Bewertung

Review: #2.14 Kein Weg zurück

Eine Familie bricht auseinander, Newcomer hadern auf unterschiedliche Weise mit sich, ein Star taucht ab, während ein Anderer über einen steinigen Weg zu neuen Erfolgen aufbricht. Das sind die Zutaten einer weiteren Ausgabe von “Nashville“, die dieser vielversprechenden Prämisse leider nicht gerecht werden kann.

"Did you kill my mother?"

Es ist schon fast tragisch mit ansehen zu müssen, wie sich in dieser Folge die Familie Wyatt-Jaymes-Conrad-Hampton quasi selbst zerstört. Jeder hat seine mehr oder weniger großen Befindlichkeiten mit einem oder mehreren der Familienmitglieder, auch wenn sich drei Charaktere in einem einig sind: Lamar ist die Wurzel allen Übels. Zunächst einmal ist inzwischen aber auch Rayna aufgefallen, dass Tandy sich in Sachen Lamar sehr auffällig verhält. Ihre überstürzte Flucht aus dem Kreis der Familie bei Lamars Rückkehr aus dem Gefängnis konnte ja deutlicher schon kaum sein. Und während es in Rayna bereits schon arbeitet, wird dem Großvater durch die Enkelinnen, auch mit Unterstützung der Tochter, ein Willkommenslied dargeboten, dass insgesamt wirklich zu einer schönen Familienszene führt. Dabei konnte Rayna aber noch nicht ahnen, dass ihr Familienbild in nur kurzer Zeit erneut einen herben Dämpfer erleiden wird.

So ist es einmal mehr Teddy, der in seinem andauernden Rachefeldzug gegen Lamar aufgrund des Todes von Peggy, nicht davor zurückschreckt, weitere Personen in seinem Umkreis durch ausgesprochene Wahrheiten ohne Rücksicht auf Verluste zu schockieren. Seine Enthüllung bei Rayna über Tandys Rolle im nun geplatzten Prozess gegen Lamar zerstört hier zunächst einmal womöglich Raynas Vertrauen in ihre eigene Schwester. Man kann sich natürlich darüber streiten, ob Teddy hier nicht zu egoistisch gehandelt hat. Meines Erachtens wäre es an Tandy selbst gewesen, ihrer Schwester reinen Wein einzuschenken. Aber irgendwie ist es auch richtig, dass Rayna endlich vor Augen geführt wird, was ihr die ganze Zeit vorenthalten wurde. Komischerweise bleibt jedoch der ganz große Konflikt der Schwestern, den man hätte erwarten können, aus. Rayna macht Tandy zwar Vorwürfe, versteift sich in der Folge aber dann doch zunehmend auf die von Tandy aufgeführten Beweise, was den möglichen Einfluss von Lamar auf den Tod ihrer Mutter angeht. Das gipfelt letztendlich in einer sehr starken Szene, in der Rayna ihren Vater zur Rede stellt. Da kann Connie Britton einmal mehr ihr schauspielerisches Können unter Beweis stellen. Insbesondere als Lamar schließlich ihre Frage nach seinem Beteiligung an Peggys Tod unbeantwortet lässt. Aus Raynas Gesicht spricht hier nur noch pure Ablehnung, Entsetzen und Abscheu. Und ich kann es bei ihr beileibe nicht verübeln.

Doch mit dieser Szene ist dieser Handlungsbogen noch nicht an seinem Ende angekommen. Die Enthüllung über Tandy, die Teddy gegenüber Lamar äußert, führt zu einer erneuten Herzattacke beim Ex-Schwiegervater. Ein etwas arg dramatisierter und vielleicht auch schon überstrapazierter Cliffhanger, der mit Teddys Regungslosigkeit und Blick noch auf die Spitze getrieben wird. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass Teddy trotz aller Hassgefühle gegen Lamar wirklich tatenlos mit ansehen wird, wie dieser in seinem Büro vor seinen Augen stirbt. Die Gelegenheit ist natürlich günstig, ohne Zeugen. Und ganz ehrlich: ich hätte nicht einmal etwas dagegen, wenn mit dieser unterlassenen Hilfeleistung der Handlungsstrang zu einem Ende kommen würde.

Grundsätzlich ist es aber durchaus überraschend, welches Tempo plötzlich in dieser Geschichte aufgenommen wird. Wenn ich da zum Vergleich an Will und sein noch immer anstehendes Coming-Out denke, ist diese Entwicklung doch ziemlich überstürzt

"You know, just because you close your eyes, you’re not invisible."

Nachdem Juliette und Avery in den vergangenen Folgen stets das Highlight bildeten, gefiel mir deren Handlungsstrang diese Woche nicht besonders. Der von Juliette gewählte Rückzug in die Isolation wollte meines Erachtens so gar nicht zu ihrem Charakter passen. Grundsätzlich ist sie doch ein Kämpfertyp, die sich nicht unterkriegen lässt. Vielleicht muss man ihr aber auch einmal zugestehen, dieser ewigen Kämpfe müde zu sein. Dennoch ist ihr Rückzug in die Häuslichkeit ("I made you toast.") nichts, was ich von Dauer sehen will. Da mache ich mir aber auch grundsätzlich keine Gedanken. Wir werden sicher schon bald wieder eine deutlich aktivere Juliette erleben. Avery hat die ganze Handlung noch ein wenig retten können, indem er einmal mehr derjenige war, der Juliette geduldig und mit guten Ratschlägen zur Seite stand.

