Bewertung

Review: #2.07 Zurück ins Leben

Die kurze Nashville-Pause wurde von den Country Music Fans sicher verschmerzt, denn die Verleihung der CMA-Awards war auf jeden Fall ein mehr als adäquater Ersatz und auch die Anhänger ihrer Lieblingsserie kamen ja durchaus auf ihre Kosten, denn ABC nutzte die Show auch zur Promotion mit Auftritten bekannter Nashville-Gesichter. Mein Favorit war das Live-Ständchen von Lennon und Maisy Stella mit "You Belong With Me“ von und an die sichtlich gerührte Taylor Swift. Und neben den Preisverleihern Connie Britton und Charles Esten, bekam man beispielsweise auch Chris Carmack im Publikum zu sehen. Da war es fast schon ein wenig schade, dass ABC die Verleihung nicht auch noch als perfektes Lead-In für eine neue Nashville-Folge nutzen konnte, zumal die neueste Ausgabe auch wieder einige Highlights und schöne Momente parat hielt.

"I do not need you to fight my battles for me."

Eigentlich hatte ich mich beim Schauen der Folge schon auf ein Thema zum Einstieg in die Review festgelegt, doch dann kam der wirklich mehr als unerwartete und überraschende Cliffhanger, der meine Planung noch einmal über den Haufen geworfen hat. Ich hatte ja nach dem Ende der letzten Folge #2.06 It Must Be You) schon mit dem Schlimmsten gerechnet, als Olivia den Seitensprung ihres Ehemannes Charlie mit Juliette beobachten musste. Aber diese letzte Szene hier, ließ mich tatsächlich erst einmal sprachlos zurück. Der Knalleffekt ist den Autoren wirklich gelungen, nun lässt sich allerdings vorzüglich darüber streiten, ob man mit diesem Kuss nur auf eine provokante Szene hinaus wollte oder ob es den Schreibern nun doch gelingen wird, daraus eine spannende Geschichte zu erzählen. Den zwischen Entsetzen und Schock wechselnden Blick von Juliette war es auf jeden Fall schon einmal wert und sorgte in ihrem Handlungsbogen wenigstens noch einmal für ein kleines, wenn auch umstrittenes Highlight. Zuvor war ich im Folgenverlauf von Juliettes “Santa Claus"-Geschichte nämlich nicht allzu angetan, die letztendlich wieder einmal nur eine Variante der uns bereits bekannten Geschichte vom schweren Aufstieg Juliettes zum Erfolg bot. Ihre Ansage an Charlie, dass sie seine Hilfe nicht benötige, zeigte uns auch nur ihren üblichen Trotz gefolgt von einem für sie lehrreichen Moment der Schwäche, der immerhin noch dahingehend schon fast wohltuend aufgelöst wurde, da ausgerechnet die stets so naiv wirkende Layla gegenüber Juliette ihr wahres Gesicht zeigen durfte und deren Warnung mit "save someone else" ziemlich selbstbewusst und überzeugt in den Wind schlug. Einen weiteren Comic Relief Moment durfte mal wieder Glenn zum besten geben, der mit seiner Verzweiflung ob Juliettes Verhalten von mir immer gerne gesehen ist ("I’m not gonna like what happens next, am I?"). Nach diesem Cliffhanger setze ich also ein wenig meine Hoffnung darauf, dass die Autoren mit der Geschichte das übliche Juliette-Story-Schema durchbrechen, ohne es zu abstrus werden zu lassen.

"There’s a look that people get when you disappoint them. It’s in your eyes, on your face, you know. I’m just tired of that damn look."

