Bewertung

Review: #1.01 Flug 627

Foto: Anna Torv, Fringe - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Anna Torv, Fringe
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Im Herbst 2008 ist in den USA keine andere Serien mit so hohen Erwartungen an den Start gegangen wie "Fringe". Die Aussicht auf ein neues "Akte X" aus der Feder des Mannes, der die Welt bereits mit Serien wie "Alias – Die Agentin" und "Lost" bereichert hat, – die Rede ist natürlich von J.J. Abrams -, brachte viele Programmchefs rund um den Erdball dazu, sofort den Geldbeutel zu öffnen und sich die Rechte an "Fringe" zu sichern, noch ehe die erste Episode über die amerikanischen Fernsehbildschirme geflimmert war. Die Antwort auf die Frage, ob ein solcher pränataler Hype denn auch berechtigt war, soll dann nach landläufiger Meinung gleich die Pilotfolge beantworten.

Ja, ich beginne einen neuen Absatz, um es absichtlich spannend zu machen. Hat die Pilotfolge zu "Fringe" die hohen Erwartungen erfüllt oder nicht? Ehrlich, ich weiß es nicht und je mehr ich darüber nachdenke, umso weniger kann ich diese Frage mit einem klaren Ja oder Nein beantworten, aber ich versuche, es nach und nach aufzudröseln.

Zunächst einmal merkt man der Pilotfolge rein optisch an, dass das Budget nicht gerade gering war und das Team um J.J. Abrams sein Handwerk versteht. Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Kulissen zu sehen, wir haben viele echte Tiere dabei, allen voran natürlich die Kuh Jean, und es wird nicht mit Effekten gegeizt. Die Auswirkungen des chemischen Stoffes werden uns, insbesondere in Person von Agent John Scott, deutlich gezeigt. Nett ist dabei natürlich die kleine, feine Ironie, dass Johns Körper durch den chemischen Stoff durchsichtig bis auf die Knochen wird, seine Freundin Olivia ihn und seinen Verrat jedoch erst durchschaut, als er längst wieder gesund und körperlich nicht mehr transparent ist.

Das Grundkonzept der Serie, dass unsere Welt mehr und mehr zur Spielwiese für außer Kontrolle geratene Wissenschaft und Wissenschaftler wird, und dass Menschen als Versuchskaninchen benutzt werden, klingt durchaus viel versprechend. Die Möglichkeiten an Ein-Episoden-Storys sind enorm und der Konzern Massive Dynamic verspricht ein guter Big Bad zu werden, der als unheimliche Kraft im Hintergrund für den roten Faden sorgt.

Soweit so klar. Eine Serie ist jedoch immer nur so gut wie ihre Charaktere und da habe ich in dieser ersten Episode doch einige Schwächen ausgemacht. Olivia Dunham erscheint engagiert und da sie nicht gerade einen unerfreulichen Anblick bietet, wird sie uns auch gleich mal in Unterwäsche präsentiert, aber ein richtiges Profil hat sie noch nicht erhalten. Man weiß nicht wirklich, wie sie zu den Dingen steht, die um sie herum geschehen. Sie hat sich sehr schnell auf Dr. Walter Bishops Theorien eingelassen und alles mitgemacht, was er von ihr wollte, aber als ihr Chef Broyles ihr angeboten hat, dem Team beizutreten, das in der Welt der geheimen und gefährlichen Wissenschaft ermittelt, wollte sie davon gar nichts hören, bis sie Johns Verrat aufgedeckt hat. Ich hoffe doch, ihr (endgültig?) toter Lover ist nicht ihr einziger Antrieb, das wäre ein bisschen sehr schwach. Auch hatte ich während dieser ersten Folge immer wieder das Gefühl, dass es Olivia bei ihren Ermittlungen ausgesprochen einfach gemacht wurde. Sie hat "Bitte, Bitte" gesagt und sofort ohne Probleme das Labor für Walter, der ja nur knapp 17 Jahre in der geschlossenen Anstalt eingesperrt war, bekommen. Und wir reden hier von einem Labor im Keller der Elite-Universität Harvard! Dann hat sie gleich darauf ohne Mühe den todkranken, hochgradig verseuchten John aus dem Krankenhaus in das Labor geholt, um zusammen mit Walter, dessen Sohn Peter und ihrer Assistentin an ihm herumzudoktorn, wie sie alle lustig sind, ohne jede Aufsicht. Olivia muss eine verdammt gute Überredungskünstlerin sein.

Daneben wird uns der Charakter Peter Bishop als junger, charismatischer Abenteurer vorgestellt, als ein Aussteiger mit viel ungenutztem Potential und einer frechen Schnauze. Ein solcher Charakter kann zu einem absoluten Fanliebling werden, allerdings wirkt er in dieser Pilotfolge noch ein wenig zu bemüht, seine ganze Art erscheint zu aufgesetzt. Die meisten seiner Sprüche kommen nicht wirklich witzig oder locker rüber. Da ist noch viel Luft nach oben.

Fazit

"Fringe" bleibt nach den Eindrücken der ersten Episode eine Serie mit Potential, hat sich aber noch längst nicht in mein Herz gespielt. Da muss vor allem in Bezug auf die Charakterentwicklungen noch einiges kommen.

Maret Hosemann - myFanbase

Die Serie "Fringe - Grenzfälle des FBI" ansehen:


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