Bewertung

Review: #1.15 Lauter Lügen

Foto: James Denton, Desperate Housewives - Copyright: 2004 Buena Vista Home Entertainment, Inc. und Touchstone Television
James Denton, Desperate Housewives
© 2004 Buena Vista Home Entertainment, Inc. und Touchstone Television

Der deutsche Episodentitel sagt eigentlich schon alles aus: Es dreht sich dieses Mal um Lügen und Wahrheiten. Dies wird geschickt in tollen Storylines verpackt, bei der nur eine einzige in der Qualität leicht abfällt. Der Rest aber ist sehr überzeugend. Lynette verhilft Tom zur Beförderung, um es kurz darauf schon wieder zu bereuen. Susan kommt hinter die Wahrheit rund um Mike Delfinos krimineller Vergangenheit, während sich Gabrielle mit Johns Kumpel Justin herum schlägt, der ein seltsam drängendes Verhalten aufweist. Bree hingegen ist geschockt als sie ein Kondom im Haus und die Wahrheit dahinter herausfindet.

Der übergangene Tom

Manchmal tut mir Tom richtig leid, wenn ich ihn beobachte, wie er sich nicht durchsetzen kann. Schon als er in #1.03 Die nackte Wahrheit auf die Kinder aufpassen musste, hatte er völlig versagt. In #1.07 Gewinner und Verlierer hatte Lynette die besseren Ideen für eine Kampagne und stahl ihm die Show bei einem Geschäftsessen. Nun wird er vom Chef übergangen und sein Kollege erhält die Beförderung, die er sich selbst so sehr wünscht. Lynette hat mit ihrer Bemerkung definitiv recht, dass er selbst mehr die Initiative ergreifen sollte. Wie es das launige Schicksal jedoch so will, fällt es Tom leichter, die gewünschte Beförderung im weiteren Verlauf zu erhalten. In der Szene als er so lästernd auf der Zuschauerbank des Baseballspiels sitzt, während sein Lästeropfer der Arbeitskollege den Herzinfarkt erleidet, ist ziemlich schwarzer Humor. Man sollte da eigentlich nicht lachen, aber es ist dennoch einfach amüsant dargestellt. Es ist ein Teil dieser Serie und mit einem Augenzwinkern zu betrachten.

Schmunzeln ließ mich Toms Aussage, er habe seinen Chef einen Dummkopf genannt. Das ist wirklich sehr gewagt, vor allem wenn man dann später mitbekommt, wer eigentlich seine Beförderung begünstigte. Nämlich die Frau des Chefs und das weiß Mr. Scavo nicht. Doch Mrs. Peterson gibt dies Lynette, die über Toms Offenbarung, nun mehr reisen zu müssen sehr verärgert ist, bekannt. Lynette wiederum führt mit ihrer wohl eher unbewussten Äußerung, dass sie fürchte Tom würde später bereuen so wenig Zuhause mitbekommen zu haben, zur Umkehr Toms Beförderung. So ist dieser am Ende völlig negativ überrascht, dass er dem neuen Posten wieder entzogen wird und erwähnt dies gegenüber Lynette. Am Ende sieht man noch wie Lynette mit Schuldgefühlen geplagt im Bett liegt, während zuvor Tom sich mit Lügen selbst besänftigt aufgrund der Enttäuschung.

Mit dieser Storyline hat man definitiv eine interessante Ausgangslage und Konfliktpotential kreiert. Früher oder später wird vermutlich Tom darüber Bescheid bekommen, was Lynette im Affekt heraus hinter dem Rücken bewirkt hat. Doch gebe ich auch zu, dass hier der Storyverlauf etwas tempoarm und unspektakulär ist, sodass er im Vergleich zu den anderen Geschichten etwas abfällt.

Alibi gewünscht

Susans Storyline hingegen, dreht diesmal richtig auf. Erst hadert sie damit die Sache mit dem Schmuck, bezüglich der toten Martha, der Polizei zu melden. Doch im Gespräch mit ihren Freundinnen bewegt sie sich doch dazu es zu tun. Genau genommen ruft Bree bei der Polizei im Einverständnis an. Mike, bei dem der Schmuck in der Garage gefunden wurde, wird daraufhin verhaftet und Susan zur Nacht befragt als Martha ermordet wurde. Als sie dadurch Mike ein stichfestes Alibi verschaffen kann, wirkt alles plötzlich wieder ganz harmonisch. Dennoch spürt man, dass nun noch mehr geschehen wird.