Das klare Highlight der Folge war für mich aber mindestens so überraschend, nämlich die Paarung aus Deacon und Avery. Mal ehrlich, wer hätte nach der ersten Staffel gedacht, dass es gelingen könnte, aus dem egoistischen Kotzbrocken Avery einen einfühlsamen Sympathieträger zu formen? Ausgehend von Averys Eskapaden in Staffel eins, hatte er bei Deacon sicher alles andere als einen Stein im Brett. Umso bemerkenswerter ist zunächst einmal die Tatsache, dass der oft so sture Deacon über seinen Schatten springen und Avery überhaupt um Hilfe bitten konnte. Die nachfolgenden Szenen und Dialoge waren auf jeden Fall durchgehend großartig, hatten Humor, boten tiefe Einblicke in Deacons Seelenleben und wirkten zu keiner Zeit aufgesetzt, sondern echt. Dass er dank seiner Handverletzung nicht mehr sein Schutzschild in Form einer Gitarre vor sich hat, macht Deacon schwer zu schaffen. Da stand er wirklich ziemlich ungelenk am Mikrofon, war innerlich verkrampft und wusste nichts mit sich anzufangen. Bewundernswert ist aber dennoch, wie er nun ernsthaft versucht, aus seiner Lethargie auszubrechen und wieder das zu tun, was ihm am meisten Freude bereitet, nämlich Musik zu machen. Einen Antrieb dafür sehe ich vor allem auch in der von ihm angesprochenen Erwartungshaltung anderer Leute an ihn, die von ihm und seinem Tun enttäuscht sind. Es freut mich dann auch zu sehen, dass Deacon dem etwas entgegen setzen will, um es aber insbesondere auch sich selbst zu beweisen. Löblich ist dabei auch, dass er dafür sogar bereit ist, sich nicht nur Hilfe zu holen, sondern diese auch anzunehmen. Und das von Avery! Der hat seine Rolle hier wirklich tapfer, geduldig und mit guten Ratschlägen gemeistert. Respekt.

"Daddy, this one is for you."

Gut gefiel mir auch die Bewältigung von Maddies Problemen hinsichtlich der Hochzeit von Teddy und die in dieser Verbindung erneut auftretende Frage bezüglich ihres Verhältnisse zu ihrem leiblichen Vater Deacon. Ich kann Maddie und ihre Einstellung gegenüber der neuen Frau an Teddys Seite auf jeden Fall gut nachvollziehen. Und dass nicht nur, weil mir beim Anblick von Peggy ebenfalls direkt die Galle hochsteigt. Auch wenn es irgendwie absehbar war, dass Maddie auf Teddy zugehen wird, war ihr Auftritt zusammen mit Daphne eine schöne und herzliche Szene und ihr Beweggrund verständlich. Teddy ist ihre Bezugsperson und nicht Peggy. Er war und ist ihr der liebende Vater, und dass weiß sie ihm gegenüber letztendlich doch zu würdigen. So war es dann auch schön, einen glücklichen Teddy erleben zu dürfen. Dennoch tut es mir um Eric Close weiterhin einfach Leid, dass er in "Nashville“ weitgehend nur in die belanglos unattraktiven Handlungen involviert ist, in der er sein schauspielerisches Potential bedauerlicherweise nicht auszuschöpfen vermag.

"I just need to know that she can count on you, 'cause I’m not gonna open up that door if I think there’s a chance you might close it on her."

Wie bereits gesagt, beschäftigt sich Maddie auch weiterhin mit Deacon als ihrem leiblichen Vater und ich finde es doch sehr begrüßenswert, dass man das Thema bislang recht behutsam anging und trotzdem nicht unter den Tisch fallen ließ. Dass Rayna zunächst bei Deacon bezüglich seiner Einstellung zur Vaterfigur vorfühlte, ist aus Sicht einer fürsorglichen Mutter sicher richtig und nachzuvollziehen. Schön ist auch, dass Rayna für das Wohl ihrer Tochter auch bereit ist, ihre eigenen Differenzen mit Deacon hinten an zu stellen. Für Deacon waren Raynas Worte sicher auch ein zusätzlicher Grund, wieder den Gang auf die, wenn auch kleine, Bühne anzutreten. Er will Maddie gegenüber natürlich auch ein Vorbild sein und das geht nicht, wenn er sich in seinem Haus zurückzieht und mit seinem Schicksal hadert. Seine Worte im Bluebird an das Publikum konnte man dann auf jeden Fall auch doppeldeutig interpretieren, denn sowohl für seine Fans als auch im Besonderen für Maddie war er seit dem Unfall und der Offenbarung der Vaterschaft nicht da gewesen. Der große Redner war Deacon noch nie und das merkt man ihm bei seiner kleinen Ansprache auf der Bühne, aber auch im Gespräch mit Maddie im Anschluss an seinen Auftritt an. Zu Beginn noch etwas unbeholfen, fast schüchtern, ergibt sich durch erste Gemeinsamkeiten ein Gefühl, dass hier eine späte Vater-Tochter-Beziehung entstehen kann. Man kann aber gespannt sein, inwiefern Teddy in dieser Entwicklung noch eine Rolle spielen wird, dem dies, von möglichen Verlustängsten getrieben, vielleicht ein Dorn im Auge sein wird.