Averys Worte passten aber auch gut zur Story um Will und Gunnar. Schließlich verschließt auch Will die Augen, in diesem Fall vor der Realität. Noch immer hadert er mit seiner eigenen Sexualität und dabei ist es vor allem Gunnar, der wissend um Wills innere Zerrissenheit, ihm einen passenden Song auf den Leib geschneidert oder besser getextet hat. Doch Will ist noch immer nicht bereit, den entscheidenden Schritt nach vorne zu machen und so werden wir neben Gunnar wohl noch eine Weile die einzigen sein, die Gunnars Song mit der Musik und Stimme von Will zu hören bekommen. Das war jedenfalls Wills und damit auch Chris Carmacks bester Gesangsauftritt bisher. Sicher ist es auch ein wenig einfach von ihm zu glauben, dass er mit der bei Jeff geforderten Entlassung von Brent, nun wieder konzentrierter an seiner Karriere arbeiten kann. Aus den Augen aus dem Sinn. Eine Taktik, die in dieser Situation kaum aufgehen dürfte. Der Zeitpunkt wird noch kommen, zu dem ihm das bewusst wird. Ein wenig Bewegung in diese Richtung dürfte es aber langsam einmal geben. Es muss ja nicht gleich so überstürzt zur Sache gehen, wie bei der Handlung um Lamar.

Die Augen vor der Realität verschließen aber auch Scarlett und Gunnar, wenn auch auf unterschiedliche Weise. So entgleitet Scarlett zunehmend ihr stressiges Tourleben. Anstatt die Kraft aufzubringen, Freunde oder gar auch Rayna um Hilfe oder einen weniger straffen Terminplan zu bitten, gibt sie sich dem vermeintlich einfachen Hilfsmittel der Tabletten hin, die ihr die Situation zumindest aktuell erleichtern. Ein Fehler, den sie sicher noch bereuen wird. Dagegen verschließt Gunnar die Augen vor den Bemühungen Zoeys, ihren eigenen Weg im Musikbusiness zu finden. Sicher, sie hält ihn etwas kurz mit Informationen, aber er hätte ihr durchaus auffälliges Verhalten auch mehr hinterfragen können. Es gefällt mir aber, dass die Autoren endlich einen Weg gefunden zu haben scheinen, Zoey ihre eigene Geschichte zu geben, die dem Charakter endlich eine Entwicklungsmöglichkeit gibt.

"I’m talking about you latching onto people that got problems she could feel better about herself, that’s what I’m talking about."

Ein paar Worte auch noch zu Deacon, der Megan mit Teddy in einer vertrauten aber harmlosen Situation erwischt. Eine solch heftige Reaktion hatte ich von ihm nicht erwartet. Da hat er Megan doch einige unschöne Dinge an den Kopf geworfen, die zwar vielleicht ein Fünkchen Wahrheit enthalten mögen, aber doch auch untypisch für den sonst doch eher besonnen Deacon sind. Unterschwellig spielt hier sicher die alte Rivalität zwischen ihm und Teddy in Sachen Rayna eine Rolle. Hier sollte sich vielleicht eher Megan einmal ihre Gedanken machen, wie es denn wirklich um Deacons Liebe zu ihr bestellt ist. Seine Entschuldigung am Ende der Folge in Form eines Liebesliedes könnte hier vielleicht nur vorübergehend für gute Stimmung bei den beiden Sorgen.

Es verwundert noch immer ein wenig, dass ausgerechnet Avery an vielen guten Szenen in der zweiten Staffel beteiligt ist. So kann er eben nicht nur im Zusammenspiel mit Juliette überzeugen, sondern in diesem Fall einmal mehr mit Deacon. Es ist einfach schön zu sehen, wie Deacon es geschafft hat, aus einem ehemaligen Dorn in seinem Auge, einen von ihm akzeptierten und auch geschätzten Musikerkollegen zu erhalten. Das harmoniert doch ganz prächtig und ich freue mich jetzt schon, wenn diese Paarung in Sachen Musik nicht zum letzten Mal eine Rolle gespielt hat.

Fazit

Die neueste Folge konnte mich über weite Strecken nicht überzeugen. Insbesondere die Handlung um Lamar, Tandy, Rayna und Teddy erschien mir unnötig überstürzt, so dass mir z.B. der ganz große Konflikt der Schwestern fehlte, der sich langsam über die letzten Folgen hinweg angedroht hatte. Wills Selbstzweifel waren mir abgesehen von dem wirklich tollen Song zu wiederholend und Scarletts Tablettensucht einfach zu doof. Den Ansatz, Zoey etwas mehr Profil zu verleihen, kann ich zwar nur gutheißen, blieb mir aber auch noch zu oberflächlich. Deacons übertriebene Reaktion gegenüber Megan war kaum noch nachvollziehbar, so dass am Ende einmal mehr die Paarung aus Juliette und Avery auf der Habenseite zu verbuchen ist, auch wenn Juliettes Rolle in der Episode irgendwie nicht ganz sie selbst war.

Jan H. – myFanbase

Die Serie "Nashville" ansehen:

myFanbase integriert in diesem Artikel Links zu Partnerprogrammen (bspw. Amazon, Apple TV, WOW, RTL+ oder Joyn). Kommt es nach dem Aufruf dieser Links zu qualifizierten Käufen der Produkte, erhält myFanbase eine Provision. Damit unterstützt ihr unsere redaktionelle Arbeit. Welche Cookies dabei gesetzt werden und welche Daten die jeweiligen Partner dabei verarbeiten, erfahrt ihr in unserer Datenschutzerklärung.


Vorherige Review:
#2.13 Zur falschen Zeit
Alle ReviewsNächste Review:
#2.15 Leben ohne Lügen

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Nashville" über die Folge #2.14 Kein Weg zurück diskutieren.