Und so kommt es dann auch. Susan wird erneut zu einer Befragung bezüglich Mike beordert; diesmal auf dem Polizeirevier. Für Julie die ideale Gelegenheit, auf Zachs Party aufzukreuzen. Für Susan hingegen sind die folgenden Stunden der wahre Horror, da sie erkennen muss, was Mike bereits Unschönes in der Vergangenheit machte. Er dealte mit Drogen, tötete sogar jemanden und saß deshalb im Gefängnis. Teri Hatcher spielt die Szene sehr überzeugend als sie die schockierte, mit ihren Emotionen ringende Susan mimt. Ihre spätere Reaktion darauf Mike gegenüber ist umstritten. Vielleicht hätte jemand anderes ihm doch die Gelegenheit gegeben alles zu erklären. Doch Susan glaubt ihm nicht mehr und ihr Vertrauen in ihn ist zerstört. In einer sehr emotionalen Szene macht sie ihm klar, dass sie ihn nicht mehr bei sich haben möchte. Somit ist die Romanze zwischen Mike und Susan vorüber und ich bin gespannt, ob es noch anders werden wird. Eine bewegende, da emotionale Storyline.

Auch die eher humorvolle Abschlussszene, in der Susan die Poolparty Zachs wegen Julie stürmt und dabei eine interessante Entdeckung macht, hat es in sich. Dass Mike lange in Haft bleiben wird, ist zu bezweifeln, da hier der reiche Noah bereits Schritte einleitet. Es sieht ganz nach eine Bestechung aus als er sich mit den Polizisten verabredet.

Gaby und der neue Gärtner

Bei den Solis' geht es diesmal auch eher dramatisch, aber dennoch ebenfalls lustig zu. Die Autoren beweisen Geschick, da sie hier gleich zwei Handlungsstränge weiter ausbauen. Zum Einen die zunehmenden Geldsorgen und zum Anderen ein aufdringlicher Justin, der sich regelrecht Gaby an den Hals wirft, was von Carlos jedoch unbemerkt bleibt.

Wer hätte gedacht, dass die zu Beginn der Staffel super reichen Solis' nun in solchen finanziellen Problemen stecken. Dafür ist Carlos selbst verantwortlich, da er in die Sklavenhandel-Geschichte verstrickt wurde und seit #1.09 Das Geständnis deswegen in der Patsche sitzt. Er hat Hausarrest und kann nicht arbeiten, während Gabys Jobs auch nicht der große Geldeinbringer darstellen. Diesmal wird aber null thematisiert, was Gaby eigentlich macht, aber vermutlich ist sie noch wie in der Vorfolge die nette Aushilfe im Kosmetikladen. Carlos wirkt auf mich etwas unbesonnen, da er die Rechnungen, die sich auftürmen, so gelassen hinnimmt. Am Ende muss er wie auch Gaby der Wahrheit ins Auge blicken und sie treffen eine fatale Entscheidung. Sie wollen das Haus verkaufen was vermutlich bedeutet, dass die Solis bald die Wisteria Lane verlassen werden. Wagen die Autoren tatsächlich diesen Schritt, frage ich mich da? Oder eilt den beiden erneut eine schicksalsträchtige günstige Aktion herbei? Wer weiß...

Justin, der Kumpel von John, bringt wieder Schwung in Gabys Geheimnis um die Affäre, die sie aktuell auf Eis gelegt hat. Immerhin weiß Justin durch John davon, und droht Mrs. Solis offen, Carlos einzuweihen, wenn sie nicht wenigstens einmal nett zu ihm ist. Man ist schon ziemlich verwundert über Justin in dieser Episode und genauso amüsiert. Die Doppeldeutigkeit seiner Aussagen sind sofort erkennbar. Schon als er anfangs erwähnt, dass er sich um Gabys Garten kümmern möchte, ist sofort zwischen den Zeilen zu erkennen, was er beabsichtigt. So wird man als Zuschauer ziemlich an der Nase herum geführt, denn letztendlich erfährt man die volle Wahrheit hinter Justins Benehmen. Er fürchtet schwul zu sein und will sich daher mit einer diskreten Ehefrau austesten. Wow, darauf wäre ich bei Justin jetzt nicht gekommen. Gaby erwähnt, dass sie es mutig findet, dass sich Justin der Wahrheit stellt - ein gelungener Seitenhieb zu ihrer eigenen unsicheren Lage. Es gefällt mir sehr, wie man die Handlungsstränge hier fein miteinander verknüpft. Nachdem Justin übrigens erwähnt, dass er Gabys Affäre niemals verraten würde, lässt sich diese zu einem Kuss hinreißen. Da Justin dabei nichts fühlt, ist er für Gaby definitiv schwul.