"Unlike some people I like my romantic relationships to actually mean something."

Wir haben inzwischen ja nun schon mehr als einmal sehen dürfen, dass Will dem männlichen Geschlecht trotz vehementen Abstreitens nicht abgeneigt ist. In dieser Folge blitzten aber erstmals Zeichen von Eifersucht bei ihm auf, als er Brent zusammen mit seinem Freund sieht. Das war dann sogar schon so auffällig, dass selbst Brent es merkte, als Will demonstrativ Laylas Hand ergriff, um ja wieder den Hetero-Anschein zu erwecken. Da konnte sich Brent dann meines Erachtens auch zu recht den kleinen Seitenhieb beim Aufeinandertreffen im Aufzug nicht verkneifen. Bei Will hat er damit ganz offenbar einen Nerv getroffen. Typisch für ihn war dann aber auch wieder die (Nicht-)Reaktion auf die Pöbeleien gegen Brent und seinen Freund in der Hotelbar. Genau diese Konfrontation und Anfeindungen sind es, die Will wohl davor zurück schrecken, seiner wahren Sexualität nachzugehen. Das war zwar klischeehaft inszeniert, erfüllte aber seinen Zweck ziemlich gut. Dass ihm Brent keinesfalls egal ist, zeigte Will letztendlich aber durch die von ihm angezettelte Schlägerei in der Tiefgarage. Wem genau mit diesem Überfall geholfen sein soll, ist mir aber unverständlich. Vielmehr geht Will damit selbst ein großes Risiko ein, sollten wie eigentlich üblich, Sicherheitskameras die Bilder aufgezeichnet haben. Sein anschließendes tête-à-tête mit Layla diente Will meines Erachtens lediglich als Katalysator für seine aufgestauten Emotionen und Aggressionen. Mal sehen, wie lang Will sein selbstgestricktes Lügengebäude noch wird aufrechterhalten können.

"Mr. Fordham I think you just scored yourself a song."

Mit wenigen, kurzen Szenen ging die Handlung von Gunnar in der Episode etwas unter. Ich hatte gar nicht mehr damit gerechnet, dass sein Song, den er Will zur Aufnahme verweigerte, noch einmal ein Thema werden könnte. Aber offenbar hat Gunnar, auch bedingt durch Avery, wieder Lust auf das eigene Musikmachen bekommen und ist bereit, Jeff für dessen Unterstützung entgegenzukommen. Dass Gunnar dann ausgerechnet zusammen mit Scarlett in einem Tour-Bus von Luke Wheeler landet, ist wohl einfach der Seriendramatik geschuldet. In der Enge des Raumes werden sich die beiden nun kaum aus dem Weg gehen können. Die Affären und Beziehungen mit Avery respektive Zoey kommen somit sicher bald ans Licht. Vom großen Krach über Aussprache und Versöhnung bis hin zur Wiederauflage der früheren Beziehung halte ich hier alles für möglich.

Fazit

Die Folge war wieder einmal derart mit Geschichten vollgepackt, dass ich mir grundsätzlich wünsche, die Autoren würden den einzelnen Stories etwas mehr Raum geben und dafür andere Handlungen auch einmal pausieren. Entwicklungen wie das Geschehen um Gunnar oder auch die aufkeimende Beziehung von Rayna und Luke gingen leider doch ziemlich unter. Zudem kam auch die Musik etwas kurz, die als wichtiger Serienpfeiler sonst so oft zu emotional schönen Momenten führt. Dennoch gab es vor allem mit der Paarung von Deacon und Avery ein tolles Highlight. Auch Maddie wusste sowohl im Zusammenspiel mit Teddy als auch mit Deacon zu überzeugen. Der völlig überraschende Cliffhanger entschädigt außerdem ein wenig für die sich wiederholend anfühlende Juliette-Storyline. Noch muss man aber erst einmal abwarten, was die Serienschreiber aus dieser Situation machen werden.

Jan H. – myfanbase

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