Review: #3.08 Gemeinsam einsam
Die Verleihung der CMA Awards bildet den Handlungsrahmen für jede Menge Drama in den unterschiedlichen Personenkonstellationen. Und wie es bei einer Preisverleihung allgemein üblich ist, gibt es am Ende nicht nur Gewinner, sondern auch Verlierer.
Vorab will ich jedoch erst einmal ein paar Gedanken zur Inszenierung der Award-Verleihung loswerden. Die auch im realen Leben alljährlich stattfindenden CMA Awards wurden in diesem Jahr bereits zum 48sten Mal ausgetragen und sind noch immer ein Zuschauermagnet. Über 16 Millionen US-Amerikaner haben auch in diesem Jahr wieder ABC eingeschaltet und eine aufwändige Award-Show gesehen, die sich vor anderen Shows aus dem Musik Genre alles andere als verstecken muss. Das setzt natürlich gewisse Maßstäbe an die Inszenierung dieser Show in einer fiktiven Fernsehserie wie "Nashville". Äußerst gelungen empfand ich daher schon einmal die Ankunftsszenen am roten Teppich vor der Bridgestone Arena in Downtown Nashville, die auch Austragungsort der realen Awards war. Das sah doch wirklich täuschend echt aus. Besonders gut gefiel mir zudem der Coup, auch die original Moderatoren des Abends, Carrie Underwood und Brad Paisley, zu verpflichten und dazu mit The Band Perry, Trisha Yearwood und Joe Nichols auch bekannte Country Künstler als Laudatoren zu engagieren. Allerdings fielen für mich auch zwei Punkte bzw. Probleme negativ auf. Die für die Auftritte verwendete Bühne spiegelte leider nicht das wahre Größenverhältnis zur verwendeten Arena wider. So wirkte die Bühne aus den meisten Kameraperspektiven doch recht klein. Das größere Manko in Sachen Inszenierung war jedoch aus meiner Sicht, dass bei der Nennung der Nominierten lediglich die "Nashville" Charaktere ins Bild geschnitten wurden und damit ein für Verleihungsshows typisches Bild von Nominierten, Gewinnern und Verlierern stets fehlte. Das ist eben die Krux, wenn man fiktive Stars mit großen, realen Künstlernamen mixt, diese aber in der Serie nicht zur Verfügung hat. Der Sender ABC zeigt in den USA ja nun beide Sendungen, da ist es doch etwas schade, dass man hier offenbar aus rechtlichen Gründen keine Bilder aus der Award-Show für "Nashville" nutzen konnte. Nun ja, wahrscheinlich ist das für viele Fans der Serie gar kein großes Problem, für mich als Country Music Fan hätte ich es einfach schön gefunden, wenn man sich hier noch etwas mehr Mühe gegeben hätte.
Nun aber schleunigst zur eigentlichen Episoden-Handlung. Für mich am interessantesten war einmal mehr die Geschichte um Juliette und Avery. Erstmals haben wir also die Eltern von Avery kennenlernen dürfen, die mir insgesamt jedoch etwas zu Serien-stereotyp geraten sind. Wir haben die verständnisvolle und um Familienfrieden bemühte Mutter und einen skeptischen, überkritischen Vater erleben dürfen, der mit der Lebensentwicklung seines Sohnes nicht einverstanden ist. Das war zwar etwas platt geschrieben, erfüllte seinen Zweck aber doch überraschend gut. Natürlich musste Juliette die Kritik des Vaters ungewollt mit anhören, was letztendlich der Auslöser dafür war, dass Avery ihr zur Seite sprang und die beiden damit so nahe brachte, wie schon lange nicht mehr. Auch wenn es (noch) nicht zum Versöhnungskuss kam, jetzt kann es doch hoffentlich wirklich nicht mehr lange dauern, bis die beiden wieder vereint sind. Ich will die beiden doch unbedingt als hilflose Eltern beim Babysitten erleben. Noch eine Randnotiz in Sachen Juliette: es war schön, dass man ihrer Mutter Jolene in Rückblicken noch einmal zu einem Auftritt verholfen hat. Dieser brachte jetzt sicher keine großen, neuen Erkenntnisse, aber verbildlichte noch einmal gut, welche Gedanken sie derzeit beschäftigen. Schließlich ist es nicht ganz unverständlich, dass Juliette Angst davor hat, der Mutterrolle nicht gerecht werden zu können, vor allem wenn man selbst solch eine schwere Kindheit auf sich allein gestellt erleben musste. Doch bei Juliette mache ich mir eigentlich keine Gedanken, dass sie daran scheitern wird, hat sie doch wiederholt ihre Eigenständigkeit unter Beweis stellen können.