Am Ende werden wir noch Zeuge davon, welchen Jungen Justin im Gespräch mit Gaby meint, nämlich niemand geringeres als Andrew Van De Kamp, dem man auch nicht an der Nasenspitze ansieht, dass er auf Männer stehen würde. Interessanter Clou der Autoren und ich bin mega gespannt auf die Reaktion von Bree, sollte sie jemals dahinter kommen. Sie wird wohl anders reagieren als Susan, welche die beiden am Schluss im Pool erwischt. Bestimmt weniger gelassen und vermutlich auch weniger tollpatschig, da Susan über sämtliche Liegen am Pool stürzt nach ihrer Entdeckung.

Aufruhr wegen eines Kondoms bei den Van de Kamps

Dass Bree weniger cool auf Andrews Geheimnis reagieren wird, beweist die Story mit dem Kondom. Die Szene ist wirklich witzig, als sie zu Beginn Rex verdächtigt und diesen anbrüllt. Völlig hysterisch wirkt sie dabei und Rex' Bemühungen, dass sie sich beruhigt, strengten meine Lachmuskeln dieses Mal wirklich richtig an. Völlig klischeéhaft werden natürlich zuerst die Männer im Van de Kamps-Haus verdächtigt. Die Verwunderung ist dann natürlich groß, dass Danielle diejenige ist, die beabsichtigt mit einem Jungen zu schlafen.

Und Danielle ist es, die hier der Van de Kamp-Story die Krone aufsetzt. Als Bree ihr nämlich ausreden möchte, sich John sexuell hinzugeben, meint diese es sei ja nur Sex. Nie und nimmer hätte sich Bree so eine Einstellung bei ihrer Tochter gewünscht. Es ist lustig zu erkennen, wie sich Andrew und auch Danielle in unmoralische Richtungen entwickeln, während Bree so zwanghaft exakt das Gegenteil anstrebt. Auf unmoralischen Terrain bewegt sich Bree jedoch selbst und geht hinter Danielles Rücken zu John. Sie überzeugt diesen davon, Danielle brutal von sich abzuweisen, was diesem eh leicht fällt, da er insgeheim in Gaby verschossen ist. Die Szenen auf Zachs Party sind dann, wie zuvor zu erwarten war, dramatisch, da John wie geplant mit Danielle Schluss macht und diese das sehr emotional aufnimmt. Bree hat ihr Ziel also erreicht kann man sagen. Ob sie damit jedoch auch erzielt hat, dass sich Danielle nicht so schnell sexuell einem Kerl hingibt, ist eine andere Frage und stark zu bezweifeln.

Zachs Poolparty

Die wichtigsten Situationen erwähnte ich bereits, doch auch rund um Zach selbst ist es hier spannend. Er zeigt ein bedrohliches Verhalten auf und ist regelrecht zum Fürchten. Er wird von Andrew und dessen Kumpels auf der Party gehänselt und erwähnt darauf zu wissen, wo die Waffe seiner Mutter ist. Kurz: Er gibt zu verstehen leicht mit Andrew auf diese Weise fertig zu werden. Bei seinem labilen Zustand ist es klar, dass Julie dies nicht einfach so hinnimmt. Verständlicherweise zieht sie sich somit zurück von dem mysteriösen Youngs-Kerl. Apropos: Wo war Paul bei der Poolparty? Naja, es wird wohl nicht so seine Sache sein aber interessant ist es, dass er nun Zach soviel erlaubt. Da hat sich wohl das Vater-Sohn-Verhältnis aufgebessert seit Zachs Erpressungstaktik in #1.13 Ertappt, damit diese nicht wegziehen. Doch wie geht es nun mit Julie und Zach weiter? Und wieso lässt Paul die Waffe von seiner verstorbenen Frau nicht verschwinden? Oder versteckt diese vor dem labilen Zach? So ist doch klar, dass dieser jederzeit zur Gefahr werden kann. Die Youngs bleiben weiterhin seltsam und die Story daher auch spannend.

Fazit

Eine beinahe perfekte "Desperate Housewives"-Episode. Lediglich der als Vorbereitung wirkende, konfliktschaffende Storyansatz bei den Scavos rund um Toms verpatzter Beförderung schwächelt leicht. Susans Drama um Mike, die Geldsorgen bei den Solis', das sexuelle Outing von Justin und Andrew, wie auch die Aufruhr wegen des Kondoms bei Bree sind alles sehr gelungen inszenierte Szenarien.

Samuel W. - myFanbase

Die Serie "Desperate Housewives" ansehen:


Vorherige Review:
#1.14 Liebe liegt in der Luft
Alle ReviewsNächste Review:
#1.16 Das kleine schwarze Buch

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Desperate Housewives" über die Folge #1.15 Lauter Lügen diskutieren.