Bewertung
Anand Tucker

Verlobung auf Umwegen

"Das ist ein Louis Vuitton!" - "Du gibst deinem Koffer einen Namen? Hallo, Louis."

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Inhalt

Die junge Innendekorateurin Anna Brady (Amy Adams) aus Boston ist schon seit vier Jahren mit dem Kardiologen Jeremy (Adam Scott) zusammen, doch den Verlobungsring hat sie von ihm noch nicht erhalten, obwohl sie sich gemeinsam ein hoch exklusives Appartement in Davenport kaufen möchten. Anna überkommt das Gefühl, dass Jeremy ihr einen Antrag bei einem romantischen Abend in einem Restaurant machen möchte. Als dieser schließlich eine kleine Schatulle aus seinem Jacket holt, ist es nur eine Frage von Sekunden - letztlich sind es aber nur Ohrringe.

Als Jeremy plötzlich geschäftlich nach Dublin muss, nimmt Anna die Sache selbst in die Hand, und fliegt ihrem Freund nach Irland hinterher. Dort gibt es die Tradition, dass eine Frau in einem Schaltjahr am 29. Februar dem Mann einen Antrag machen darf, und dieser muss diesen dann annehmen. Bei ihrem Flug treten dummerweise Turbulenzen auf, wodurch sie gezwungenermaßen in Wales landet. Sie chartert einen Kutter, der sie bei Sturm und Regen nach Irland bringt, wo sie in einer Einöde auf den Gastwirten Declan (Matthew Goode) trifft.

Kritik

Zu jeder Jahreszeit und zu jedem Monat gibt es die große Liebesgeschichte aus Hollywood, in der zum Großteil ein Klischee nach dem anderen auf uns herabprallt, sodass wir jedes Mal völlig fertig den Kinosaal verlassen. Nun zum allmählichen Herbstbeginn ist es wieder so weit uns in eine trübe, aber kuschelige Atmosphäre zu verleiten, bei der es einem schwer fällt, dieser zu widerstehen. Wir holen unsere Pullover aus dem Schrank, sind womöglich auch noch Single, sehnen uns nach Geborgenheit und Zuneigung, und hoffen den oder die richtige bei einem gemütlichen Kinoabend zu finden, oder zumindest kennen zu lernen. Dabei kann es nicht schaden, das US-Stupsnäschen Amy Adams zu beobachten, wie sie sich in den "Watchmen"-Star Matthew Goode zwangsweise verliebt - lassen wir vollkommen außer Acht, dass diese durch und durch top organisierte Frau, also Anna Brady, im Grunde heiraten wollte, und zwar den Mann ihrer Träume, mit welchem sie schon eine Zukunft aufgebaut hat. Wir kennen schließlich das Phänomen nicht, dass wenn Mann und Frau für eine gewisse Zeit zusammenarbeiten müssen, auch gewisse sexuelle Spannungen entstehen. Einige verwechseln das mit Liebe. So wohl auch die Drehbuchautorin Deborah Kaplan. Womöglich traten bei ihr selbige Gefühle auf, als sie mit dem Regisseur Anand Tucker länger zusammen arbeiten musste. Doch nur so funktioniert diese Geschichte. Oder auch nicht.

Sie funktioniert nur in der Hinsicht, wenn die Naivität des Zuschauers Überhand nimmt. Sie funktioniert dann nicht, wenn dieser Faktor nicht wirkt. Was wohl das Problem am gesamten Konzept ist. Für eine schöne Romanze sollten keine unglaublichen Zufälle geschaffen werden, damit sich Menschen finden, und dann auch noch alles wegwerfen für einen ihm im Grunde wildfremden Menschen. Schauen wir uns allein die Liebeskomödie "Während du schliefst" mit Sandra Bullock an, so stellen wir fest, dass eine banale Zusammenkunft Berge versetzen, und zutiefst in das Leben eines Menschen eingreifen kann. Eine einfache Angestellte ist in einen Mann verliebt, obwohl sie ihn nicht kennt, und durch einen dummen Zufall, in diesem Fall ein Unfall, lernt sie ihren zukünftigen Lebenspartner kennen.

Für Anand Tucker heißt es stattdessen, größerer Zufall, größere Gage, bessere Liebe. Zwar reihen sich hier Gags aneinander, mal in kürzeren und mal in größeren Abständen, und Insider-Witze verpassen dem Ganzen noch den letzten Schliff, doch glauben will der Zuschauer diesem Liebespaar keinesfalls. Dies hat nichts mit Amy Adams und Matthew Goode zu tun. Sie koalieren zwar miteinander, und an ihren schauspielerischen Fähigkeiten mag nicht gezweifelt werden. Dennoch wirken sie weder verliebt, noch als Paar geeignet. Verwöhntes Stadtfräulein und attraktiver Hinterwäldler, dazu noch auf eine Entfernung von mehr als zehn Stunden Flugzeit, das wirkt einfach unglaublich. Und das ist dieser Film auch. Einfach unglaublich. Unglaublich dämlich und unglaubwürdig. Somit ein Fall für das Archiv P.

Fazit

Kurzweilige Liebeskomödie mit starken Schauspielern, aber unausgereifter und konfuser Geschichte. Eine Empfehlung, selbst für Verliebte, fällt weg.

Ignat Kress - myFanbase
27.08.2010

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