Bewertung

Review: #5.07 13. Juni (1)

Na also, es geht doch! Dort wo #5.06 Game Over zum Augenverdrehen und Verzweifeln war, vollführt #5.07 13. Juni (1) das Kunststück, unterhaltsam, packend und zumindest ansatzweise logisch zu sein. "Heroes Reborn" liefert hier die mit Abstand beste Episode bislang ab und zeigt, was doch alles in dieser Serie steckt, wenn man es denn nur heraus holt und die ganze Sache richtig anpackt.

"We must try not to step on butterflies."

Warum genau funktioniert diese Episode? Sie funktioniert, weil sie ein klares Ziel vor Augen hat und einen klaren Plot besitzt. Sie funktioniert, weil alle Charaktere eine eindeutige Motivation haben: Noah und Hiro (willkommen zurück!) wollen die Explosion um 11:14 Uhr aufhalten bzw. Claire retten, Mohinder (willkommen zurück!) will hinter Erica Kravids Geheimnis kommen, Mama Petrelli (willkommen zurück!) will Ericas wahnwitziges Vorhaben durchkreuzen und selbst Luke und Joanne agieren diesmal nicht hirnrissig, sondern wollen versuchen, für ihren Sohn Dennis ein Heilmittel zu finden. Die Episode funktioniert, weil belanglose Storylines und Charaktere weggelassen werden – es wird deutlich, wie völlig überflüssig Carlos oder Miko letztendlich sind. Sie funktioniert, weil die Autoren mit Herzblut und Logik an das Drehbuch herangegangen sind. Sie funktioniert, weil sie an all die großartigen Zeitreise-/Flashbackepisoden der Originalserie erinnert.

Es wird an zwei Fronten gekämpft und an beiden muss Erica Kravid überwunden werden, die sich ganz klar als Antagonistin herauskristallisiert, die sogar die hinterlistige Mama Petrelli hereinlegen konnte. Einmal haben wir die Explosion am 13. Juni um 11:14 Uhr, die – und das ist eine smarte Idee – mithilfe von Harris' Klonen bzw. Quentins Schwester Phoebe in Gang gesetzt wird. Egal, was Hornbrille und Hiro versuchen, sie müssen einsehen, dass sie diese Explosion nicht aufhalten werden können, ohne noch mehr Schaden anzurichten. Natürlich ist das vor allem ein Deux-Ex-Machina-Erzählkniff: Die Explosion in Odessa muss ja storytechnisch passieren, sonst funktioniert die gesamte Staffelprämisse nicht mehr. Doch trotzdem ist man gewillt, dies als gegeben hinzunehmen, denn man vertraut Hiro, dem erfahrenen Zeitreisenden, und seinem Urteil. Wenn Hiro sagt, dass es "zu viele Schmetterlinge" wären, auf die man hier treten würde, dann ist das nun mal so – und man akzeptiert es, denn die Entscheidung wird nicht durch den Plot und irgendwelche wüsten Wendungen herbeigeführt, sondern durch den Charakter.

Auf der anderen Seite haben wir das so genannte H.E.L.E., das Human Extinction Level Event. Wissenschaftlich bewiesen durch Mohinder und letztlich gewollt von Erica Kravid ist dieses tödliche Naturphänomen unaufhaltbar – fast. Und hier gelingt der Serie tatsächlich ein ausgeklügelter Storyclou, der trotz ein paar kleinerer Logiklöcher doch spannend ist: Die zwei Evos, die das H.E.L.E. aufhalten können, sind Malina und Tommy... aka Nathan... aka Zwillinge, deren Mutter Claire Bennet heißt! Tatsächlich macht die ganze Angelegenheit erstaunlich viel Sinn: Claire gebar Zwillinge, die Noah und Angela in der Vergangenheit versteckten. Noah ließ sich die Erinnerung daran löschen, damit Erica sie nicht finden konnte. Jetzt, in der Gegenwart, sind Malina und Tommy/Nathan Teenager und aufgrund ihrer Bestimmung seit sie denken können auf der Flucht.

"It'll be all right. I'm ready. I promise. Dad taught me everything he knows."

Zwei kleine Dinge stören hier jedoch. Da haben wir einmal Claires Tod. Es ist für eine Serie natürlich immer schwierig, einen unsterblichen Charakter einzuführen, da man dann ein Problem hat, wenn der jeweilige Darsteller, in diesem Fall Hayden Panettiere, nicht mehr zur Verfügung steht. Keine Hayden, keine Claire, das heißt Claire muss irgendwie sterben. Aber es wird nie klar, wieso Claire bei der Geburt verstarb – man kann allerhöchstens vermuten, dass es eventuell wegen Phoebe war, deren Fähigkeiten diejenigen anderer Evos unterdrückt. Doch das ist unzufriedenstellend. Zusätzlich wird die Trauerszene, in der Noah über der verdeckten Leiche Claires zusammenbricht, relativ unglaubwürdig. Man versucht zwar, mit ein paar blonden Haaren die Illusion zu erzeugen, dass hier wirklich Claire liegt, aber das wirkt alles so präpariert, dass auch ein Jack Coleman, der sich mit Tränen und allem Drum und Dran mächtig ins Zeug legt, diese Szene vor der Lächerlichkeit nicht retten kann.

Und dann geschieht noch etwas hochgradig verwirrendes am Ende dieser Episode: Anne, übrigens die Krankenschwester, die bei der Entbindung der Zwillinge dabei war (eine nette Idee!), sagt ihrem Adoptivsohn Tommy/Nathan, dass "es" losgehe und Tommy/Nathan antwortet mit vollem Selbstbewusstsein, dass er für alles bereit sei. Hä? Soll das nun heißen, der Tommy/Nathan der neuen Zeitlinie ist (vermutlich unter der Führung von Hiro) zu einem selbstbewussten jungen Mann herangewachsen, der seine Fähigkeiten voll im Griff hat? Wenn das der Fall ist, dann negiert die Serie hier prinzipiell die komplette erste Staffelhälfte in Hinblick auf Tommys/Nathans Storyline und das wäre ziemlich frustrierend.

"It is about fate. You do not mess with it."

Doch selbst angesichts dieser Pannen und der ein oder anderen plumpen Szene (die Exposition Mohinders und Angelas im Auto... puh, das war vielleicht ein schlechter Dialog!), funktioniert diese Episode. Sie lässt über diese Unzulänglichkeiten hinwegsehen, weil das große Ganze eine emotionale Resonanz hat und mitreißend ist. Selbst die schwächeren Nebenplots in Tokio mit Hiro, Hachiro Otomo und dem Evernow-Spiel bzw. die Collins-Familienstory sind da akzeptabel. "Heroes Reborn" zeigt: Sobald wieder in der Zeit hin und her gesprungen wird, kann die Serie ihren alten Charme zumindest teilweise zurückholen. Dies liegt nicht zuletzt an der Rückkehr alter Lieblinge wie Hiro (bevor er zur Nervensäge wurde) oder Mama Petrelli. Für eine spannende Fortsetzung des Zweiteilers sind die Weichen also gelegt, bleibt nur zu hoffen, dass es so weitergeht.

Maria Gruber - myFanbase

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