Obwohl ich weiterhin das Gefühl habe, dass die Handlung bei Will und Layla auf der Stelle tritt, gefielen mir auch deren Szenen wieder gut. Auch wenn Layla schon viele Facetten von sich gezeigt hat und dabei gerade zuletzt sehr wechselhaft agierte, ist es derzeit ihre verletzliche Seite, die mich interessiert. Für sie läuft gerade aber auch alles schief: der Ehemann outet sich als schwul, die Karriere zündet nicht mehr und in ihrer eigenen Reality-Show wird sie als Dummchen positioniert. Dabei wusste sie in meinen Augen erst neulich und auch in dieser Folge wieder mit ihrem Gesang zu überzeugen. Doch Talent allein bedeutet im harten Musikgeschäft noch lange weder Anerkennung noch Erfolg. Es ist jedenfalls nachvollziehbar, dass eine junge Frau mit diesen zahlreichen Rückschlägen nur schwer zu recht kommt. Offenbar scheint sie außer Will tatsächlich keine Familie und Freunde zu haben, an die sie sich wenden könnte. Das macht nun vor allem ihre derzeitige Beziehung zu Will so interessant. Was eben noch Verachtung und Hass zu sein schien, ist nun die Suche nach Schutz und Geborgenheit, indem sie Will bittet, sie in den Arm zu nehmen. Das war eine starke Szene. Fragt sich nur, auf was das Ganze nun hinauslaufen soll? Wird Layla sich wieder stärker auf Will einlassen und damit früher oder später ihn doch noch aus Eifersucht in der Öffentlichkeit outen? Es wird wirklich langsam Zeit für etwas mehr Bewegung in dieser Sache.
Viel Raum nahm in dieser Folge auch Rayna ein und dabei spielte ihr großer Erfolg bei den Awards natürlich eine gewichtige Rolle. Ich war ehrlich gesagt schon ein wenig verwundert, warum Rayna nun plötzlich doch so ein großer Erfolg vergönnt war. Ein so überragender Erfolg war ihr Album ja nun nicht, auch wenn der kommerzielle Erfolg nicht zwangsweise ein Entscheidungskriterium für die Juroren sein musste. Bei Luke hingegen scheint die vermeintliche Niederlage in Sachen Awards jedoch tiefer zu sitzen. Sein Ausbruch hinter den Kulissen war jedenfalls nicht der erste seiner Art und für mich ist es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit bis er seine überschüssige Aggression an anderen Personen, möglicherweise sogar Rayna auslassen wird. Reine Eifersucht auf Raynas Erfolg war sicher nicht der Auslöser, dann doch eher, dass sie in ihren Dankesworten Luke kaum bis gar nicht erwähnte, dafür jedoch den Dauer-Rivalen Deacon. So ganz ist Luke trotz der Verlobung wohl noch nicht davon überzeugt, dass Rayna zu ihm steht. Und wenn man genauer hinsieht, dann sind diese Zweifel auch nicht ganz unbegründet. Die ganz große Freude in Sachen Hochzeit habe ich bei Rayna noch immer nicht vernommen. Aktuell wirkt das alles mehr wie eine Aneinanderreihung von Pflichtterminen auf dem Weg zu ihrem großen Tag. Da empfand ich es dann doch schon ein wenig seltsam, dass Rayna Lukes Anliegen nach einem Ehevertrag so sauer aufstieß. Das ist bei prominenten Paarungen heutzutage doch schon fast ein Standard und beide sind doch wirklich ausreichend erfolgreich, um auch alleine über die Runden zu kommen, sollte die Ehe scheitern. Ein Verzicht auf ein solches Dokument, scheint mir da fast schon zu romantisch verklärend und ist genau das, was man dieser Beziehung einfach nicht abnehmen kann. Auf jeden Fall beanspruchte mir diese Geschichte in der Folge zu viel Zeit und interessierte mich eigentlich am wenigsten. Dafür fand ich es aber umso netter, wie man Deacon und Scarlett vor dem heimischen Fernseher verfolgen konnte. Deacons Wandlung, angefangen von seiner Ablehnung, die Awardshow überhaupt verfolgen zu wollen, bis hin zu seiner Anspannung und Freude über Raynas Siege mit anzusehen war doch unterhaltsam und amüsant zugleich. Was mich allerdings noch etwas aufhorchen ließ, waren die gemeinsamen Szenen von Luke und Sadie. Wollte man damit einen Seitensprung von Luke mit ihr vorbereiten? Darauf könnte ich ja nun wirklich mehr als gut verzichten.
