Bewertung
Adam McKay

Big Short, The

"Truth is like poetry. And most people fucking hate poetry."

Foto: Copyright: Paramount Pictures Germany GmbH
© Paramount Pictures Germany GmbH

Inhalt

"The Big Short" ist ein Film über die amerikanische Wirtschaftskrise von 2008 und zeigt, wie es überhaupt erst so weit kommen konnte. Besonders interessant wird der Film dadurch, dass er auch zeigt, wie man die Krise hätte verhindern können. Vier Leute hatten ein besonderes Gespür dafür, was passieren wird und hören trotz allen Zweifeln auf ihr Bauchgefühl. Doch wie ist diese Idee umgesetzt worden? Kann man als Laie einem so komplizierten Thema folgen?

"The Big Short" versucht den Zuschauern die Wirtschaftskrise von 2008 aus der Sicht von vier Hauptcharakteren näher zu bringen: Jared Vennet (Ryan Gosling), Michael Burry (Christian Bale), Mark Baum (Steve Carell) und Ben Ricket (Brad Pitt). Die vier wollen verstehen, wieso niemand eine Krise kommen sieht, wenn sie für sie doch so klar sichtbar ist. Der Film beginnt 2005 und endet 2008 und hilft dem Zuschauer, zu verstehen, was damals eigentlich passiert ist.

Kritik

"The Big Short" ist ein sehr anspruchsvoller Film. Der normale, durchschnittliche Kinogänger ist nur selten ein Finanzexperte und viele kennen sich in diesem Bereich eher wenig aus. Das stellt für den Film aber nicht wirklich ein Problem dar, denn hier findet sich eine Besonderheit von "The Big Short": Man bekommt während des Films die wichtigsten Begriffe, Vorgänge und Situationen erklärt, so dass man dem Geschehen gut folgen kann. Das geschieht sowohl durch die Story und die Hauptcharaktere, aber auch durch Gastauftritte von diversen Stars. Man ist sich des schweren Themas bewusst und versucht, nicht nur den Zuschauer bei Laune zu halten, sondern ihm auch etwas bei zubringen. In keiner Weise macht dies einen zum Finanzexperten, aber man verlässt das Kino mit dem Gefühl, etwas gelernt zu haben, was nie schaden kann.

Allerdings fühlt sich der Film nie wie eine Schulstunde an, schließlich bekommt man das Wissen mit Spannung und Witz vermittelt. Dennoch muss man dem Film aufmerksam folgen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Passt man einmal nicht auf, wurde ein Begriff erklärt, mit dem in den folgenden Minuten nur so um sich geworfen wird: Shorts, Bonds, CDOs, um nur einige Beispiele zu nennen. Schnell lernt man, dass die Wall Street große und komplizierte Wörter benutzt, um die Leute zu verwirren und sie am Verständnis zu hindern. Und genau das versucht der Film etwas aufzulösen. Schließlich war dies einer der Gründe, wieso eine solche Krise überhaupt erst entstehen konnte: Niemand wusste wirklich bescheid, was da vor sich geht, nicht einmal die Banker hatten einen Überblick. Jeder investierte und glaubte an eine Blase, die platzte und alles mit sich riss. Die Menschen denken eben nicht gerne an die schlechten Dinge. Das ist ein Zitat aus dem Film, und "The Big Short" ist voll davon.

Der Film bringt einem aber nicht nur Wissen näher. Er macht als Finanzdrama unerwartet viel Spaß. Goslings Figur fungiert als Erzähler und bezieht das Publikum sogar in die Handlung mit ein - man bricht also die Wand zwischen Film und Publikum. Eine Szene wirkt beispielsweise sehr gescriptet und man kann sich nicht vorstellen, dass diese so stattgefunden hat – schließlich beruht der Film auf wahren Begebenheiten; die Charaktere sind nicht frei erfunden. Allerdings versichert Vennet dem Zuschauer, das dies wirklich genau so passiert ist. Eine andere Szene wurde aus film- und zeittechnischen Gründen vereinfacht, auch dies wird dem Zuschauer vermittelt. Trotz viel Witz verliert der Film aber nie seinen ernsten Ton und macht einem klar, dass es in einer Finanzkrise nie wirklich einen Gewinner geben kann.

Obwohl "The Big Short" voll ist mit Inhalt, wirkt er nie übertrieben oder überladen. Schade ist nur, dass das Privatleben der Charaktere in den Hintergrund tritt. Man sieht sie bei den Bankgeschäften, erfährt aber nur sehr selten etwas über familiäre Umstände. Eigentlich stört das nicht weiter, allerdings gibt es gerade bei Mark Baum sehr viel Hintergrundgeschichte, die nie wirklich aufgelöst wird. Den gesamten Film über setzt er sich mit dem Tod seines Bruders auseinander und wir erfahren auch wie es zu dem Tod kam und wieso Baum dies so kaputt macht, allerdings steht dies nie im Vordergrund. Bei einem so wichtigen und charakterprägenden Thema wünscht man sich, dass man dies ausgeweitet hätte.

Fazit

"The Big Short" ist ein sehr anspruchsvoller Film, der sich mit einem sehr ersten und komplizierten Thema beschäftigt. Allerdings macht es wirklich Spaß ihn zu sehen. Jeder, der an Finanzen oder Finanzkrisen interessiert ist, kann sich reinen Gewissens den Film anschauen. Jeder, der die Schauspieler mag, oder Steve Carell mal in einer ernsten Rolle sehen möchte, sollte sich diesen Film anschauen. Diejenigen, die allerdings nur ins Kino gehen, um bei leichter Unterhaltung den Kopf abschalten zu können, sollten passen. "The Big Short" ist nicht mal annähernd leicht und man muss ständig aufpassen, selbst wenn dem Zuschauer das Grundwissen leicht vermittelt wird. Dennoch lohnt sich der Aufwand, denn der Film ist wirklich sehenswert und man lernt sogar noch was dabei. Für dieses überraschend unterhaltsame Finanzdrama gibt es daher acht von neun Punkten.

Martin Thormann - myFanbase
07.01.2016

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