Bewertung

Review: #2.10 Blutsverwandtschaft

Foto: Jeremy Davies, Justified - Copyright: Prashant Gupta/FX
Jeremy Davies, Justified
© Prashant Gupta/FX

#2.10 Blutsverwandtschaft ist eine Brückenepisode, in welcher Weichen für kommende Ereignisse gestellt werden. Dabei gibt es viele Entwicklungen, die den Zuschauer fesseln. Ganz weit vorne ist hier die Schlussszene, in der Ava und Boyd sich küssen. Auch Mags' Entscheidung, das Familienunternahmen ihren verbleibenden Söhnen zu übertragen, ist doch ein recht unerwarteter Wendepunkt.

"Ich wollte dich ein letztes Mal sehen."

Was der Zuschauer insgeheim kommen sah, war die Schlussszene mit Boyd und Ava, da gerade in #2.09 Hüte deinen Bruder stark darauf hin gearbeitet wurde, ich erinnere noch einmal kurz an ihre gemeinsame Tanzszene beim Bennett-Fest. Dramatisch war der Weg in dieser Episode zum heimlichen Höhepunkt der erzählten Geschichte. Es wurde deutlich, dass Boyd Ava achtet und schätzt, da er lieber auszieht, als gegen Avas Regel bezüglich krimineller Machenschaften zu verstoßen. Ava versteht das nicht, da sie ihm doch schon beim Überfall auf die Mine gedeckt hatte. Boyd zieht hier eine klare Linie, die schlussendlich Ava überschreitet, als sie Boyd küsst. Die Entwicklung ist zwar in diesem Augenblick überraschend, aber durchaus absehbar gewesen. Hier bindet sich Boyd an einen Menschen, wodurch eine Schwäche entsteht, die ihm zum Verhängnis werden könnte, vor allem in Anbetracht seiner neuerlichen Pläne.

Machtverschiebung

Durch Boyds Entschluss, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, und Mags' Entscheidung, die Familiengeschäfte an Doyle und Dickie abzutreten, kommen große Veränderungen auf der Einflussebene der Crowders und Bennetts zu. Vor allem, da Dickie sich entschließt, den Handel zwischen seiner Mama und Boyd zu ignorieren. Diese Haltung geht wohl ganz klar damit einher, dass Dickie zum einen eher impulsiv handelt und Mags ihm zum anderen gesagt hat, dass sie von nun an geschiedene Leute seien. Mags gibt ihm nämlich die Schuld an Coovers Tod. Die möglichen Entwicklungen, die aus Dickies Ignoranz gegenüber der Vereinbarung zwischen Mags und Boyd entstehen könnten, laufen in jedem Fall auf eine Konfrontation zwischen Boyd und Dickie hinaus, in die sicherlich auf eine verrückte Weise Raylan miteinbezogen wird. Ich glaube kaum, dass sich Dickie gegen Boyd behaupten wird. Dickie mag zwar aufgrund der Omnipräsenz der Familie Bennett das größere Einflussgebiet und bessere Netzwerk haben, aber Boyd ist viel bedachter und handelt nicht so impulsiv wie sein Geschäftsgegner. Boyd wird Dickie nach Strich und Faden ausnehmen, was den Bennettsohn sicher zu der ein oder andern Racheaktion herausfordern wird. Hier ist Krieg im Anmarsch und ich bin mir nicht sicher, wen ich gewinnen sehen will. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich ein wenig gehofft, Boyd würde auf dem rechten Pfad bleiben, doch das würde wohl seine geheimnisvolle Aura zerstören, die ich so schätze.

Raylans Probleme

Nachdem Raylan nun Coover erschossen und Art ihn und Winona in der Asservatenkammer beobachtet hat, kommt es zur Konfrontation zwischen ihm und Art. Dieser hält Raylan zwar für rechtschaffen, aber keinesfalls für einen guten Marshal. Er glaubt nicht, dass Raylan noch sehr viel älter werden wird, wenn er nicht fundamental an seiner Einstellung arbeitet. Art spricht den Elefanten im Raum zwar nicht an, doch dem Zuschauer dreht sich an der Stelle der Kopf, welches nicht ganz korrekte Verhalten Raylans Art wohl hier genau meint. Im Grunde ist es auch egal, führt es in der Geschichte selbst wohl doch zum Ziel. So bietet Raylan Winona später an, dass er alles aufgeben und wieder Kadetten ausbilden würde, wenn sie dann mehr Vertrauen in ihn hätte und sich keine Sorgen mehr machte, dass er im Job erschossen werden könne. Dass es dann aber Winona ist, die zögert, sein Angebot anzunehmen, spricht sehr für ernsthafte Kommunikationsprobleme zwischen den beiden. Doch immerhin gestehen sie sich gegenseitig ihre Liebe ein, was allerdings nichts ist, was der Zuschauer an der Stelle nicht auch schon wusste.

Noch bevor die beiden ihre Probleme wirklich lösen können, kommt eine Schießerei dazwischen, in welcher auch Winona zwischen die Fronten gerät. Sie stimmt danach sofort zu, mit Raylan zu gehen. Hier ist Potenzial für viele Gespräche verloren gegangen und alles wurde sehr überstürzt. Ich hoffe, dass das noch nicht das Ende vom Lied war, denn mich würde es freuen, wenn die Dynamik zwischen den beiden nicht verloren ginge, denn zum Knall wird es kommen, spätestens wenn Raylan sich dazu entscheidet, seinen Job nicht umzustellen.

Betonen möchte ich an dieser Stelle noch Raylans Sorge um Loretta. Er kümmert sich wirklich um das Mädchen und so kann ich absolut nicht nachvollziehen, wie Art Raylan so hart kritisiert, ohne diese gute Eigenschaft an ihm zu sehen.

Fazit

Nun da das Minenproblem gelöst ist, müssen neue Handlungsstränge her. Hier wird natürlich auf dem bisherigen Geschehen aufgebaut. So wirkt die Episode auf den ersten Blick zwar sehr wie eine reine Brückenepisode hin zu neuen Wegen. Doch der Zuschauer wird mehr als nur einmal überrascht und das hält das Interesse wach. Jede Szene ist potenziell wichtig für Kommendes und darf nicht unter den Tisch fallen. Da alles auf dem bereits Erzählten basiert und, mal abgesehen von dem Anschlag auf Raylan und Winona, nichts aus der Luft gegriffen wird, ist die Episode so rund wie bisher noch keine in dieser Staffel. Ich habe zwar das ungute Gefühl, dass mehr hinter dem Anschlag steckt und dafür weder Boyd, noch die Bennetts zuständig sind, aber gerade das macht Lust auf die nächste und hält mich als Zuschauer extrem bei der Stange. Volle Punktzahl!

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

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