Review: #3.08 Rat' mal, wer zum Essen kommt

"Who would I rather spend my time with. My family who thinks I'm a idiot or my friends... who think I am a idiot?" (Pacey)

Die Thanksgiving-Episode von Dawson's Creek macht mit den Charakteren wieder einmal das, was bei Dawson's Creek schon immer erfolgreich war: Sie alle in einen Raum einsperren. Und wenn das nicht geht, so doch zumindestens in einen Garten.

Nicht nur Dawson wird bei der heimischen Familienidylle stutzig, die sich ihm da präsentiert. Der Grund für diese heile Welt ist das genaue Gegenteil vom Gespielten, nämlich das endgültige Aus für die Familie. Dass man diesen langen Konflikt quasi nebenbei abschliesst, mag überraschen, wirkt jedoch gleichzeitig auch gut, denn die Serie beweist damit, dass sie nicht alles im Vordergrund bis zur letzten Sekunde ausquetschen muss, sondern lang bearbeitete Konflikte auch 'nebenher' abschliessen kann, weil sie immer noch genügend Konfliktstoff parat hat. Damit vermittelt die Serie gewißermaßen eine Selbstsicherheit, die Inbegriff der Entwicklungen der letzten Episoden ist, die sie sie zurecht haben lässt.

Weitaus vordergründiger und bewegender behandelt wird dagegen das Zusammenspiel zwischen Dawson und Joey. Bereits als sich alle vor dem Ryan-Haus treffen, fällt die sehr lockere Art auf, wie sich beide begegnen. Dieses soll sich fortsetzen und wir erleben wieder einmal jene knisterende Spannung zwischen den beiden, die wir bereits in der zweiten Staffel sahen. Ihre Gespräche sind zusammengefasst eine Reihe von Andeutungen und Sticheleien, die unmißverständlich ausdrücken, was beide füreinander empfinden. Dennoch: Da ist dieser Keil zwischen beiden, die Angst vor einem erneuten Bruch, der wie ein Zahnstocher zwischen zwei Felsspalten die Distanz hält. Bislang noch mit Erfolg, doch wir erleben dennoch ein herrliches Zusammenspiel.

Weltbewegend kann man aber schon nennen, was die Autoren mit Jen machten. Das Auftauchen ihrer Mutter in Capeside soll drei Jahre DC in einem ganz anderen Licht erstrahlen lassen. Aus Jen, die wegen ihres unsittlichen Verhaltens nach Capeside 'verdammt' wurde, wird Jen als Opfer einer kaputten Familie. Geschickt bildete man den Übergang dazu, indem man Jen das auch nicht wirklich wissen ließ, was aber ihrem Charakter in der Serie ein ganz andere Bedeutung zukommen lässt. Plötzlich gelingen sogar die Dialoge mit den anderen Charakteren und mit Pacey hat man - wenn man mal von dem wirklich unsinnigen Pakt absieht - auch eine gute Wahl für einen neuen Bekannten getroffen, da dieser die Erfahrungen Jens gewißermaßen teilt. Was uns bisher nicht aufgefallen ist, war, dass beide eigentlich sogar sehr viele Gemeinsamkeiten haben. Neben der familiären Situation, nicht akzeptiert zu werden, auch die 'so große' Erfahrung, die für sie alles etwas komplizierter macht. Kurz und gut: Die dritte Staffel erscheint immer mehr im Licht der Jen-Veränderung. Ein neuer Freund, Henry, die bessere Integration in den anderen Freundeskreis, ein plausiblerer Hintergrund, die Anpassung ans Umfeld, genauergesagt an Grams sowie die ominöse Halbschwester, Eve, die uns zwar ein paar Episoden lang irgendwie nerven sollte, aber dennoch im Gesamtzusammenhang zumindestens gewinnbringend verarbeitet wurde.

Doch wo wir gerade bei Pacey sind, steht natürlich auch noch sein Verhältnis zu Andie aus. Es ist ein kompliziertes Verhältnis, bestehend aus gegenseitigem Interesse auf der einen Seite und die vermeintlichen Notwendigkeiten auf der anderen. Pacey will nichts mit Andie zu tun haben, weil sie das tat, was sie tat. Also gewißermaßen wegen ihrer Art, die sich scheinbar erst während der Therapie enthüllte. Umgekehrt bereut Andie ihren Fehltritt, kann ihn aber auch nicht mehr rückgängig machen. Rein gefühlsmässig leidet Pacey auch unter der Situation, aber er bringt es einfach nicht fertig, ihr eine Chance zur Bewährung einzuräumen. Es ist ein verflixter Konflikt, geprägt von nachvollziehbaren Gründen, die gleichermaßen aber auch wieder nicht nachvollziehbar erscheinen. Je nachdem, aus welcher Sichtweise man das Verhältnis betrachtet. Am Ende soll dann die Vernunft siegen und Pacey räumt Andie zumindestens eine Chance auf eine Freundschaft ein, man sitzt gemeinsam am Lagerfeuer.

Und das ist auch das eigentliche Happy End dieser Episode, alle Charaktere nach langem mal wieder gemeinsam versammelt zu sehen. Über unzählige Episoden hinweg gingen sie jetzt getrennter Wege, drifteten auseinander, bildeten neue Konstellationen. Am Ende dann doch wieder die Gemeinschaft, ein schönes Bild, auf das wir in dieser neuen Staffel so vergeblich lange gewartet haben.

Alles in allem somit eine sehr gute, bewegende Episode, die sich durchaus mit den Highlights der zweiten Staffel messen kann. Mit Jen und ihrem Hintergrund zeigt man neue Aspekte auf, gibt neue Impulse, ohne bekannte Vorgehensweisen über Bord zu werfen, so wie das am Anfang der Staffel mit Eve der Fall war. Die Autoren zeigen, dass sie inzwischen anscheinend ein Konzept gefunden haben, was man in der dritten Staffel machen kann, nachdem das Auf-und-Ab der ersten beiden Staffeln an einem Punkt angekommen war, an dem ohne Regruppierungen es nicht mehr möglich gewesen wäre, Handlungen zu zeigen, die nicht irgendwie eine Wiederholung des vorhandenen darstellen.

Malte Kirchner

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