Bewertung
Juan Carlos Fresnadillo

Damsel

Foto: Millie Bobby Brown, Damsel - Copyright: 2023 Netflix, Inc.
Millie Bobby Brown, Damsel
© 2023 Netflix, Inc.

Inhalt

Elodie (Millie Bobby Brown) soll verheiratet werden, weil das Reich ihres Vaters, Lord Bayford (Ray Winstone), immer ärmer wird und daher auf einen Handel angewiesen ist, der durch die Heirat ins Reich Aurea möglich ist. Doch nach der vollzogenen Hochzeit muss Elodie erkennen, dass sie reingelegt wurde, denn sie wird geopfert, um eine alte Schuld zu begleichen.

Kritik

Die Jungfrau in Nöten. Darauf zumindest verweist der Filmtitel, der nun Millie Bobby Brown in der Hauptrolle zeigt. Doch wo deren Namen drauf steht, da ist gewiss keine Jungfrau in Nöten zu finden. Schon als Eleven in "Stranger Things" ist sie die mächtigste Figur und auch als Enola Holmes in der gleichnamigen Filmreihe hat sie vor allem mit ihrem Intellekt viele in der Tasche gehabt. Dementsprechend ist es wenig verwunderlich, sie hier als Elodie zu erleben, die ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt. Dennoch ist das Thema der Prinzessin, die den Prinzen nicht nötig hat, nicht unbedingt neu. Disney hat schon längst auf starke Prinzessinnen gesetzt, und da zähle ich jetzt auch mal die dazu, die keine Krone auf dem Kopf haben. Insgesamt ist der Film aber durchaus in dem Thema neu, dass wirklich keine Liebesgeschichte erzählt wird, zumindest nicht die zwischen einem Liebespaar. Das fand ich der Konsequenz fast mit am besten am Film, denn generell ist es nicht unbedingt die Erzählung der Männerfiguren und demnach ist es nur folgerichtig, dass Elodie sich selbst rettet und auch danach nicht noch eine Liebe hinterhergereicht wird.

Insgesamt würde ich zur Einschätzung des Films sagen, dass mir das Drehbuch zu schwach war. Auch wenn ich Brown wahrlich niemals ihre Fähigkeiten absprechen würde, so ist es einfach nicht ausreichend, so einen Film nur dadurch tragen lassen zu wollen, dass man einer Heroine die Aufgabe erteilt, einfach nur zu überleben. Es gibt genug Survival-Thriller, auch genug One-Woman-Shows wie beispielsweise Blake Lively in "The Shallows", aber dort ist dennoch eine gute Geschichte drum herum, die mehrere Ebenen beleuchtet. Hier war mir das zu eindimensional und das fängt schon mit optischen Gründen an. Elodie kommt zwar aus einem Reich, aber ein armes Reich, das verzweifelt ums Überleben kämpft. Dennoch sieht sie schon da wie aus dem Ei gepellt aus. Stets dunkles Augen-Make-up, akkurat geschärfte Fingernägel, da fing es schon an, dass mir die ganze Inszenierung zu oberflächlich war. Da braucht es auch mal den Mut zur Hässlichkeit. Selbst wenn Elodie später nahezu ihr ganzes Kleid dem Überlebenskampf geopfert hat, aber selbst da sieht alles noch perfekt aus. Dementsprechend war auch die Charakterdarstellung. Mir fehlten die Ecken und Kanten bei Elodie. Sie wird zwar schon in der Heimat als durchsetzungsstark und mutig gezeigt, dennoch auch auf eine Art naiv. Dass die Stiefmutter Lady Bayford (Angela Bassett) nicht Antagonistin ist, gut gegen Trend, dennoch war Elodies Beziehung ihr so einseitig wie auch zu Schwester Floria (Brooke Carter) und Vater Lord Bayford. Die Schwester ist völlig oberflächlich und eindimensional in ihrem Blick auf die Welt, einfach mit Liebe begegnen. Der Vater bringt sie einfach in ein anderes Königreich, wirkt von jetzt auf gleich wie ausgetauscht, aber warum zweifeln? Auch die Warnungen der Stiefmutter werden zwar gehört, reflexiv aber nicht bearbeitet. Das war in der Gesamtsumme dann schon zu wenig, um Elodie wirklich für die Figur zu bewundern, als die sie wohl inszeniert werden sollte.

Als Elodie dann in der Höhle beim Drachen landet, da wurde es etwas besser. Auch wenn viele Einstellungen sehr dunkel waren, aber hier fand ich Elodies angedeutete Eigenschaften besser umgesetzt. Sie schaut genau hin, sie ist lernfähig, sie ist zäh und ausdauernd und da sind dann ihre empathischen Seiten nicht so einseitig, weil es ihr hilft, die Geschichte des Betrugs zu durchschauen. Später ist es dann auch die Liebe zu Floria, die der große Antrieb ist und da musste ich dann auch an Die Eiskönigin denken, wo die Schwesternliebe die sonst so typische Liebesgeschichte ersetzt hat. Das ist hier auch der Fall. Es geht aber auch um Mutterliebe. Das lässt mich auch generell über die Frauenrollen in diesem Film nachdenken. Es ist wie gesagt nicht so entscheidend, was die Männer treiben, umso auffälliger, dass die Frauen auf eine Art die Hose anhaben. Nicht alle haben sich dem Guten und Gemeinschaftlichen verschrieben, aber sie alle haben einen starken inneren Antrieb. Deswegen fand ich es auch ein bisschen schade, in welche Richtung stellenweise der Konflikt von Elodie und dem Drachen ging. Die Szenen, wo sie sich wirklich mal innehaltend gegenüberstehen, hätte man gut durch starke Dialoge unterstützen können. Auch wenn es nicht ideal gelungen ist, aber das Ende des Films passt eindeutig für mich. Am Ende ist es eben doch ein Märchen, in dem alles gut wird.

Einen Punkt muss ich unbedingt noch anbringen. Nicht nur das Drehbuch ist an vielen Stellen knapp und dürftig, sondern es ist auch auffällig, wie wenig der doch beeindruckende Cast genutzt wird. Lassen wir mal Brown raus, die fast schon zu dominant ist, aber Robin Wright und Angela Bassett in einem Film? Der helle Wahnsinn eigentlich, aber schade, dass die Figuren so zum Vergessen waren. Lady Bayford kommt aber noch besser weg, weil sie gute Instinkte hat und weil sie trotz des Stiefmutterdaseins für die beiden jungen Frau loyal alles geben würde. Dennoch ist sie eigentlich Statistin. Noch arger ist es aber mit Wright als Königin, die recht plump eine Antagonistin ist, das aber nicht richtig ausleben darf. Da es wie gesagt auch kein freundlicher Film den Männerrollen gegenüber ist, ist auch Nick Robinson recht überflüssig. Das war wirklich ein Aspekt, der schade war, denn solche Namen würden bei mir eine besser verteilte Rollenaufteilung als Ideal wünschenswert machen.

Fazit

"Damsel" hätte mir gerne besser gefallen können, aber ich fand das Drehbuch leider zu schwach. Trotz tollen Casts war es eigentlich nur die Festspielwiese von Millie Bobby Brown, deren Charakter dann auch noch in vielen Aspekten oberflächlich geblieben ist. Es wurden durchaus spannende Momente geboten und ich mochte auch die Auflösung, aber der Weg dahin war steinig.

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Lena Donth - myFanbase
11.03.2024

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