Etwas vorhersehbar war die Geschichte um Micahs Verschwinden während der Award-Verleihung. Kaum waren Zoey und Gunnar abgelenkt, musste es ja dazu kommen. Letztendlich war das aber nur der Aufhänger für eine ganz andere Sache. In der letzten Folge hatte es mich doch überrascht, dass sich Kiley tatsächlich ohne ihren Sohn auf und davon gemacht hatte. Dass das zu Problemen in der doch immer noch recht jungen und zuletzt durchaus kriselnden Beziehung von Gunnar und Zoey führen würde, kam glaube ich für alle außer Gunnar wenig überraschend. Gunnar hat verständlicherweise großes Interesse daran, viel Zeit mit seinem Sohn zu verbringen und ist von dessen Schicksal, von der eigenen Mutter sitzen gelassen zu werden, natürlich auch geschockt. Doch in den vergangenen Wochen hat er durch Zoeys Bemühen, ihrem Freund in der schwierigen Situation eine Hilfe zu sein, nicht gemerkt, dass dies auch eine Belastung für sie selbst und ihre Beziehung geworden ist. Man kann Zoey daher auch nicht vorwerfen, dass ihr die Mutterrolle zu viel geworden ist und sie nun die Konsequenz in Form der Trennung von Gunnar gezogen hat. Dass sie in ihrer Situation ohne Job und Bleibe den Weg zur einst besten Freundin Scarlett findet, zeigt aber auch, was eine beste Freundschaft alles überstehen kann und dass man in der Not für den besten Freund/die beste Freundin immer da ist. Das gefiel mir ausgesprochen gut. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass vor allem für Gunnar hier das letzte Wort noch nicht gesprochen sein wird.
Bleibt noch ein kurzes Wort über Teddy zu verlieren. Die Sache mit der Escort-Freundin Natasha nervt mich schon jetzt und es wird sicher nicht mehr lange dauern, bis ihm diese Affäre zum Verhängnis werden wird. Ich bin diesbezüglich eigentlich nur noch gespannt, welche Rolle Jeff hier einnehmen wird. Jeff könnte Teddy zum Beispiel mit dem Wissen über seine Affäre erpressen oder ihm aber vielleicht auch tatsächlich als Freund zur Seite stehen und so aus Dankbarkeit noch an eine Vertragsunterschrift von Teddy in Sachen Maddie herankommen. Aber "Nashville" wusste in dieser Staffel ja schon mehrfach mit unerwarteten Wendungen zu überraschen, vielleicht kommt am Ende doch noch alles ganz anders.
Fazit
Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: die Beziehung von Juliette und Avery bleibt derzeit die absolute Stärke von "Nashville". Wenn jetzt endlich noch etwas Tempo in die Handlung von Will und Layla kommt, dann sind das zwei starke Geschichten, die ich mit Spannung verfolgen werde. Unterdessen wissen Rayna und Luke leider nur mäßig zu unterhalten, während es in Sachen Gunnar, Zoey und Micah noch abzuwarten gilt, wie sich nach der Trennung nun alles weiter entwickeln wird. Viel Potential für großes Drama ist also vorhanden und ich bin positiv gestimmt, dass die gute qualitative Entwicklung in Staffel drei weiter bestand haben wird.
Jan H. – myfanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: You're Lookin' at CountryErstausstrahlung (US): 19.11.2014
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Erstausstrahlung (Pay-TV): 28.07.2015
Regie: Eric Close
Drehbuch: Geoffrey Nauffts
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