Bewertung

Review: #6.09 Die Lügenfabrik

Foto: Claire Danes, Homeland - Copyright: 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment
Claire Danes, Homeland
© 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Weiter geht es mit der sich bis hierhin stetig steigernden Staffel 6 von "Homeland", die langsam aber sicher auf die Zielgerade einbiegt. Das Gesamtbild setzt sich immer mehr zusammen, was der Spannung keinen Abbruch tut.

"I don't see how you could possibly understand."

Die Episode steigt mit einer recht intensiven Szene mit Carrie ein. Zunächst war ich nicht sicher, ob sie mit jemanden oder ihrem Spiegelbild spricht, doch es stellt sich als echtes Gespräch heraus, in welchem sich Carrie wirklich offenbart. Es ist ein toller Moment, der insbesondere auch ihre Sicht auf Brody in Zusammenhang mit Franny aufzeigt. Hierbei ist diese Auftaktszene vor allem überzeugend, weil alles Sinn macht, nachvollziehbar ist und Carrie auch wirklich tief blicken lässt. Irgendwie ist es ungewohnt, dass sie auf Spielchen verzichtet, auch wenn natürlich absolut nachvollziehbar ist, dass es hier um ihre Tochter geht und Spielchen da eben alles andere als angebracht sind. Ihre Erleichterung am Ende der Episode, als das Thema aufgegriffen wird und sie ihre Tochter endlich wieder sehen darf, ist absolut nachvollziehbar. Alles in allem ist diese Storyline aber natürlich etwas abseits. Ich finde es aber wichtig, dass man dies weiter verfolgt, auch wenn es nicht so viel Raum benötigt hat. Mich ärgert es viel mehr, wenn man so etwas weglässt und dann eine Episode später wieder hervorkramt. Sie hat man hier viel mehr Stringenz drin.

"I really do care about the security of this country."

Elizabeth Keane hat sich von Dar Adal und seinen Machenschaften der letzten Episode überzeugen lassen, dass sie ihre Grundsätze in der Außenpolitik überdenken sollte. Sie will Dar Adal nun mehr in ihre Gedanken einbeziehen, während sie Saul nach Langley zurück schickt. Dar Adal scheint also am Ziel seiner Träume, weil Keane die Sicherheit des Landes nun doch mit seinen Methoden umsetzen will. Doch Saul und Carrie haben dann doch noch mal Gegenargument und belehren Keane erneut eines besseren. Eigentlich ist es schade, dass Keane so ein Spielball der Parteien ist, aber es zeigt eben auch ziemlich gut, dass man mit viel Macht noch lange nicht alle Zügel in der Hand hält und dann doch auch mal ziemlich hilflos sein kann. Das soll sich nun ändern, doch dazu muss Carrie quasi Saul verraten, weil die jetzigen Beweise gegen Dar Adal nicht ausreichen. Das verursacht natürlich unumgängliche Probleme, wobei ich mich schon frage, ob man nicht auch versuchen könnte, Dar Adal eine Falle zu stellen, damit er sich selbst belastet. Doch das ist eben heikel, denn Dar Adal hat für solche Dinge offenbar ein sehr gutes Gefühl. Keane hat er auch schon wieder durchschaut irgendwie. Es bleibt hier also spannend, weil Dar sich mit Sicherheit nicht so einfach ergeben wird und sicherlich schon viele Szenarien vorbereitet hat, um dann zu fliehen oder Ausreden zu finden.

"Unfortunately I couldn‘t convince them wrong."

Dar hat sich in dieser Episode wieder von der ganz besonders fiesen Seite gezeigt. Als Zuschauer weiß man seit der letzten Episode ganz sicher, was für ein mieser Bösewicht er eigentlich ist und dass ihm jedes Mittel recht ist, um seine Ziele zu erreichen. Hier hintergeht er mit aller Dreistigkeit Javadi und liefert ihn quasi aus, obwohl er ihm Sicherheit versprochen hatte. Javadi kann sich immerhin ein kleines bisschen rächen, aber ob ihm das das Leben retten wird, bleibt abzuwarten. Wie abgebrüht Dar jedenfalls immer seine Pläne umsetzt, ist schon heftig. Da läuft es einem irgendwie kalt den Rücken runter.

"I can't believe you called me on an open line."

Selbst in der extremsten Situation bleibt er kühn und abgebrüht, selbstsicher und vor allem siegesgewiss. Diese Ausstrahlung ist schon ein Statement. Da kämpft sich Peter Quinn durch seine Trauer, raubt mit einem genialen Plan (ok, das geht auch nur in den USA) einen Waffenladen aus und ist eigentlich entschlossen Dar Adal zu töten oder zumindest richtig weh zu tun. Aber er kann es dann nicht, weil seine Vergangenheit mit Adal auch noch mal speziell ist (und weil er wohl auch darauf spekuliert, dass er so zum eigentlichen Täter kommt, auch wenn ihm bewusst ist, dass Dar der Strippenzieher sein müsste). Und irgendwie geht es dann auch auf. Ich hoffe eigentlich nur, dass Peters weiterer Weg auch durch solche kleinen Momente wie der an der Tankstelle gespickt sind. Leute aufspüren und verfolgen kann Quinn einfach richtig gut. Er gefällt mir richtig gut und es sieht so aus, als wird er noch eine sehr wichtige Rolle spielen.

"It makes sense für me to go in at least."

Eine wichtige Rolle bekommt wohl auch Max und das ist der Teil der Episode, der all die anderen Teile noch mal in den Schatten stellt. Max wird aktiv und lässt sich nicht von Carrie abbringen. Ich finde es ziemlich cool, dass Max endlich mal etwas zu tun hat, das mehr ist, als Hintergrundarbeit. Er begibt sich richtig in Gefahr, weil er helfen möchte. Schön ist hierbei auch, dass man Fara noch mal indirekt erwähnt hat. Außerdem fand ich den Kontext, in welchem Max nun zu arbeiten scheint, wirklich gelungen. Das Thema Fake-News und Fake-Profile ist aktueller denn je und "Homeland" schafft es mal wieder, genau da auch dabei zu sein. Ich bin sehr gespannt, welche Dimension das noch annehmen wird, was Max herausfinden wird und welche Strategie hinter der Firma steckt. Auch hier hat Dar Adal bestimmt seine Finger im Spiel.

Fazit

"Homeland" schafft es auch mit der neunte Episode der Staffel zu begeistern. Stetig ging es bergauf und nach der grandiosen letzten Episode war ich besorgt, ob man dieses Niveau auch wird halten können. Man konnte es. Spannung, viele kleine Verworrenheiten, Manipulationen und kein Ende in Sicht. Und dann beweist die Serie auch noch Humor. Mein Highlight diesbezüglich in dieser Episode war natürlich das Gespräch zwischen Carrie und Saul mit folgendem Wortgefecht: “Maybe you shouldn't have been fucking a Russian mole." - "Well, coming from someone who fucked a guy in a suicide vest, that means a lot." Weiter so!

Emil Groth - myFanbase

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