepunkt als Paar im Staffelfinale. Alleine diese Doppelfolge wäre einen eigenen Abschnitt wert, weil es sehr emotional und rund an genau den richtigen Stellen wurde. Auch wenn neue Hürden natürlich nicht ausgeschlossen sind, Carlos und T.K. haben die längste gemeinsame Reise hinter sich und sie haben sich diesen Moment verdient. Aber nicht nur wegen diesen beiden endet die vierte Staffel auf einem Moment der Perfektion!

Fazit

"9-1-1: Lone Star" wird wohl immer einige Charaktere mehr in Szene setzen als andere, vielleicht hat das schon Tradition. Trotz dieses dauerhaften bestehend bleibenden Kritikpunkts muss ich immer wieder sagen, dass diese Dramaserie so viel an Emotionen bietet, dass es kein besseres Auslaugen davon gibt. Es werden wieder viele höchst unterschiedliche Geschichten geboten, die Entwicklungen der Charaktere werden wie immer konsequent weitergetrieben. Neue und alte Nebenfiguren verleihen den nötigen Pepp und jede Episode ist ein Event für sich. Da bleibt man nur zu gerne am Ball!

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Lena Donth - myFanbase

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